Okala in Florida sieht sich selbst als Pferdehauptstadt der Welt. Von hier kommen wahre Pferdestars, die im Streifen „Fluch der Karibik“ auf der Leinwand zu sehen waren.
Von Julia Krentosch
Redaktionsleiterin Lokalredaktion Mainz
Durch das Marion County werden viele geführte Touren angeboten, an denen auch Reitanfänger teilnehmen können.
(Foto: Julia Krentosch)
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ir waren schon die Pferdehauptstadt, da hat noch niemand von Kentucky gesprochen.“ Kimie grinst und lässt die Zügel knallen. Tiny Prince Charming, ein mächtiger schwarzer Hengst, setzt sich in Bewegung und die Kutsche, die er zieht, rollt langsam von der Kimberden Farm. In den nächsten Stunden wird Kimie, die eigentlich Kim Burnette heißt, ihre Gäste in die Welt der Pferde entführen. Zum gemächlichen Rhythmus von Charmings Hufen geht es an Ställen, Rennstrecken, Farmhäusern und hunderten Quadratmetern Weideland von Ocala vorbei. Wir befinden uns im Marion County im Bundesstaat Florida der Vereinigten Staaten. John Travolta und seine Frau haben diese Tour mit Kimie auch schon gemacht, er wohnt ganz in der Nähe.
Wie im Film sieht es hier links und rechts der Straße aus. Unwirklich fast. Die Farmhäuser im Südstaaten-Look sind gepflegt, die grünen Wiesen gestutzt. Pferdemamas und ihre Fohlen grasen unter einem Baum, ein Stück weiter galoppiert ein schwarzer Hengst über die Koppel. Ein Idyll, eingerahmt von meterweise weißen Holzzäunen. Hier wohnt Geld. „Auf unseren Farmen wohnen Gewinner“, sagt Kimie und nickt stolz. „Always Dreaming hat das letzte Kentucky Derby gewonnen. Er wurde hier bei uns trainiert.“ Viele Anwesen, an denen Tiny Prince Charming vorbeimarschiert – sie heißen Chanbelle Acre oder Zucchini Farm – haben darum auch eine Rennstrecke rund ums Haus. Über 300 000 Pferde gibt es im Marion County, schätzt Kimie, ganz sicher so viele wie Einwohner. Wie viele Farmen es in Ocala gibt? „Bestimmt an die 1000“. Kein Wunder also, dass sich die 50 000 Einwohner-Stadt zur Pferdehauptstadt der Welt ernannt hat. Sie hat sogar einen eigenen Flughafen, von dem aus die Renn- oder Zuchtpferde zu ihren Wettkämpfen oder neuen Besitzern geflogen werden.
Während Kimie und Tiny Prince Charming unter 500 Jahre alten Eichen hindurchfahren, ist auf der Farm zu Hause gerade die Pferdemannschaft der Universität von Florida angetreten. Die hat auf der Kimberden Farm ihr Zuhause. Runde um Runde geht es über den Platz, bis es Zeit wird für die Hindernisse. Wenn die Besucher von ihrer Rundfahrt kommen, dürfen sie zuschauen. Oder die Pferde mit Karotten füttern. Ralph, Jolly und wie sie alle heißen, wissen das schon. Sie knabbern ungeduldig an ihrer Stalltür, bis die Möhre endlich kommt. 15 Pferde hat Kimie gerade. Die Arbeitstiere wie Tiny Prince Charming kommen alle von den Amish in Ohio. „Sie sind Arbeit gewöhnt und können sechsmal ihr eigenes Gewicht ziehen“, erklärt Kimie. „Bei mir müssen sie aber nicht mehr so schwer schuften.“ Im Gegenteil, bei Kimie werden sie Filmstars. Wie Duke und Doc: Die spielen nämlich im dritten Teil von „Fluch der Karibik“ mit. Kimie ist vor sieben Jahren für die Dreharbeiten mit ihnen nach Puerto Rico geflogen. „In der zweiten Szene sieht man sie“, irgendwie klingt Kimie immer noch ein bisschen aufgeregt, „da rennen sie über eine Brücke“.
