DARMSTADT - Der Nächste bitte: Die Darmstädter Schenck Process GmbH hat abermals einen neuen Finanzinvestor, den nunmehr dritten. Der aus dem filetierten Schenck-Konzern hervorgegangene selbsternannte Weltmarktführer in der industriellen Prozesstechnik wechselt vom skandinavisch-britischen Investor Industri Kapital (IK) für geschätzte 700 Millionen Euro den Eigentümer und gehört künftig zu Blackstone – ein Name, der zuletzt eher durch missglückte Übernahmen aufgefallen ist, aber mit der aus dem Hoechst-Konzern abgespaltenen Chemiefirma Celanese 2004 das Thema Privat Equity hierzulande erst bekannt gemacht hatte. Letztlich mündete das in der öffentlichen Diskussion über Heuschrecken.
Ziel: Organisch wachsen und durch Zukäufe
Am Anfang stand ein Notverkauf der damals klammen Mutter Dürr AG. Für 205 Millionen ging Process an HG Capital. Es folgte IK, die bereits 450 Millionen Euro zahlte. Wenn Blackstone weiterzieht in einigen Jahren, was das Geschäftsmodell von Finanzinvestoren ausmacht, muss die Rendite sich also erneut deutlich erhöht haben. „Wir kennen noch keine Details, machen uns aber keine Sorgen ums Unternehmen“, so der Betriebsratsvorsitzende Marco Müller am Freitag. Schenck Process solle organisch wachsen, ließ Blackstone mitteilen. Aber auch durch Zukäufe. In der Belegschaft der Technologiefirma, die weltweit 2300 Beschäftigte hat, davon rund 450 am Stammsitz Darmstadt, gehe jedenfalls nicht die Angst um, so Müller. Der Umsatz von rund 550 Millionen Euro 2017, ein geplantes operatives Ergebnis von 85 Millionen und die aktuell gute Auftragslage stimmten zuversichtlich.
Jochen Homburg, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Darmstadt, hielt sich mit einer Bewertung zurück. „Wir haben den Deal zur Kenntnis genommen, freuen uns, dass in Südhessen investiert wird.“ Für Andreas Evertz, Chef der Schenck-Process-Group, ist Blackstone der ideale neue Partner durch seine Branchenerfahrung und die Finanzstärke.
IK wollte Schenck Process schon längst abgegeben haben, doch kam die Finanzkrise dazwischen, so dass sich das Engagement in Darmstadt auf zehn Jahre belief; rund doppelt so lange wie sonst üblich.
The Blackstone Group L.P. ist eine an der Börse notierte amerikanische Investmentgesellschaft mit Hauptsitz in New York. Der Wert der Beteiligungen liegt bei rund 370 Milliarden Dollar. Mit Schenck Process hat man nun ein Unternehmen im Portfolio, das sich vom Maschinenbauer zu einem service- und lösungsorientierten Anbieter hochwertiger Investitionsgüter entwickelt hat. Und das in einer Vielzahl von Branchen, wo die Anlagen zur Regelung und Erfassung von Warenströmen genutzt werden, zum Wiegen und Dosieren. Kunden gibt es im Minengeschäft, in der Stahl- und Zementindustrie oder in der Chemie, bei Pharma oder in der Nahrungsmittel-Produktion. In Deutschland bleiben nur 15 Prozent der Produkte, was die globale Aufstellung unterstreicht.