Bei verschiedenen Angriffen in Afhganistan sind Taliban-Kämpfer getötet worden. Die Taten werden dem IS zugeschrieben.
KABUL. Die militant-islamistischen Taliban haben Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, Racheaktionen an sich.
Sonntag, 7, November:
Mehrere Taliban bei Angriffen in Afghanistan getötet
Bei Angriffen in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad sind mindestens drei Kämpfer der herrschenden Taliban erschossen worden. Drei weitere wurden bei Sprengstoffanschlägen verletzt, wie Behördenvertreter am Sonntag mitteilten. Bisher unbestätigte Berichte sprachen sogar von mindestens 8 Toten und 17 Verletzten am Sonntag.
Anwohner in Dschalalabad ordneten die Angreifer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu. Zunächst bekannte sich aber niemand zu den Attacken. Der IS ist seit 2015 in Afghanistan präsent. IS und die militant-islamistischen Taliban bekämpfen sich bis auf Blut, auch wenn sie sich als radikale sunnitische Gruppen ideologisch nahestehen. Seit die Taliban Mitte August im Gefolge des Abzugs aller ausländischer Truppen die Macht in Kabul übernahmen, scheint der IS seinen Einfluss sogar auszuweiten. Am Dienstag verübte er einen schweren Anschlag auf das größte Militärkrankenhaus Afghanistans mit mindestens zwölf Toten und Dutzenden Verletzten.
Donnerstag, 4. November:
Außenamt zu Afghanistan: Teile der Bevölkerung durch Taliban bedroht
Teile der afghanischen Bevölkerung müssen nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit Unterdrückung, Tod und Verfolgung rechnen - zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle "Bericht über die Lage in Afghanistan" des Auswärtigen Amts. Das vertrauliche Dokument liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor.
Insbesondere Menschen in Städten und ehemalige Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte erführen eine "massive Beschneidung ihrer Grundrechte und Freiheiten" und müssten Vergeltung fürchten. Manche ländlichen Gebiete hingegen seien teils schon jahrelang von den Taliban kontrolliert worden, weshalb sich ihr Alltag mit dem Siegeszug der Islamisten nicht tiefgreifend verändert habe. Es gebe Berichte über Hausdurchsuchungen, willkürliche Verhaftungen, gewaltsames Verschwindenlassen bis hin zu Hinrichtungen insbesondere gegen diese Gruppen sowie gegen politische Gegner der Taliban und Vertreter der Zivilgesellschaft und deren Angehörige.
Der aktuelle Afghanistan-Bericht ist nur eine "Momentaufnahme", stellt das Auswärtige Amt selbst in einer Vorbemerkung klar. Denn die deutsche Botschaft im Land schloss mit der Machtergreifung der Taliban Mitte August ebenso wie die Auslandsvertretungen zahlreicher anderer Staaten. Die Verfasser stützen sich deshalb unter anderem auf Informationen von Menschenrechtsgruppen, internationalen Organisationen und Medienberichte. Informationen seien "schwer zu verifizieren", es gebe "keine fundierten Erkenntnisse", heißt es in dem Papier immer wieder.
Das Auswärtige Amt erstellt regelmäßige Berichte zur Situation in wichtigen Herkunftsländern Asylsuchender in Deutschland. Diese sollen vor allem dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), aber auch Gerichten und Innenbehörden als Entscheidungshilfe dienen. Das ist relevant für Entscheidungen über Asylgesuche, aber auch über Abschiebungen. In diesem Fall soll das Papier auf die Entscheidungspraxis des Bamf zunächst aber keinen Einfluss haben. Die Behörde wartet nach Angaben eines Sprechers noch auf Leitlinien, die das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (Easo) erstellen soll. Dies solle "ein gesamteuropäisches Vorgehen" sicherstellen.
Mittwoch, 3. November:
Islamischer Staat reklamiert Angriff in Kabul für sich
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf das Militärkrankenhaus in der afghanischen Hauptstadt Kabul für sich reklamiert. Bei dem Anschlag sei eine "große Zahl" an Taliban getötet worden, hieß es in einer Erklärung, die die Terrormiliz in der Nacht zu Mittwoch über Telegram verbreitete. Bei dem Anschlag am Dienstag waren Angaben der militant-islamistischen Taliban zufolge mindestens zwölf Menschen gestorben, darunter fünf Angreifer. Lokale Medien berichteten von mehr Opfern.
Ein Militärbeamter der Taliban bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass bei dem Angriff auch der Taliban-Kommandeur Maulawi Hamdullah Muchlis getötet wurde. Er war zuletzt für die Sicherheit von Kabul zuständig. Muchlis war der erste Taliban-Kommandeur, der nach der Machtübernahme der Islamisten Mitte August in Kabul den Präsidentenpalast betrat.
Taliban verbieten ausländische Währungen
Die Taliban haben sämtliche ausländischen Währungen als Zahlungsmittel in Afghanistan verboten. Wie der TV-Sender Tolo News am Mittwoch berichtete, sind Geschäftsleute, Händler und Käufer aufgefordert, nur noch die nationale Währung Afghani zu benutzen. Der US-Dollar war bislang als Zahlungsmittel in Afghanistan weit verbreitet, während in den Grenzgebieten zu Pakistan die pakistanische Rupie viel genutzt wurde.
"Die wirtschaftliche Situation und das nationale Interesse des Landes verlangen, dass alle Afghanen den Afghani in jeder Transaktion nutzen", hieß es in einer Erklärung des Islamischen Emirates von Afghanistan. Jedem, der diese Anweisung nicht befolge, drohe eine Strafe. Das Verbot fremder Währungen könnte die schwere wirtschaftliche Krise des Landes weiter verschärfen. Afghanistans Staatsreserven sind weiterhin auf ausländischen Konten eingefroren. Mit dem Kollaps der alten Regierung im August haben die Weltbank, die USA und der Internationale Währungsfonds (IWF) Afghanistans Zugang zu insgesamt mehr als 9,5 Milliarden US-Dollar in Vermögen und Krediten blockiert. Seither werden kaum noch Gehälter für Staatsangestellte, darunter Lehrer und Klinikpersonal, bezahlt.
Sonntag, 24. Oktober:
Mindestens 16 Tote nach Gefechten zwischen Taliban und Bewaffneten
Bei Gefechten zwischen Taliban-Sicherheitskräften und einer Gruppe Bewaffneter sind in Afghanistan mindestens 16 Menschen getötet worden. Die Leichen von sieben Kindern, drei Frauen und sechs Männern wurden am Sonntag nach Ende der rund dreistündigen Feuergefechte in einem Wohnhaus der westafghanischen Stadt Herat ins Krankenhaus gebracht, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Krankenhaus sowie von einem örtlichen Journalisten erfuhr. Der Sprecher des Taliban-Innenministeriums, Qari Saeed Khosty, sprach dagegen von drei getöteten Geiselnehmern, die sich in dem Haus versteckt gehalten hätten. Bilder vom Gefechtsort zeigten ein völlig zerstörtes Haus. Örtliche Medien berichteten zunächst, dass die Taliban dort gegen eine abtrünnige Splittergruppe vorgegangen seien, die sich der Terrormiliz IS angeschlossen habe. Die militant-islamistischen Taliban haben die Sunnitenmiliz Islamischer Staat (IS) seit ihrem Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015 bekämpft. Seit der Machtübernahme der Taliban im August hat der IS zahlreiche tödliche Anschläge verübt, vor allem auf Sicherheitskräfte der ebenfalls sunnitischen Taliban und Religionsstätten der Schiiten. In diesem Monat bekannte sich der IS auch zu zwei großen Bombenanschlägen im Norden und Süden des Landes, bei denen mindestens hundert Zivilisten getötet wurden.
Freitag, 15. Oktober:
Taliban: Mehrere Tote und Verletzte nach Explosion in Moschee
Bei einer Explosion in einer schiitischen Moschee im Süden Afghanistans sind nach Angaben der regierenden Taliban mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Spezialkräfte seien bereits in der Stadt Kandahar in der gleichnamigen Provinz vor Ort, um die Art der Detonation zu untersuchen, teilte ein Sprecher der militant-islamistischen Taliban am Freitag mit. Die Urheber würden zur Rechenschaft gezogen, hieß es weiter.
Örtlichen Medienberichten zufolge ereignete sich die Explosion während des Freitagsgebets. Über die Zahl der Opfer gab es zunächst keine Angaben. Auf Bildern in Medien und in sozialen Netzwerken waren auf dem Boden liegende Verletzte zu sehen. Bislang habe sich keine Gruppierung zu der Explosion bekannt, hieß es weiter. Erst am vergangenen Freitag waren bei einem Anschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 verletzt worden. Die mit den herrschenden Taliban verfeindete sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich.
Der IS hatte bereits in der Vergangenheit schiitische Muslime und deren Einrichtungen in Afghanistan angegriffen. Zu den Attacken des IS kam es vor allem in der Hauptstadt Kabul und in den östlichen Provinzen Nangarhar und Kunar. Zuletzt hatte der IS unter anderem einen verheerenden Anschlag Ende August am Flughafen Kabul während der noch laufenden internationalen militärischen Evakuierungsmission mit nach Medienberichten fast 200 Toten für sich reklamiert.
Mitte August haben die Taliban die Macht in Afghanistan militärisch übernommen. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der Regierung flohen. Die Islamisten riefen eine Regierung aus. Diese sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, darunter, für Sicherheit im Land zu sorgen.
Donnerstag, 14. Oktober:
219 Menschen aus Afghanistan nach Leipzig ausgeflogen
Die Bundesregierung bringt weiter schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan nach Deutschland. Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe (online) meldeten, startete am Donnerstag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad eine Chartermaschine mit 219 Menschen an Bord nach Leipzig. Die Landung war dem Bericht zufolge gegen 21 Uhr geplant. Es handele sich um sogenannte Ortskräfte der Bundeswehr und anderer Institutionen sowie um Menschen, die aus humanitären Gründen eine Aufnahmezusage erhalten haben, hieß es unter Berufung auf Regierungskreise. 21 der Geretteten sollen demnach in andere EU-Staaten weiterreisen.
Am Montag hatte das Bundesinnenministerium die Gesamtzahl der Menschen, die nach der Machtübernahme der Taliban nach Deutschland gebracht wurden, mit rund 6.100 beziffert. Seit dem Ende der militärischen Evakuierungsoperation im August bemüht sich die Bundesregierung, Schutzbedürftige über Pakistan nach Deutschland zu bringen.
Mittwoch, 13. Oktober:
Bundespräsident: Stehen nach dem Fall von Kabul an einer Wegscheide
Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat beim zentralen Abschlussappell für den Einsatz in Afghanistan vor falschen Schlüssen aus der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban gewarnt. "Für mich steht fest: Der Fall von Kabul war eine Zäsur. Wir stehen an einer Wegscheide, die uns dazu zwingt, über unsere Verantwortung in der Welt, unsere Möglichkeiten und deren Grenzen neu und selbstkritisch nachzudenken", sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin. "Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren nicht auf diese Wegscheide zurückblicken und sagen: Resignation und Rückzug war die Antwort auf Afghanistan. Es wäre die falsche Lehre!"
Steinmeier verwies auf die Rolle Deutschlands als bevölkerungsreichstes EU-Land und viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und auch der eigenen Interessen dürfe nicht gleichgültig sein, was in der Welt geschehe. "Deshalb darf Rückzug von der Welt nicht unsere Antwort sein", sagte Steinmeier. "Ich bin überzeugt: Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach Afghanistan muss ehrlicher, klüger und stärker werden." Er forderte auch, Deutschland müsse stärker werden in seinen Möglichkeiten, auch im Militärischen.
Montag, 11. Oktober:
USA nennen erstes Treffen mit Taliban "offen und professionell"
Washington (dpa) - Die USA haben die ersten persönlichen Gespräche mit den militant-islamistischen Taliban seit deren Machtübernahme im August in Afghanistan als "offen und professionell" bezeichnet. Bei dem Treffen am Wochenende in der katarischen Hauptstadt Doha habe sich die US-Delegation unter anderem auf Sicherheits- und Terrorismusfragen konzentriert, teilte das US-Außenministerium am Sonntag (Ortszeit) mit. Es sei auch um die sichere Ausreise von US-Bürgern, anderen ausländischen Staatsangehörigen und afghanischen Mitarbeitern gegangen.
Ein weiteres Thema seien die Menschenrechte gewesen, einschließlich der bedeutsamen Beteiligung von Frauen und Mädchen an allen Bereichen der afghanischen Gesellschaft. Beide Seiten hätten auch über stabile humanitäre Hilfe der USA für die Bevölkerung Afghanistans gesprochen, hieß es weiter. Die US-Delegation habe in den Gesprächen betont, "dass die Taliban nach ihren Taten und nicht nur nach ihren Worten beurteilt" würden, so Außenministeriumssprecher Ned Price.
