In Frankfurt am Main befand sich einst die größte jüdische Gemeinde Europas. Bastian Thüne war auf den Spuren der jüdischen Kultur in der Großstadt unterwegs. Er besuchte unter anderem das Jüdische Museum und den Jüdischen Friedhof.
Von Bastian Thüne
Zwischen der Oper Frankfurt und dem
Main liegt das jüdische Museum. Foto: Bastian Thüne
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Frankfurt - In Rheinland-Pfalz und Hessen gibt es viele Varianten für einen perfekten Tag. Das pepper-Team stellt die schönsten Tagestouren in loser Reihenfolge vor. Bastian Thüne begab sich auf die historischen und aktuellen Spuren des jüdischen Lebens in Frankfurt.
Viel weiß man als Durchschnittsdeutscher nicht über das jüdische Leben. Nach gut 2.000 Jahren christlich-abendländischer Repression und dem Holocaust ist heute von der jüdischen Kultur, die das Land einst bereicherte, kaum noch etwas übrig geblieben. Zeit also, sich auf die Spuren des jüdischen Lebens in der Stadt zu machen, in der sich einst die größte jüdische Gemeinde Europas befand.
Jüdische Speisevorschriften
Die Erfindung der Rindswurst zum Beispiel ist einem findigen Frankfurter Metzger zu verdanken, der jüdische Kunden gewinnen wollte. Unterliegt doch das Judentum gewissen Speisevorschriften, die man grob auf zwei Merkmale herunterbrechen kann: Fleisch- und Milchprodukte dürfen nie zusammen und nur nach bestimmten Abständen verzehrt werden. Ebenso müssen die koscheren Tiere geschächtet werden. Schweine und Meeresfrüchte zählen zu den unsauberen Tieren. Im A&L Aviv Lebensmittelladen (Hanauer Landstraße 50) findet man neben Matzen (ungesäuertes Brot) auch israelischen Wein und weitere Produkte, die diesen und den vielen weiteren Vorschriften entsprechen.
Weitere Informationen
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Frankfurt am Main
Kaiserstrasse 56
60329 Frankfurt am Main
069 / 21 23 88 00 www.frankfurt-tourismus.de
Gut 15 Minuten zu Fuß davon entfernt ist der alte jüdische Friedhof (Battonstraße 2), der am Rande des früheren Ghettos und neben dem Museum Judengasse (Kurt-Schuhmacher-Straße 10) liegt. Dort wurden fünf Fundamente der alten Gebäude freigelegt und baulich in das Museum integriert. Besucher können die Keller inspizieren und nebenbei viel über die Geschichte der Juden in Frankfurt sowie deren Leben, Sitten und religiöse Bräuche lernen.
Sakrale Reliquien im jüdischen Museum
Von alten jüdischen Friedhof aus kommt man fix zum Museumsufer und trifft nach einem viertelstündigen Fußweg auf das jüdische Museum (Untermainkai 14-15). In den oberen Stockwerken ist eine Dauerausstellung mit vielen Exponaten wie sakralen Reliquien, Thorarollen und einem Holzmodell der ursprünglichen Judengasse mit all ihren Gebäuden. Im Erdgeschoss gibt es wechselnde Dauerausstellungen – derzeit eine über die Schriftstellerin Nelly Sachs, die noch bis zum 31. Juli läuft.
Einziger Wermutstropfen an diesem perfekten Tag ist die Synagoge im Westend, die nur sehr selten Führungen für Gäste anbietet. Doch befindet sich in deren Nähe eine weitere kulinarische Station mit dem Sohar‘s Kosher Restaurant in der Savignystraße 66. Dass das Judentum über die ganze Welt verbreitet ist, bemerkt man bereits beim ersten Blick auf die Speisekarte. Da trifft gefüllter Fisch, süß abgeschmeckt und mit roter Meerrettichsoße, als Spezialität osteuropäischer Juden auf Falafel mit Humus aus Nordafrika und amerikanische Burger. Damit man beim Essen nicht auf milchhaltige Desserts verzichten muss, werden Sojaprodukte als wohlschmeckender Ersatz verwendet. Guten Appetit.