Hansi Flick bleibt Bundestrainer. Richtig so, findet unser Autor. Der 57-Jährige hat eine zweite Chance verdient. Und nun muss der Fokus auf der EM 2024 liegen.
Schwarz-Rot-Geil. Schweini und Poldi. Eine Euphorie, die ganz Fußball-Deutschland erfasste. Das WM-Sommermärchen 2006, es wirkt wie aus einer anderen Zeit. In anderthalb Jahren soll ein neues Sommermärchen geschrieben werden – bei der Heim-Europameisterschaft 2024. Seit Mittwochabend steht fest: mit Hansi Flick als Bundestrainer. Der ehemalige Bayern-Coach macht weiter, will es beim zweiten Turnier besser machen und die Lehren aus der vermasselten WM ziehen. Richtig so: Diese Chance steht ihm zu.
Diesmal braucht es einen langen Atem
Beim FC Bayern kam mit Flick im Eiltempo der Erfolg zurück. Beim DFB braucht es offenbar einen längeren Atem. Der „Tanker DFB“, der sich in der Vergangenheit zuweilen als manövrierunfähig präsentierte, hat unter Boss Bernd Neuendorf schnell und entschieden gehandelt. Geschäftsführer Oliver Bierhoff nimmt nach 18 Jahren seinen Hut. Bierhoff war für viele zuletzt zum Spiegelbild dessen geworden, was in der Nationalmannschaft schiefläuft. Missratene Marketingkampagnen mit „Die Mannschaft“ und schlechtes Krisenmanagement in der Causa Özil und „One Love“ gehen auf sein Konto. Nun hat Bierhoff Platz für einen noch zu findenden Nachfolger gemacht. Hier braucht es auch in Zukunft Geschlossenheit.
Wieder Turniermannschaft werden
Viel Zeit bleibt Bundestrainer Flick nicht, das Team für die Heim-EM fit zu machen. Die Baustellen sind groß. Außenverteidiger auf Weltklasse-Niveau oder einen Knipser auf der Neun wird Flick sich nicht schnitzen können, bis am 14. Juni 2024 in der Allianz Arena das EM-Turnier angepfiffen wird. Der 57-Jährige muss um Hoffnungsträger Jamal Musiala ein Team aufbauen. Mit Kai Havertz, dem verletzten Florian Wirtz oder Youssoufa Moukoko hat der DFB hochtalentierte Youngster, aus denen es mit gestandenen Kräften wie Joshua Kimmich und Antonio Rüdiger ein Team zu formen gilt, dass wieder Mentalität und Siegeswillen mitbringt. Unerklärlich, wie das DFB-Team in Flicks Amtszeit immer wieder phasenweise in sich zusammenbrach. Eine Turniermannschaft zu formen, das ist Flick in Katar nicht gelungen.
Hoffnung macht: Auch vor dem Sommermärchen 2006 darbte die deutsche Nationalmannschaft vor sich hin. Jürgen Klinsmann blieben zuvor zwei Jahre fürs Aufräumen. Flick hat nun 18 Monate. Er hat das Vertrauen, jetzt muss er liefern.