Die militant-islamistischen Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen weite Teile des Landes erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein und regieren seitdem. Ihre Regierung sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, dem Land droht ein wirtschaftlicher Kollaps. Das US-Außenministerium hatte am Freitag erklärt, bei den Gesprächen in Doha werde es nicht um eine Anerkennung oder Legitimierung der Taliban in Afghanistan gehen. Es handle sich vielmehr um eine Fortsetzung der "pragmatischen" Gespräche über Fragen von nationalem Interesse der USA.
Dienstag, 5. Oktober:
Afghanistan-Einsatz kostete mehr als 17,3 Milliarden Euro
Der 20 Jahre dauernde Einsatz deutscher Soldaten und Entwicklungshelfer in Afghanistan hat nach Angaben der Bundesregierung mehr als 17,3 Milliarden Euro gekostet. Den weitaus größten Posten machte dabei das Militär aus. "Für die Beteiligung der Bundeswehr an den Einsätzen "International Security Assistance Force" (ISAF), "Operation Enduring Freedom" (OEF) und der "Resolute Support Mission" (RSM) in Afghanistan wurden durch den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung von 2001 bis zum 31. August 2021 insgesamt rund 12,3 Milliarden Euro an einsatzbedingten Zusatzausgaben geleistet", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Die Antwort lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
Das Auswärtige Amt gab demnach rund 2,48 Milliarden Euro für sogenannte projektbezogene Personal- und Sachkosten aus. Diese Summe beinhaltet nicht Personal- und Betriebskosten des Auswärtigen Amtes, wie sie also im regulären diplomatischen Betrieb sowieso entstehen. Das Entwicklungsministerium stellte binnen 20 Jahren rund 2,46 Milliarden Euro in Afghanistan zur Verfügung. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gab in zwei Jahrzehnten 33 Millionen Euro aus.
Angaben zu den Ausgaben des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Afghanistan wurden als geheim eingestuft. "Eine Offenlegung der entsprechenden Informationen würde die Aufgabenerfüllung des Bundesnachrichtendienstes stark beeinträchtigen, was wiederum die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährden oder ihren Interessen schweren Schaden zufügen könnte", teilte die Bundesregierung dazu mit. Mit Hinweis darauf stuft die Bundesregierung auch als Verschlusssache ein, welche mit deutschem Geld aufgebaute Infrastruktur nun von den Taliban genutzt wird.
Montag, 4. Oktober:
Taliban greifen IS-Kämpfer in Kabul an
Wenige Stunden nach einem Anschlag auf eine Trauerfeier in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Einheiten der militant-islamistischen Taliban Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) attackiert. Terroristen einer sogenannten Schläferzelle des IS-Khorasan - wie sich der IS in Afghanistan und Pakistan nennt - seien in einem Haus in Kabul gefangen worden, schrieb Taliban-Mitglied Muhammad Dschalal in der Nacht zu Montag auf Twitter. Drei IS-Terroristen seien durch ihre eigenen Sprengstoffgürtel "neutralisiert" worden.
Zwei Anwohner sagten der Deutschen Presse-Agentur, sie hätten stundenlang den Klang schwerer Gefechte gehört. "Wir können es immer noch hören, aber wir wissen nicht, was vor sich geht." Eine Reihe von Häusern sei durch die Kämpfe beschädigt worden. Mehrere Gebäude stünden in Flammen, beispielsweise Benzin- und Gasgeschäfte.
Zuvor war in Kabul nahe der Trauerfeier für die Mutter eines hochrangigen Taliban-Funktionärs ein Bombenanschlag verübt worden. Der Sprecher des Taliban-Innenministeriums, Kari Said Chosti, sagte, mehrere Zivilisten seien bei der Explosion nahe dem Tor der bekannten Eidgah-Moschee ums Leben gekommen. Anderen Berichten zufolge soll es mindestens zwölf Tote und mehr als 32 Verletzte gegeben haben. Angeblich sollen mehrere führende Mitglieder der Islamisten an der Trauerfeier teilgenommen haben. Es war die erste Bombenexplosion in Kabul, die offenkundig eine Veranstaltung hochrangiger Taliban zum Ziel hatte.
Zunächst erklärte sich niemand für den Anschlag verantwortlich. Der IS hat seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August eine Reihe von Anschlägen auf die Taliban für sich reklamiert. Am Freitag hatten IS-Kämpfer Mitglieder der Taliban in der nördlichen Parwan-Provinz angegriffen. Beobachtern zufolge scheint es, als werde der IS in immer mehr Gegenden aktiv. Der IS war in Afghanistan Anfang 2015 offen in Erscheinung getreten. Er will dort und auf pakistanischem Gebiet eine "Provinz" namens IS-Khorasan etablieren und hat wiederholt Anschläge vor allem auf schiitische Muslime und deren Einrichtungen verübt. Die USA und afghanische Sicherheitskräfte griffen seine Stellungen in vergangenen Jahren mitunter mehrmals wöchentlich an. Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der IS trotz großer ideologischer Nähe verfeindet.
Die Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen, allen voran des US-Militärs, weite Teile des Landes zügig erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt ein. Bereits von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 hatten die Taliban weite Teile des Landes beherrscht. Ihre Herrschaft gründete auf Unterdrückung und drakonischen Strafen, vor allem Frauen wurden systematisch diskriminiert und massiv in ihren Rechten beschnitten.
Sonntag, 3. Oktober:
Tote und Verletzte bei Anschlag in Kabul
Bei einer Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul nahe der Beerdigung der Mutter eines hochrangigen Taliban-Funktionärs hat es am Sonntag Tote und Verletzte gegeben. Wie die militant-islamistischen Taliban mitteilten, ereignete sich die Detonation vor dem Tor einer großen Moschee. Zu dem mutmaßlichen Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
Dienstag, 28. September:
US-Drohnen in Afghanistan: Taliban warnen vor "schlimmen Folgen"
Nach dem Einsatz von US-Drohnen in Afghanistan haben die militant-islamischen Taliban die USA vor schweren Konsequenzen gewarnt. Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid forderte Washington am Dienstag auf, Respekt zu zeigen und damit "schlimme Folgen" für die USA in der Zukunft zu vermeiden. Er warnte vor einer weiteren Verletzung des afghanischen Luftraums. Der Einsatz der Flugkörper verstoße gegen alle Abmachungen, auf die sich die USA bei der Abmachung in Doha verständigt hätten. Die USA haben während ihres rund 20-jährigen Einsatzes in Afghanistan stark auf Drohnen gesetzt, auch um die Taliban auszuspähen. Dabei kam es aber auch immer wieder zu zivilen Opfern. Zuletzt hatte am 29. August ein Drohnenangriff in der Hauptstadt Kabul zehn Zivilisten getötet, alle Mitglieder derselben Familie. Der Angriff galt einem Mitglied der Terrormiliz IS.
Sonntag, 26. September:
Taliban stellen Leichen von angeblichen Entführern öffentlich aus
Die militant-islamistischen Taliban haben in der westafghanischen Stadt Herat die Leichen von vier Männern öffentlich zur Schau gestellt, die einen Händler und seinen Sohn entführt haben sollen. Der von den Taliban gestellte Vizegouverneur Maulaui Schir Achmed Amar sagte am Samstag, Taliban-Kämpfer hätten die Männer bei Gefechten getötet und ihre Gefangenen befreit. Die Männer "wurden aufgehängt, damit niemand es mehr wagt, solche Verbrechen zu begehen", sagte Amar der Deutschen Presse-Agentur. Auf Aufnahmen aus Herat war zu sehen, wie Schaulustige eine Leiche mit ihren Handys filmen, die in Ketten umwickelt auf dem Hauptplatz der Stadt an einem Kran aufgehängt ist.
Während ihrer Herrschaft in den späten 1990er Jahren waren die Taliban dafür bekannt, Verbrechen mit öffentlichen Auspeitschungen zu bestrafen, Menschen öffentlich zu steinigen und Gliedmaßen zu amputieren. 2001 wurde ihr Regime durch den US-Einmarsch gestürzt. Mit dem Abzug der internationalen Truppen übernahmen die Islamisten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan. Das Land ist nach Jahrzehnten des Kriegs und Konflikts auf internationale Unterstützung angewiesen. Viele Staaten wollen Hilfslieferungen an Bedingungen knüpfen. Beobachter befürchten, dass die Taliban trotz aller Hoffnungen auf einen gemäßigteren Kurs wieder mit harter Hand regieren.
Das von den Taliban gestellte Außenministerium rief am Sonntag zur Wiederaufnahme des Flugverkehrs von und nach Afghanistan auf. Der Flughafen in Kabul sei "voll einsatzbereit", teilte ein Sprecher mit. Alle kommerziellen Flüge in das Land waren nach der Machtübernahme der Islamisten eingestellt worden. Die US-Streitkräfte hatten vor dem Abzug ihrer letzten Truppen unter anderem Militär- und Zivilflugzeuge sowie das Radarsystem des Flughafens unbrauchbar gemacht. Der erste internationale Flug startete Anfang September vom Flughafen in Kabul, nachdem Techniker aus Katar und der Türkei ihn wieder in Betrieb genommen hatten. Damit sollte es vor allem ermöglicht werden, die verbliebenen ausländischen Staatsangehörigen und einheimischen Mitarbeiter auszufliegen. In der östlichen Provinz Nangarhar starb bei der Explosion eines Sprengsatzes bei einem Taliban-Konvoi mindestens ein Mensch. Sieben weitere Menschen wurden bei dem Vorfall am Samstagmorgen verletzt, wie örtliche Medien und Quellen berichteten. Ein Taliban-Sprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur eine Explosion in der Provinzhauptstadt Dschalalabad. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, eine am Straßenrand versteckte Bombe sei detoniert, als der Konvoi die Gegend durchquerte.
In Nangarhar, einst Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), hat die Zahl der Mord- und Bombenanschläge zugenommen, seit die Taliban Mitte August die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben. Der IS hat einige der Anschläge für sich reklamiert. Die Taliban und der IS haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft. Afghanistan durchlebt nach dem Abzug der internationalen Truppen mit Hunderttausenden Binnenflüchtlingen eine humanitäre Krise. Der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer, rief die deutsche Bevölkerung daher um Spenden auf. Für ihre Einsätze brauche die UNO-Flüchtlingshilfe - der deutsche Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR - 410 Millionen US-Dollar, doch nur 42 Prozent des Bedarfs seien gedeckt, sagte Ruhenstroth-Bauer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Es gehe nicht nur um Nothilfe, sondern auch um Projekte für Mädchen und um Bildung.
Samstag, 25. September:
Bombenexplosion trifft Taliban-Konvoi in Afghanistan - ein Toter
Bei der Explosion eines Sprengsatzes bei einem Konvoi der militant-islamistischen Taliban ist im Osten Afghanistans mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Sieben weitere Personen seien bei dem Vorfall am Samstagmorgen in der Provinz Nangarhar verletzt worden, berichteten örtliche Medien und Quellen.
Ein Talibansprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur eine Explosion in der Provinzhauptstadt Dschalalabad, ohne Details zu nennen. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, eine am Straßenrand versteckte Bombe sei detoniert, als der Konvoi das Gebiet durchquerte.
In Nangarhar, einst Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), hat die Zahl der gezielten Tötungen und Explosionen zugenommen, seit die Taliban Mitte August die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben. Der IS hatte einige der jüngsten Anschläge für sich reklamiert. Die Taliban und der IS haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
UNO-Flüchtlingshilfe bittet um Spenden für Notleidende in Afghanistan
Die UNO-Flüchtlingshilfe hat die Bevölkerung aufgefordert, für die Nothilfe in Afghanistan Geld zu spenden. "Für die Finanzierung des lebensrettenden Einsatzes der UNO-Flüchtlingshilfe sind rund 410 Millionen US-Dollar nötig", sagte der Geschäftsführer Peter Ruhenstroth-Bauer. "Tatsächlich sind aber nur 42 Prozent davon aus staatlichen und privaten Mitteln finanziert."
Es gehe nicht nur um die akute Nothilfe, sondern auch um die Fortsetzung bestehender Projekte für Mädchen oder im Bereich Bildung, betonte Ruhenstroh-Bauer. "Die Arbeit dort ist notwendig." Afghanistan leidet den Angaben zufolge unter einer akuten Krise. Es gibt über 3,5 Millionen Binnenvertriebene, darunter etwa 630.000 Menschen, die seit Jahresbeginn zur Flucht innerhalb Afghanistans gezwungen wurden. Etwa die Hälfte der 38 Millionen Afghanen ist derzeit nach Auskunft von Experten auf Hilfe angewiesen, viele leiden Hunger.
Dienstag, 21. September:
Taliban erweitern Übergangsregierung - weiter keine Frauen vertreten
Rund fünf Wochen nach der Machtübernahme in Afghanistan haben die radikal-islamistischen Taliban neue Mitglieder ihrer Übergangsregierung vorgestellt - Frauen sind aber weiterhin nicht darunter. Insgesamt seien per Dekret 17 weitere Personen ins Kabinett berufen worden, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kabul. Einer der Stellvertreter im Gesundheitsministerium gehöre der Hazara-Minderheit an. Bei der Auswahl sei vor allem auf die professionelle Eignung geachtet worden.
