Darmstadt spielt ein weiteres Jahr zweite Liga: Mit dem 3:1-Sieg gegen Tabellenführer Bochum hat Darmstadt 98 endgültig die Klasse gehalten.
DARMSTADT. 75 Minuten weitgehend langweiliger Zweitliga-Fußball, dann eine packende Schlussphase: Mit dem 3:1-Sieg gegen Tabellenführer VfL Bochum hat der SV Darmstadt 98 auch letzte Zweifel im Kampf um den Klassenerhalt beseitigt. Innerhalb von sieben Minuten machten die Darmstädter aus einem 0:1 einen 3:1-Sieg. Christian Clemens (79.) sowie Torjäger Serdar Dursun (81./85.) sorgten in einer spektakulären Schlussphase für einen bis zur 75. Minute nicht für möglich gehaltenen Erfolg.
Bei den Lilien stand nach zweiwöchiger Verletzungspause Marcel Schuhen wieder zwischen den Pfosten. Carl Klaus, der ihn beim 2:2 gegen Greuther Fürth sowie beim 3:1-Sieg in Würzburg glänzend vertreten hatte, wich ins zweite Glied zurück. Tim Skarke und Marvin Mehlem erhielten im Mittelfeld den Vorzug vor Mathias Honsak und Tobias Kempe.
Öde erste Halbzeit
In die Kategorie der Fußballkrimis wird die erste Halbzeit sicherlich nicht eingestuft. Es waren weitgehend langweilige und öde 45 Minuten, in denen beide Torhüter keine Bewährungschancen erhielten. Bochum hatte in den ersten 20 Minuten mehr Ballbesitz, kam aber nicht gefährlich vors Darmstädter Tor. Die Lilien wiederum lauerten vergeblich auf Konterchancen, das in den letzten Wochen so gut funktionierende Umschaltspiel kam nicht zum Tragen. Die Darmstädter ließen Bochum gewähren – der Spitzenreiter aber beließ es bei Ballpassagen, in der eigenen Hälfte oder zögerlich Richtung Darmstädter Tor.
Lediglich zwei Torschüsse gab der SV 98 im ersten Abschnitt ab. Skarke verzog aus 20 Metern (8.), Berko verfehlte das Bochumer Tor knapp (11.). Nach 20 Minuten verflachte die Partie immer mehr. Tabellenführer Bochum, angesichts von sechs Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Greuther Fürth in einer komfortablen Ausgangssituation, ging kein Risiko. Ähnlich verhielt es sich bei den Lilien. Warum Vollgas geben, wenn bereits ein Punkt reicht, um auch die letzten theoretischen Zweifel am Klassenerhalt auszuräumen?
Schuhen bekam nur drei Bälle zu halten, die in anderen Spielen nicht einmal auf dem Notizzettel für Chancen aufgetaucht wären. Eine Flanke Herbert Bockhorn (8.), eine weitere von Gerrit Holtmann (14.) sowie ein harmloses Schüsschen von Robert Zulj waren beim besten Willen nicht als gefährlich einzustufen. Nur gut, dass die Partie vor leeren Rängen stattfand. Das Spiel riss keinen vom Hocker und hätte wahrscheinlich frühzeitig für Gedränge an den Imbissständen gesorgt.
Dursun dreht am Ende auf
Darmstadt begann die zweite Hälfte zielstrebiger und hatte durch Dursun nach Vorarbeit von Berko die erste Chance, doch Patrick Drewes parierte (47.). Doch das war nur ein Strohfeuer. Erstmals halbwegs gefährlich vor dem Darmstädter Tor wurde es in der 57. Minute, doch Lukas Mai klärte resolut vor Simon Zoller.
Das Spiel war im Mittelfeld nun durchaus intensiv, aber eben auch nur dort. Keine der beiden Mannschaften fand ein Mittel, um die engmaschige Defensive des Gegners zu knacken. Und der letzte Wille, auf Sieg zu spielen, ging beiden Teams ebenfalls ab. Wobei Bochum noch den Hauch von zielstrebiger wirkte. Doch es musste letztlich ein Standard herhalten, um zu einem Treffer zu kommen. In der 74. Minute landete nach einem Eckball der Ball beim völlig freistehenden Robert Tesche, der Lilien-Torhüter Schuhen mit einem satten Volleyschuss keine Chance ließ.
Doch der SV 98 schlug zurück und kam in der 79. Minute durch den gerade erst eingewechselten Christian Clemens zum Ausgleich. Und plötzlich kam mächtig Fahrt ins Spiel. Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich zog Mathias Honsak (wie Clemens gerade erst eingewechselt) auf und davon. Seinen präzisen Pass verwertete Torjäger Dursun zum 2:1 für den SV 98. Und er setzte in der 85. Minute nach Vorarbeit von Clemens mit dem 3:1 gar noch einen drauf. Ein verrücktes Spiel.
Von Jens-Jörg Wannemacher