Der SV Darmstadt 98 will nach drei Unentschieden in Serie mit einem Sieg gegen Nürnberg in die Länderspielpause gehen. Bis auf Oscar Vilhelmsson sind alle Spieler an Bord.
DARMSTADT. Zum ersten Mal in dieser Saison ist das Stadion am Böllenfalltor bei einem Heimspiel des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 restlos ausverkauft. Der Heimbereich war das zwar schon öfter, im Gästeblock war aber immer noch recht viel Platz. Am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg wird das anders sein, dann ist auch dort alles voll. Es ist also angerichtet für ein Spiel zweier Traditionsvereine, das um 13 Uhr angepfiffen wird.
"Die Vorfreude wird nicht weniger", sag Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht auf die Frage, ob das nicht alles so langsam mal Alltag wird für ihn. "Sie steigert sich derzeit von Minute zu Minute. Es ist ein Privileg, gegen Mannschaften wie Kaiserslautern oder jetzt Nürnberg zu spielen." Es gelte aber auch der Umkehrschluss: "Es ist auch für die Anderen ein Privileg, gegen uns zu spielen." Was für das Selbstbewusstsein der Lilien spricht, die ja auch kein kleiner Name mehr sind in Liga zwei.
Dreimal in Folge haben die Lilien zuletzt Unentschieden gespielt, diese Serie soll im positiven Sinne enden am Samstag. Gedanken darüber, wie es sich anfühlen würde, mit einer Niederlage in die dann folgende Länderspielpause zu gehen, macht sich derzeit keiner. "Wir gehen davon aus, dass wir dieses Spiel mit einem Sieg beenden", sagt der Cheftrainer, der darauf setzt, dass der Gegner mit einigem Respekt anreist. "Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es schwer ist, uns zu schlagen."
Das ist einem Gegner letztmals am ersten Spieltag gelungen (0:2 bei Jahn Regensburg), und doch kam zuletzt mal leise und manchmal auch lautere Kritik auf. Weil eben doch mehr drin war als jeweils "nur" ein Punkt, weil man Führungen verspielte. Wie zuletzt beim 3:3 in Kaiserslautern, wo man 2:0 vorne gelegen hatte, allerdings nach einem 2:3 halt auch noch einen Punkt rettete. "Wir hatten eine lebhafte Diskussion in dieser Woche", verriet Lieberknecht am Donnerstag, "aber über allem bleibt trotzdem stehen, dass wir noch mal zurückgekommen sind. Dass die Mannschaft einen Weg gefunden und daran geglaubt hat. Das muss uns eine riesige Brust mitgeben." Gegen Heidenheim (2:2) und Bielefeld (1:1) hatte es anders ausgesehen, da fing man sich den Ausgleich jeweils in der Schlussphase.
Auf einen ähnlich wilden Ritt würde er am Samstag gerne verzichten, doch wenn es einer werden sollte, dann sollte am Ende zumindest das Resultat stimmen. "Nürnberg hat eine sehr spielstarke Mannschaft", warnt der Trainer, "sie werden bestimmt Offensivfußball zeigen, weil sie in der Tabelle oben mitmischen wollen." Warum das dem "Club" zuletzt nicht immer gelungen ist, dafür kennt Lieberknecht die Gründe nicht. Aber wer Arminia Bielefeld schlagen kann (zuletzt gab es ein 1:0), der könne nicht schlecht sein.
Fehlen wird weiterhin Oscar Vilhelmsson, ansonsten sind alle fit. Mathias Honsak und Emir Karic haben zuletzt wieder mittrainiert, ein Einsatz kommt aber wohl noch zu früh. Und weil danach ja sowieso erst mal Pause ist, will man lieber auch nichts riskieren bei den Lilien. "Bei Oscar fehlen zehn oder 20 Prozent, damit er sich komplett sicher fühlt", sagt Lieberknecht, "da wollen wir die Pause sinnvoll nutzen, damit er danach wieder zur Verfügung steht".
Ähnliches gelte für Aaron Seydel, der in Kaiserslautern kurz nach seiner Einwechslung das 3:3 markiert hatte. "Er war schon der Matchwinner, weil er das Tor in einer sensationellen Art und Weise erzielt hat", lobte ihn sein Trainer am Donnerstag noch einmal. Um direkt hinzuzufügen, dass er noch ein bisschen brauche und sicher kein Kandidat für allzu viele Minuten sei. "Aber er ist auf einem guten Weg."
Lieberknecht hofft am Samstag auf ein attraktives Spiel - mit dem besseren Ende für seine Mannschaft. "Und wenn das klappt, kann es gerne auch ein wildes Spiel sein", sagt er schmunzelnd. Vor allem aber sollte nicht wieder eine Führung aus der Hand gegeben werden. "Wir haben Räume aufgemacht, die wir nicht hätten aufmachen müssen, haben in Höhe und Breite auf dem Feld Fehler gemacht."
Auch das war Teil der "lebhaften Diskussion" unter der Woche gewesen. Am Samstag wird sich zeigen, ob sie gefruchtet hat.