Die militanten Islamisten hatten bereits vor zwei Wochen rund 30 Regierungsmitglieder vorgestellt, darunter keine einzige Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung. Westliche Staaten hatten eine sogenannte inklusive Regierung gefordert, der nicht nur Taliban angehören. Die gesamte Europäische Union hat dies zur Bedingung für weiteres Engagement gemacht, etwa für die Zahlung von Entwicklungshilfe.
Zahl der ausreisewilligen Ortskräfte in Afghanistan weiter unklar
Gut drei Wochen nach dem Ende der Evakuierungsaktion der Bundeswehr in Afghanistan hat die Bundesregierung keine genauen Erkenntnisse darüber, wie viele ihrer ehemaligen afghanischen Mitarbeiter das Land noch verlassen wollen. "Die genaue Zahl wird derzeit von der Bundesregierung eruiert", heißt es in einer Antwort des Auswärtigen Amts auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin weist die Bundesregierung auch erneut Vorwürfe zurück, sie habe die Evakuierung der Ortskräfte verschleppt: "Die Bundesregierung war stets von dem Ziel getragen, ihrer besonderen Verantwortung gegenüber den Ortskräften zu jedem Zeitpunkt nachzukommen."
Die Grünen-Fraktion hatte der Bundesregierung einen Katalog mit 114 Fragen übermittelt, die nun auf mehr als 30 Seiten beantwortet worden sind. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Agnieszka Brugger und der Außenpolitiker Omid Nouripour zeigten sich unzufrieden mit den Antworten. "Die Bundesregierung duckt sich weg und besitzt kein echtes Interesse an einer lückenlosen Aufarbeitung ihres katastrophalen Versagens", erklärten sie und forderten erneut die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses nach der Bundestagswahl. Bei der Evakuierung von Ortskräften und weiterer bedrohter Afghanen habe die Bundesregierung "auf ganzer Linie versagt".
Seit Beginn der Evakuierungsaktion nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August haben nach den jüngsten Angaben der Bundesregierung 272 Ortskräfte mit insgesamt 992 Familienangehörigen das Land verlassen.
Samstag, 18. September:
Gut 100 afghanische Journalisten bitten international um Hilfe
Mehr als 100 afghanische Journalisten haben an die internationale Gemeinschaft appelliert, Maßnahmen zum Schutz der Pressefreiheit in Afghanistan zu entwickeln. Am dringendsten seien Schutzgarantien insbesondere für Journalistinnen, erklärten sie anonym in einem Appell über Reporter ohne Grenzen (RSF). Übergriffe auf Fotografen und Reporter und die Einmischung der nun herrschenden militant-islamistischen Taliban in die Medienarbeit ließen das Schlimmste befürchten.
Der Aufruf mit dem Titel "Der Journalismus in Afghanistan ist vom Aussterben bedroht" wurde laut RSF von 103 Medienschaffenden verschiedener politischer und ethnischer Herkunft unterzeichnet, darunter 20 Frauen. Die meisten arbeiteten noch in Afghanistan, einige seien im Untergrund und zehn im Exil. Alle wollten aus Angst vor Repressalien gegen Familienmitglieder im Land anonym bleiben.
"Die Taliban haben gezeigt, dass sie keine freie Presse dulden werden, weder in Kabul noch in den Provinzen", erklärte der RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Es droht ein Rückfall in die finsteren fünf Jahre der ersten Taliban-Herrschaft." Die Journalisten dringen auf konkrete Unterstützung, um afghanischen Redaktionen eine weitere Arbeit zu ermöglichen. Kurzfristig brauche man auch diplomatische, konsularische und finanzielle Hilfe für die Evakuierung gefährdeter Journalisten. Geflüchteten müsse geholfen werden, im Ausland im Journalismus zu arbeiten. Die internationalen Institutionen müssten bei den Verhandlungen mit den Taliban konkrete Zusagen von den neuen Führern Afghanistans einholen.
RSF begrüßte die Zusage des Bundesinnenministeriums, 2600 besonders schutzbedürftigen Personen und ihren Familien Aufnahmezusagen auszustellen. Der Journalistenverband übermittelte dem Auswärtigen Amt nach eigenen Angaben Namenslisten mit mehr als 152 hoch gefährdeten Medienschaffenden. Darunter seien Dutzende Reporterinnen, die als Frau und Journalistin doppelt gefährdet seien. Afghanistan kommt auch nach der völligen Machtübernahme der Taliban nicht zur Ruhe. Am Samstag wurden bei einem Anschlag auf ein Polizeifahrzeug der Taliban mindestens zwei Menschen getötet und 19 verwundet, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. In einem Schiitenviertel Kabuls wurden zwei Menschen bei der Detonation eines an einem Fahrzeug angebrachten Sprengkörpers verletzt.
Dienstag, 14. September:
Caritas: In Afghanistan fehlen Nahrung, Zelten und Decken
Nach der UN-Geberkonferenz für Afghanistan hat der Leiter des Caritas-Büros in Kabul, Stefan Recker, als aktuell größtes Problem bei der Nothilfe in Afghanistan den mangelnden Zugang zu Geld beschrieben. Die Staatsbank Afghanistans habe keinen Zugang zu Devisen, alle Devisen des Landes seien in Amerika geparkt, sagte Recker im ARD-"Morgenmagazin" am Dienstag in Köln. Zudem gebe es die Sanktionen gegen die Taliban. Diese Situation müsse entschärft und das Banken- und Liquiditätsproblem gelöst werden, betonte Recker. Man könne schlicht die notwendigen Sachen in Afghanistan nicht kaufen. Besonderer Bedarf bestehe bei Nahrung, Zelten und Decken.
Taliban plündern buddhistische Kulturschätze im Bamiyan-Tal
Taliban-Kämpfer sollen historische Kunstschätze in einem Museum in Bamiyan geplündert und verkauft haben. Dies berichtete Radio Azadi am Dienstag unter Berufung auf den afghanischen Archäologen Zamaryali Tarzi berichtet. Tarzi leitete die Ausgrabungen eines französische Teams in Bamiyan. Ähnliches berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf japanische Archäologen, die ebenfalls in Bamiyan arbeiteten. Danach sollen Buddha-Köpfe und andere historische Fundstücke aus den Lagerräumen der Restauratoren gestohlen worden sein.
Das Tal in der Provinz Daikundi ist berühmt für seine gigantischen, in Felsen eingemeißelten Buddha-Statuen aus dem sechsten Jahrhundert.
Montag, 13. September:
Minister Müller warnt vor humanitärer Katastrophe in Afghanistan
Vor der internationalen Afghanistan-Konferenz am Montag in Genf hat Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) eine grundlegende Reform der internationalen Nothilfe gefordert. "Mit einem UN-Nothilfe- und Krisenfonds von zehn Milliarden Euro könnten wir vorausblickend weltweit Tod durch Hunger und fehlende Medikamente verhindern", sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Das System der internationalen Hilfe müsse sich verändern - weg von der Krisenintervention hin zur Krisenprävention. "Es kann nicht sein, dass erst gestorben werden muss. Es gilt, vorsorgend zu investieren."
Die Vereinten Nationen wollen auf der Konferenz in Genf neue Hilfen für Afghanistan mobilisieren. Bis Ende des Jahres werden für die humanitäre Hilfe laut UN 606 Millionen US-Dollar (514 Millionen Euro) in dem krisengeschüttelten Land gebraucht.
Müller warnte, in Afghanistan baue sich eine humanitäre Katastrophe auf. Die Menschen litten nicht nur unter der gewaltsamen Machtübernahme der Taliban. Auch eine schwerwiegende Dürre und die Corona-Pandemie stellten Gefahren dar. Schon jetzt sei fast die Hälfte der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen. "Die internationale Gemeinschaft muss jetzt schnell handeln und alles tun, um die Grundversorgung der afghanische Bevölkerung aufrecht zu erhalten", forderte der CSU-Politiker.
Die Weltgemeinschaft dürfe aber auch die anderen Weltkrisen - Jemen, die Sahel-Region und den Krisenbogen um Syrien - nicht aus den Blick verlieren, fügte Müller hinzu. Allerdings mangele es bei den Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen an verlässlicher und vorausschauender Finanzierung. "Die Weltgemeinschaft steht an einem Scheideweg: Die Weichen bei den UN zu stellen, dass die Staatengemeinschaft Krisen besser vorbeugen kann, oder unkontrollierte Flucht und millionenfaches Leid weiter zu akzeptieren", sagte der Minister.
Samstag, 11. September:
45 weitere Deutsche aus Afghanistan ausgeflogen
Mit einem zweiten Passagierflug der Gesellschaft Qatar Airways sind am Freitag auch 45 Bundesbürger mit Familienangehörigen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul gebracht worden. Das teilte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin mit. Es werde intensiv an weiteren Ausreisemöglichkeiten gearbeitet, sagte ein Sprecher. Betroffene würden kontaktiert. Mit einem ersten zivilen Evakuierungsflug waren am Donnerstag bereits 15 Deutsche aus Afghanistan ins arabische Emirat Katar geflogen worden.
Seit Ende der militärischen Evakuierungsmission in Kabul mit dem Abzug der letzten US-Soldaten bemühen sich westliche Länder, ihren Staatsangehörigen und früheren afghanischen Ortskräften weiterhin die Ausreise zu ermöglichen. Dazu sollen zunehmend auch der Landweg und Flüge aus Nachbarländern genutzt werden.
Schily und Fischer werfen USA Versagen in Afghanistan vor
Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily bescheinigt den USA 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September ein Versagen ihrer Strategie in Afghanistan. Nach dem Einmarsch des US-Militärs infolge der Terroranschläge habe es keinen Plan und kein Verständnis der dortigen Mentalität gegeben, sagte der SPD-Politiker, der von 1998 bis 2005 der Regierung von Kanzler Gerhard Schröder angehörte, der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe). Die Kriegsführung der US-Amerikaner sei teils "von unglaublicher Brutalität" gewesen. "Mit Flächenbombardements kann man ein oder zwei Terroristen treffen. Aber die Kollateralschäden, wie man das heute euphemistisch nennt, schaffen immer neue Feinde."
In Afghanistan haben inzwischen die militant-islamistischen Taliban die Macht zurückerobert, der Militäreinsatz der USA und verbündeter Staaten ist beendet. Dessen Scheitern hänge eng damit zusammen, dass "die afghanische Armee mit den US-Uniformen als die Besatzer angesehen wurden und die Taliban als die originären Afghanen", sagte Schily. Terrorismus könne nicht allein von Polizei und Armee besiegt werden. "Es ist der Kampf um die Köpfe und die Seelen der Menschen", so Schily. "Wenn wir keinen Zugang finden, dann wird das alles nur noch viel schlimmer."
Schilys ehemaliger Kabinettskollege Joschka Fischer sieht die Lage in Afghanistan ebenfalls mit Sorge. "Durch den Abzug quasi über Nacht ist dort ein Vakuum entstanden, das gewaltige Risiken in sich birgt", sagte der frühere Außenminister (1998-2005) und Grünen-Politiker der "Süddeutschen Zeitung". Die USA hätten einen "ganz großen Fehler" gemacht, indem sie sich allein um den Kampf gegen die Taliban und das Terrornetzwerk Al-Kaida gekümmert und danach ihre Anstrengungen auf den Irak verlagert hätten.
Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, warnt trotz des Scheitern des Afghanistan-Einsatzes vor der Schlussfolgerung, jedes militärische Engagement sei von vornherein zum Scheitern verurteilt. Künftig sei aber eine "gewisse Bescheidenheit" angebracht, und die Ziele solcher Einsätze müssten zu den Ressourcen und dem Zeitaufwand passen, den man aufzubringen bereit sei, sagte Ischinger im phoenix-Interview. Im Kosovo und in Bosnien seien seit 25 Jahren westliche Soldaten stationiert, und "wir haben es tatsächlich vermocht, dort im südwestlichen Europa das Aufkeimen neuer militärischer Konflikte zu verhindern".
Donnerstag, 9. September:
Erster Evakuierungsflug aus Kabul seit Ende der Mission
Erstmals seit dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Kabul sind wieder Schutzbedürftige aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen worden. Der Nationale Sicherheitsrat des Weißen Hauses teilte mit, die Taliban hätten sich "kooperativ" gezeigt. Nach einem Bericht der "Washington Post" waren auf der Passagierliste des gecharteten Flugzeugs der katarischen Airline Qatar Airways 211 afghanische Doppel-Staatsbürger, darunter Staatsbürger Deutschlands, der USA, Kanadas, Großbritanniens, Italiens, der Niederlande und der Ukraine. Unklar war, ob tatsächlich alle davon bis zum Abflug den Flughafen erreicht hatten.
