Nach dem desolaten Auftritt gegen Japan musste sich der DFB vom Bundestrainer trennen, steht bei der Suche nach einem Nachfolger aber vor der nächsten schwierigen Aufgabe.
Am Sonntagmorgen leitete Hansi Flick noch mit ernster Miene das Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, zusammen mit Rudi Völler. Ob der Sportdirektor dem Bundestrainer da schon zugeflüstert hat, dass das seine letzte Einheit sein wird? Im Nachhinein zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass der DFB, genauer Präsident Bernd Neuendorf, Vize-Präsident Joachim Watzke und eben Sportdirektor Völler, gehandelt hat. Die Trennung von Flick war alternativlos. Diese 80 Sekunden vor Ende des WM-Finals der deutschen Basketball-Helden zu vermelden, damit hat der größte Sportverband der Welt nicht gerade Weitsicht bewiesen. Wie bei so vielen Dingen zuletzt.
Aber zurück zu Flick: Der Mann, der in nur eineinhalb Jahren zur Trainer-Legende beim deutschen Branchenführer FC Bayern aufgestiegen war, sollte die Nationalelf zurück an die Weltspitze führen – und scheiterte krachend. Beim 1:4-Debakel gegen Japan war sein Ex-Team noch gut bedient. Man stelle sich vor, Deutschland wäre in dieser desaströsen Verfassung als Gastgeber nicht automatisch für die Heim-EM qualifiziert. Das nächste Debakel stünde ziemlich sicher bevor. Allein deshalb haben die DFB-Bosse mit der Entlassung Flicks richtig gehandelt. Gegen Frankreich am Dienstag übernimmt Völler – und dann? Julian Nagelsmann soll der Favorit sein, doch ob der junge Trainer nach seiner Drama-Entlassung bei den Bayern jetzt zum starken Mann beim DFB aufsteigen kann? Fraglich. Sicher ist: Der neue Trainer braucht schnell Erfolge, die Mannschaft braucht schnell wieder Erfolge, am besten gleich im Dortmunder Fußball-Tempel gegen Frankreich. Leicht wird das nicht, das ist klar. Doch ein erster Schritt aus der wohl schwersten Krise im deutschen Fußball ist gemacht.