Für viele überraschend hatten die Eintracht-Macher kürzlich Torhüter Kevin Trapp ins Schaufenster gestellt. Jetzt zeichnet sich ein millionenschwerer Wechsel innerhalb der Liga ab.
FRANKFURT. Wenn es der Plan von Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic gewesen sein sollte, einen Markt für Kevin Trapp zu schaffen, dann scheint dieses Vorhaben erfolgreich gewesen zu sein. Nach Informationen des „Kicker“ beschäftigt sich Hertha BSC ernsthaft mit der Verpflichtung des Frankfurter Nationaltorwarts. Die Berliner unter ihrem neuen Trainer Bruno Labbadia wären auch die einzige realistische Alternative für Trapp in der Bundesliga, die sportlich Bedarf und wirtschaftlich genug Substanz hätten, um einen Transfer zu stemmen.
Als der 30 Jahre alte Keeper vor drei Wochen in Urlaub gefahren ist, war das alles noch kein Thema. Trapp schien die unangefochtene „Nummer eins“ bei der Eintracht. Wenn er nun am nächsten Montag wie die Kollegen zu den obligatorischen Medizintestes zurückkehren wird, hat sich vieles geändert. Obwohl noch mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet, wurde Trapp durch Äußerungen von Sportvorstand Bobic und Aufsichtsratsboss Wolfgang Steubing auf eine imaginäre Verkaufsliste gesetzt. Der Spieler selbst hat davon bislang nur aus den Medien erfahren und sich noch nicht geäußert. Seine Reaktion wird mit Spannung erwartet.
Ist Rönnow wirklich ein gleichwertiger Ersatz?
Der Hintergrund für die durchaus überraschende Entwicklung: Die Eintracht ist wegen der Auswirkungen der Corona-Krise, wie viele andere auch, unter wirtschaftlichen Druck geraten und sieht die Möglichkeit für Trapp eine satte Ablöse zu erzielen. Zudem stellen viele im Klub die „Nummer zwei“ Frederik Rönnow auf eine Leistungsstufe mit Trapp. Der sportliche Verlust erscheint also überschaubar. „Ich habe zwei Nummer-eins-Torhüter“, sagt Trainer Adi Hütter. Freilich hat der dänische Nationaltorhüter Rönnow noch nicht auf Dauer unter Beweis gestellt, dass er wirklich genauso gut ist wie der deutsche Nationaltorhüter Trapp. „Der eine oder der andere kann uns verlassen, ich weiß noch nicht wer“, hat Bobic dazu gesagt und mit diesem einen Satz die ganze Diskussion erst eröffnet.
Jetzt deutet einiges darauf hin, dass es Trapp sein wird, der gehen soll und wohl auch wird. Schlicht und ergreifend, weil mit ihm mehr Geld zu erlösen sein wird. Der aktuelle Marktwert von Trapp wird auf acht Millionen Euro geschätzt (Quelle transfermarkt.de), in ähnlicher Höhe müsste bei der Klasse des Spielers und der Dauer des noch laufenden Vertrages auch die Ablöseforderung liegen. Rönnows Marktwert liegt „nur“ bei 2,4 Millionen Euro, sein Vertrag läuft noch bis 2022. Das Kontrollgremium des Klubs, der Aufsichtsrat, der vor einem Jahr noch Feuer und Flamme für eine Verpflichtung Trapp aus Paris war, hätte nun wohl nichts mehr dagegen, ihn wieder abzugeben. Einen Verkauf „schließe er nicht aus“, hatte Boss Steubing öffentlich verkündet, „weil die Marktlage schwierig ist“.
Im Grunde hat bei den Torhütern der Eintracht eine Mikado-Spiel begonnen: Wer fällt als Erster? In diesem Fall: Wer geht als Erster? Denn nur einen würde die Eintracht ziehen lassen. Rönnow (27) hat schon vor einigen Wochen in der FAZ öffentlich geäußert, sich einen neuen Arbeitgeber suchen zu wollen. Begründung: „Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich am liebsten die Nummer 1 in Frankfurt. Aber realistischerweise muss ich darauf hoffen, nach den Sommerferien woanders die Nummer 1 zu sein. Der Verein und der Trainer möchten, dass Kevin die klare Nummer eins ist. Für mich ist das eine sehr schwierige Situation, weil es mehr als um das rein Sportliche geht.“ Diese Einschätzung ist Vergangenheit. Die Eintracht wird Rönnow nun erst einmal raten, bei seinen ganz persönlichen Planungen ein wenig abzuwarten. Denn offensichtlich ist die Lage zwischen den Frankfurter Pfosten nicht mehr so klar, wie sie noch vor ein paar Wochen schien.
Von Peppi Schmitt