Das Duell mit Erz-Rivale Mannheim ist geprägt von Zweikämpfen und einem schwachen Schiedsrichter. Fußball sehen die 13.150 Zuschauer wenig, feiern am Ende aber ihr Team.
KAISERSLAUTERN. Ein Fußball-Fest war das nicht. Ein Derby-Fight schon eher. Alles in allem hatte das 0:0 im Südwest-Derby zwischen 1. FC Kaiserslautern und Waldhof Mannheim nur sehr wenig mit Fußball zu tun. In der ersten Halbzeit kochten die Emotionen fast im Minutentakt über. Hinzu kam ein Schiedsrichter, der es verpasste, frühzeitig eine klare Linie ins Spiel zu bringen und phasenweise überfordert wirkte. So sah Kenny Prince Redondo (24.) eine völlig überzogene Rote Karte und auch Marvin Senger (40.) musste nach Notbremse – diesmal gerechtfertigt – in die Kabine. Gleiches galt für Mannheims Sportdirektor Jochen Kientz und Kaiserslautern Technischen Direktor Florian Dick. Mit neun Mann wehrten sich die Pfälzer dann nach der Pause gegen anrennende Gäste, die es nicht schafften, die doppelte Überzahl zu nutzen. Angefeuert vom Großteil der 13.150 Zuschauer rettete sich der FCK einen Punkt, der sich wie ein Sieg anfühlen dürfte.
Eigentlich hatte sich FCK-Trainer Marco Antwerpen für das Derby einen Matchplan überlegt. Defensiv mit einer Dreierkette und vorne überraschend mit René Klingenburg als einziger Spitze. „Warum sollte ich wen aufstellen, der nur im Weg steht“, sagte er am Mikrofon von „Magenta Sport“ zur Frage, warum er keinen seiner nominellen Angreifer aufgeboten hatte. Alle drei seien aktuell eben nicht in guter Form. Die ersten Minuten waren dann aber direkt von Zweikämpfen geprägt. Beide Mannschaften zeigten sofort, dass im Derby ans Limit gehen wollten, keinen Meter Rasen kampflos aufgeben wollten. Ein gutes Fußballspiel entwickelte sich so zunächst nicht. Eine Mini-Chance von Mike Wunderlich in der 16. Minute ging als einzige Szene gerade noch als Torchance durch. Dann wurde es zunehmend hitziger. Schiedsrichter Florian Heft wartete lange, ehe er erstmals die Gelbe Karte zückte. Mannheims Adrien Lebeau sah diese für ein Revanchefoul (19.), eine Minute später gerieten die beiden Kapitäne Jean Zimmer und Marcel Seegert aneinander (20.) und wurden ebenfalls verwarnt.
Rot für Redondo lässt das Spiel eskalieren
Für richtig Diskussionsstoff sorgte die 24. Spielminute. Kaiserslauterns Kenny Prince Redondo erwischte seinen Gegenspieler von hinten am Knöchel. Ein normales Foulspiel, in dessen Folge jedoch die gesamte Bank der Mannheimer aufsprang und eine Rudelbildung entstand. Heft entschied sich schließlich für die Rote Karte gegen Redondo und schickte auch Mannheims Sportdirektor Jochen Kientz, der lautstark diskutierte und den Schiedsrichter anpackte, auf die Tribüne. Im Anschluss war die Partie geprägt von Foulspielen und hitzigen Diskussionen auf und neben dem Platz. Längst war der Zorn auch auf die Tribüne übergesprungen, wo zahlreiche Aktionen von lautstarken Pfeifkonzerten begleitet wurden. In der 40. Minute folgte dann der nächste Platzverweis, diesmal wenigstens zurecht. FCK-Verteidiger Marvin Senger stoppte Waldhof-Angreifer Dominik Martinovic als letzter Mann – Notbremse. Dennoch kochten wieder die Emotionen hoch. Schließlich stehen dem FCK nun 45 Minuten in doppelter Unterzahl bevor. Kein Wunder also, dass wenige Minuten später wieder die Emotionen hochkochten, als die Pfälzer einen Handelfmeter forderten. Der Schiedsrichter ließ jedoch weiterlaufen, was Florian Dick, den Technischen Direktor der Roten Teufel, auf die Palme brachte. Der diskutierte mit dem Linienrichter und erntete dafür ebenfalls einen Feldverweis. Wieder eine Entscheidung, die in dieser Härte nicht nötig gewesen wäre. Auf dem Weg in die Kabinen gab es dann erneute Rangeleien, auch der Schiedsrichter wurde wiederholt zur Rede gestellt.
45 Minuten mit zwei Mann weniger standen nun vor den Roten Teufel, die sich in zwei Viererketten formierten und zunächst defensiv agierten. Mannheims erarbeitete sich die ersten Chancen durch einen abgefälschten Schuss, den Raab zur Ecke klärte (52.) und im Anschluss an diese hatte Jesper Verlaat die erste Großchance der Mannheimer (53.). Wirklich dominant agierten die Gäste aber weiterhin nicht, während der FCK, angefeuert vom lautstarken Publikum, verteidigte was zu verteidigen war. Immerhin: Die erste Viertelstunde nach der Pause verlief vergleichsweise ruhig und ohne weitere Diskussionen und Karten. Die Gäste schnürten den FCK immer weiter ein, hatten dann durch Marc Schnatterers Distanzschuss die nächste gute Chance, die jedoch knapp am Tor vorbei ging (69.). Kaiserslautern setzte hingegen alles auf die Emotionen, Kapitän Jean Zimmer gestikulierte wiederholt in Richtung Tribüne, die Fans feuerten an. In der 75. Minute stand dann aber FCK-Torwart Matheo Raab im Mittelpunkt, der im Eins-gegen-eins stark parierte. Wenige Momente später war er bei einem Versuch von Schnatterer zur Stelle. Antwerpen reagierte nun erstmals, brachte mit dem laufstarken Dominik Schad (für den entkräfteten Zimmer) und Julian Niehues (für Mike Wunderlich) frische Spieler (77.).
Der FCK kämpft um jeden Meter, die Fans feiern jeden Zweikampf
Die neuen Kräfte halten den Pfälzer, auch zu Beginn der Schlussphase die Gäste weiter weitestgehend vom Tor fernzuhalten. Hin und wieder gelangen sogar Entlastungsangriffe, während sich der Waldhof immer wieder im Defensivverbund der Roten Teufel festlief. Kurz vor Schluss war dann auch Philipp Hercher am Ende seiner Kräfte, Daniel Hanslik übernahm (86.). Jeder Block, jeder weggeschlagene Ball wurde von den Rängen gefeiert, aber Mannheim kam dem FCK-Tor in den letzten Minuten dann doch immer näher, umspielten den FCK-Strafraum wie in einem Handballspiel. Den letztlich doch erfolgten Schuss fing Raab sicher – es blieben fünf Minuten Nachspielzeit. Dem Erz-Rivalen fiel in dieser Zeit jedoch nichts mehr ein, um dem FCK noch die Derby-Niederlage zuzufügen. Nach dem erlösenden Schlusspfiff feierten Mannschaft und Fans dieses kuriose 0:0 wie einen Sieg, während die Gäste die große Chance verpassten, endlich den ersehnten Sieg in der Pfalz zu erzielen.
Von Tommy Rhein