Die Verantwortlichen des Hessischen Fußball-Verbandes bringen das Saisonende auf den Weg. Ein virtueller Verbandstag muss die Entscheidung noch absegnen.
Abpfiff: Die Spielzeit 2019/2020 ist beendet und wird als unvollendete "Corona-Saison" in die Geschichtsbücher des Fußballs eingehen. Symbolfoto: René Weiss
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FRANKFURT (bk). Der 16. Mai 2020 ist ein historischer Tag für den Fußball in Hessen und wird seinen Platz in den Geschichtsbüchern finden. An diesem Samstag haben die Verantwortlichen im Hessischen Fußball-Verband (HFV) entschieden, dass die nach dem Spieltag am 8. März unterbrochene Saison 2019/2020 nicht mehr fortgesetzt, sondern beendet wird. Darauf verständigten sich Vorstand, Spielausschuss und Kreisfußballwarte am Vormittag in einer Videokonferenz.
Eine Überraschung ist diese Entscheidung nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen freilich nicht, denn flächendeckend hatten sich die Vereine in Hessens Fußballkreisen für einen Abbruch ausgesprochen - zumeist mit einem klaren Votum.
Zudem legten die Entscheidungsträger im HFV fest, dass die Teams auf den Aufstiegsplätzen - in einigen Spielklassen ist das neben dem Tabellenführer auch der Zweitplatzierte - aufsteigen und es keine Absteiger geben wird. Der "Corona-Meister" und sein Mitaufsteiger werden nicht anhand der aktuellen Rangliste ermittelt, sondern durch die so genannte Quotientenregelung. Dabei wird die Punktezahl durch die absolvierten Spiele dividiert und mit dem Faktor 100 multipliziert. Dadurch soll die unterschiedliche Anzahl an ausgetragenen Partien ausgeglichen werden. Diese Regelung sorgt in manchen Tableaus für Wechsel auf den für den Aufstieg relevanten Plätzen.
Die Pokalwettbewerbe werden noch nicht abgebrochen, sollen zu Ende gespielt werden, wenn das denn noch möglich sein sollte.
Die am Samstag getroffene Entscheidung muss nun noch auf einem zu terminierenden virtuellen Verbandstag, am 13. oder 20. Juni, von den Delegierten bestätigt werden - nicht mehr als ein formaljuristischer Akt. In einer Pressemitteilung des HFV heißt es dazu: "Der Verbandsvorstand empfiehlt den Delegierten einstimmig, dass die Saison 2019/2020 zum 30. Juni 2020 beendet wird und die Wertung mit Hilfe der Quotienten-Regelung mit Aufsteigern gemäß des Spielgeschehens der Saison 2019/2020, aber ohne Absteiger erfolgen soll."
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Weitere wählbare Möglichkeiten seien die Fortführung der Saison über den 30. Juni hinaus und das vorzeitige Saisonende mit Quotienten-Regelung unter Ermittlung der Auf- und Absteiger gemäß des bestehenden Spielgeschehens.
Die Grundlage für diese Empfehlung bildeten die 32 Kreiskonferenzen, die in den letzten beiden Wochen durchgeführt wurden. Die entsprechenden Kreisfußballwarte hatten die Stimmungsbilder aus ihren Kreisen an die zuständigen Regionalbeauftragten weiter gegeben. Die gesammelten Ergebnisse wurden vom Verbandsspielausschuss zu dieser Empfehlung für den Verbandsvorstand verarbeitet, der diese im Rahmen seiner Sitzung befürwortete.
