In der Rhein-Main-Region steigen die Corona-Infektionszahlen deutlich an. Der hessische Gesundheitsminister und die Kommunen haben sich am Donnerstag auf ein Maßnahmenpaket...
WIESBADEN. Der Alltag der Menschen in Hessen wird wieder stärker von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beherrscht. Es gibt neue Verschärfungen, während die Infektionszahlen vor allem in den Großstädten steigen. Mit den Gesundheitsdezernenten der Städte und Kreise des Rhein-Main-Gebiets hat sich Gesundheitsminister Kai Klose am Donnerstag auf ein eigenes Maßnahmenpaket verständigt.
„Die Lage ist ernst. Das Corona-Virus macht an Stadt und Kreisgrenzen keinen Halt“, erklärte der Grünen-Politiker. Die Vereinbarung greift die Einigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten vom Mittwoch auf. Vor Ort können aber weitergehende Maßnahmen getroffen werden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Dies gelte, wenn die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 35 überschreitet. Das ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Klose betonte: „In unserer eng verflochtenen Metropolregion pendeln viele Menschen täglich über die Stadt- und Landkreise hinweg. Möglichst synchrone Regeln erleichtern die Orientierung.“
In Hotspots Maskenpflicht ab der fünften Klasse
Für die Landkreise Groß-Gerau, Hochtaunus, Main-Taunus, Main-Kinzig, Offenbach und Rheingau-Taunus sowie die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Darmstadt gilt daher nach Ende der Herbstferien für zunächst 14 Tage eine generelle Maskenpflicht für alle Schüler ab der fünften Klasse. Im gleichen Zeitraum soll der Schulsport nur kontaktlos und im Freien stattfinden. Profisport wäre dann nur noch ohne Zuschauer erlaubt – für Amateuersport wird dies empfohlen.
Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 wird eine Sperrstunde für die Gastronomie ab 23 Uhr eingeführt. In Alten- und Pflegeheimen sind dann nur noch maximal drei Besuche für jeweils eine Stunde und höchstens zwei Besucher erlaubt.
Fallzahlen: Die Zahl der neuen Corona-Infektionen steigt in Hessen weiter deutlich an. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts in Berlin vom Donnerstag wurden innerhalb eines Tages weitere 662 Fälle bestätigt. Zwei Menschen starben demnach an den Folgen einer Infektion, insgesamt gibt es damit bisher 569 Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie wurden 23 481 Infektionen gemeldet. Kassel hat aktuell eine Sieben-Tage-Inzidenz von 97,5. Als kritische Schwelle gilt der Wert 50. In der Stadt Offenbach liegt die Inzidenz bei 89,8, im Kreis Groß-Gerau bei 71,4. Frankfurt weist einen Wert von 69,2 auf, der Main-Taunus-Kreis liegt bei 54,9.
Verschärfung der Corona-Regeln: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat die von Bund und Ländern beschlossene Verschärfung der Corona-Regeln begrüßt. „Über die konkrete Umsetzung der Beschlüsse in Hessen wird zeitnah das hessische Corona-Kabinett beraten“, teilte er am Donnerstag in Wiesbaden mit. „Wir müssen jetzt gemeinsam die richtigen Maßnahmen treffen, damit wir unsere Schulen und Kitas offen und unsere Wirtschaft am Laufen halten können.“
Intensivbetten: Nach den jüngsten Zahlen des Sozialministeriums (Stichtag 13. Oktober, 11 Uhr) liegen 399 Covid-19-Patienten in hessischen Kliniken. Davon sind 67 Personen beatmungs- und intensivüberwachungspflichtig. Am Stichtag seien 6188 stationäre Betten inklusive der Beatmungs- und Intensiv-Überwachungsbetten frei gewesen. Das seien 23 Betten mehr als noch eine Woche zuvor.
Lockdown und Selbständigkeit: Während des Corona-Shutdowns im Frühjahr haben sich in Hessen deutlich weniger Menschen getraut, ein Gewerbe anzumelden. Im zweiten Quartal des Jahres lag die Zahl der Anmeldungen mit knapp 12 000 um 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie das Statistische Landesamt berichtete. Besonders deutlich waren die Einbrüche zwischen April und Juni in den Bereichen „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ (minus 46,4 Prozent) sowie im Gastgewerbe (minus 35,1 Prozent). Diese Branchen waren von der Corona-Krise besonders betroffen. Weitgehend stabil blieben hingegen die Anmeldungen im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Energie- und Wasserversorgung sowie bei Verkehr und Lagerei.
Touristenzahlen: Die hessischen Beherbergungsbetriebe zählten im August 45 Prozent weniger Gäste und 37 Prozent weniger Übernachtungen als noch im gleichen Vorjahresmonat. 36 Prozent weniger Inlandsgäste blieben über Nacht, aus dem Ausland reisten sogar 71 Prozent weniger Gäste an.
Von Klaus-Thomas Heck und dpa