Darmstadt 98: Arminias Stürmer macht den Unterschied
Darmstadt 98-Trainer Dimitrios Grammozis zieht den Hut vor der individuellen Klasse von Tabellenführer Arminia Bielefeld. Er sagt aber auch: „Es tut mir leid für meine Spieler“.
Von Jan Felber
Sportredakteur
Perfekte Schusshaltung: Fabian Klos zieht ab, der Ball schlägt zum 2:0 ein. Fabian Holland kann es nicht verhindern.
(Foto: Florian Ulrich)
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DARMSTADT - Es war eine Niederlage, die nicht unerwartet kam. Dennoch standen alle Beteiligten nach dem 1:3 des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 am Sonntag gegen Arminia Bielefeld etwas bedröppelt in den Katakomben des Stadions am Böllenfalltor. „Es war etwas möglich, das macht es bitter“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis nach der ersten Heimniederlage in einem Punktspiel seit dem 10. Februar (1:2 gegen Heidenheim). „Sie sind alle viel gelaufen, sie haben alle gekämpft. Es tut mir leid für die Spieler, die jetzt vor allem sauer sind.“
Sauer wohlgemerkt, nicht enttäuscht. Weil sie den neuen Tabellenführer am Rande einer Niederlage hatten. „Bielefeld hat uns ja nicht abgeschossen“, wusste Grammozis. „Wir müssen jetzt das Positive mitnehmen.“ Und zwar schon am kommenden Sonntag, wenn es ab 13.30 Uhr beim SV Wehen Wiesbaden gilt, den Abstand nach unten zu halten beziehungsweise am besten auszubauen. Denn danach folgen die letzten Spiele des Jahres 2019 – gegen den VfB Stuttgart und den Hamburger SV, jeweils vor heimischem Publikum. „Wir haben heute weder an Wehen, Stuttgart oder den HSV gedacht“, sagte Grammozis. „Wir hatten den Fokus nur auf diesem Spiel: Wir wollten unbedingt gewinnen.“
Es waren zwei individuelle Fehler, die die Lilien auf die Verliererstraße gebracht hatten. Vor dem 0:1 patzte Dario Dumic, beim 0:2 hatte Immanuel Höhn seinen Gegenspieler aus den Augen verloren. Zweimal traf Fabian Klos. „Wir haben aber gezeigt, dass uns ein solcher Rückstand nicht umwirft“, lobte Grammozis die Reaktion seiner Mannschaft. „Das Team ist intakt, Wille und Mut sind immer vorhanden. Und auch die Fans haben uns nicht hängen lassen, sie haben versucht, uns aufzubauen und nach vorne zu peitschen.“ Die Reaktion des Publikums war in der Tat bemerkenswert gewesen, anders als etwa beim 2:2 gegen Jahn Regensburg gab es keine Pfiffe und Unmutsbekundungen. „Das Publikum war da, das hat uns Energie gegeben“, wusste auch der Lilien-Trainer. Dem klar gewesen war: „Entweder machen wir das 2:2 – oder aber wir kriegen noch einen. Aber dieses Risiko sind wir bewusst eingegangen.“
Der einzige verbliebene echte Stürmer blieb auf der Bank
Denn der 41-Jährige hatte im zweiten Durchgang voll auf Offensive gesetzt: Marcel Heller und Erich Berko kamen jeweils nach einer Stunde, sie sollten Tempo über die Außenbahnen bringen. Was gelang. „Wir sagen von Woche zu Woche: Egal, wer spielt – wir brauchen auch die, die nicht spielen. Denn wenn sie gebraucht werden, müssen sie sofort wach sein. Sie haben ihren Beitrag geleistet.“ Das galt für Patric Pfeiffer nur bedingt: Der 1,97 Meter große Innenverteidiger kam kurz vor Schluss zu seinem Pflichtspiel-Debüt für den SV Darmstadt 98, er sollte vorne für Kopfballgefahr sorgen. „Wir wollten Größe reinbringen, weil wir gemerkt haben, dass es dadurch zu Möglichkeiten kommen kann. Und Patric hat nun mal ein gutes Kopfballspiel.“ Gebracht hat es allerdings wenig. Ognjen Ozegovic blieb derweil übrigens auf der Bank, obwohl er der einzige verbliebene echte Stürmer war.
Zwar näherten sich die Lilien immer mal wieder dem Bielefelder Tor an, doch nach Marvin Mehlems Ausrutscher-Schuss (75.), der das Tor knapp verfehlte, gab es nichts wirklich Gefährliches mehr. Die 83 Sekunden nach der Pause hatten dem Team irgendwie das Genick gebrochen. „Das müssen wir uns zum Vorwurf machen“, gab Grammozis zu. „Gegen einen solchen Gegner kann man nur bestehen, wenn wirklich alles klappt und man so wenig Fehler macht wie möglich.“ Vorwürfe an seine Spieler gab es – zumindest öffentlich – keine. „Fehler können passieren, Bielefeld hat eine sehr gute individuelle Qualität.“
Das galt vor allem für Klos, der seine Treffer elf und zwölf erzielte, aber auch für Andreas Voglsammer, der in der Nachspielzeit das 3:1 erzielt hatte. Womit die gute Bilanz der Ostwestfalen gegen die Lilien ausgebaut wurde – von 21 Spielen haben die Arminen zehn gewonnen und nur sieben verloren.
Letztlich machte am Sonntag also die Effektivität den Unterschied: Bielefelds Offensiv-Personal traf, Darmstadts nicht. „Die hatten zwei Chancen, und daraus haben sie zwei Tore gemacht“, erkannte Grammozis ohne Umschweife an. „Das ist individuelle Qualität, das muss man auch einfach mal anerkennen.“
Vor allem Kloss hatte es dem Lilien-Trainer angetan – speziell sein Treffer zum 0:1. „Das macht ja auch nicht jeder, so aus dem Lauf, wie ein Tipp-Kick-Spieler. Das macht man nur, wenn man als Stürmer einen Lauf hat. Das war heute der Unterschied.“