Die umstrittenen Binnenzeichen für Geschlechtervielfalt sind weiterhin nicht „Kernbestand der Orthografie“. Warum? Das erklärt der Vorsitzende des Rechtschreibrates im Interview.
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Herr Dr. Lange, laut Beschluss des Rates für deutsche Rechtschreibung werden Gendersternchen, Doppelpunkt und Unterstrich nun als „Sonderzeichen“ definiert. Was bedeutet das konkret?
Wir stellen nur fest, dass es diese Sonderzeichen gibt. Im Beschluss heißt es aber ausdrücklich, dass diese Wortbinnenzeichen nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und damit auch nicht zum Kanon der deutschen Rechtschreibung. Dennoch kann man nicht darüber hinwegsehen, dass diese Sonderzeichen in Wörtern benutzt werden. Deswegen halten wir den Hinweis für angemessen: Es gibt so etwas.
Heißt das nun, dass jemand, der die Zeichen verwendet, nach den Regeln der deutschen Rechtschreibung falsch schreibt, oder handelt es sich um eine mögliche Variante?
Dazu hat sich der Rat nicht geäußert. Allerdings gilt unser Regelwerk ja nur für den Schulbereich und die öffentliche Verwaltung. Der Rat schlägt den staatlichen Stellen nicht vor, die Binnenzeichen in den Kernbestand der deutschen Orthografie aufzunehmen. Die Frage, wie man zum Beispiel in den Schulen damit umgeht, wird in Deutschland von den Bundesländern unterschiedlich beantwortet.
In Bayern und Sachsen werden die Zeichen ausdrücklich als Rechtschreibfehler gewertet.
Ja. Auf der anderen Seite gibt es Länder, die vorgeben, in Deutsch-Aufsätzen im Abitur die Verwendung von Sternchen, Doppelpunkt und Unterstrich zur Kennzeichnung von Menschen aller geschlechtlichen Identitäten nicht als Fehler zu werten. Das ist eine schulpolitische Entscheidung, die aus dem Regelwerk des Rates letztlich herausfällt.
Reagieren Sie mit dem „Sonderzeichen“-Beschluss auf die Tatsache, dass Gendersternchen, Doppelpunkt und Unterstrich im geschriebenen Wort inzwischen zum deutschen Alltag gehören, ebenso wie die gesprochene Genderpause?
Es gibt Gruppen, in denen das üblich ist. Hier wird Rechtschreibung zu einem Merkmal von Gruppenidentitäten. Damit wird eine gesellschaftspolitische Auseinandersetzung auf die Ebene der Rechtschreibung verlagert. Die Orthografie ist aber bekanntlich nicht dazu geeignet, solche Konflikte zu lösen. Und deswegen wird die Diskussion in Deutschland auch so emotional geführt.
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Geht es dabei nur um das gesprochene und geschriebene Wort, oder geht es um mehr?
Für den Rat der deutschen Rechtschreibung geht es nur um das geschriebene Wort und nur um die Regeln für Schule und öffentliche Verwaltung. Im Übrigen möge jeder so schreiben und reden, wie ihm der Schnabel und der Griffel gewachsen ist. Die Frage, ob das dann für die Empfänger der Botschaft verständlich ist, liegt in der Verantwortung des Absenders.
Dennoch: Warum kochen die Emotionen bei vielen Menschen derart hoch? Sie sprechen selbst von „übersprachlich aufgeladenen“ Zeichen.
Das ist nur verständlich, wenn man weiß, dass Sternchen, Doppelpunkt und Unterstrich bedeuten sollen, dass Menschen aller Geschlechter – männlich, weiblich, divers – gemeint sind. Das heißt: Ein Zeichen wird aufgeladen mit einer bestimmten Bedeutung, die es ansonsten nicht hat.
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Gibt es historische Parallelen für eine solche „übersprachliche Aufladung“ von Rechtschreibfragen, wie wir sie seit einigen Jahren erleben?
Mir ist eine solche sprachhistorische Parallele nicht bekannt.
Auch im Rat selbst wird über Gendersternchen & Co. gestritten.
Es gab eine sehr kontroverse Debatte. Der eine Pol lautet: Die Zeichen sind sprachhistorisch falsch und gehören nicht in die Rechtschreibung hinein. Deshalb wollen wir damit nichts zu tun haben. Die andere Position ist: Insbesondere die junge Generation schreibt mit den Zeichen, und das muss man ernst nehmen, weil damit Respekt vor anderen Menschen ausgedrückt wird. Deshalb müsste es eigentlich in das Regelwerk aufgenommen werden.
Ihr Beschluss ist also ein Kompromiss?
Wir haben in Eupen in Ostbelgien getagt. Bekanntlich sind die Belgier Meister des Kompromisses. Deshalb hat vielleicht das örtliche Flair zu unserer Lösung beigetragen.
Werden Gendersternchen & Co. bleiben oder in einigen Jahren wieder verschwinden?
Dazu wage ich keine Prognose.