Deutlich mehr Coronavirus-Patienten als bisher könnten bald auf medizinische Hilfe angewiesen sein. Wie sich die rheinland-pfälzischen Krankenhäuser für den Extremfall wappnen.
Von Thomas Ehlke
Reporter Politikredaktion
Die Universitätsmedizin Mainz.
(Foto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Die Zahl der Intensivbetten in den rheinland-pfälzischen Krankenhäusern soll von 1400 auf 2800 verdoppelt, die der Beatmungsplätze im Intensivbereich um 50 Prozent auf 1500 erhöht werden. Das teilte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Dienstag in Mainz mit.
Mit der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz, der Unimedizin Mainz und Vertretern anderer Kliniken hat das Ministerium konkrete Ziele und Maßnahmen vereinbart, mit denen man der steigenden Zahl der Corona-Infizierten begegnen will. Bei der Beatmung sei durch die Nutzung der Geräte aus der Anästhesie in vielen Fällen „eine Ausweitung um 30 Prozent und mehr“ möglich, wie die Ministerin feststellte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, kurzfristig 100 invasive mobile Beatmungsgeräte zu beschaffen.
Planbare Operationen werden verschoben
Neben der deutlichen Ausweitung der Intensivkapazität sollen innerhalb der nächsten zwei Wochen Krankenhäuser zur Schwerpunktversorgung von Covid-19-Erkrankten eingerichtet werden. Welche Einrichtungen das sein werden, steht noch nicht fest, wird aber laut Bätzing-Lichtenthäler zeitnah bekannt gegeben. Klar ist, dass Maximalversorger wie die Unimedizin Mainz dazu gehören. Krankenhäuser, die an der Notfallversorgung teilnehmen, beteiligen sich ebenfalls an der Behandlung der Corona-Erkrankten.
Umgesetzt wird auch eine von der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten in der vergangenen Woche vereinbarte Vorgabe. Ab sofort verschieben alle an der Notfallversorgung beteiligten Krankenhäuser mit Intensivbeatmungskapazitäten elektive Operationen, also planbare Eingriffe, um so Plätze für Corona-Patienten freizuhalten. „Aber auch hier muss von Fall zu Fall entschieden werden“, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Natürlich sei es für einen Patienten, der seit vier Wochen auf eine Kniegelenk-OP warte, nicht schön, wenn der Eingriff nun auf unbestimmte Zeit verschoben wird, merkte die Ministerin dazu an. Das geschehe allerdings nur, wenn es auch medizinisch vertretbar sei.
Bereits vorhandenes Pflegepersonal soll für die Arbeit im Intensivbereich und die Versorgung der Covid-19-Erkrankten ausgebildet werden. Konkret geht es um 2000 Kräfte, mit denen das Personal in den Intensivstationen „sehr kurzfristig, spätestens ab übernächster Woche“ aufgestockt werden soll. Ziel sei es, so Sabine Bätzing-Lichtenthäler, auf diesem Weg das Personal für insgesamt 2000 Intensivbetten im ganzen Land zur Verfügung zu stellen. Die Qualifizierung der Pflegekräfte habe an der Unimedizin Mainz bereits begonnen. Auch an anderen Kliniken wird weitergebildet.
Ministerin wirbt für mehr Blutspenden
Die Aktivitäten der Landesregierung werden flankiert von Maßnahmen auf Bundesebene. Unter anderem geht es dabei um das bereits erfolgte Aussetzen der Personaluntergrenzen sowie den finanziellen Schutzschirm, den Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Krankenhäusern bereits zugesichert hat. „Die Krankenhäuser, die jetzt die Kapazitäten hochfahren, müssen die Gewissheit haben, dass sie nicht ins Defizit geraten“, betonte Bätzing-Lichtenthäler.
Die Ministerin warb nochmals eindringlich für die Blutspende. „Gerade jetzt ist das ungeheuer wichtig, da Covid-19- und Influenza-Patienten, die sonst zu den Spendern gehören, jetzt nicht zur Blutspende gehen können“, verdeutlichte Bätzing-Lichtenthäler.
Der Nachschub an Schutzausrüstung ist geordert. Von den bundesweit beschafften 30 Millionen Exemplaren an Mund- und Nasenschutz gehen nach dem festgelegten Verteilerschlüssel 1,5 Millionen nach Rheinland-Pfalz und von den fünf Millionen FFP-2-Masken 250.000. Das Land selbst hat weitere 260.000 dieser Masken sowie 750.000 Mal Mund- und Nasenschutz eingekauft. Hinzu kommen 125.000 Schutzanzüge sowie 10.000 Teströhrchen.
Auf den Aufruf des Ministeriums, die stark belasteten Gesundheitsämter zu entlasten, meldeten sich bislang rund 80 Medizinstudenten ab dem fünften Semester sowie 60 bis 70 Ärzte im Ruhestand.