DTB-Präsident Ulrich Klaus spricht nach der Davis-Cup-Partie in Frankfurt über die Kritik an der Reform, die dem Verband aber auch viel Geld einbringen könnte.
FRANKFURT - Ulrich Klaus gehört als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes zu den scharfen Kritikern der Davis-Cup-Reform. Nach dem mit 5:0 gewonnenen Heimspiel gegen Ungarn in Frankfurt spricht er über Schockstarre, viel Geld und auch den Fed Cup am nächsten Wochenende in Braunschweig.
Herr Klaus, das war‘s erstmal mit dem Davis Cup in Deutschland…
Wir fahren zwar im November nach Madrid zum Finalturnier, aber für zu Hause war‘s das. Das ist schade. Alexander Zverev hat es ja auf den Punkt gebracht, dass er unbedingt vor seinen Fans spielen will. Und das werden wir in Zukunft vermissen.
Und dass er dafür kämpft, das alte Format wieder zu bekommen.
Ich habe seine Ansprache an das Publikum dem neben mir sitzenden Verantwortlichen des ITF (Tennis-Weltverband) übersetzt. Er hat die Schockstarre bekommen. Das hat mich sehr gefreut, also die Schockstarre. Ich bin aber auch dagegen, jetzt das ganze Jahr nur zu klagen. Wir müssen das Finalturnier einmal spielen und sehen, wie das ausgeht. Ich glaube aber nicht, dass sich das neue Format lange halten wird.
Gab es denn irgendetwas Gutes, das sie der Premiere des neuen Formats abgewinnen können?
Wir haben wenigstens schon ganz am Anfang der Diskussion durchgesetzt, dass es noch eine Heim- oder Auswärtspartie nach dem alten Muster gibt. Und auch das kompaktere Format hat der DTB schon immer gewünscht. Zwei Gewinnsätze sind eine gute Lösung und vor allem, dass nur Freitag und Samstag gespielt wird. Die Spieler freuen sich, dass sie gemütlich weiterreisen können oder mal einen freien Tag haben.
Es sind Zahlen im Gespräch, die hören sich nach unmoralischem Angebot an: Drei Milliarden Euro in 25 Jahren. Wie muss man die bewerten?
Das ist unmoralisch, für 25 Jahre kann man keinen Vertrag schließen. Alleine, wie die Entscheidung gefallen ist, ist für mich schon unmoralisch. Es wurde für Stimmen geworben mit Geld, das bis heute noch gar nicht da ist.
Hätte der DTB denn auch etwas von dem Geld, wenn es da ist?
Wenn wir nach Madrid fahren, profitieren wir als DTB sehr. Je mehr Runden wir weiterkommen, desto größer ist der Profit. Aber darum ging es uns nicht. Uns ging es darum, die eigenen Spieler vor heimischem Publikum präsentieren zu können.
Gibt es die gleiche Diskussion eigentlich auch im Fed Cup?
So wie man uns das mitgeteilt, hat, wird in diesem Jahr noch nach dem alten Muster gespielt, aber 2020 wird es das gleiche Format sein. Man hatte für dieses Jahr noch keinen Sponsor gefunden. So weit ich gehört habe, ist das dann auch die für den Davis Cup verantwortliche Firma Kosmos.
Auf die Damen wartet mit Weißrussland eine ungleich schwerere Aufgabe als die Männer mit Ungarn hatten.
Es wird ein hartes Stück Arbeit. Zumal wir mit einer Mannschaft antreten müssen, in der die besten Zwei fehlen. Ich freue mich aber, dass Andrea Petkovic kommt. Sie ist im Team die Nummer eins. Ich geb ihr gute Chancen. Wenn sie einen guten Tag hat, kann sie viel bewegen. Als Typ sowieso. Sie ist in der Mannschaft immer ein Muntermacher.
Das Interview führte Udo Döring.