Durch das Marion County werden viele geführte Touren angeboten, an denen auch Reitanfänger teilnehmen können. Foto: Julia Krentosch
In Ocala dreht sich alles um Pferde – über 300 000 gibt es im Marion County. Foto: Julia Krentosch
Kim Burnette betreibt die Kimberden Farm in Ocala. Foto: Julia Krentosch
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In einer Stadt, in der sich alles um Pferde dreht, steigen die Besucher natürlich auch selbst in den Sattel. Rund um Ocala oder Kissimmee, etwa anderthalb Fahrtstunden von der Pferdehauptstadt entfernt, werden viele geführte Touren angeboten. Die ideale Gelegenheit für Anfänger. Bei Forever Florida in St. Cloud zum Beispiel sitzen die Neulinge auf Doseys Rücken. „Der ist brav. Ein verspieltes Kind“, lacht dessen Besitzer Slay und gibt Dosey einen Klaps auf den großen Pferdepopo. Dosey trottet ganz gemütlich los, schlägt sich vor der Tour noch schnell den Bauch mit Weidegras voll. Sobald die Gruppe im Sattel sitzt, geht es los. Der Anfänger muss tatsächlich nichts können, Dosey macht das schon. Er trottet der Gruppe hinterher, auf schmalen Wegen, vorbei an niedrigen Palmen. Der Boden hier ist sandig, ab und zu sieht es aus, als würde Dosey auf schwarzer Asche laufen. „Das ist Asche“, sagt Slay. Mit der Dürre in den letzten Monaten habe das aber nichts zu tun. Auf der Farm werde absichtlich und kontrolliert abgebrannt. „In ganz Florida machen wir das so. Das hilft dem Ökosystem“, sagt Slay. Das Wiregras, das hier überall wächst, brauche das Feuer.
REISE-CHECK
Anreise: Lufthansa fliegt ab Frankfurt nonstop ab 987 Euro nach Orlando, www.lufthansa.com. Günstiger sind Flüge mit einem Zwischenstopp, zum Beispiel mit Delta Airlines, ab 571 Euro, www.delta.com.
Unterkunft: Motel Howard Johnson in Ocala, ab 60 Dollar / Nacht, www.wyndhamhotels.com.
Reiten: Horse County Carriage Company and Tours in Ocala auf der c, Preis auf Anfrage, www.kimberden.com. Forever Florida in St. Cloud, circa 60 Euro, www.foreverflorida.com.
Zipline oder Kletterpark: Canyons Zip Lines and Canopy Tours in Ocala, circa 83 Euro, www.zipthecanyons.com.
Mehr Infos: www.visitflorida.com.
Slay ist 17 Jahre alt. Seit er drei ist, sitzt er im Sattel und hilft im Familienunternehmen mit. Er spielt mit Touristen Cowboy für einen Tag und fängt die Farmrinder mit dem Lasso ein. Oder er reitet eben ganz gemütlich mit ihnen über das Gelände. Inzwischen haben Anfänger und Pferd ihren Rhythmus gefunden. Dosey trottet der Gruppe immer noch hinterher. Die anderthalb Stunden-Tour entschleunigt, Doseys Schaukeln wirkt irgendwie meditativ. Schneller geht es da schon an der Zipline. Das ist gerade das Ding in Florida. An jeder Ecke können sich Touristen an einem Drahtseil durch die Lüfte schwingen. Mal mehr, mal weniger adrenalingeladen. Bei „Canyons Zip Lines“ in Ocala jedenfalls ist Schnappatmung garantiert. Sie betreiben Floridas längste, schnellste und höchste Seilrutsche. Sagen sie zumindest. An insgesamt neun Ziplines geht es durch den Canyon. Vorbei an Felswänden, über Seen und Wälder. Wer ohnehin auf der Durchfahrt ist, sollte für ein bisschen Herzklopfen unbedingt hier anhalten.