Eintracht-Star Rode: „Profis haben soziale Verantwortung“

aus Eintracht Frankfurt

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Ab Donnerstag trainieren Sebastian Rode und Co. bei der Eintracht voraussichtlich wieder im Mannschaftstraining.  Archivfoto: dpa

Der Alltag während der Corona-Krise sieht für die Eintracht anders aus als sonst - auch für Sebastian Rode. Was den Spieler besonders ärgert: Hamsterkäufer.

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FRANKFURT. Es ist erst ein paar Tage her und doch schon so weit weg: Am Donnerstag letzter Woche hat die Frankfurter Eintracht gegen den FC Basel mit 0:3 verloren. Es war das Achtelfinal-Hinspiel der Europa-League und es war die bisher letzte Partie, die ausgetragen wurde, wenn auch ohne Zuschauer. Eine Niederlage, die in normalen Zeiten heftige sportliche Diskussionen ausgelöst hätte. Doch die Corona-Krise hat alles andere in den Hintergrund gedrängt. Die Fußballspiele sind nicht mehr das Thema, selbst für die Fußballer nicht. „Ich ertappe mich dabei, dass ich mir nur noch Gedanken über Corona mache“, sagte Eintracht-Profi Sebastian Rode in einer Audio-Pressekonferenz mit Frankfurter Journalisten, „ich vergesse dann den Europapokal und den DFB-Pokal, obwohl wir da ja sogar im Halbfinale stehen.“

Er verfolge die Nachrichtenlage „sehr aufmerksam“ und sei weit entfernt von Panikreaktionen. Im Gegenteil. „Ich bin sehr entspannt“, sagt er, „für uns wäre das wie eine normale Grippe, nicht lebensbedrohlich.“ Rode vertraut den Politikern und Wissenschaftlern und ihren Entscheidungen in diesen schweren Tagen. „Ich finde jene Politiker gut, die die Panik runterschrauben“, sagt er, „wenn sich alle an die Vorgaben halten, dann werden wir es auch alle zusammen schaffen.“ Verärgert sei er über jene Menschen, die mit „Hamsterkäufen“ andere benachteiligen. Und was ist, wenn ein Spieler tatsächlich erkrankt? Dann gibt es klare Anweisungen. Rode: „Dann müssen wir den Arzt anrufen, zu Hause bleiben und eventuell getestet werden.“ Die Wege seien da klar vorgegeben. „Wir sind da sehr privilegiert mit all unseren Kontakten zu Ärzten oder zur Uni-Klinik.“

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Rode findet Geisterspiele besser als keine Spiele

Rode gehört zu jener Gruppe von Spielern, die sogenannte „Geisterspiele“ besser finden als gar keine Spiele. Darüber wird in Vereins- und Fankreisen ganz unterschiedlich diskutiert. „Ich stehe dazu, weil ich es nicht für gut halte, dass wir alles lahmlegen“, sagt der 29 Jahre alte Profi. Ohne „Geisterspiele“ würde es sicherlich schwierig, „alles aufrecht zu erhalten“. Es gehe schließlich auch um viele Jobs im Umfeld der Liga. „Es ist für alle sehr, sehr schwierig,“ sagt er. „Aber ich denke, wir müssen in den sauren Apfel beißen und ohne Zuschauer spielen.“

Für diesen Fall bereitet sich die Eintracht ab dem kommenden Montag wieder mit geregeltem Trainingsbetrieb vor. „Stand jetzt“, wie Rode sagt. Im Moment sieht der Alltag anders aus. Trainingspläne erfüllen, Laktat-Test, viel spazieren gehen, zu Hause kochen, mit der neu gewonnenen Freizeit zurechtkommen, das sind die die Stichworte. „Was man halt so macht“, sagt Rode. Täglich gibt es Anweisungen der Fitness-Trainer aufs Handy. Am Montag hat ein Lauf auf dem Programm gestanden, am Mittwoch wieder und dann wohl auch am Freitag. Dazu Stabilisationsübungen zu Hause. Die Fitnesstrainer haben über die Auswertungen der Pulsuhren, die die Spieler mit sich tragen, einen genauen Überblick, wie die Vorgaben umgesetzt werden. Ein Problem sei das alles nicht. „Wir wollen den Spielkalender ja entzerren, jetzt haben wir halt gerade mal eine Woche Pause,“ sagt er. Ein bisschen sei das „wie in der kurzen Winterpause.“

Rode: „Wichtig ist es, Abstand zu halten“

Viele Eintracht-Profis absolvieren ihre Läufe am Main-Ufer. „Ich sehe viele Leute da, aber Kollegen noch nicht“, berichtet Rode. „Wichtig ist es, Abstand zu halten, da grüßt man sich halt aus der Entfernung.“ Mit den Mitspielern steht er in Telefonkontakt oder über eine WhatsApp-Gruppe. „Ich komme auch mal eine Woche ohne die Jung aus“, lacht er.

Rode, einst bei den Offenbacher Kickers, dem FC Bayern und Borussia Dortmund unter Vertrag, blickt über den Tellerrand hinaus. So verfolgt er die aus der Politik in die Öffentlichkeit getragene Diskussion um einen Gehaltsverzicht der Profis sehr intensiv. „Wir Profis haben eine soziale Verantwortung“, sagt er. Er vertraue bei der Umsetzung dieser Verantwortung ganz dem Eintracht-Vorstand. „Fredi Bobic geht sehr fair mit allen Mitarbeitern um, er wird sicher eine Lösung finden, wenn es hart auf hart geht.“ Die ganz große Angst vor der Zukunft hat Seppl Rode nicht. „Auch wenn keiner weiß, wie es wirklich weitergeht.“ Es sei sicher möglich, „dass in Bezug auf Ablösesummen und Gehälter Stellschrauben zurückgedreht werden.“ Der Fußball aber würde „nicht anders“, die Fans würden zurückkehren, wenn es endlich wieder losgeht.

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Von Peppi Schmitt