Bei der Frankfurter Eintracht stimmt derzeit einfach alles, die Champions League rückt in greifbare Nähe - wie das Spiel gegen Dortmund gezeigt hat, zurecht.
FRANKFURT. Der Sieg war historisch. Nach elf Jahren ohne ein einziges Pünktchen und neun Niederlagen in Folge in Dortmund hat die Frankfurter Eintracht sich mit dem 2:1-Sieg selbst drei richtig bunte Ostereier ins Nest gelegt. „Wir hätten mit einem Unentschieden leben können“, sagte Trainer Adi Hütter, „dass wir dann noch gewonnen haben, ist natürlich gewaltig.“ Aus vier Punkten Vorsprung im Kampf um die Champions-League-Plätze sind sieben Spieltage vor Schluss sieben Punkte geworden. „Wir dürfen jetzt weiter träumen – und wir arbeiten daran, dass wir irgendwann aufwachen und sagen können, der Traum ist Wirklichkeit geworden“, sagte Torhüter Kevin Trapp.
In diesen Wochen stimmt bei der Eintracht alles
Längst sprechen Zahlen und Leistungen für die Frankfurter und nicht mehr für die eigentlichen Favoriten wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder gar Borussia Mönchengladbach. Seit Mitte Februar hat die Eintracht die Bayern geschlagen, in Leipzig einen Punkt geholt und nun in Dortmund gewonnen, also sieben von neun Punkten gegen die Crème de la Crème des deutschen Fußballs geholt. Das sind keine Ausreißer mehr nach oben, das ist pure Konstanz, das ist das Bild einer echten Spitzenmannschaft. Bei den „Adlern“ stimmt in diesen Tagen und Wochen auf dem Platz alles.
Der Beweis wurde nun auch in Dortmund geführt. „Es ist ein mehr als verdienter Sieg“, sagte Stefan Ilsanker, „wir waren beim Abschluss leider unkonzentriert und unglücklich, sonst hätten wir das Spiel höher gewinnen können.“ Am Ende hatte die Mannschaft gewonnen, die den Sieg mehr wollte, die bis zur letzten Minute die Chance auf den Sieg gesucht hatte. Er sei über die „Art und Weise“, wie die Mannschaft aufgetreten ist, „sehr stolz“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic, „so habe ich die Jungs in Dortmund noch nie spielen sehen.“
Es hat alles gepasst für die Eintracht in Dortmund, von vorne bis hinten war es eine rundherum geschlossene und gute Leistung. Im Tor hatte Kevin Trapp seine seit Wochen herausragende Form einmal mehr bestätigt. Vor allem bei der Fußabwehr im „Aug in Aug“-Duell mit Erling Haaland hatte er ein Zeichen gesetzt. „Kevin war überragend, er strahlt Ruhe aus“, war der Trainer begeistert, „es ist wichtig, wenn man vorne dabei sein möchte, dass man einen überragenden Torhüter hat. Und den haben wir.“ Vor Trapp spielte eine Abwehr, die noch vor ein paar Monaten weit entfernt jeder Realität war. Im alten Jahr hatten noch David Abraham (Karriereende), Makoto Hasebe (gesperrt) und Martin Hinteregger (verletzt) verteidigt. In Dortmund war keiner mehr dabei.
Es spielten Tuta, Stefan Ilsanker und Evan Ndicka. Und wie sie spielten. Sie gestatteten dem BVB und ihrem „Wunderstürmer“ Haaland nur drei, vier Chancen. Überragend dabei: Der in der Vorrunde so häufig gescholtene Ilsanker. „Ilse hat nochmal eine Schippe zu Leipzig draufgelegt“, sagte der Trainer, „das Beste, was ein Spieler machen kann, ist mit Leistung zu überzeugen. Das hat Stefan getan.“ Selbst sein wegen einer Abseitsstellung aberkanntes Kopfballtor konnte Ilsanker nicht aus der Ruhe bringen. „Ich war nicht sehr enttäuscht, denn ich wusste, dass wir noch eines schießen werden. So ist es dann auch gekommen“, sagte er. Landsmann und Kollege Hinteregger feierte derweil den Sieg zu Hause auf der Coach mit rot-schwarzen Plüschadlern.
Die Offensive als Kirsche auf der Torte
Das Frankfurter Mittelfeld hatte es geschafft, die Dortmunder ein ums andere Mal in Zweikämpfe zu verwickeln. Erik Durm, Djibril Sow, der diesmal als Kapitän aufgelaufene Sebastian Rode und Amin Younes hatten um jeden Zentimeter Boden gekämpft und sich auch nicht von der erstaunlich schlechten Leistung des eigentlich besten deutschen Schiedsrichters Manuel Gräfe aus der Ruhe bringen lassen. Gräfe hatte mehrere Fouls vor allem am zur Pause angeschlagen ausgewechselten Younes ungeahndet gelassen, zudem bei zwei elfmeterreifen Szenen gegen die Eintracht entschieden. Sportboss Bobic war so erzürnt, dass er schon zur Halbzeit Gräfe auf dem Weg in die Kabine zur Rede gestellt hatte.
Am Ende spielt aber auch das keine Rolle mehr. Denn die Frankfurter Offensive hatte sich einmal mehr als die Kirsche auf der Torte erwiesen. Filip Kostic hatte Nationalspieler Emre Can wie ein Anfänger aussehen lassen, beide Treffer vorbereitet. André Silva hatte beim 1:0 Nico Schultz so bedrängt, dass der den Ball ins eigene Tor geköpft hatte. Und beim 2:1 hatte Silva selbst perfekt eingeköpft. Es war schon das 22.Saisontor des Portugiesen, der sich nach einer kleinen Odyssee durch Europa nun in Frankfurt sichtbar wohl fühlt.
Passend dazu zeigte Luka Jovic die beste Leistung seit seiner Rückkehr aus Madrid, obwohl ihm wieder kein Tor gelungen war. „Luka ist ein intelligenter Spieler, der sieht, dass er auch mal auf der Zehnerposition die Bälle abholen muss“, bekam er den verdienten Lohn von Trainer Hütter „das hat mir sehr gut gefallen, er war bei vielen guten Aktionen beteiligt.“ Vor allem hatte er mit einem tollen Sprint den Siegtreffer eingeleitet. Und so hatte sich bei der Eintracht alles zusammengefügt zu einem „ganz großen Sieg“ (Bobic).
Von Peppi Schmitt