Bei ihrer Entscheidung hätten Präsidium und Verbandsvorstand "zahlreiche Aspekte berücksichtigt, wie die behördliche Verordnungslage, der Umgang mit übergeordneten Spielklassen, speziell Regionalliga Südwest und 3. Liga, Frauen-Regionalliga Süd, Junioren-Bundesliga, B-Juniorinnen-Bundesliga, Hessenpokalsieger Männer und Frauen, und die Zeitschiene, wenn die Saison 2019/2020 über den 30. Juni hinaus fortgeführt würde sowie unmittelbare Auswirkungen daraus auf eine potentielle Saison 2020/2021". Zugleich hätten notwendige Satzungsänderungen im Falle einer Fortführung der Saison 2019/2020 über den 30. Juni hinaus sowie unmittelbare Auswirkungen auf eine potentielle Saison 2020/2021 eine Rolle, ebenso wie die sportliche Fairness und Ergebnisberücksichtigung der bisher erbrachten Leistungen eine Rolle gespielt. Ferner sie die Wirkung der Quotienten-Regelung auf die bisherigen Tabellenstände und eventuelle Härtefälle bemessen worden.
"Bedauernd nehmen Präsidium und Verbandsvorstand zur Kenntnis, dass es keine generelle und für den gesamten Amateurfußball in Deutschland einheitliche Regelung geben wird. Diese wünschenswerte Variante muss nunmehr durch Einzelentscheidungen des DFB sowie der Landesverbände ersetzt werden", schreibt Matthias Gast,Referent Öffentlichkeitsarbeit im HFV, in seiner Mitteilung.
"Im Umgang mit dem HFV-Spielbetrieb haben wir um Geduld und Besonnenheit zur Realisierung der besten Lösung geworben. Vor dem Hintergrund der aktuellen behördlichen Verfügungslage und nach der Einbeziehung des Rats von Experten sowie der Meinung der Vereine in das Prozedere, favorisieren wir die von einem Großteil der Vereine gewünschte Lösung in Verbindung mit deren Machbarkeit und Rechtssicherheit. Uns ist bewusst, dass nicht alle Vereine diesen Standpunkt teilen, aber leider ist aufgrund der speziellen Situation eine Lösung, die die Zustimmung aller HFV-Vereine findet, nicht möglich. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass wir der optimalen, gerechtesten und vereinsfreundlichsten Lösung hiermit am nächsten kommen", erklärte Präsident Stefan Reuß.
Die Empfehlung, das Spieljahr 2019/20 am 30. Juni zu beenden, sieht keine weiteren Meisterschaftsspiele des laufenden Spieljahres mehr vor. Die direkten Aufsteiger sollen über den Quotienten aus erzielten Gewinnpunkten und ausgetragenen Spielen ermittelt werden. Meister und direkter Aufsteiger ist die Mannschaft mit dem höchsten Quotienten. In Staffeln, in denen weitere Mannschaften direktes Aufstiegsrecht besitzen, wird auch diese Platzierung ermittelt und die Mannschaft steigt auf. Auf diese Weise sei gewährleistet, dass die Aufsteiger anhand sportlicher Kriterien ermittelt werden können, und zwar rechtzeitig für die Teilnahme am Spielbetrieb der übergeordneten Liga im Spieljahr 2020/21.
"Im Vorfeld des außerordentlichen Verbandstages muss die Frage, wie mit dem Thema Relegation und Aufstiegsspiele umzugehen ist, noch abschließend geklärt werden. Hierzu wird eine rechtliche Prüfung erfolgen und auch die Entscheidungen übergeordneter Ligen werden mit berücksichtigt", bleibt laut Pressemitteilung noch ein Türchen für die Aufstiegsreleganten offen.
Vor dem Hintergrund, dass ein Abstieg nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich in der Regel schwerer wiegt als ein Nichtaufstieg, sollen keine Absteiger ermittelt werden. Diese Regelung bringt mit sich, dass in folgenden Spielzeiten eine Regulierung der Ligen durch eine erhöhte Zahl an Absteigern erfolgen muss. Dieses genaue Prozedere und weitere Regelungen wie beispielsweise Wechselrechte müssen nun satzungsgemäß angepasst werden.
Bezüglich des Verfahrens der Pokalwettbewerbe sind ebenfalls unterschiedliche Szenarien diskutiert worden. Hierfür werden kurzfristig Lösungen erarbeitet.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16.05.2020 um 14:12 Uhr publiziert.