Blechwaren: Effizienz steht über allem

Geschäftsführer Hugo S. Trappmann und seine Schwester Annika Trappmann, die am Energiekonzept mitgewirkt hat.  Foto: Kaminsky

Seit Juni 2016 ist das Wachsen des gewaltigen Komplexes der Blechwarenfabrik Limburg (BL) an der Bundesstraße 49 im Limburger Stadtteil Offheim unübersehbar.

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Limburg. Seit Juni 2016 ist das Wachsen des gewaltigen Komplexes der Blechwarenfabrik Limburg (BL) an der Bundesstraß;e 49 im Limburger Stadtteil Offheim unübersehbar.

Doch nicht Expansion, sondern Effizienz ist der Grundgedanke für den Neubau. Mit einer verbesserten Infrastruktur und durch optimierte Produktionsprozesse reduzieren sich die Produktionsflächen am neuen Standort auf rund 22 000 Quadratmeter, das entspricht etwas mehr als drei Fuß;ballfeldern. Sie sind damit rund ein Drittel kleiner als bisher.

"Es war und ist für mich eine beglückende Herausforderung, das System Blechwarenfabrik mit einem tollen Team von Grund auf neu zu konzipieren", sagte Geschäftsführer Hugo S. Trappmann. "Eine solche Möglichkeit bekommt man sicherlich nicht oft im Leben." Durch den Neubau würde es möglich, den groß;en technologischen Wandel umzusetzen und dabei sowohl den Anforderungen der Gesellschaft in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften als auch den Ansprüchen der Belegschaft gerecht zu werden.

Die Themen Transparenz, Effizienz und Flexibilität spielen in der Weiterentwicklung der BL eine wichtige Rolle. "Durch moderne Kommunikationstechnologien erreichen wir eine neue Dimension des Arbeitens: Egal wo man sich im neuen Werk befindet, es werden alle benötigten Daten transparent vorliegen, um schnellstmöglich agieren zu können", erklärt der 35-jährige Trappmann.

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Das solle aber nicht zum Verzicht auf den persönlichen und kollegialen Kontakt führen. "Durch die räumliche Nähe zwischen Verwaltung und Produktion, eine Architektur nach dem Campus-Prinzip mit flexiblen Arbeitsplätzen sowie einer kompletten Ausrichtung des Unternehmens nach dem Lean-Management-Prinzip soll am neuen Standort eine Vernetzung innerhalb des Unternehmens gefördert und das Miteinander gestärkt werden."

Aktuell beschäftig das Unternehmen 300 Menschen, davon 27 Auszubildende und Studenten. Fraglos sei es eine der Herausforderungen, die vorhandene Mitarbeiterstruktur in das digitale Zeitalter zu überführen, bemerkt Trappmann und ergänzt: "Trotzdem wollen wir den Wandel ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen."

Seit 1872 stellt das Limburger Unternehmen Metallverpackungen her, vornehmlich für Lacke, Farben und chemisch-technische Produkte. "Verpackungen haben ja generell ein negatives Image", bedauert der Geschäftsführer. Allerdings sei der Wertstoff Weiß;blech als Metall unendlich oft ohne Qualitätsverlust recycelbar und dies nicht nur in der Theorie sondern bei einer Recyclingrate von 93 Prozent auch in der Praxis. Zwar habe man mit dem hohen Energieverbrauch bei der Herstellung zu kämpfen, doch läge nach Ansicht von Trappmann das langfristige Problem der Menschheit nicht im Bereich Energie, sondern beim Verbrauch endlicher Ressourcen. Um hier gegenzusteuern, flösse im neuen Werk der beim Stanzen von runden Deckeln und Böden der Blechdosen entstehende Abfall komplett in ein Kreislaufsystem zur Wiederverwendung.

Ein Teil der Kosten für die Investition soll sich durch Energieeinsparung amortisieren

Pro Jahr verarbeitet die Blechwarenfabrik 21 000 Tonnen Weiß;blech – das entspricht dem Gewicht von drei Eiffeltürmen, verdeutlicht die Geschäftsleitung. Ehe das in Tafeln angelieferte Blech zu einer fertigen Dose wird, muss es drei Produktionsschritte durchlaufen: Das veredeln der Bleche durch Lackierung, Kaschierung und Bedruckung, das Stanzen der Halbteile, also von Böden, Ringen und Deckeln, sowie die Endmontage der Dose. Insbesondere das zweischichtige Lackieren beider Seiten bestehe aus Prozessen mit sehr hohem Energiebedarf. Doch würden sowohl die sich dabei entwickelnden flüchtigen Gase wie auch die Abwärme sinnvoll genutzt.

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"Unsere neuen Gebäude brauchen keine konventionelle Heizung und im Sommer kann die Hitze zum Temperieren der Räume umgewandelt werden", so Annika Trappmann (26), die seit 2014 für Energie, Projektierung und Marketing der BL zuständig ist. Auch eine riesige Photovoltaikanlage, die bei optimaler Sonneneinstrahlung 750 Kilowatt pro Stunde liefern soll, gehöre in das energetische Konzept. So führe der Neubau unterm Strich zu einer 50-prozentigen Energieeinsparung wodurch sich bereits ein guter Teil der auf insgesamt 35 Millionen Euro bezifferten Investitionen amortisiere.

Vom ersten Spatenstich bis zum Abschluss aller Arbeiten für den neuen Standort der BL im Offheimer Industriegebiet sind dreieinhalb Jahre veranschlagt.

"Wir wollen Produktion und Verwaltung bis Mitte 2018 fertig bekommen, um dann – wenn alles gut läuft – mit dem Umzugsprozess zu starten", erklärt Annika Trappmann.

Durch die in den vergangenen Jahrzehnten fortwährend erweiterte und umgebaute Blechwarenfabrik in Limburg hätte man mit dem hauseigenen technischen Dienst schon eine gewisse Routine im Ab- und Aufbau der Maschinen gewonnen.

Aktuell würde bereits mit dem Einfahren von neuer Infrastruktur begonnen, und zwar mit dem markanten Hochregallager, welches das Lager in Diez ersetzt. Was schlussendlich mit der Liegenschaft an der Stiftstraß;e passiert, ist noch unklar. "Erst einmal behalten wir den hinteren Teil aus der Bauphase 2000, wo unser Dienstleitungszentrum für Sonderaufträge – wir nennen es die Blechwaren-Manufaktur – mit Maschinen, die nicht so auf den Materialfluss angewiesen sind, untergebracht ist", erklärt Hugo S. Trappmann.

Er würde auß;erdem gern das stadtnah gelegene, vierstöckige historische Fabrikgebäude in Wohn- und Dienstleistungsraum wandeln. So würden im Sinne des nachhaltigen Handelns durch den Umzug auch keine zusätzlichen Flächen verbraucht. (Foto: Kaminsky)