Mathias Wittek: „Kein Gegner beherrscht Darmstadt 98“

aus SV Darmstadt 98

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Man kennt und schätzt sich: Mathias Wittek im März 2015 mit seinem damaligen Heidenheimer Trainer Frank Schmidt, der seit mittlerweile fünfzehneinhalb Jahren dort tätig ist.
© imago

Der frühere Abwehrspieler der Lilien und des 1. FC Heidenheim traut beiden den Aufstieg zu. Aufs Topspiel ist er gespannt. Mit Fußball ist Schluss: Heute studiert er auf Lehramt.

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Mathias, Sie sind seit eineinhalb Jahren nicht mehr im Profifußball tätig. Wie geht es Ihnen?

Alles läuft wie gewünscht, ich kann mich nicht beklagen. Es war ein Neuanfang, etwas komplett anderes. Es ist genauso, wie ich es mir gewünscht habe.

Sie studieren jetzt. Was genau?

Ich habe gerade das erste Semester an der Uni Augsburg hinter mir, ich studiere auf Lehramt, habe mich auf Grundschule spezialisiert. Mein Hauptfach ist Sport, da sind wir Lehramts-Studenten alle zusammen. Als Grundschullehrer muss ich Deutsch und Mathe haben, mein drittes Fach ist Geografie.

Sie sind älter als andere Studenten. Ist das ein Thema?

Manchmal ist das schon ein Thema – aber eher auf den zweiten Blick (lacht). Ich bin älter als 90 oder 95 Prozent der anderen Studenten, aber es gibt ja auch andere Quereinsteiger. Ich selbst fühle mich auch gar nicht älter als andere.

Wissen Ihre Kommilitonen eigentlich, wer Sie sind?

Manchmal merke ich, dass andere mich anschauen. Da werde ich schon mal gefragt: Was hast du vorher gemacht? Du kommst mir bekannt vor? Aber es hält sich in Grenzen, ich habe ja auch nicht in der Champions League gespielt (lacht).

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Wie ist denn als ehemaliger Fußballprofi das Leben als Student?

Ich hatte ein Jahr lang Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich habe überlegt, was ich mache, habe in verschiedene Jobs mal reingeschaut. Mir war immer klar, dass ich etwas mit Menschen machen will, am besten mit jungen. Weil ich selbst auch drei Kinder habe. Und weil man da noch etwas beeinflussen kann.

Aber es ist ja ein ganz anderes Leben, oder?

Ja klar. Die Prüfungszeit war wirklich anstrengend, weil ich aus so etwas ja ganz lange raus war. Das war dann schon eine Überwindung.

Am Samstag spielen zwei Ihrer Ex-Vereine gegeneinander, der 1. FC Heidenheim empfängt zum Zweitliga-Topspiel den SV Darmstadt 98. Wie kamen Sie im Sommer 2011 nach Heidenheim?

Ich hatte beim FC Ingolstadt in der Zweiten Liga gespielt, als sich mein Berater meldete, dass Heidenheim Interesse hat. Ich dachte erst mal: oh je, Dritte Liga…. Ich war ja jung, selbstbewusst und Zweitliga-Spieler.

Und dann?

Dann habe ich mir das alles angeschaut und gemerkt: Das packt einen. Trainer Frank Schmidt hat es schon damals geschafft, seine DNA jedes Jahr aufs Neue zu vermitteln. Jetzt beim neuen Personal, damals bei uns. Die intensive Spielweise, über die viele Gegner bis heute klagen, war damals schon da. Es war unheimlich körperlich, unheimlich anstrengend für den Gegner.

Aber nutzt sich das nicht irgendwann mal ab?

Das kann schon passieren, vor allem wenn man bedenkt, wie lange schon der gleiche Training in der Verantwortung steht. Gerade deswegen ist es doch so beeindruckend, dass Frank Schmidt es scheinbar immer schafft, die Mannschaft bei Laune zu halten. Er wird das sicher nicht geschafft haben, indem er den Spielern immer das gleiche erzählt hat. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen als Trainer, vor allem viel Selbstreflexion betreiben, sonst klappt das nicht. 

Sie haben drei Jahre in der Dritten Liga gespielt, dann sind Sie – gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 – 2014 in die Zweite Liga aufgestiegen. Wie erinnern Sie sich an diesen Sommer?

Wir hatten uns ganz bewusst nach jungen Spielern umgeschaut, wir wollten unbedingt aufsteigen. Im dritten Anlauf in meiner Zeit dort hat es dann ja auch souverän geklappt. Und danach waren wir – bis auf ein Jahr, in dem aber die halbe Liga im Abstiegskampf war – immer unter den ersten sieben oder acht. 

Welchen Einfluss hatte Frank Schmidt darauf?

Eine großen. In Heidenheim wurde eine gute Basis gelegt, hinzu kam eine gute Mentalität. Erfolg ist durchaus auch ein bisschen planbar. Auch was jetzt passiert, lässt sich nicht nur durch Glück erklären. Da ist etwas richtig Gutes entstanden.

Überrascht es Sie also nicht, dass Heidenheim wieder ganz oben mitmischt?

Überraschen (überlegt)? Nein, aber ich finde es bemerkenswert. Weil Frank Schmidt es schafft, die Leute immer wieder mitzureißen. Und es gibt einen Stamm von Spielern, die seit fünf, sechs Jahren dabei sind, die eine gute Mentalität haben und diese an die Neuen weitergeben.

Aber Geld ist ja auch im Spiel...

Ja klar. Ein Niveau wie Tim Kleindienst haben in dieser Liga sonst wohl nur Robert Glatzel vom HSV und Phillip Tietz vom SV 98. Es ist nicht so, dass Heidenheim wirtschaftlich ganz unten anzusiedeln wäre.

