Hessen nimmt Corona-Kranke aus Italien und Frankreich auf
14 schwer kranke Corona-Patienten aus Italien und Frankreich werden zur Behandlung in hessischen Kliniken aufgenommen.
Von Christian Stang
Reporter Politikredaktion Wiesbaden
Untersuchung von Abstrichen.
(Foto: Thomas Schmidt)
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WIESBADEN - Hessen nimmt 14 schwer am Coronavirus erkrankte Patienten aus Italien und Frankreich auf. Damit komme die Landesregierung den Bitten der Behörden in beiden EU-Staaten nach, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier am Donnerstag in Wiesbaden. Zehn Patienten stammten aus der hessischen Partnerregion Emilia-Romagna in Italien und vier aus der französischen Region Grand-Est (Elsass, Lothringen, Champagne), berichtete der CDU-Politiker. Die Patienten würden im Rahmen der „einmaligen Aktion“ auf mehrere Krankenhäuser im Land verteilt. Welche Kliniken das sein werden und wann die Patienten nach Hessen kommen, ist noch offen.
Beide Regionen gehören zu den Risikogebieten in Europa. Die Emilia-Romagna ist nach der Lombardei die italienische Region, die von der Pandemie am stärksten betroffen ist. Dort sind mehr als 9200 Menschen an Corona erkrankt, fast 1000 Menschen sind gestorben. In der Region Grand-Est an der Grenze zu Deutschland sind mehr als 500 Menschen gestorben, es herrscht akuter Mangel an Betten in Intensivstationen.
Mit der Emilia-Romagna in Norditalien unterhält Hessen seit 1992 eine regionale Partnerschaft. Auch die Beziehungen zwischen Hessen und Frankreich sind aufgrund der Regionalpartnerschaft mit der Nouvelle-Aquitaine im Südwesten Frankreichs, die in diesem Jahr seit 25 Jahren besteht, sehr eng. „In der Krise stehen wir zusammen“,sagte Bouffier zu dem Hilfsangebot. In diesen schweren Zeiten zeige sich wahre Freundschaft.
Günstige Beatmungsgeräte
Ein Team aus Forschern und Technikern des Universitätsklinikums Gießen/Marburg (UKGM) hat innerhalb weniger Tage zwei Typen von Beatmungsgeräten entwickelt, die schnell und preisgünstig hergestellt werden können. Sie sollen nach Angaben von Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) zum Einsatz kommen können, falls in den Kliniken die Patientenzahlen steigen und die Zahl regulärer Beatmungsplätze nicht ausreicht. Das Ministerium habe für die Entwicklungsphase kurzfristig einen Zuschuss von 10.000 Euro bereitgestellt.
Es geht um Beatmungsgeräte, die üblicherweise in Millionen von Haushalten zur Behandlung von Schlafapnoe (Atemstillstand im Schlaf) eingesetzt werden, sowie Beatmungsbeutel, die in der Ersten Hilfe zur Beatmung von Verletzten benötigt werden. Es sei erstaunlich, dass ein solches Konzept innerhalb von wenigen Tagen einen Stand erreicht habe, der aus Sicht auch von Ärzten bereits einsatzreif sei, sagte Dorn. Jetzt gehe es darum, die Geräte schnell in einer ausreichenden Stückzahl zu produzieren, damit sie rechtzeitig in den Krankenhäusern zur Verfügung stünden.
Aufrüstung aus Baumarkt und Elektrohandel
Die Geräte zur Behandlung von Schlafapnoe hat ein Marburger Team um den Physiker Martin Koch mit Bauteilen für etwa 50 Euro so erweitert, dass sie zur künstlichen Beatmung eingesetzt werden können. Für die Erstversorgung schwerer Coronafälle mit starker Atemnot seien die Geräte zwar nicht geeignet, wenn aber Patienten auf dem Weg der Genesung weniger intensiv beatmet werden müssten, könnten sie zum Einsatz kommen und klinische Beatmungsplätze wieder für akute Fälle frei werden, erläuterte Dorn. Derzeit suche das Team nach Produktionsmöglichkeiten.
Die Beatmungsbeutel könnten mit einfachen Komponenten aus dem Baumarkt und dem Elektrohandel so umgebaut werden, dass eine Mechanik das Pumpen per Hand übernehme. Das Entwicklungsteam wolle mit einer öffentlich verfügbaren Bauanleitung ermöglichen, dass die Geräte weltweit in größeren Stückzahlen nachgebaut werden und vor allem in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung zum Einsatz kommen könnten.