Kohls letzter Weg - großes militärisches Ehrengeleit für...

Der Sarg mit Helmut Kohl, gefolgt von der Witwe Maike Kohl-Richter, wird am Samstagabend nach dem Pontifikalrequiem für den verstorbenen Altkanzler aus dem Dom in Speyer getragen. Foto: dpa
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Abschied von Helmut Kohl: Am Abend ist der verstorbene Altkanzler nach einem Trauergottesdienst in Speyer beerdigt worden.

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SPEYER. Um 19.40 Uhr wird es ganz still auf dem großen Platz. Drei Minuten Stille, dann ertönt am Samstagabend die Kaiserglocke des Speyrer Doms. Zwei Kranzträger verlassen das Hauptportal des Doms. Dann kommt er, der Sarg mit dem Altkanzler, getragen von acht Offizieren von Heer, Luftwaffe und Marine.

Feierliche Atmosphäre, das Musikkorps der Bundeswehr spielt das Oratorium "Saul", ein Trauermarsch. Verhangener Himmel, leichter Nieselregen. Wurde auf einen Staatsakt für Helmut Kohl verzichtet, so gibt dieses große militärische Ehrengeleit dem Trauerakt dann doch einen würdigen, staatlichen Rahmen.

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Langsam tragen die Offiziere den wuchtigen Sarg, der von einer Deutschlandflagge bedeckt ist, in die rechte Mitte des Platzes, sie stellen ihn dort auf einem Podest ab. Aus dem Dom, diesem imposanten romanischen Bauwerk aus gelbem und rotem Sandstein, folgt als erstes die Witwe, Maike Kohl-Richter und weitere Familienmitglieder. Eng an der Seite der Witwe Kai Diekmann, früherer Chefredakteur der "Bild".

Das Musikkorps spielt "Jesu meine Zuversicht" und danach die Nationalhymne. Einige Trauergäste singen die Hymne mit. Rechts von Kohl-Richter steht der frühere US-Präsident Bill Clinton. Er nimmt den Schirm herunter, trotzt dem Regen. Auch Bundesratspräsidentin Malu Dreyer, Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehen in der ersten Reihe.

Schaulustige rings um den Domplatz

Rings um den Domplatz versuchen Schaulustige, einen Blick auf die Szene zu erhaschen. Viele haben über Stunden ausgeharrt, um "ihrem" Altkanzler die letzte Ehre zu erweisen. Allerdings sind die Zuschauerzahlen im Public Viewing im südlichen Domgarten eher enttäuschend. 3500 Plätze wären vorhanden gewesen, gekommen sind deutlich weniger als 1000 Menschen. Das Wetter, womöglich.

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"Augen gerade aus - Gewehr ab!", ruft der Kommandeur. Ein lautes Klacken hallt über den Platz, als die Gewehre abgestellt werden. Wieder spielt das Musikkorps, wieder ist es "Saul", dieser trauriger Marsch, der irgendwie auch Hoffnung macht. Die Träger schreiten mit dem Sarg jetzt an der Ehrenformation der Bundeswehr entlang, die im Nieselregen seit einer halben Stunde ausharrt. Auch eine Totenwache, acht Generale und Admirale, begleiten den Tross. 18 Soldaten tragen zudem neun Kränze. Es ist nach Acht, als der Sarg in den Leichenwagen gehievt wird. Kohl-Richter, mit Sonnenbrille, verfolgt mit ihren Augen den Weg.

Das Musikkorps spielt das "Lied vom guten Kameraden". Dann ist es so still wie am Anfang, man hört nur das Schnurren des Dieselmotors, der anspringt. Der Wagen bringt den Altkanzler zum Friedhof des Domkapitels im Adenauerpark, direkt neben der Friedenskirche St. Bernhard. Dort wird er im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt. So wollte es Helmut Kohl.

Von Markus Lachmann