Berufsbildende Schulen: Es gibt mehr als nur den einen Weg

aus Bildung

Thema folgen
Erzieherinnen und Erzieher stehen unter hohem Druck. Das wirkt sich auf den Krankenstand aus. Foto: dpa

Kommen ohne Schulabschluss, gehen mit dem Abitur: Die Berufsbildenden Schulen zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die nicht zwangsläufig über das Gymnasium führen.

Anzeige

BAD KREUZNACH. „An der Berufsbildenden Schule Technik Gewerbe Hauswirtschaft und Sozialwesen ist grundsätzlich alles möglich“, sagt Schulleiter Simon Lauterbach voller Überzeugung. Dass man heutzutage längst nicht mehr alleine über den klassischen direkten Weg via Gymnasium und Abitur den Einstieg ins Studium finden kann, ist vielen gar nicht bekannt. Dabei gibt es gerade an den Berufsbildenden Schulen etliche Modelle der Weiterbildung. „Jeder, der auf dem ‚ersten Bildungsweg‘ keinen Abschluss erreicht hat, hat bei uns die Möglichkeit, über die Berufsreife und den Sekundarabschluss I hin zum Abitur zu gelangen, und erhält dadurch die Chance, ein Studium aufzunehmen“, schildert Lauterbach die vielen Bildungswege an seiner Schule in Bad Kreuznach, in Kürze BBS TGHS genannt. Beispiele dafür gebe es viele.

Beginnend mit dem sogenannten Berufsvorbereitungsjahr können dort Schüler ohne einen Schulabschluss anfangen und die Berufsreife erlangen. Von dort aus gibt es über die Berufsfachschulen und den Sekundarabschluss I unterschiedliche Möglichkeiten, um mit der Fachhochschulreife oder dem Abitur abzuschließen. Fachliche Schwerpunkte sind dabei Informationstechnik, Sozialwesen oder auch Bau-, Elektro- und Metalltechnik.

Berufsbildenden Schulen immer beliebter

Theoretisch ist es also möglich, ohne Schulabschluss an der BBS TGHS anzukommen und mit dem Abitur oder der Fachhochschulreife, als staatliche geprüfter Techniker oder Erzieher zu gehen.

Anzeige

Beispiele für einen solchen Aufstieg kennt Lauterbach viele: Einige der einstigen Absolventen haben heute führende Positionen oder lehren inzwischen selbst an dieser oder anderen Schulen.

Alle Artikel zu unserem Themenmonat „Bildung“: Hier in unserem Dossier

Dass die Berufsbildenden Schulen zunehmend an Beliebtheit gewinnen, kann Lauterbach bestätigen: Vor allem bei der Höheren Berufsfachschule und den Fachschulen habe die Nachfrage zugenommen. „Ein Trend der letzten Jahre resultiert aus dem Bedarf an qualifizierten Leuten im IT-Bereich sowie im sozialen Bereich. Dementsprechend haben wir uns aufgestellt mit unseren Höheren Berufsfachschulen“, erklärt Lauterbach. Gerade die steigende Nachfrage nach Erziehern macht sich bemerkbar an der BBS TGHS, weshalb dort künftig neben der Vollzeit- auch eine Teilzeitausbildung angeboten wird.

Manche Kinder brauchen mehr Zeit zum Lernen

Möglichkeiten gibt es also viele, die nicht zwangsläufig über das Gymnasium führen müssen. „Unser Bildungssystem ist jetzt bereits äußerst offen und flexibel. Das Problem ist, dass Eltern oft nicht ausreichend informiert sind über die breit gefächerten Möglichkeiten, die sich bieten“, ist Lauterbach überzeugt. Dazu komme, dass es bei Eltern häufig an Akzeptanz mangele, welche Schulform die passende für den Nachwuchs ist. Das könne bei den entsprechenden Voraussetzungen das Gymnasium sein, jener Schulzweig sei aber nicht das Optimum für jedes Kind. Manche Kinder bräuchten mehr Zeit zum Lernen, manche bräuchten ein anschaulicheres Lernen, mehr Praxis und weniger Theorie und vor allem weniger Druck. „Eltern sollten diesen Kindern durch die Auswahl einer ihnen gemäßen Schule die Chance eröffnen, mit Neugier, einem ungebremsten Lernwillen und Erfolgserlebnissen ihre Schullaufbahn zu durchlaufen“, rät Lauterbach. Dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch nach Erreichen der ersten Etappe wie etwa einem Realschulabschluss noch Energie und Lernfreude genug vorhanden sei, um an einer BBS über weitere Bildungswege das Abitur abzulegen und sich vielleicht danach an einer Universität einzuschreiben.

Anzeige