Was genau aber macht den 1. FC Heidenheim aus?

Wenn man merkt, dass Intensität Früchte trägt, weil man merkt, dass etwas dabei herumkommt, dann macht das Spaß. Bei Schwergewichten wie Nürnberg oder Hannover ist das momentan nicht so. Ich kenne die genauen Summen nicht, die sie in Kader und Staff investieren. Aber was Heidenheim macht, ist auch deshalb bemerkenswert. Das ist toll und auch sympathisch für den neutralen Zuschauer – wenn ich wählen könnte, wessen Fan ich bin, warum nicht Heidenheim?

Mathias Wittek (links) und sein damaliger Lilien-Teamkollege Marcel Franke feiern im März 2019 einen Lilien-Sieg gegen den Hamburger SV. Kurz danach war seine Karriere zu Ende.
Mathias Wittek (links) und sein damaliger Lilien-Teamkollege Marcel Franke feiern im März 2019 einen Lilien-Sieg gegen den Hamburger SV. Kurz danach war seine Karriere zu Ende.
© DPA

Unter anderem, weil es ja auch den SV 98 gibt. Wie sehen Sie die Entwicklung dort?

Das ist absolut toll. Ich freue mich wirklich wahnsinnig darüber, dass es so gut läuft. Ich habe Torsten Lieberknecht noch kennenlernen dürfen, er ist ein Glücksfall.

Aber nicht nur er, oder?

Sie haben mit Spielern wie Fabian Holland oder dem jetzt leider verletzen Tobias Kempe eine Basis, das ist ähnlich wie in Heidenheim. Das sind verdiente Spieler, die Woche für Woche totale Leistung bringen, obwohl sie ja eigentlich schon im Herbst ihrer Karriere sind. Sie nehmen die jungen Spieler mit.

Sie kennen sie ja noch.

Ja, und sie bringen wirklich jede Woche eine enorme Qualität auf den Platz. Die jungen Spieler, die noch nicht ganz so stabil sind, können unheimlich viel von ihnen lernen. Das ist unbezahlbar.

Seit 21 Spielen ist der SV 98 in der Liga ungeschlagen. Was macht das mit einer Mannschaft?

Keiner denkt: Ich habe etwas zu verlieren. Denn das haben sie nicht, eben weil sie diese Serie hingelegt haben. Ich habe ab und zu noch mit Marvin Mehlem Kontakt, und ich sage ihm immer: Ihr seid so stabil! Gegen den Hamburger SV haben ein halbes Dutzend Stammspieler gefehlt, trotzdem hatte der HSV kaum Torchancen. Die ganze Mannschaft ist einfach perfekt aufeinander abgestimmt.

Vor allem die Abwehr funktioniert. Das freut Sie als ehemaliger Verteidiger sicher ganz besonders?

Marcel Schuhen ist ein toller Torwart, aber generell ist es doch so: Bei den anderen Mannschaften kommt gar kein richtiges Spiel auf, die Darmstädter machen es einfach saugut. Wenn sie mal einen schlechten Tag haben, gewinnen sie trotzdem 1:0. Man hat selten das Gefühl, dass mal gar nichts geht.

Kennen Sie eigentlich noch Clemens Riedel?

Ja. Er hat öfter mittrainiert, war immer mal aber auch in der Schule. Er war immer sehr klar im Kopf, gehörte nicht zu der Generation junger Spieler, die vermeintlich eh schon alles wissen. Er war sehr… (überlegt)… vernünftig. Was ich meine: Er war immer fleißig, hat viel zugehört, viel mitgebracht. Man hat sofort gemerkt: Da ist etwas dabei.

Als ehemaliger Abwehrspieler sehen Sie Spiele ja sicher etwas anders als andere?

Auch ein 0:0 kann toll sein. Aber bei der Abwehrarbeit ist immer die ganze Mannschaft beteiligt, nicht nur die Verteidiger sind schuld, wenn ein Gegentor fällt. Ich kenne Torsten Lieberknecht jetzt nicht so gut, aber sein Konzept stimmt einfach. Kein Gegner beherrscht Darmstadt 98.

Was erwartet uns am Samstag?

Wäre ich Torsten Lieberknecht, würde ich meiner Mannschaft einfach nur das Heidenheimer Spiel gegen den HSV zeigen. Sie haben den HSV in der ersten Halbzeit aufgefressen – darauf müssen sich die Darmstädter einstellen. Da stand es 3:0. Sie wissen, was rauskommen kann, wenn sie so spielen, sie haben Blut geleckt.

Was kann Darmstadt dagegen tun?

Sie sollten ebenfalls ähnlich wie gegen den HSV spielen, auf den gleichen Zug aufspringen. Es wird ein Kräftemessen, auf das ich mich freue, ich bin ja auch im Stadion am Samstag.

Wer wird es denn schaffen am Ende?

Zunächst einmal: Alles, was beide geleistet haben, ist hart erarbeitet. Da ist nichts geschenkt, da ist kein Zufall dabei, da steckt viel dahinter. Wer nach zwei Dritteln der Saison dort oben steht, der hat das auch verdient. Ich mag aber auch den HSV, auch ihm wünsche ich es.

Wobei man sich ja entscheiden muss. Fällt schwer, oder?

Ja (überlegt). Nun gut: Ich bin ziemlich sicher, dass Darmstadt es schafft. Ich habe wirklich noch nie bei einem Wettbüro gewettet, aber so wie sie auftreten, derart ohne Schwankungen, bin ich überzeugt, dass sie es hinkriegen. Heidenheim und Hamburg werden die Plätze zwei und drei unter sich ausmachen.