Sichtlich Spaß hat Alexander am Davis-Cup-Heimspiel. Beim Finalturnier in Madrid wird der Weltmeister allerdings fehlen.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Es gab Davis-Cup-Begegnungen in der Fraport Arena, da hatte in der deutschen Mannschaft nach einer 3:0-Führung keiner mehr Lust auf Tennis. Am Samstag nun stand es schon 4:0 und es wurde immer weiter gespielt. Philipp Kohlschreiber gönnte sich sogar nochmal drei Sätze, obwohl vorher schon das Doppel Tim Pütz/Jan-Lennard Struff den Sieg über die zweitklassigen Ungarn perfekt gemacht und Alexander Zverev das dritte Einzel gewonnen hatte.
„Wir wollten das volle Programm zeigen. Das hatte nichts mit Erinnerungen an irgendwelche alte Partien zu tun“, begegnete Teamchef Michael Kohlmann Wiedergutmachungsgedanken. 2014 hatte sich beim nachträglich ruhmlosen Sieg gegen Spanien am Sonntag nur noch Ersatzmann Daniel Brands zu einem Einsatz bewegen lassen, während die tags zuvor noch als Doppelsieger gefeierten Thommy Haas und Philipp Kohlschreiber in der Box saßen und ausgepfiffen wurden.
„Die Leute hier haben viel Geld für ihre Karten bezahlt und haben es verdient, dass wir vor ihnen spielen“. Was damals schon galt, nahm Alexander Zverev fünf Jahre später als etwas ernsthafteren Auftrag, sich den Fans zu zeigen. „Da ich in diesem Jahr nur einmal in Deutschland spiele, wollte ich so viele Matches wie möglich vor eigenem Publikum bestreiten. Ich hätte auch noch Doppel und noch ein Einzel gespielt“. Auf diese Aussage reagierte das Publikum so euphorisch wie auf keinen Ballwechsel in den beiden Tagen. Zverev war zweifelsohne der große Gewinner des Wochenendes. Weniger, weil er seine beiden Einzelgegner in zusammen 2:15 Stunden abfertigte. Vielmehr, weil er sich als Teamplayer präsentierte – mit aber konsequenter persönlicher Haltung.
„Ich finde das neue System schlecht und hoffe, dass das alte zurückkommt“, sagte der 21 Jahre alte Weltmeister bei jeder Gelegenheit, in der er auf die Davis-Cup-Reform angesprochen wurde. Und davon gab es viele. „Es gibt auch keinen Mensch auf der Welt, der mich da umstimmen kann“. Nicht mal Gerard Piqué. Fußballer, Freund von Zverev, aber vor allem mit seiner Firma Kosmos Antreiber der Reform. „Ich liebe es, in dieser Mannschaft und für Deutschland zu spielen. Aber die Jungs müssen leider ohne mich nach Madrid fahren“, erklärte Zverev, der in der Woche vor dem Davis-Cup-Finale seinen Weltmeistertitel in London verteidigen will – und sich dann nach einer ohnehin langen Saison auf den Malediven erholt.
Die von ihm erwähnten Jungs können Zverev gut verstehen. Tim Pütz will dem neuen Format zwar eine Chance geben. „Fest steht aber, dass der Termin nicht hätte schlechter gelegt werden können. Sascha zieht einfach seine Konsequenzen draus, weil er sagt, er hat ohnehin zu wenig Urlaub im Jahr“, sagte Pütz, der bei der eigenen Entscheidung neben der Ehre auch über Geld redet. 20 Millionen Dollar sollen im November in Madrid verteilt werden. „Da ist eine Entlohnung dabei, die für uns natürlich wichtiger ist als für Sascha. Wenn man vergleicht, was wir verdienen und was er verdient, dann kann man den Sascha mit Geld einfach nicht locken.“
Zverev reagiert nach eigenen Worten ohnehin auf andere Reize: „Ich spiele Tennis nicht wegen Geld. Ich spiele Tennis für die Trophäen und weil es mir Spaß macht.“ Was sich bei 15,9 Millionen Euro Preisgeld etwas leichter sagen lässt. Aber bisher habe es im Davis Cup ja auch kein Geld gegeben. „Ich sehe den Davis Cup einfach als eins der emotionalsten Events, die wir im Sport haben, nicht nur im Tennis.“ Emotionen, die er in Frankfurt sichtlich genoss.