Die Torwartsituation für die kommende Saison ist bei Eintracht Frankfurt noch unklar. Vier Talente warten auf den Einsatz. Gehen die Trainer das Risiko der jungen Spieler ein?
FRANKFURT. Vier Torhüter stehen auf der aktuellen Kaderliste der Frankfurter Eintracht. Zwei Nationalspieler, der deutsche Kevin Trapp (30) und der Däne Frederik Rönnow (28), und zwei Talente, Elias Bördner (19) aus der eigenen Jugend und Diant Ramaj (19), den die Frankfurter vom 1.FC Heidenheim geholt haben. Zwei erfahrene Keeper, dazu zwei aufstrebende, das sieht auf den ersten Blick nach einer idealen Planung aus. Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber die Frage, ob diese Auswahl nur mutig ist oder vielleicht doch fahrlässig bei den vielfältigen Aufgaben, die die Eintracht erwarten.
Dass Kevin Trapp als Stammtorhüter gesetzt ist, versteht sich von selbst. Der EM-Teilnehmer könnte in der Hierarchie sogar noch aufsteigen, ist er doch ein Kandidat für das Kapitänsamt der „neuen“ Eintracht. Denn der neue Trainer hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger weniger Probleme damit, einem Torwart die Spielführerbinde anzuvertrauen. Beim VfL Wolfsburg hat Keeper Koen Casteels die Mannschaft mehr als einmal als Kapitän aufs Feld geführt. Trapp wird so oder so der große Rückhalt der Eintracht bleiben.
Die Risiken der Frankfurter Torhüter-Riege liegen bei der „Nummer zwei“. Rönnow wäre dafür ein idealer Kandidat, zuverlässig, durchaus auch ein Klassemann. Doch es gibt zwei Fragezeichen, die über den Dänen schweben. Erstens: Rönnow ist extrem verletzungsanfällig, hat in den letzten beiden Jahren jeweils über viele Wochen gefehlt. Zweitens: Nach seiner missglückten Leihe nach Schalke, die ihm mehr Frust als Spielpraxis eingebracht hat, ist er weiter auf der Suche nach einem Klub, bei dem er regelmäßig im Tor stehen kann. Die Eintracht würde Rönnow wegen seiner Qualitäten gerne behalten, sie würde ihm aber trotz eines noch bis 2022 laufenden Vertrages sicher auch keine Steine in den Weg legen, wenn er einen neuen Arbeitgeber gefunden hat. Der Abgang von Rönnow ist in jedem Fall nicht unwahrscheinlich.
Wohin mit den jungen Talenten?
Geht er, bleiben zwei 19jährige, die um den Platz hinter Trapp kämpfen. Bördner hat ein einen einzigen Einsatz in der Bundesliga, am letzten Spieltag gegen Freiburg. Ramaj wurde bislang noch nicht im Profibereich eingesetzt, hat allerdings neun Länderspiele für Deutschland in der U 18, U 19 und U 20 absolviert. In punkto Spielpraxis hat er Bördner einiges voraus, immerhin stehen in seiner sportlichen Vita 42 Einsätze in der Junioren-Bundesliga.
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Ein großer Befürworter von Ramaj ist der Frankfurter Torwarttrainer Jan Zimmermann, der auch treibende Kraft beim Transfer war. „Ich habe den Weg von Diant stets aufmerksam verfolgt“, sagt Zimmermann, selbst einst Profi in Heidenheim, „er hat mit seinen erst 19 Jahren schon zwei Jahre auf Profiniveau trainiert.“ Zudem haben Ramaj bei den DFB-Juniorennationalmannschaften schon viel internationale Erfahrungen sammeln können. „Wir sind uns sicher, dass Diant auch eine Liga höher bei uns die nächsten Schritte gehen kann“, sagt Zimmermann, der sich auch für die Vertragsverlängerung von Bördner bis 2023 ausgesprochen hat.
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Bördner habe sich das durch „harte Arbeit“ verdient, „er ist noch lange nicht am Ende einer verheißungsvollen Entwicklung“ Der Torwarttrainer würde also offenbar das Risiko eingehen und mit zwei unerfahrenen Torhütern hinter Trapp in die Saison mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europapokal gehen. Cheftrainer Glasner wird sich erstmal ein Bild machen wollen.
Von Peppi Schmitt