Streik legt weiterhin große Teile des Bahnverkehrs lahm

Zahlreiche Reisende warten am frühen Morgen im Frankfurter Hauptbahnhof auf einen ICE nach Berlin. Foto: dpa

Die Lokführer legen auch den zweiten Tag in Folge weite Teile des Verkehrs bei der Deutschen Bahn lahm. Pendler und Touristen müssen tapfer bleiben.

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BERLIN/FRANKFURT. Fahrgäste der Deutschen Bahn haben wegen des Streiks weiter mit zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen zu kämpfen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) setzte ihren Ausstand am Donnerstag unvermindert fort. Er soll bis in die Nacht zu Freitag dauern. Die Bahn konnte einen Angaben zufolge nach ihrem Ersatzfahrplan auch am Donnerstagmorgen stabil fahren. Um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden, bat das Unternehmen Fahrgäste um größtmögliche Rücksichtnahme. Das Bordpersonal unterstütze sie dabei, sich bestmöglich in den Zügen zu verteilen.

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Die Bahn geht davon aus, dass bundesweit weiter etwa 25 Prozent der Züge fahren, im Regionalverkehr etwa 40 Prozent - mit großen regionalen Unterschieden. Sie setzt nach eigenen Angaben alles daran, nach dem Ende des Streiks in der Nacht zum Freitag schnellstmöglich den Regelbetrieb zu erreichen. Reisende werden dazu aufgerufen, sich unbedingt vor Fahrtantritt zu informieren und teilweise angebotene Alternativen der Bahn zu nutzen (Busse und Regionalzüge) oder auf andere Anbieter umzusteigen. Die Gewerkschaft schließt weitere Streiks nicht aus. Darüber will sie in der nächsten Woche entschieden.

Vlexx, VIAS und Hessische Landesbahn nicht bestreikt

Betroffen sind auch die S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet, die nach Angaben des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) entweder nur im Stundentakt verkehren (S1, S2, S3, S5, S6, S8) oder ausfallen (S4, S7, S9). Ebenso trifft der Streik eine Reihe von Regionalexpress- und Regionalbahnverbindungen in der Region. So fallen die Verbindungen RE 2 (Koblenz -Mainz -Frankfurt, einzelne Züge), RE 4/ RE 14 (Karlsruhe/Mannheim-Mainz-Frankfurt), RE 25 (Koblenz-Gießen, einzelne Züge), RE 60 und RB 67 (Mannheim-Darmstadt-Frankfurt) aus. Der RE 70 verkehrt nur zwischen Frankfurt Hauptbahnhof und Lampertheim.

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U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse sollen nach Angaben des RMV hingegen planmäßig fahren; ebenso Regionalzüge wie die Verbindungen RE2 und 3 (Frankfurt - Mainz), RE 9 und RB 10 (Frankfurt - Wiesbaden-Biebrich), RB 45 (Limburg - Gießen), RB 58 und 59 (Rüsselsheim/Flughafen - Aschaffenburg), RB 75 (Mainz - Darmstadt - Aschaffenburg), RB 82 (Frankfurt - Darmstadt) sowie RE 98 und 99 (Frankfurt - Gießen - Kassel). Regionalzüge privater Verkehrsunternehmen wie etwa der Hessischen Landesbahn, Vlexx oder VIAS werden nicht bestreikt. Die Streik-Einschränkungen bei der Deutschen Bahn können sich aber auch auf die Verbindungen dieser Unternehmen auswirken. „Planen Sie bei Ihrer Reise Verspätungen und eine erhöhte Auslastung mit ein“, heißt es etwa bei Vlexx. Darüber hinaus teilte die Hessische Landesbahn mit, dass es „gegebenenfalls zu Verzögerungen, Verspätungen und (Teil-)Ausfällen kommen, falls auch Stellwerke bestreikt werden“. Am Donnerstagmorgen war das bei der Hessischen Landesbahnbeispielsweise auf den Linien RB 93 und RB 46 der Fall.

GDL will keine Nullrunde akzeptieren

Die Lokführergewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. So will die GDL bei den Mitarbeitern im internen Machtkampf mit der EVG punkten.

Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 28 Monate betragen. Auch um Betriebsrenten wird gerungen. Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.