Während die Politik über die mögliche Fortsetzung der Fußball-Bundesliga kontrovers diskutiert, betrachtet der Eintracht-Sportvorstand das Thema aus der praktischen Perspektive.
FRANKFURT. Während in der Politik der Streit über eine mögliche Fortsetzung der Fußball-Bundesliga immer mehr ausartet und sich Ministerpräsidenten dafür oder dagegen aussprechen und das Bundesarbeitsministerium in einem internen Papier offenbar dem abstrusen Vorschlag nachgeht, dass die Spieler während der Spiele mit Masken unterwegs sein sollen, hat sich Fredi Bobic einem Neustart als Praktiker genähert.
Den vielen Kritikern einer Erlaubnis für die Bundesliga, in den Spielbetrieb zurückzukehren, hält der Sportvorstand der Frankfurter Eintracht entgegen, dass der Fußball zwar eine Kontaktsportart sei, aber die Zweikämpfe beileibe nicht so lange und dauerhaft stattfinden wie behauptet. „Es gibt für jeden Spieler im Schnitt nur neun Minuten engen Kontakt“, sagte er in einem Interview von RTL. Dies hätten Untersuchungen ergeben, also genau in zehn Prozent der 90-minütigen Spielzeit. „Viele wissen gar nicht, dass man gar nicht so lange dran ist am Gegner“, sagte der ehemalige Nationalspieler, „man rennt den Leuten ja nicht bis auf die Toilette hinterher“. Hintergrund der Aussage: Die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus hat nach Ansicht der Virologen auch damit zu tun, wie lange man einen eventuell Erkrankten nahe ist.
Aktuell eher Bewegungstherapie anstatt Training
Rein sportlich sieht Bobic vor einem Neustart eine absolute Notwendigkeit für einen Vorlauf, denn aktuell dürfen die Bundesligaklubs ja nur in Kleingruppen trainieren, was ja im Grunde nur eine bessere Bewegungstherapie bedeutet. „Sollte die Politik entscheiden, dass wir wieder Bundesligafußball spielen können, brauchen wir natürlich irgendwann wieder ein Mannschaftstraining“, sagte der Eintracht-Boss, „man braucht mindestens 14 Tage, am besten wären ungefähr drei Wochen". Ein Start am 9.Mai, wie unter anderem von den Ministerpräsidenten Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) und Markus Söder (Bayern) ins Gespräch gebracht, ist damit sehr unwahrscheinlich. Intern gehen sie bei den Klubs der ersten und zweiten Liga sowieso eher von einem Neustart am Wochenende 16./17.Mai oder 23./24.Mai aus.
Bobic hofft darauf, dass es bald zu einem Neustart kommen wird. „Wir haben alle im medizinischen und organisatorischen Bereich hart daran gearbeitet und alles dafür getan, Möglichkeiten zu schaffen, wieder zu spielen“, sagt er. Besonders die Deutsche Fußball-Liga mit ihrem Chef Christian Seifert habe einen „tollen Job“ gemacht. Bobic. „Und jetzt warten wir ab, was die Politik entscheidet.“
Pokalfinale auf unbestimmte Zeit verschoben
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat derweil entschieden, dass das für den 23.Mai geplante Pokalfinale auf unbestimmte Zeit verschoben wird. „Es ist überaus bedauerlich, dass auch dieses besondere Spiel aller Voraussicht nach ohne Zuschauer im Stadion stattfinden muss“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Der DFB blicke erstmals in der Geschichte des DFB-Pokals einem „Wohnzimmer-Finale“ entgegen, „das ja immerhin im frei empfangbaren Fernsehen für jedermann zu sehen sein wird.” Auch die Termine für die beiden Halbfinalspiele (Bayern München gegen Eintracht Frankfurt und 1.FC Saarbrücken gegen Bayer Leverkusen) stehen noch nicht fest. Geplant ist, dass auch der Pokal bis zum 30.Juni ausgespielt werden kann.
Von Peppi Schmitt