Im Mainzer Fastnachtsmusuem dreht sich alles um die närrische Zeit. Es gewährt Einblicke in Geschichte und Tradition der Fastnacht und erklärt zum Beispiel, was es mit karnevalistischen Uniformen, Orden und Diensträngen auf sich hat.
Von Dagmar Staab
Im Fastnachtsmuseum warten auch Schwellköpp auf die Besucher. Foto: Dagmar Staab
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
Mainz - Die Narrenkappe wurde 1827 in Köln erfunden und hatte eine ganz praktische Funktion: Sie diente als Eintrittskarte, und deshalb gab es jedes Jahr eine neue. Zu jener Zeit war die Fastnacht noch reine Männersache. Selbst weibliche Rollen wie die der Prinzessinnen wurden bis zum Ersten Weltkrieg von den Herren übernommen.
Als erster Mainzer Fastnachtsprinz bestieg Ludwig Chary 1838 seinen Thron. Ein Jahr später vermählte er sich als Prinz Carneval mit der Jungfrau Moguntia und 1840 wurde ihnen ein Erbprinz aus der Flasche geboren. Und warum hat die Fastnacht Garden und was sind die Scheierborzeler?
Antworten auf diese Fragen erhält man im Mainzer Fastnachtsmuseum: Garden sind als Persiflage auf das Militär entstanden. Uniformen, Orden, Dienstränge, Feldlager und Rekrutenvereinigung sollen militärisches Gehabe auf die Schippe nehmen. Scheierborzeler sind die „Dilettanten“, die Laienschauspieler der Fastnachtspossen, die seit 1838 im Mainzer Staatstheater aufgeführt werden.
Umfangreiche Sammlung
23 000 Exponate hat das Museum inzwischen in seinem Archiv liegen. Gesammelt wird seit 1972. Den Grundstein legte Karl Delorme, ehemaliger Bürgermeister von Mainz. Doch weil es immer an Geld und Räumen fehlte, konnte die Ausstellung erst 2004 im Proviant-Magazin eröffnet werden. Unterteilt ist sie in die Bereiche „Kokolores“, „politische Reden“ sowie „Publikum beobachten“. Gezeigt werden zum Beispiel alte Fernsehsitzungen, historische Rosenmontagszüge oder Fastnachtsschlager. Dabei kann man konkret nach Datum suchen und sich mit etwas Glück wiederfinden. Eine Kiste enthält Entwürfe für Motivwagen, in der Vitrine nebenan liegen die Brille von Rolf Braun und die Schürze von Ernst Neger. Ranzengardegeneral Johannes Gerster hat seine Uniform spendiert, ebenso wie Margit Sponheimer ihr Weinprinzessinenkostüm oder das Prinzenpaar Inez I. und Stefan I. ihre Roben von 1995.
Schwellköpp aus Pappmaché
Ausgestellt sind zudem Onkel Theobald, das Lisbetche oder die Fett Muck – alles Schwellköpp, die 1927 zum ersten Mal beim Rosenmontagszug mitliefen. Auch dieser Zug ist auf DVD zu sehen. Die Kameraden sind bis zu 25 Kilogramm schwer und werden bis heute aus Pappmaché hergestellt.
Wie Mainzer Soldaten im Zweiten Weltkrieg an der Front feierten, ist ebenfalls dokumentiert. Zugplakettchen gibt es übrigens seit 1950. Als Vorbild dienten Plaketten, die zur Finanzierung von Katholikentagen verkauft wurden. Für Kinder haben die Planer ein Gewölbe eingerichtet, in dem Jugend in der Bütt’ zu Wort kommt. In den Sommerferien werden Aktivitäten wie „Ralleys durchs Museum“ oder „Büttenreden schreiben“ angeboten.