Der SV Darmstadt 98 bangt vor der Partie in Hannover um Erich Berko und Tobias Kempe. Ab Mittwoch bezieht die Mannschaft ein Quarantäne-Trainingslager im Golf-Hotel Gernsheim.
DARMSTADT. Vor eineinhalb Wochen hat der SV Darmstadt 98 mit dem 3:1 gegen Tabellenführer VfL Bochum den Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga endgültig eingetütet. Dass nun die letzten drei Saisonspiele – beginnend mit der Partie am Freitag bei Hannover 96 (18.30 Uhr) – zu einem lockeren Saisonausklang führen werden, fürchtet Trainer Markus Anfang nicht. Im Gegenteil. „Wir hatten viele Phasen in dieser Saison, wo wir uns nicht belohnt haben, obwohl wir richtig guten Fußball gespielt haben. Die Punktezahl, die wir bis jetzt geholt haben, spiegelt den Saisonverlauf nicht wider. Wir hätten mehr Punkte haben müssen. Die Jungs werden sicherlich versuchen, auch in den letzten drei Spielen das noch zu korrigieren. Ich spüre keinen Spannungsabfall, sondern eher, dass die Mannschaft versuchen will, den Weg weiterzugehen.“
In der Hinrunde holten die Lilien 18 Punkte, in den vergangenen acht Spielen alleine bereits 17. Macht in der Rückrundentabelle mit 24 Punkten Platz vier. Ein Phänomen, das die Darmstädter seit Jahren immer wieder erleben, für das Anfang aber auch keine wirkliche Begründung hat. „Bis zur Bochum-Niederlage Anfang Januar waren wir eigentlich ordentlich unterwegs. Bochum war der Knackpunkt, danach kamen drei weitere Niederlagen.
Am Freitag in Hannover fallen einige Spieler am Anfang aus
Hätten wir in den vier Spielen mehr Punkte geholt, wäre es auch eine ordentliche, wenn auch nicht optimale Hinrunde gewesen. Danach haben wir es anders angepackt und etwas umgestellt. Defensiv kompakter gespielt, offensiv nichts geändert. Warum das in den letzten Jahren in der Rückrunde in Darmstadt immer erfolgreicher war, kann ich aber auch nicht einschätzen.“
Am Freitag in Hannover muss am Anfang weiter auf Patric Pfeiffer, Aaron Seydel, Adrian Stanilewicz, Silas Zehnder und Mathias Wittek verzichten. Bis auf Pfeiffer spielten sie aber in dieser Saison eh keine Rolle. Angeschlagen sind Erich Berko und Tobias Kempe, die zu Wochenbeginn das Training abbrechen mussten. Ihr Einsatz am Freitag ist stark gefährdet. Verzichten wird Anfang bei den Niedersachsen auf Felix Platte, den nach wie vor Adduktorenprobleme plagen. Der Stürmer soll aber kommende Woche mit ins Quarantäne-Trainingslager kommen.
Denn um die Gefahr von weiteren Spielausfällen wegen Corona-Infektionen zu minimieren, müssen alle 36 deutsche Proficlubs ab kommenden Mittwoch für den Rest der Saison in ein Quarantäne-Trainingslager. Anfang: „Für mich ist das kein Trainingslager, sondern eine Hotelquarantäne. Wir sind im Hotel, um uns zu isolieren. Ein Trainingslager hat etwas mit Teambuilding und vielen Trainingseinheiten zu tun. Das ist es jetzt nicht. Aber wir müssen gesund bleiben, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.“
Die Lilien beziehen das von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager ab dem 12. Mai im Golfhotel Gernsheim. Dort war der SV 98 bereits vor dem Re-Start der Zweiten Liga im vergangenen Jahr untergebracht. Trainiert wird diesmal allerdings nicht beim SV Hahn, sondern weiterhin am Böllenfalltor. Zum Training fahren die Spieler und Trainer individuell mit privaten Autos, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Nach Beendigung des Trainings geht es direkt zurück ins Hotel, wo auch geduscht wird. Mit dabei sind nur Spieler, die fit sind und die für die letzten beiden Saisonspiele in Frage kommen.
Der Ablauf bis Saisonende ist somit exakt geplant. Nach der Partie in Hannover steht am Samstag noch eine Trainingseinheit am Böllenfalltor an. Dann bekommt die Mannschaft drei Tage frei – und geht in häusliche Quarantäne. Am Dienstag folgt der obligatorische PCR-Test, nach dem Vormittagstraining am Mittwoch geht es dann für knapp zwei Wochen nach Gernsheim bis zum Saisonfinale am 23. Mai bei Holstein Kiel.
Angelaufen ist bereits die Planung der Vorbereitung für die Saison 2021/22. Die wegen der Pandemie allerdings noch recht vage ist. „Was in der neuen Saison auf uns zukommt, ist noch eine Unbekannte, die wir nicht einschätzen können“, sagt Anfang. Denn ob es beispielsweise möglich ist, im Sommer außerhalb von Darmstadt ein Trainingslager zu beziehen, steht in den Sternen.
Von Jens-Jörg Wannemacher