Der Sicherheitsrat in Washington bestätigte, dass der Flug sicher in Doha in Katar landete. Die US-Regierung werde ihre Bemühungen fortsetzen, Amerikaner und verbündete Afghanen außer Landes zu bringen. Die militärische Evakuierungsmission in Kabul war Ende vergangenen Monats mit dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan beendet worden. Seitdem bemühen sich westliche Länder wie Deutschland, ihren Staatsangehörigen und ihren früheren afghanischen Ortskräften die Ausreise zu ermöglichen.
Zum Flughafen Kabul sagte Katars Sondergesandter für Afghanistan, Mutlak al-Kahtani, am Donnerstag laut "Washington Post", dieser sei nun wieder betriebsbereit. Man wolle eine schrittweise Wiedereröffnung des Flughafens. Für Freitag erwarte er einen weiteren Flug. Die US-Regierung dankte Katar für das Engagement.
US-Außenminister Antony Blinken hatte die Taliban am Mittwoch bei einem Besuch auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz aufgefordert, ihre Zusage einzuhalten, Afghanen mit entsprechenden Reisedokumenten ausreisen zu lassen. Er hatte auf Charterflugzeuge in Masar-i-Scharif im Norden des Landes verwiesen, mit denen schutzsuchende Afghanen ausgeflogen werden sollten, die von den Taliban aber aufgehalten würden.
In Deutschland haben am Donnerstag mehr als 20 Menschenrechtsorganisationen die Bundesregierung aufgefordert, gefährdete Menschen aus Afghanistan auch in den kommenden Wochen in Sicherheit zu bringen. Die Evakuierungen müssten fortgesetzt und afghanische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden, zum Beispiel durch zivile Flüge aus Afghanistan oder einem Nachbarstaat, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom Donnerstag. Zu den Unterzeichnern gehören Amnesty International und Pro Asyl.
In Afghanistan hatten die Taliban am Mittwochabend (Ortszeit) vorerst weitere Proteste verboten. In der ersten offiziellen Erklärung des Innenministeriums nach der Regierungsbildung hieß es, niemand solle derzeit versuchen, Proteste zu organisieren. Bei Verstößen wird mit ernsthafter Strafverfolgung gedroht.
Die Anordnung kam nach drei Tagen Protesten in Kabul am Vorabend des sogenannten "Massud-Tages", dem Todestag des legendären Taliban-Gegners und Anführer der Nordallianz, Achmad Schah Massud. Üblicherweise fahren am Massud-Tag Tausende seiner Anhänger, ein großer Teil davon aus dessen Heimatprovinz Pandschir, vermummt und bewaffnet in langen Auto-, Motorrad- und Fahrradkorsos durch Kabul. Am Donnerstag gab es zunächst keine Berichte von derartigen Umzügen.
Dafür kursierten in sozialen Netzwerken Videos und Bilder, die zeigen, dass das Grab des von vielen als Nationalhelden verehrten Massud im Pandschir-Tal offenbar teils zerstört wurde. Auf diesen ist zu sehen, dass die Glasplatte über dem Grab kaputt ist und der Stein am oberen Ende des Grabes umgefallen und in drei Stücke zerbrochen ist.
Massud, besser bekannt als der "Löwe von Pandschir", hatte in den 1990er-Jahren erbitterten Widerstand gegen die Taliban geleistet, bis er bei einem Selbstmordattentat zwei Tage vor dem 11. September 2001 getötet wurde. Es ist unklar, wie das Grab zerstört wurde. Die Taliban haben nach rund einer Woche schwerer Gefechte mit Widerstandskämpfern in dem Tal am Montag erklärt, die Provinz stünde unter ihrer Kontrolle.
Taliban untersagen vorerst weitere Proteste in Afghanistan
Die militant-islamistischen Taliban haben am Mittwoch vorerst alle weiteren Proteste in Afghanistan verboten. In der ersten offiziellen Erklärung des Innenministeriums nach der Regierungsbildung heißt es, niemand solle derzeit unter allen Umständen versuchen, Proteste zu organisieren. Bei Verstößen wird mit ernsthafter Strafverfolgung gedroht. Als Grund führten die Taliban an, dass in den vergangenen Tagen einige Menschen die öffentliche Ordnung gestört und Menschen belästigt hätten.
Zugleich gaben die Islamisten die Bedingungen für Proteste in der Zukunft vor. Demnach müssen Organisatoren vorab eine Genehmigung des Justizministeriums einholen. Mindestens 24 Stunden vorher müssten der Grund der Demonstration, Ort, Zeit und Slogans Justiz und Sicherheitsbehörden mitgeteilt werden.
Die Taliban hatten in den vergangenen Tagen Demonstrationen mit Gewalt unterdrückt. Außerdem hatten sie mehrfach Reporter festgenommen, die über Proteste berichteten, und auch Journalisten misshandelt. Die größten lokalen TV-Sender stellten am Mittwoch offensichtlich die Berichterstattung über die seit Tagen andauernden Proteste in Kabul ein. Frauen und Männer waren in der Hauptstadt und mehreren Provinzen unter anderem für Frauenrechte und Freiheit auf die Straße gegangen.
Caritas will Ortskräfte in Afghanistan lassen
Trotz der Machtübernahme der Taliban will die Caritas ihre Ortskräfte vorerst nicht aus Afghanistan abziehen. Seine Organisation wolle angesichts der "schieren Notlage in Afghanistan bleiben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", sagte Caritas-Präsident Peter Neher der "Augsburger Allgemeinen". Voraussetzung seien aber eine Sicherheitsgarantie durch die Taliban sowie eine Garantie, dass Frauen gleichberechtigt arbeiten könnten.
Es zeichne sich noch nicht ab, ob diese Bedingungen erfüllt würden, fügte Neher hinzu. "Wir sind da von der Bundesregierung und ihren Verhandlungen mit den Machthabern abhängig", sagte er. Neher zufolge sind 27 Frauen und Männer in Afghanistan für die katholische Organisation tätig.
"Wir haben viel Erfahrung vor Ort und haben unsere Arbeit nur einmal während der ersten Taliban-Herrschaft kurz eingestellt", sagte Neher. Derzeit ruhten zehn von zwölf Projekten. Grund sei vor allem, dass aufgrund geschlossener Banken die finanziellen Mittel fehlten. Eine orthopädische Werkstatt sowie ein Projekt für Tuberkulose- und Leprakranke würden weiter betrieben.
China verspricht Afghanistan Hilfe im Wert von 26 Millionen Euro
China hat Afghanistan humanitäre Hilfsgüter im Wert von 200 Millionen Yuan versprochen, das entspricht umgerechnet 26 Millionen Euro. Es handelt sich unter anderem um Getreide, Medizin und Impfstoffe, wie das Außenministerium am Donnerstag in Peking mitteilte. Die Zusage machte Außenminister Wang Yi auf einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen anderer Nachbarländer Afghanistans. In einer ersten Impfstoff-Charge werde China drei Millionen Dosen Corona-Vakzin liefern. Die Volksrepublik sei zudem bereit, weitere Nothilfe und Güter für den Kampf gegen die Pandemie zu liefern.
Afghanistan sei mit ernsten Herausforderungen wie humanitären Problemen und der Pandemie konfrontiert, sagte Wang Yi nach Ministeriumsangaben in den Gesprächen. Die Nachbarstaaten wollten Afghanistan helfen, "aus dem Chaos zu kommen". Er rief aber auch die USA auf, nach dem Rückzug ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Sie seien "mehr als irgendein anderes Land verpflichtet", wirtschaftliche und humanitäre Hilfe zu leisten, um die Afghanen zu unterstützen, Stabilität zu wahren und Chaos zu vermeiden.
An der Videokonferenz nahmen außer Wang Yi die Außenminister Pakistans, Irans, Tadschikistans, Usbekistans sowie der Vizeaußenminister Turkmenistans teil.
Nato setzt Krisentruppe für Afghanistan-Flüchtlinge ein
Die Nato setzt erstmals seit rund 16 Jahren wieder Einheiten ihrer Krisenreaktionstruppe NRF ein. Nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur sind derzeit rund 300 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, um bei der Versorgung und vorübergehenden Unterbringung von Afghanen zu helfen, die nach der Machtübernahme der Taliban aus ihrer Heimat nach Europa gebracht wurden. Hinzu kommen Hunderte von Nato-Mitarbeitern, die die Operation aus Kommandos und Hauptquartieren unterstützen.
Einheiten der NRF waren zuletzt 2005 in den Einsatz geschickt worden, um Opfern des Wirbelsturms "Katrina" in den USA und der Erdbeben in Pakistan zu helfen. Andere Vorschläge zu ihrer Verwendung scheiterten mangels Einstimmigkeit im Kreis der Bündnisstaaten.
Die Gesamtstärke der Truppe wurde zuletzt mit 40.000 Soldatinnen und Soldaten angegeben. Sie werden im jährlichen Wechsel von unterschiedlichen Nato-Staaten gestellt.
Bei dem neuen Einsatz geht es nach Bündnis-Angaben vor allem um die Versorgung evakuierter Afghanen, die mit der Nato zusammengearbeitet haben und noch keine längerfristige Bleibe haben. Das sind inklusive Familienmitgliedern rund 1400 Menschen. Für sie wurden nach Informationen der dpa Notunterkünfte im Kosovo und in Polen eingerichtet.
Mittwoch, 8. September:
Aus Afghanistan 417 Menschen in Rheinland-Pfalz aufgenommen
Nach der Evakuierung von Schutzsuchenden aus Afghanistan sind bislang 417 Menschen in Rheinland-Pfalz angekommen. Diese wurden vorläufig aufgenommen, wie Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) am Mittwoch in Mainz mitteilte. Bei familiären Bindungen in Deutschland kann es noch zu Überweisungen in oder aus anderen Bundesländern kommen. Von den 417 in den Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes untergebrachten Menschen kamen 200 mit Hilfe der Bundeswehr in Frankfurt am Main an, 217 wurden von den US-Streitkräften aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen und auf dem Stützpunkt Ramstein in der Pfalz der Bundespolizei übergeben. Für alle Evakuierten entscheidet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), ob die Betroffenen in Afghanistan als frühere Ortskraft für die Bundeswehr oder die deutsche Polizei anerkannt werden und daher nach Paragraf 22 des Aufenthaltsgesetzes ein anerkanntes Aufenthaltsrecht erhalten. In den übrigen Fällen muss erst ein Asylverfahren durchlaufen werden.
Dienstag, 7. September:
US-Regierung: Milliarden für Versorgung evakuierter Afghanen benötigt
Die US-Regierung fordert den Kongress zur Bewilligung von 6,4 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) für die Versorgung und die Integration evakuierter Afghanen auf. Es gehe darum, ihnen zu helfen, in den USA "neue und erfolgreiche Leben aufzubauen", sagte ein leitender Mitarbeiter des Haushaltsamtes (OMB) am Dienstag. Die Mittel sollten über einen Nachtragshaushalt für das Außen- und das Verteidigungsministerium bereitgestellt werden. Die Gelder sollen demnach auch für humanitäre Hilfe für Afghanen sowie für die Versorgung von Flüchtlingen auf US-Militärstützpunkten im Ausland, etwa im deutschen Ramstein, genutzt werden.
Ob und in welchem Umfang der Kongress dem Antrag der Regierung zustimmen wird, ist noch offen. Präsident Joe Bidens Demokraten kontrollieren das Repräsentantenhaus, im Senat dürften sie jedoch auch auf die Zustimmung einiger Republikaner angewiesen sein. Die Unterstützung für evakuierte Afghanen erfreut sich in den USA aber allgemein gesprochen breiter Unterstützung beider Parteien.
Taliban stellen Übergangskabinett für Afghanistan vor
Die militant-islamistischen Taliban hatten betont, dass sie eine Regierung nicht nur aus ihren eigenen Mitgliedern bilden werden. Mit den ersten Besetzungen werden sie dieser Ansage nicht gerecht. Überraschend ist, wer Premierminister wird.
Die militant-islamistischen Taliban haben Teile eines Übergangskabinetts für Afghanistan vorgestellt. Demnach wird der öffentlich wenig bekannte Mullah Mohammed Hassan Achund amtierender Vorsitzender des Ministerrats, was dem Amt eines Premierministers gleichkommt. Das erklärte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kabul.
Die Ernennung Achunds als Regierungschef gilt als Überraschung. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Taliban, war zuletzt im Führungsrat, der Rahbari Schura, und gilt als enger Vertrauter des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada. Achund, der in Afghanistan Mullah Hassan genannt wird, hielt bereits während der ersten Taliban-Herrschaft wichtige Posten: UN-Angaben zufolge war er Außenminister und Gouverneur der Provinz Kandahar, aus der er stammt. Achund gilt als gemäßigt. Seit 2001 steht er im Zusammenhang mit den Handlungen und Aktivitäten der Taliban auf einer UN-Sanktionsliste.
