Nationalpark-Ranger führen Wandergruppen auf dem Urwaldsteig Edersee durch die weiten Buchenwälder im Nationalpark Kellerwald.
Foto: Sven Hollerich
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Ein Naturpark mit U-Bahn-Anschluss – in Deutschland ist das einmalig. Gleich hinter der markanten Skyline der glitzernden Bankentürme von Frankfurt erheben sich die Höhenrücken des Naturparks Taunus.
In nur 40 Minuten erreicht die U-Bahn der Linie U3 die Endstation Hohemark am Fuße des mit 134 775 Hektar zweitgrößten hessischen Naturparks. In den weiten Wäldern lässt man ganz automatisch die Geschäftigkeit und den digitalen Takt der Banken- und Börsenwelt hinter sich.
Ehe man sich versieht, entführt der im Volksmund Schinderhannes genannte Räuber Johannes Bückler – oder zumindest der nach ihm benannte neue Qualitätswanderweg – Naherholungssuchende mitten hinein in den Taunus. Nahe der U-Bahn-Haltestelle passiert der zertifizierte Wanderweg das dortige Taunus-Informationszentrum.
Nationalpark-Ranger führen Wandergruppen auf dem Urwaldsteig Edersee durch die weiten Buchenwälder im Nationalpark Kellerwald.
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Die Wasserkuppe mit dem Radom (kleines Bild oben) gilt als die Geburtsstätte des Segelflugs.
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Der Brunhildisfelsen auf dem Feldberg-Plateau im Taunus (unten.)
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„Was für England Robin Hood war, ist in Deutschland der aus dem Taunus kommende Schinderhannes, um den sich viele Mythen ranken“, berichten die Naturpark-Führer Günter Cunz und Tanja Schuch auf einer geführten Wanderung Episoden aus dessen Räuberleben. Über mehrere Tagesetappen geht’s auf dem 184 Kilometer langen Schinderhannes-Pfad hinauf auf die Höhenzüge des Taunus und mitten hinein in die Tiefen der Wälder.
Die wohl abwechslungsreichste Etappe ist der mit dem Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“ prämierte „Schinderhannes-Steig“. Los geht’s auf den Streuobstwiesen des Gimbacher Hofes in Kelkheim. Unterwegs wird man mit schönen Ausblicken am Eppsteiner Kaisertempel, vom sagenumwobenen „Zacken“, sowie von den Aussichtstürmen auf dem Atzelberg und auf dem Pferdskopf belohnt. Auf halber Strecke passiert der Wanderer den Limes, unterwegs durchquert man typische Taunusdörfer. Im Weiltal ist das Etappenziel an der Landsteiner Mühle erreicht. „Hier wird klar, warum Hessen das zweitwaldreichste Bundesland in Deutschland ist“, erklärt Thomas Götz vom Forstamt Weilrod. „Hessen ist mit 880 000 Hektar Wald bedeckt. Das entspricht 42 Prozent der Gesamtfläche.“
Die Buchenwälder im 5 738 Hektar großen Nationalpark Kellerwald-Edersee sind sogar als Unesco-Weltnaturerbe geadelt. Im Herbst präsentiert sich der Nationalpark von den Aussichtspunkten des 68 Kilometer langen „Urwaldsteigs Edersee“ wie ein golden wogendes Buchenmeer.
Der Qualitätswanderweg ist ein Genuss für Trekking-, Outdoor- und Wanderfreunde. Die Hauptroute führt entlang der Steilhänge rund um den Edersee. Unterwegs eröffnen sich immer wieder schöne Ausblicke auf den gewundenen Stausee.
„In den zurückliegenden trockenen Sommermonaten tauchten wegen des niedrigen Wasserstandes sogar die alten Siedlungen von Asel, Berich und Bringhausen, auch „Edersee-Atlantis“ genannt, wieder auf“, sagt Jutta Seuring vom Hessen Forst-Nationalpark-Team in Bad Wildungen. „Die drei im Edertal liegenden Dörfer mussten durch den Bau der Sperrmauer verlegt werden.“
Keine Straße und keine Siedlung zerschneiden die ausgedehnten alten Wälder im Gebiet südlich des Edersees in Nordhessen. Über 40 Prozent der Nationalpark-Buchen sind älter als 120 Jahre. Auf mehr als 1 000 Hektar stehen sogar Buchen, die älter als 160 Jahre – teilweise bis zu 260 Jahre – sind und reich an Totholz.
Seit dem 14. September dieses Jahres ist der Edersee nach drei Jahrzehnten übrigens erstmals wieder mit dem Zug erreichbar. Durch die 25-Millionen teure Sanierung und Wiedereröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Frankenberg und Korbach halten werktags neun Züge je Richtung und an den Wochenenden acht Zugpaare am neuen Nationalpark-Bahnhof Vöhl-Herzhausen.
Die umsteigefreie Direktverbindung von Marburg über Frankenberg, den Edersee und Korbach führt weiter nach Willingen ins nordhessische Upland. Gerade im Herbst konnte Willingen im vergangenen Jahr einen satten Zuwachs bei den Übernachtungen verzeichnen.
„Das schöne Herbstwetter brachte uns vor allem im September, Oktober und November 2014 ein Plus von rund 14 000 Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr“, bilanzierte Tourismusdirektor Ernst Kesper. Für das erste Halbjahr 2015 gibt’s ebenfalls ein Gästeplus von 4,1 Prozent.
Auch das Kleinstädtchen Gersfeld kann sich über einen Zuwachs an Gästen von mehr als zehn Prozent im ersten Halbjahr 2015 freuen. In der hessischen Rhön gilt nach wie vor: Der Berg ruft. Hessens höchste Erhebung ist – wie der Name Wasserkuppe schon sagt – kein Berg im eigentlichen Sinn. Mit seinen 950 Metern ist und bleibt der Gipfel der Rhön in Hessen dennoch absolute Spitze. Das Gipfelplateau mit dem markanten Radom zieht die Besuchermassen an wie ein Magnet. Oben angekommen, ist der Blick meist in den Himmel gerichtet: Zu Dutzenden kreisen die Segelflieger über die fußballrunde Radarkuppel aus der Zeit des Eisernen Vorhangs hinweg.
Die Wasserkuppe gilt als Geburtsstätte des Segelflugs in Deutschland. Längst sprenkeln aber auch die farbenfrohen Gleitschirme tollkühner Paragliding-Piloten bunte Farbkleckse auf das tiefblaue Firmament. Und auch wer nicht selbst abhebt, kann hier oben dennoch „einfach einmal über den Dingen stehen“.
„Dem Alltag entfliegen“, steht unter dem neuen Wasserkuppen-Logo in doppelter Bedeutung. Schätzungsweise eine Million Menschen sind es, die jährlich auf diese Weise – zumindest für einen Moment – ihren Alltag weit unten im Tal zurücklassen wollen. Logisch, dass an schönen Tagen die Parkplätze rund um die Kuppe überfüllt sind. Dabei ist es kein Problem dem Rummel zu entfliehen. Mountainbiker haben die Rhön zu ihrem Eldorado auserkoren. Die vom Deutschen Alpenverein bewirtschaftete Enzianhütte auf 760 Metern Höhe lockt dabei ebenso als Etappenziel, wie die Klosterbrauerei auf dem Kreuzberg.