Das alte Problem: Die Eintracht ist flügellahm

aus Eintracht Frankfurt

Thema folgen
Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. Archivfoto: dpa

Nach dem Saisonstart zeigt sich erneut, dass Eintracht Frankfurt Probleme mit der Besetzung der Außenflügel hat. Könnte ein möglicher Transfer die Wende bringen?

Anzeige

FRANKFURT. Schlechte Einkaufspolitik kann der Frankfurter Eintracht in den letzten Jahren sicher niemand vorwerfen. Selbst wenn die Trefferquote im vergangenen Jahr durchaus überschaubar war und Spieler wie Dominik Kohr, Djibril Sow oder Stefan Ilsanker nur zur Stabilisierung aber nicht zur Weiterentwicklung beigetragen haben. Und doch müssen sich Sportvorstand Fredi Bobic, Manager Bruno Hübner, Kaderplaner Ben Manga und Trainer Adi Hütter auch in diesen Tagen wieder die eine oder andere Frage gefallen lassen.

Denn den Frankfurtern gelingt es einfach nicht, die offensichtlich neuralgischen Positionen links hinten und rechts vorne adäquat zu besetzen. Schon in der letzten Saison waren der linke Außenverteidiger und der rechte Flügelstürmer ein Dauerthema. Nach dem Auftakt in die neue Saison gegen Arminia Bielefeld stellt sich die Frage erneut: Warum werden die Frankfurter da nicht tätig? Bis zum Ende der sommerlichen Transferperiode am 5.Oktober bleibt noch Zeit, zumindest zu versuchen, die Mängel zu beheben.

Besetzung der Flügel mit Defensivspielern

Erstaunlich ist, dass der Trainer laut seiner öffentlichen Aussagen kaum Handlungsbedarf sieht. Auf der rechten Seite sei die Eintracht „gut aufgestellt“, sagt Adi Hütter. Wenn es aber bei Danny da Costa, der zweifellos die besten Anlagen für die Ausfüllung dieser Position hat, nicht läuft, wie am Samstag gegen Bielefeld, hängen die Frankfurter auf dem Flügel durch. Der für ihn eingewechselte Steven Zuber, vor ein paar Wochen eigentlich für die andere, die linke Seite geholt, blieb den Nachweis schuldig, der Mannschaft da eine echte Hilfe zu sein. Alle anderen internen Konkurrenten von Da Costa wie Timothy Chandler, Almamy Touré oder Tuta sind sowieso eher gelernte Defensivspieler denn Offensivverteidiger. Seit Marius Wolf die Eintracht nach dem Pokalsieg 2018 verlassen hat, gibt es keinen „gelernten“ Rechtsaußen mehr im Kader.

Anzeige

Auch auf der linken Seite herrscht bei der Eintracht ein tiefes Vakuum. Seit Jetro Willems vor einem Jahr zu Newcastle United gewechselt und inzwischen mit den Nachwehen eines Kreuzbandrisse wieder zurückgekehrt ist, steht im Grunde kein gelernter linker Verteidiger im Kader. Wenn der Trainer davon spricht, „dass Chandler, Ndicka und auch Durm da spielen können“, ist das wenig überzeugend, geht es doch nicht nur um Quantität, sondern in erster Linie um Qualität. Lässt Hütter mit einer Viererkette spielen wie zu Beginn der letzten Rückrunde, muss Evan Ndicka die wenig geliebte Position links draußen übernehmen. Das hat er weder gelernt noch ist er wegen seiner mangelnden Offensivqualitäten dafür prädestiniert. Zudem droht der französische U 20-Nationalspieler wegen einer Syndemoseverletzung noch viele Wochen auszufallen.

Wechselt Ajdin Hrustic zur Eintracht?

Die einzige Erklärung für die bisherige Zurückhaltung: Sportboss Bobic pokert und hat noch ein Ass im Ärmel. So wie im Falle des Australiers Ajdin Hrustic vom FC Groningen. Das Interesse an dem rechten offensiven Mittelfeldspieler ist verbrieft. Hrustic (24) soll laut „Dagblad van het Noorden“ seinen Wechsel zur Eintracht massiv forcieren. Beim 1:0-Sieg der Groninger gegen Den Haag stand er zwar in der Anfangself, war aber offenbar in Gedanken schon in Frankfurt. „Ich war nicht wirklich mit dem Kopf dabei“, wird er zitiert, „die Zeit ist reif, ich möchte diesen Schritt machen.“

Laut Informationen der Zeitung soll die Eintracht ihr ursprüngliches Ablöse-Angebot von 600.000 Euro noch einmal aufgebessert haben. Sollte Groningen wieder ablehnen, droht Hrustic mit Konsequenzen. „Dann werde ich im Januar bei Frankfurt unterschreiben und nach dieser Saison ablösefrei gehen“, sagte er. Sollte der Klub den Wechsel weiter blockieren, „können sie nicht erwarten, dass ich mich zu 100 Prozent in jedes Spiel einbringe.“ Ein durchaus zweifelhafter Versuch aus dem noch ein Jahr laufenden Vertrag rauszukommen.

Anzeige

Von Peppi Schmitt