Hunderte Menschen protestieren in Kabul
Hunderte Afghaninnen und Afghanen haben am Dienstag in Kabul den Taliban getrotzt und gegen den Einfluss Pakistans auf das Land demonstriert. Die Protestierenden, darunter viele Frauen, skandierten Rufe wie "Pakistan, verlasse Afghanistan" und "Freiheit, Freiheit", wie der afghanische TV-Sender Tolo News berichtete. Taliban-Kämpfer hielten dem Sender zufolge Medienvertreter davon ab, die Proteste vor der pakistanische Botschaft zu filmen. Ein Kameramann von Tolo News wurde demnach festgenommen und seine Kamera konfisziert. Die Menge zerstreute sich, nachdem die radikalislamischen Kämpfer in die Luft geschossen hatten.
Pakistan hat großen Einfluss auf eine wichtige Fraktion der Taliban-Führung. Am Samstag besuchte der Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Fais Hamid, Kabul, nachdem zuvor ein Versuch zu einer Regierungsbildung der Taliban gescheitert war. Vor mehr als drei Wochen hatten die Taliban Kabul erobert und die Macht in Afghanistan übernommen. Wegen offensichtlichen Streitigkeiten zwischen einzelnen Taliban-Fraktionen ist immer noch keine neue Regierung gebildet worden.
Derweil appellierten die UN eindringlich an die internationale Gemeinschaft, mehr Geld für die Versorgung der Menschen in Afghanistan bereitzustellen. Bis Ende des Jahres seien 606 Millionen US-Dollar (511 Millionen Euro) nötig, sagte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke, in Genf. Bisher seien nur etwa 40 Prozent davon eingegangen. Die UN-Organisation hoffe auf die internationale Afghanistankonferenz am kommenden Montag.
Die UN und ihre Hilfswerke wie das Welternährungsprogramm wollten auch nach der Machtübernahme der radikalislamistischen Taliban in Afghanistan Mitte August der Bevölkerung beistehen, sagte der Sprecher. Die UN appellierten wiederholt an die Taliban, den Helfern uneingeschränkten Zugang zu den Menschen zu geben. Rund die Hälfte der 38 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Afghanistans sind laut UN auf humanitäre Hilfe in Form von Lebensmitteln, Wasser oder Medikamenten angewiesen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung wisse nicht, wie es an die nächste Mahlzeit kommen solle.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte unterdessen dringende Maßnahmen um Schulkinder und Lehrerinnen und Lehrer in Afghanistan zu schützen. Während des Vormarsches der Taliban seien in den ersten sechs Monaten des Jahres etwa 40 Schulen mit Explosionswaffen angegriffen worden, erklärte die Organisation unter Berufung auf einen Bericht der Globalen Koalition zum Schutz der Bildung vor Angriffen. Die meisten der über 185 getöteten oder verwundeten Schulkinder und Lehrkräfte seien weiblich gewesen. Von 2018 bis zur Jahresmitte 2021 habe es über 200 solcher Anschläge auf Bildungseinrichtungen gegeben, mehr als 600 Kinder und Lehrpersonal seien dabei verwundet oder getötet worden.
Sonntag, 5. September
Merkel und Laschet für Verhandlungen mit den Taliban
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet haben sich für die Aufnahme von Verhandlungen mit den Taliban in Afghanistan ausgesprochen. "Was die Taliban anbelangt, ist es so, dass wir natürlich mit ihnen reden müssen, weil sie jetzt diejenigen sind, die man ansprechen muss", sagte Merkel am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Hagen am Rande des Ruhrgebiets. Man wolle, dass Menschen, die insbesondere für deutsche Entwicklungsorganisationen gearbeitet hätten und sich gefährdet fühlten, noch außer Landes gebracht werden könnten. Hilfsorganisationen müssten in der Lage sein, die notleidende Bevölkerung zu versorgen.
Auch NRW-Ministerpräsident Laschet vertrat die Meinung, es sei erforderlich, mit den Taliban zu sprechen. Dabei müssten dann klare Bedingungen der internationalen Gemeinschaft formuliert werden, unter denen eine Kooperation möglich sei.
Die Außenminister der EU-Staaten hatten sich am Freitag auf Bedingungen für eine beschränkte Zusammenarbeit mit den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan verständigt.
US-Generalstabschef: Bürgerkrieg in Afghanistan ist wahrscheinlich
US-Generalstabschef Mark Milley hat sich besorgt darüber geäußert, dass Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der internationalen Truppen in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte. "Ich weiß nicht, ob die Taliban in der Lage sein werden, ihre Machtstellung zu festigen und eine Regierung zu etablieren", sagte Milley dem Sender Fox News am Samstag in einem Interview auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. "Meine militärische Einschätzung ist, dass sich die Lage wahrscheinlich zu einem Bürgerkrieg auswachsen wird."
Eine solche Entwicklung könnte wiederum dazu führen, dass Terrorgruppen das Machtvakuum in Afghanistan für sich nutzen, warnte Milley. Zu befürchten sei, dass sich Al-Kaida neu formiert, die Extremisten des Islamischen Staats (IS) ihren Einfluss ausbauen "oder eine Vielzahl anderer Terrorgruppen" sich am Hindukusch breit machen. "Es könnte sein, dass wir binnen 12, 24 oder 36 Monaten sehen werden, wie ausgehend von dieser Region der Terrorismus aufs Neue erstarkt. Und wir werden das beobachten."
Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Als wichtigstes Argument für den Truppenabzug hatte die US-Regierung angeführt, dass das Terrornetzwerk Al-Kaida faktisch zerschlagen und nicht mehr in der Lage sei, von dort aus Ziele in den USA anzugreifen. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen war Al-Kaida bereits vor dem Abzug der internationalen Truppen in fast jeder zweiten afghanischen Provinz präsent.
Donnerstag, 2. September
Rund 17.000 Afghanen warten in Deutschland auf Weiterreise in USA
Rund 17.000 Afghaninnen und Afghanen warten in Deutschland auf US-Stützpunkten auf ihre Weiterreise in die USA. Auf dem US-Drehkreuz Ramstein in Rheinland-Pfalz werden aktuell 12.000 Menschen überprüft, wie der Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa, General Tod Wolters, am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) bei einer Videoschalte im Pentagon sagte. Weitere 5000 hielten sich in der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern auf. Rund 4300 Afghanen befänden sich auf weiteren Drehkreuzen in Italien und Spanien.
Die Menschen werden nach seinen Worten vor der Weiterreise in die USA zweimal überprüft - einmal bei der Ankunft und ein weiteres Mal kurz vor der Abreise. Man habe bisher eine verdächtige Person aufgespürt, die sich nun in Gewahrsam befinde, sagte Wolters weiter. Er konnte keine weiteren Details zu dem Verdächtigen nennen - lediglich dass dieser keine "große Bedrohung" sei. Die Zusammenarbeit mit Deutschland sei in diesem Fall sehr kooperativ gewesen - man untersuche nun weiter den Hintergrund der Person.
Wolters lobte generell die "hundertprozentige Unterstützung" der Behörden Deutschlands, Italiens und Spaniens bei der Mission. Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen in Ramstein oder etwa auf anderen Stützpunkten der USA zunächst in Zelten und Flugzeughangars unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt.
Mittwoch, 1. September
USA: Bei Attacke in Kabul mehr als 100 Afghanen getötet oder verletzt
Bei dem Anschlag am Kabuler Flughafen Ende vergangener Woche sind nach Angaben des US-Militärs "mehr als 100 Afghanen getötet oder verwundet" worden. Das sagte US-Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Pentagon. Milley erinnerte außerdem an die 13 getöteten und 22 verwundeten US-Soldaten und Soldatinnen. "13 unserer Besten bezahlten den höchsten Preis", sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Bei dem Anschlag am vergangenen Donnerstag hatte sich nach US-Angaben ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an einem Tor des Flughafens der afghanischen Hauptstadt in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen mit in den Tod gerissen. Außerdem eröffneten mehrere Schützen das Feuer. Das US-Militär hatte zunächst mit einem Drohnenangriff in der Provinz Nangarhar reagiert und nach eigenen Angaben zwei ranghohe Vertreter des IS-Ablegers Isis-K getötet.
UN-Generalsekretär warnt vor humanitärer Katastrophe in Afghanistan
UN-Generalsekretär António Guterres hat nach dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan und dem Ende der Evakuierungsaktion vor dem völligen Zusammenbruch der Grundversorgung in dem Land gewarnt. "Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an", sagte Guterres am Dienstagabend (Ortszeit) in New York. Die Menschen verlören jeden Tag den Zugang zu elementaren Gütern und Dienstleistungen. "Fast die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans - 18 Millionen Menschen - sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Jeder dritte Afghane weiß nicht, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren wird im nächsten Jahr voraussichtlich akut unterernährt sein."
Guterres sagte, alle Mitgliedstaaten seien aufgefordert, "sich für die Menschen in Afghanistan in ihrer dunkelsten Stunde der Not einzusetzen". Sie sollten rechtzeitig, flexibel und umfassend Mittel bereitstellen. In der nächsten Woche würden Einzelheiten über den dringendsten humanitären Bedarf und den Finanzierungsbedarf für die nächsten vier Monate bekannt gegeben.
Die afghanischen Kinder, Frauen und Männer bräuchten jetzt mehr denn je die Unterstützung und Solidarität der internationalen Gemeinschaft, sagte Guterres. In diesem Jahr hätten bereits acht Millionen Menschen Hilfe bekommen. Angesichts der schweren Dürre und des bevorstehenden harten Winters müssten dringend zusätzliche Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Hilfsgüter in das Land gebracht werden. "Ich fordere alle Beteiligten auf, den sicheren und ungehinderten Zugang für lebensrettende und lebenserhaltende Hilfsgüter sowie für alle humanitären Helfer - Männer und Frauen - zu ermöglichen."
Dienstag, 31. August
Letzter US-Soldat verlässt Afghanistan
Der letzte amerikanische Soldat hat Afghanistan verlassen, der Weg ist frei für die radikalislamischen Taliban. Erwartet die EU nun ein massiver Flüchtlingsstrom? Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Pakistan will keine weiteren Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen
Pakistan hat angekündigt, keine weiteren Flüchtlinge aus Afghanistan mehr aufzunehmen. Sein Land habe bereits zwischen drei und vier Millionen Afghanen aufgenommen, sagte der pakistanische Botschafter in Deutschland, Mohammad Faisal, dem Berliner "Tagesspiegel" (Dienstag). Jetzt sollten "reichere und größere" Länder Geflüchtete von dort beherbergen. Sein Land unterstütze die Ausreise mit allen Kräften, die Grenzen würden erst einmal geöffnet bleiben, sagte er.
Die Lösung des neuen Flüchtlings-Problems liege bei den Staaten, die 20 Jahre in Afghanistan das Sagen gehabt hätten, betonte der Botschafter. Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt mit den Taliban sprechen, um eine Lösung zu finden, sagte Faisal vor einem Besuch von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.
Die radikalislamischen Taliban haben vor gut zwei Wochen die Macht in Afghanistan übernommen. Seitdem hatten mehrere Staaten wie die USA und Deutschland Zehntausende Menschen mit Flugzeugen aus Afghanistan evakuiert. Die Evakuierungsflüge der meisten westlichen Staaten waren bis zum vergangenen Wochenende eingestellt worden, der Militäreinsatz der USA in Afghanistan endete offiziell am Dienstag. Die Vereinten Nationen bereiten sich auf Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Land am Hindukusch vor.
Montag, 30. August
Luftbrücke brachte 138 Ortskräfte aus Kabul nach Deutschland
Die von der Bundesregierung organisierte Luftbrücke aus Kabul hat nach vorläufigen Angaben 138 Ortskräfte nach Deutschland gebracht sowie deren Familienangehörige. Insgesamt seien 634 Menschen aus dieser Gruppe ausgeflogen worden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) am Montag in Berlin. Er verwies darauf, dass die Zahl der Hilfeersuchen erst nach dem Beginn der Luftbrücke deutlich gestiegen sei - auf nunmehr mindestens 40.000 Menschen.
Vor Beginn der Evakuierung am 14. August habe das Bundesinnenministerium Kenntnis davon gehabt, dass 174 Ortskräfte sowie Familienangehörige für die gesamte Bundesregierung zur Ausreise anstehen, insgesamt 886 Menschen, so der Sprecher. Es ging dabei um die Afghanen, die aktiv eine Gefährdungsanzeige gemacht hatten und auf Listen standen.
"Während der Evakuierungen gab es aus den Ressorts Nachreichungen, gab es auch von den Ortskräften sehr viele Nachmeldungen, auch von Familienangehörigen, so dass wir derzeit davon ausgehen, dass der Anteil derer, die einen Bezug zu Ortskräften haben für die gesamte Bundesregierung inzwischen bei mehr als 40.000 Personen liegt", sagte der Sprecher.
Über die Luftbrücke der Bundeswehr, die auch Menschen aus anderen Staaten ausflog, kamen inzwischen nach Angaben des BMI 4587 Menschen nach Deutschland, davon 3849 Afghanen und 403 deutsche Staatsangehörige. "Da hat sich niemand an ein deutsches Flugzeug gestellt und hat abgezählt und hat gesagt, wir nehmen jetzt nur diejenigen mit, die nach Deutschland kommen und diejenigen, die nach Italien müssen oder nach Belgien, die lassen wir hier stehen", sagte der Sprecher.
Das Bundesinnenministerium hat demnach seit 2013 ungefähr 1500 Polizisten in Afghanistan im Einsatz gehabt und etwa 300 Ortskräfte. Bis zum 14. August hätten 4 Ortskräfte ihre Ausreise angemeldet. Allen sei die Ausreise angeboten worden. Drei Ortskräfte seien mit Familie ausgereist, die vierte Familie habe diese "aus persönlichen Gründen" nicht angetreten.
Zehn zivile Opfer nach US-Luftangriff in Kabul
Bei einem US-Luftangriff in der afghanischen Haupstadt Kabul am Wochende sollen mindestens zehn Zivilisten getötet worden sein. Das berichtet der lokale TV-Sender ToloNews am Montag. Unter den Toten bei dem Angriff am Sonntag seien auch Kinder, hätten Anwohner dem Fernsehsender gesagt.
Das US-Militär hatte am Sonntag mitgeteilt, es untersuche nach dem Luftangriff auf ein Auto der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Berichte über mögliche zivile Opfer. Der Einsatz habe erfolgreich eine "unmittelbare Bedrohung" für den Flughafen Kabul durch die Terroristen abgewendet, darüber hinaus würden die Ergebnisse des Luftschlags noch geprüft, hieß es in einer Stellungnahme der US-Kommandozentrale für die Region (Centcom).
In dem zerstörten Fahrzeug habe sich "eine große Menge Sprengstoff" befunden, "die womöglich zu weiteren Opfern führte", hieß es. "Es ist nicht klar, was passiert sein könnte und wir untersuchen das weiterhin. Wir wären sehr traurig über den möglichen Tod Unschuldiger", hieß es in der Stellungnahme des Militärs.
Mehrere Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert
In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge einen Raketenangriff gegeben. Am Montagmorgen (Ortszeit) seien aus der Gegend Chairchanah im Norden der Stadt mehrere Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden, schrieb der lokale Fernsehsender ToloNews mit Berufung auf Augenzeugen auf Twitter. Der Fernsehsender CNN berichtete und Berufung auf US-Regierungmitarbeiter, dass mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden seien.
Über mögliche Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Informationen. Der Flughafen verfügt über ein Raketenabwehrsystem. Dieses wurde erst vor wenigen Wochen getestet. In sozialen Medien wurden Videos geteilt, die ein brennendes Auto zeigen sollen, aus dem die Raketen abgefeuert worden sein sollen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten. Der IS hat bereits in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Ziele in Kabul mit Raketen angegriffen. Die US-Truppen wollen bis Dienstag Afghanistan verlassen haben.
Sonntag, 29. August
Bericht: Explosion in der afghanischen Hauptstadt Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind die Geräusche von mindestens einer Explosion gehört worden. Mehrere Nutzer schrieben auf Twitter, sie hätten eine "starke" Explosion gehört. Gleichzeitig wurden Bilder und Videos geteilt, auf denen eine große, schwarze, aufsteigenden Rauchsäule zu sehen war. Zwei lokale Journalisten sprachen von einer Rakete, die in einem Privathaus in der Nähe des Flughafens eingeschlagen sein soll. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten. US-Präsdent Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen gewarnt. Die US-Armee, die gerade vom Flughafen Truppen ausfliegt und in Sicherheit bringt, hatte aber auch angekündigt, dass es wohl weitere Sprengungen von Ausrüstung geben werde.
US-Soldatin, die Baby am Flughafen Kabul schützte, ist tot
Die Marineinfanteristin Nicole Gee hält auf dem Flughafen Kabul schützend ein afghanisches Baby im Arm, wie ein vom US-Verteidigungsministerium verbreitetes Foto zeigt. Auf der Plattform Instagram postete die 23-jährige Unteroffizierin US-Medien zufolge das gleiche Foto und schrieb: "Ich liebe meinen Beruf".
Wenige Tage später ist die aus dem Bundesstaat Kalifornien stammende Frau tot: Sie war am Flughafen Kabul im Dienst, als sich vor dem Tor des Geländes am Donnerstag ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Dabei wurden Dutzende Zivilisten und 13 US-Soldaten getötet, die an dem Evakuierungseinsatz in Kabul teilnahmen. Gee war eine von ihnen.
Das US-Verteidigungsministerium veröffentlichte die vollen Namen der getöteten Soldaten am Samstag. Gee war demnach einer Einheit der Marineinfanteristen ("Marines") aus dem Bundesstaat North Carolina zugeordnet. Die Särge mit den getöteten Soldatinnen und Soldaten sollten noch am Wochenende auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware ankommen, wie das
Biden warnt vor neuem Anschlag in Kabul - US-Truppen beginnen Abzug
Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden eindringlich vor weiteren Anschlägen gegen amerikanische Soldaten gewarnt. Die Lage sei weiterhin "extrem gefährlich" und das Risiko von Terroranschlägen auf den Flughafen von Kabul hoch, erklärte Biden am Samstagnachmittag in Washington(Ortszeit). Das Militär halte einen Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden für "sehr wahrscheinlich". Kurz darauf rief die US-Botschaft in Afghanistan alle Amerikaner in der Nähe des Flughafens dazu auf, das Gebiet wegen "einer spezifischen, glaubwürdigen Bedrohung" sofort zu verlassen. Die US-Truppen begannen unterdessen ihren Abzug aus Kabul. Sie sollen Afghanistan bis Dienstag verlassen.
Nach dem Vergeltungsschlag gegen Terroristen des örtlichen Ablegers der Miliz Islamischer Staat (IS) kündigte Biden weitere Luftangriffe an. "Dieser Angriff war nicht der letzte", versprach Biden am Samstag. Mit Blick auf den verheerenden Terroranschlag in Kabul vom Donnerstag fügte er hinzu: "Wir werden weiterhin alle Personen, die in diesen niederträchtigen Anschlag verwickelt waren, jagen, fassen und dafür bezahlen lassen." Bei dem Anschlag waren 13 US-Soldaten und Dutzende weitere Menschen getötet worden. Die Soldaten und Soldatinnen waren zwischen 20 und 31 Jahre alt.
Das US-Militär hatte bei dem Drohnenangriff in der Provinz Nangarhar nach eigenen Angaben zwei ranghohe Vertreter des örtlichen IS-Ablegers getötet. Ein weiterer sei verletzt worden, sagte Generalmajor William Taylor im Pentagon. Nach dem Luftangriff hatte das Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst angegeben, "einen Planer" des tödlichen Terroranschlags in Kabul getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, zusätzlich auch einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hieß es. Zivile Opfer gebe es nach bisherigen Erkenntnissen nicht, sagte Taylor.
Das US-Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Flughafens Kabul verantwortlich sein, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Armee. Die militant-islamistischen Taliban hatten zuvor behauptet, bereits mehrere Tore des Flughafens zu kontrollieren. Kirby erklärte, die Taliban hätten zwar Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet. "Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit."
Am Freitag waren noch mehr als 5000 US-Truppen am Flughafen Kabul stationiert gewesen. Bis zum vollständigen Abzug werde man aus Sicherheitsgründen keine Informationen zur Truppenstärke mehr bekanntgeben, sagte Kirby.
Deutschland und mehrere andere Verbündete der USA haben ihre Einsätze in Kabul bereits beendet, am Samstag flog auch Großbritannien seine letzten Soldatinnen und Soldaten aus. Bislang brachten die US-Luftwaffe und Verbündete seit Mitte August mehr als 112.000 eigene Staatsbürger und frühere afghanische Helfer außer Landes. Das US-Militär soll noch bis Dienstag Menschen evakuieren, allerdings wird die Zahl der ausgeflogenen Personen wegen des gleichzeitigen Abzugs von Soldaten und Ausrüstung sinken. Deutschland hofft, dass Schutzsuchende künftig auch mit zivilen Flugzeugen ausreisen können. Offenbar warten noch rund 300 Deutsche und mehr als 10.000 Afghanen auf Ausreise nach Deutschland.
Samstag, 28. August
Alle Einsatzkräfte aus Afghanistan zurück - Sanitätsflugzeug gelandet
Die Bundeswehr hat nach dem Ende der Luftbrücke aus Afghanistan alle Soldaten des Evakuierungseinsatzes zurück nach Deutschland geflogen. Auch das für Notfälle bereitgehaltene Sanitätsflugzeug ("MedEvac") landete am Samstag auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf, wie die Bundeswehr mitteilte. Es war in der usbekischen Hauptstadt Taschkent für eine mögliche Rettung Verletzter aus dem afghanischen Kabul stationiert.
Die fliegende Intensivstation und eine Transportmaschine A400M landeten am späten Nachmittag in Wunstorf, wie die Luftwaffe bestätigte. An Bord waren auch die letzten 16 Mann der Sicherungstruppe für die Flugzeuge in Kabul "(Air Mobile Protection Teams") sowie Material. Damit waren alle Soldaten des Einsatzes zurück in Deutschland.
Bereits am Freitagabend waren drei Bundeswehrmaschinen aus Taschkent in Wunstorf gelandet, die rund 380 Soldaten aus dem Einsatz zurückbrachten. Bei der größten Evakuierungsoperation in der Geschichte der Bundeswehr hatte die Luftwaffe in elf Tagen 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern aus Kabul ausgeflogen, überwiegend Afghanen, aber auch mehr als 500 Deutsche. Am Sonntag sollen die letzten zwei Transportmaschinen aus Taschkent nach Deutschland mit Material und Munition an Bord zurückkehren. Dann ist auch das Drehkreuz des Evakuierungseinsatzes in Taschkent Geschichte.
Fünf Länder in vier Tagen: Maas bricht zu Afghanistan-Mission auf
Außenminister Heiko Maas bricht am Sonntag zu einer viertägigen Reise in fünf Länder auf, die alle eine Rolle bei den weiteren Bemühungen um die Ausreise Schutzsuchender aus Afghanistan spielen. Erste Station ist am Sonntag die Türkei, die für den Weiterbetrieb des Flughafens in Kabul und die Aufnahme von Flüchtlingen große Bedeutung hat.
Danach besucht der SPD-Politiker mit Usbekistan, Pakistan und Tadschikistan drei Nachbarländer Afghanistans sowie Katar. Das kleine, aber einflussreiche Golfemirat hat sich tatkräftig an den Evakuierungen beteiligt. In der Hauptstadt Doha sitzt außerdem das politische Büro der militant-islamistischen Taliban, das quasi als Außenministerium der neuen Machthaber in Afghanistan fungiert und mit dem der deutsche Unterhändler Markus Potzel seit Tagen Gespräche über Ausreisefragen führt. Maas startet nur drei Tage nach dem Ende der Evakuierungsoperation der Bundeswehr, bei der die Luftwaffe unter extrem gefährlichen Bedingungen 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern aus Kabul ausgeflogen hat. Es stehen aber immer noch mehr als 10 000 Menschen auf den Ausreiselisten des Auswärtigen Amts, darunter 300 Deutsche. "Die militärische Evakuierung ist nun beendet. Aber unsere Arbeit geht weiter, und zwar so lange, bis alle in Sicherheit sind, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen", hatte Maas am Donnerstag versprochen.
Binnen 24 Stunden: USA und Verbündete fliegen 6800 Menschen aus Kabul aus
In den Endzügen der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 6800 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Eine Sprecherin des Weißen Hauses teilte mit, bis zum Samstagvormittag (Ortszeit Kabul) habe die US-Luftwaffe mit 32 Flügen rund 4000 Menschen in Sicherheit gebracht, Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 2800 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die Vereinigten Staaten und ihre Partner damit insgesamt rund 112 000 Menschen ausgeflogen.
Das US-Militär will seine zuletzt gut 5000 Soldaten bis Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt abziehen. Damit wird der Einsatz zur Evakuierung westlicher Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausländischer Truppen und Einrichtungen enden. Die Zahl der pro Tag ausgeflogenen Personen ist zuletzt wegen des beginnenden US-Abzugs und der Einstellung von Rettungsflügen durch Verbündete bereits deutlich zurückgegangen. Von Dienstag auf Mittwoch zum Beispiel waren innerhalb von 24 Stunden noch etwa 19 000 Menschen evakuiert worden. Das US-Verteidigungsministerium hat erklärt, das Militär werde noch bis Dienstag Menschen in Sicherheit bringen, allerdings werde die Zahl der ausgeflogenen Personen wegen des gleichzeitigen Abzugs von Soldaten und Ausrüstung sinken.
Ramstein: Bisher etwa 20.500 Evakuierte aus Afghanistan gelandet
Etwa 20 500 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Samstag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Etwa 100 Flugzeuge der United States Air Force seien auf der Air Base eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. Mehr als 5000 Evakuierte seien von dort mit etwa 22 Flügen weitergereist. Die Flüge werden voraussichtlich über das ganze Wochenende andauern.
Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
Taliban übernehmen mehrere Flughafen-Gates in Kabul
Die militant-islamistischen Taliban haben eigenen Angaben zufolge mehrere Tore am Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle gebracht. "Zwei, drei" Zugänge zum Flughafen seien in der Nacht zu Samstag von den USA an Kräfte der Islamisten übergeben worden, sagte ein Vertreter der Taliban der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte eine derartige Übergabe nach ersten Medienberichten darüber in der Nacht zum Samstag allerdings vehement und ohne Zögern dementiert. Taliban kontrollierten weder den Flughafen noch Teile davon, noch Tore des Geländes, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums am Freitag.
In der Nacht zu Samstag hatten pro-Taliban-Nutzer auf Twitter Bilder geteilt, die Taliban-Kräfte wenige Meter hinter dem Zugang zum zivilen Teil des Flughafen zeigen sollen, also innerhalb des Flughafengeländes. Auch am Samstagmorgen (Ortszeit) teilten sie Bilder, die Taliban-Kräfte noch etwas weiter innerhalb des zivilen Teils des Flughafengeländes zeigten nahe des VIP-Parkplatzes und des Inlandsterminals.
Von wann die Fotos sind, ist nicht klar. In der Vergangenheit haben die Islamisten ihre Kämpfer immer wieder kurzzeitig an bekannte Punkte geschickt und Fotos machen lassen, um beispielsweise in sozialen Medien ihr Vorrücken auf eine bestimmte Stadt vorzutäuschen und Panik zu schüren.
Bundeswehr zieht Sanitätsflugzeug ab
Die Bundeswehr hat nun auch ihr Sanitätsflugzeug aus dem usbekischen Taschkent abgezogen, das dort noch für eine mögliche Rettung Verletzter aus dem afghanischen Kabul stationiert war. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus der Bundeswehr erfuhr, startete die fliegende Intensivstation "MedEvac" am Samstag Richtung Wunstorf bei Hannover. Auch eine Transportmaschine A400M brach mit Material an Bord zurück nach Deutschland auf.
Bereits am Freitagabend waren drei Bundeswehrmaschinen aus Taschkent in Wunstorf gelandet, die Soldaten aus dem Einsatz zurückbrachten. Damit endete die größte Evakuierungsoperation in der Geschichte der Bundeswehr. In elf Tagen hatte die Truppe 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern aus Kabul ausgeflogen, überwiegend Afghanen, aber auch mehr als 500 Deutsche.
US-Botschaft warnt erneut vor akuter Gefahr am Flughafen von Kabul
Die US-Botschaft in Afghanistan hat eine neue Sicherheitswarnung für ihre Landsleute am Flughafen Kabul veröffentlicht und dazu aufgerufen, das Gebiet sofort zu verlassen. Das gelte für alle US-Bürger, "die sich am Abbey-Gate, Ost-Gate, Nord-Gate oder am Gate des neuen Innenministeriums aufhalten", hieß es in der Warnung der Botschaft in der Nacht zu Samstag. Alle anderen sollten aufgrund der Gefahrenlage auch weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen. In der Nähe des Flughafens der afghanischen Hauptstadt waren bei einem Anschlag der Terrormiliz IS am Donnerstag Dutzende Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter hatte sich an einem Flughafentor in die Luft gesprengt, außerdem eröffneten mehrere Schützen das Feuer. Unter den Todesopfern waren auch 13 US-Soldaten. Schon wenige Stunden vor diesem Anschlag hatten die USA ihre Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, die Gegend rund um bestimmte Flughafentore sofort zu verlassen.
Nach Attacke von Kabul: US-Luftangriff auf IS-Ableger in Afghanistan
Die USA haben als Reaktion auf die tödliche Terrorattacke in Kabul bei einem Luftangriff einen örtlichen Ableger der Terrormiliz IS attackiert. Der unbemannte Luftschlag in der afghanischen Provinz Nangahar habe "einem Planer" von Isis-K gegolten, teilte der Sprecher des US-Zentralkommandos Centcom, Bill Urban, am Freitagabend (Ortszeit) mit. "Ersten Anzeichen zufolge haben wir das Ziel getötet. Wir wissen von keinen zivilen Opfern." Isis-K ist ein örtlicher Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Amerikaner sprechen von Isis statt vom IS - daher bezeichnen sie den Zweig als Isis-K. Die Terrormiliz hatte am Donnerstag bei einem Anschlag am Flughafen Kabul Dutzende Menschen getötet.
Freitag, 27. August
Über 18.700 Evakuierte aus Afghanistan bisher in Ramstein angekommen
Auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz sind bis Freitag mehr als 18.700 Evakuierte aus Afghanistan gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit vergangenem Freitag (20.8.) ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Auf der Air Base seien etwa 76 Flugzeuge der United States Air Force eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. In die USA weitergereist seien mehr als 4100 Evakuierte mit etwa 18 Flügen. Die Flüge werden voraussichtlich das ganze Wochenende über fortgesetzt. Schutzsuchende wie etwa ehemalige Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Sie werden registriert und bei Bedarf medizinisch behandelt. In der US-Militäranlage Rhine Ordnance Barracks in Kaiserslautern werden Menschen aus Afghanistan ebenfalls vorübergehend beherbergt.
Taliban: 13 bis 20 Zivilisten bei Anschlag in Kabul getötet
Nach Angaben der militant-islamistischen Taliban sind bei dem Anschlag am Flughafen Kabul am Donnerstag 13 bis 20 Zivilisten getötet worden. Das gehe aus Berichten von Krankenhäusern hervor, sagte ein Sprecher der Islamisten der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Die endgültigen Opferzahlen veröffentliche man zu gegebener Zeit.
Bei dem Anschlag waren auch 13 US-Soldaten getötet worden. Medienberichte und Videos vom Tatort deuten auf eine weit höhere Zahl an einheimischen Todesopfern hin, hinzu kommen sehr viele Verletzte. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es seien auch 18 Soldaten verwundet worden. Dem Talibansprecher zufolge deuten vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass es an einem von US-Streitkräften kontrollierten Tor zu einer Sicherheitsverletzung gekommen sei.
USA drohen Terroristen nach Anschlag in Kabul mit Vergeltung
Selbstmordattentäter richten in Kabul ein Massaker an. Sie töten viele Afghanen und mindestens 13 US-Soldaten. Den Evakuierungseinsatz will US-Präsident Biden trotzdem fortsetzen - zumindest noch einige Tage. Das Militär warnt bereits vor weiteren Anschlägen. US-Präsident Joe Biden hat den dafür verantwortlichen Terroristen mit Vergeltung gedroht. "Wir werden Euch jagen und Euch dafür bezahlen lassen", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Er kündigte Einsätze des US-Militärs gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an - und die Fortsetzung der Evakuierungen aus Afghanistan. Die Terroristen könnten die USA nicht dazu bringen, ihre "Mission" zu stoppen, betonte Biden mit Blick auf die verbliebenen Amerikaner im Land. "Wir werden sie finden, und wir werden sie da rausholen."
Bei dem Anschlag waren neben 13 US-Soldaten auch viele Afghanen getötet worden. Unbestätigte Medienberichte und Videos vom Tatort deuten auf Dutzende einheimische Todesopfer hin, hinzu kommen zahllose Verletzte. Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es seien auch 18 Soldaten verwundet worden. Die Verletzten würden in speziell ausgerüsteten Flugzeugen ausgeflogen, hieß es.
Für die US-Streitkräfte waren es die ersten Soldaten seit Februar vergangenen Jahres, die in Afghanistan gewaltsam ums Leben kamen - und die schwersten Verluste dort seit einem Jahrzehnt. Biden ordnete an, die US-Flaggen über dem Weißen Haus und an allen öffentlichen Gebäuden bis Montagabend auf halbmast zu setzen, um der Opfer zu gedenken.
Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz IS reklamierte den Anschlag für sich. Biden erklärte mit Blick auf die Gruppe, die USA hätten Informationen dazu, wo sich die Drahtzieher der Anschläge aufhalten - und würden auch ohne große Militäreinsätze Möglichkeiten finden, diese zur Rechenschaft zu ziehen, "wo auch immer sie sind". Seine eindringlichen Worte an die Terroristen: "Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen."
Mindestens zwei Selbstmordattentäter
Nach US-Angaben hatten sich mindestens zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Eine der Detonationen ereignete sich demnach an einem Tor zum Flughafengelände, an dem US-Soldaten im Einsatz waren. Eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz IS habe anschließend das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt. Er warnte, es müsse mit weiteren Anschlägen gerechnet werden. "Wir tun alles, was wir können, um auf diese Angriffe vorbereitet zu sein", sagte er. Es handle sich um eine "extrem aktive Bedrohungssituation".
Die Evakuierungsmission in Kabul wurde dennoch weitergeführt. Die US-Luftwaffe und Flugzeuge Verbündeter hätten am Donnerstag ab dem Vormittag bis kurz vor Mitternacht (Ortszeit Kabul) rund 7500 Menschen evakuiert. Damit sei die Zahl der seit Mitte August ausgeflogenen Afghanen und westlicher Staatsbürger auf 100.100 angestiegen, erklärte ein Vertreter des Weißen Hauses.
Die deutsche Luftwaffe flog am Donnerstag alle Bundeswehrsoldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus dem Krisenstaat aus, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte. Nach Angaben der Ministerin wurden 5347 Menschen aus mindestens 45 Ländern evakuiert, darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4000 Afghanen.
Evakuierungseinsatz läuft planmäßig weiter
Der Evakuierungseinsatz der gut 5000 US-Soldaten in Kabul soll trotz der jüngsten Ereignisse wie geplant am Dienstag kommender Woche enden, wie Biden betonte. Damit können auch die Verbündeten ihre Staatsbürger und frühere örtliche Mitarbeiter nicht mehr evakuieren. Die Bundesregierung und die USA setzen allerdings darauf, dass die Taliban auch nach dem 31. August weiter kooperieren werden, um Ausreisen zu ermöglichen. Im Gegenzug dürften sie auf gewisse Hilfen der internationalen Gemeinschaft hoffen, so die Logik. Biden erklärte: "Sie sind keine guten Kerle, die Taliban. Das meine ich überhaupt nicht. Aber sie haben ein klares Interesse."
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte anlässlich des Endes des deutschen Evakuierungseinsatzes: "Wir sind mit Hochdruck und Nachdruck dabei, eben Bedingungen auszuhandeln mit den Taliban darüber, wie weitere Ausreisen auch möglich sein werden."
Die militant-islamistischen Taliban kontrollieren Kabul und damit auch das Gebiet um den Flughafen. Die Sicherheitslage hatte sich dort zuletzt noch einmal deutlich zugespitzt. Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter des IS in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich Biden geäußert. Die Terrormiliz sei auch ein "erklärter Feind" der Taliban, hatte er Anfang der Woche erklärt. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten am Abzug der US-Truppen.
Donnerstag, 26. August
Biden droht Terroristen mit Vergeltung
Nach dem tödlichen Anschlag in der Nähe des Flughafens von Kabul hat US-Präsident Joe Biden den dafür verantwortlichen Terroristen mit Vergeltung gedroht. "Wir werden Euch jagen und Euch dafür bezahlen lassen", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Das US-Militär werde Einsätze gegen die für den Anschlag verantwortliche Terrormiliz Islamischer Staat (IS) durchführen, kündigte er an.
Biden: Evakuierungsflüge aus Afghanistan gehen trotz Anschlag weiter
Trotz des verheerenden Anschlags außerhalb des Flughafens in Kabul will US-Präsident Joe Biden die Evakuierungen aus Afghanistan fortsetzen. "Wir werden weitermachen mit den Evakuierungen", sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) in einer Ansprache im Weißen Haus in Washington und versicherte, die Terroristen könnten die USA nicht dazu bringen, ihre Mission zu stoppen.
US-Militär rechnet mit weiteren Terroranschlägen
Nach dem Anschlag außerhalb des Flughafens von Kabul rechnet das US-Militär mit weiteren Angriffen von Terroristen. "Wir glauben, es ist ihr Wunsch, diese Angriffe fortzusetzen, und wir rechnen damit, dass sich diese Angriffe fortsetzen werden", sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. "Wir tun alles, was wir können, um auf diese Angriffe vorbereitet zu sein", sagte er. Dazu gebe es auch Gespräche mit den Taliban, die für die Sicherheit außerhalb des Flughafens verantwortlich seien.
Es handle sich um eine "extrem aktive Bedrohungssituation" in der mit weiteren Angriffen zu rechnen sei, sagte der General weiter. Das US-Militär habe die Taliban daher aufgefordert, ihre Checkpoints außerhalb des Flughafens noch weiter vom Gelände entfernt einzurichten, um einen zusätzlichen Sicherheitspuffer zu haben. Es gebe derzeit auch eine "hohe Bedrohung" durch Fahrzeuge, die für Selbstmordattentate eingesetzt werden könnten, betonte McKenzie. "Deshalb wollen wir die Möglichkeit reduzieren, dass eines dieser Fahrzeuge in die Nähe kommt", sagte der General.
US-Streitkräfte: Evakuierungen gehen nach Terrorangriff weiter
Die US-Streitkräfte setzen die Evakuierungsmission in Kabul auch nach dem verheerenden Terrorangriff am Flughafen der afghanischen Hauptstadt fort. "Wir führen den Auftrag weiter aus", sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon.
UN-Generalsekretär lädt Vetomächte zu Krisensitzung ein
Angesichts der chaotischen Situation und der angespannten Sicherheitslage in Afghanistan hat UN-Generalsekretär António Guterres die Vetomächte zu einem Krisentreffen eingeladen. Diplomatenkreisen zufolge sollen die Botschafter der USA, Chinas, Russlands, Großbritanniens und Frankreichs am Montag in New York mit dem UN-Chef zusammenkommen, um sich über die Lage auszutauschen.
Zwölf US-Soldaten bei Anschlag in Kabul getötet
Bei dem Anschlag außerhalb des Flughafens von Kabul sind nach Angaben der US-Regierung zwölf amerikanische Soldaten getötet worden. Das sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. 15 US-Soldaten seien verletzt worden. Alle aktuellen Informationen zum Anschlag lesen Sie hier in unserem Liveblog.
Deutsche Soldaten, Diplomaten und Polizisten ausgeflogen
Die Luftwaffe hat am Donnerstag alle deutschen Soldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Berlin nach dem Start der letzten Maschine.
Rheinland-Pfalz und drei weitere Länder fordern Bund zu Afghanistan-Gipfel auf
Zusammen mit drei weiteren Bundesländern hat Rheinland-Pfalz den Bund zu einem Afghanistan-Gipfel aufgerufen, auf dem alle Fragen zum Aufenthalt von Geflüchteten aus diesem Land geklärt werden sollen. In einem gemeinsamen Brief appellieren die vier Landesregierungen an Außenminister Heiko Maas (SPD) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Lösungen zu finden "für Ortskräfte, die es nicht mehr nach Kabul an den Flughafen schaffen", wie das Integrationsministerium in Mainz am Donnerstag mitteilte.
Unterzeichner des Briefs sind die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Katharina Binz, die Berliner Senatorin Elke Breitenbach, die Bremer Senatorin Anja Stahmann und der thüringische Minister Dirk Adams. Binz, Breitenbach und Stahmann sind Politikerinnen der Grünen, Adams gehört der Linkspartei an. "Die Bundesregierung, allen voran das Auswärtige Amt, muss endlich einen Lagebericht vorlegen, anhand dessen das Bundesamt für Migration und Flucht (BAMF) Asylentscheidungen treffen kann", sagte Binz der Deutschen Presse-Agentur. "Es muss jetzt nicht nur endlich ein dauerhafter Abschiebestopp kommen." Nötig sei auch eine sichere Aufenthaltsperspektive und ein Bund-Länder-Programm zur dauerhaften Integration für die Menschen aus Afghanistan, die schon hier seien.
Auch Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein forderten den Bund aufgefordert, die Bundesländer so schnell wie möglich zu einem gemeinsamen Gespräch über Hilfen für gefährdete Menschen in Afghanistan einzuladen. Dazu wandte sich die Stuttgarter Staatskanzlei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an das Kanzleramt. Bei dem Treffen müsse es einen Lagebericht geben und über "aktuelle Überlegungen für ein Bundesaufnahmeprogramm und mögliche flankierende Maßnahmen der Länder" gesprochen werden. Die schleswig-holsteinische Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) unterstützte den Vorstoß aus Stuttgart.
Rettungsflüge aus Kabul steuern auf Ende zu - Terrorgefahr steigt
Die Bundeswehr flog am Donnerstag mit einem ihrer letzten Evakuierungsflüge 150 weitere Menschen aus. Belgien, Dänemark, Polen und Kanada stellten ihre Evakuierungen bereits ein, die Niederlande planten das noch für Donnerstag, Frankreich für Freitag. Der Andrang am Flughafen stieg noch einmal, wie ein Augenzeuge der Deutschen-Presse Agentur berichtete. Nach Angaben des russischen Botschafters vor Ort kamen im Chaos am Flughafen in den vergangenen Tagen bereits circa 50 Menschen ums Leben.
Die Terrordrohungen vor Ort hätten sich "massiv verschärft", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Evakuierungen seien in der "hektischsten, gefährlichsten, sensibelsten Phase". Außerhalb des Flughafen kam es zu einer Explosion, wie Pentagonsprecher John Kirby am Donnerstag auf Twitter schrieb. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
Nach Angaben von Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn wurden bisher 5200 Menschen aus 45 Nationen von der Bundeswehr ausgeflogen. Darunter seien 4200 Afghanen und 505 deutsche Staatsbürger. Nach Angaben des Weißen Hauses flogen die USA und ihre Partner mehr als 95.000 Menschen aus. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im pfälzischen Ramstein landeten dabei bis Donnerstag mehr als 14.500 Evakuierte. Unterdessen brechen immer mehr Afghanen in Richtung Pakistan auf.
Pakistan hat seit 40 Jahren Millionen afghanischer Flüchtlinge aufgenommen. Auch die Balkanländer Albanien und Kosovo erklärten ihre Bereitschaft, insgesamt etwa 6000 Menschen zumindest vorübergehend aufzunehmen. Die EU-Innenminister wollen kommenden Dienstag zur Lage in Afghanistan beraten. Dabei soll es auch um Migrationsbewegungen in Richtung Europa gehen.
Kanzlerin Merkel sagt Israel-Reise wegen Lage in Afghanistan ab
Kanzlerin Angela Merkel hat die für den 28. bis 30. August geplante Reise nach Israel wegen der dramatischen Entwicklung in Afghanistan abgesagt. Beide Seiten seien sich einig, dass der Besuch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden solle, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag mit.
Mehr Afghanen kommen über Grenze nach Pakistan
Immer mehr Afghanen verlassen ihr Heimatland in Richtung Pakistan. Aktuell überquerten jeden Tag mindestens 10.000 Afghanen die Grenze bei Spin Boldak/Chaman, sagte ein Grenzbeamter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor seien es an normalen Tagen etwa 4000 gewesen.
Die meisten Flüchtlinge seien auf dem Weg zu Verwandten in Städten und Regionen unweit der Grenze, erklärte der Beamte. Manche reisten auch weiter nach Quetta, die Provinzhauptstadt von Baluchistan, oder in die Hafenstadt Karachi. Dort gibt es ein Viertel, in dem viele Afghanen leben.
Der zweite wichtige Grenzübergang nach Pakistan - Torkham - ist aktuell nur eingeschränkt geöffnet. Afghanen können dort nicht nach Pakistan ausreisen, sondern nur aus Pakistan in ihre Heimat zurückkehren. Afghanen, die keine Dokumente haben, flüchten aber auch illegal mit Menschenschmugglern ins Nachbarland.
Einem Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Islamabad zufolge beobachte man die Situation an der Grenze genau. Es scheine noch keinen großen Zustrom zu geben, sagte Qaiser Afridi. Es sei unklar, wie sich die Situation entwickle, wenn die Evakuierungsflüge der westlichen Länder vom Flughafen Kabul in wenigen Tagen endeten. Ein pakistanischer Behördenvertreter sagte, die Schätzungen reichten von 300.000 bis 800.000 Flüchtlingen, die ins Land kommen könnten. Eine Möglichkeit sei aber auch, dass sich die Lage in Afghanistan beruhige und Hunderttausende afghanische Flüchtlinge, die bereits seit Jahren in Pakistan lebten, in ihre Heimat zurückkehrten.
Pakistan hat seit 40 Jahren Millionen afghanischer Flüchtlinge aufgenommen. Zu Spitzenzeiten waren laut UN vier bis fünf Millionen afghanische Flüchtlinge in dem Land. Aktuell beherbergt Islamabad etwa 1,4 Millionen Afghanen, die als Flüchtlinge offiziell registriert sind, und etwa 600.000 undokumentierte Afghanen.
Welternährungsprogramm errichtet Luftbrücke nach Afghanistan
Angesichts der humanitären Notlage in Afghanistan plant das Welternährungsprogramm (WFP) eine Luftbrücke zur Versorgung bedürftiger Menschen. Die Flugzeuge sollen zwischen der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und Kabul pendeln, wie WFP in der Nacht auf Donnerstag mitteilte. In Berlin drang das Hilfswerk "Brot für die Welt" darauf, über humanitäre Zugänge nach Afghanistan zu verhandeln.
Am Donnerstag versuchten die westlichen Staaten nach Worten von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) "fieberhaft" weiter, Menschen über Militärflüge aus dem Land zu bringen. Gleichzeitig wachse sowohl für die Menschen am Flughafen als auch für die Soldatinnen und Soldaten die Gefahr durch Terroranschläge. Konkrete und ernst zu nehmende Drohungen gibt es nach ihren Worten vom IS. "Wir befinden uns jetzt in der sicherlich hektischsten, in der gefährlichsten, in der sensibelsten Phase", sagte Kramp-Karrenbauer.
Die Sicherheitslage schränke die Möglichkeiten für Evakuierungen weiter ein. An Menschen in Kabul ging den Angaben zufolge vom Auswärtigen Amt die Warnung, nicht mehr an den Flughafen zu kommen, unter anderem weil es zu gefährlich ist. Das Zeitfenster für die Operation schließe sich, sagte Kramp-Karrenbauer, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Die USA, die derzeit den militärischen Teil des Kabuler Flughafens kontrollieren, wollen bis Dienstag das Land verlassen. Das bestimmt auch über den Abzug der anderen Nationen.
Am Donnerstagmorgen wurden noch einmal rund 150 Menschen per Bundeswehrflug aus dem Land gebracht. Die deutschen Streitkräfte brachten damit seit Montag vergangener Woche mehr als 5.200 Menschen aus dem Land. Alle Staaten gemeinsam evakuierten laut US-Regierung etwa 95.700 Menschen.
Die Journalisten-Organisation "Reporter ohne Grenzen" kritisierte unterdessen die Ausweisung von Journalisten aus Afghanistan durch das US-Militär. Der Organisation sei sehr wohl bewusst, dass die Lage am Flughafen Kabul chaotisch sei, "dennoch muss es für Medienschaffende möglich sein, über das Geschehen vor Ort zu berichten", sagte eine Sprecherin dem epd.
Brite bittet Taliban um sicheres Geleit für Katzen und Hunde
Ein Brite in Afghanistan hat die militant-islamistischen Taliban um sicheres Geleit für mehr als 150 Katzen und Hunde für die Ausreise aus der Hauptstadt Kabul gebeten. "Mein Team und meine Tiere stecken am Umfeld des Flughafens fest. Wir haben einen Flug, der auf uns wartet. Können Sie bitte für sicheres Geleit für unseren Konvoi in den Airport sorgen?", schrieb Paul Farthing am Donnerstag auf Twitter an Taliban-Sprecher Suhail Schahin.
Der ehemalige Soldat hatte in Kabul ein Tierheim aufgebaut und will nun mitsamt seinen knapp 70 Mitarbeitern und den Tieren nach Großbritannien ausfliegen. Nachdem Verteidigungsminister Ben Wallace das Ansinnen zunächst abgelehnt hatte, gab er am Mittwoch schließlich nach. Farthing hatte inzwischen eine Social-Media-Kampagne gestartet und mithilfe von Unterstützern in der Heimat für seine "Operation Ark" (Operation Arche) ein Flugzeug gechartert. Er bot auch an, darin weitere Menschen mitzunehmen. Die Tiere sollen im Frachtraum reisen.
"Wenn er mit seinen Tieren kommt, werden wir einen Slot für sein Flugzeug suchen", schrieb Wallace auf Twitter. Umstritten war zunächst auch, ob die afghanischen Mitarbeiter des Tierheims für eine Evakuierung infrage kommen. Doch auch hier hatte die Regierung in London eingelenkt.
Noch am Dienstag hatte Wallace gesagt, er werde nicht die Tiere Menschen vorziehen, die sich in echter Gefahr befänden. Die Rettungsmission in Afghanistan nach Machtübernahme der Taliban neigt sich dem Ende zu. Befürchtet wird, dass viele Menschen, die in Lebensgefahr schweben, zurückgelassen werden müssen.
Woher der Sinneswandel bei Wallace kam, blieb zunächst unklar. Spekuliert wurde, die als besonders tierlieb bekannte Frau des Premierministers, Carrie Johnson, könne sich eingeschaltet haben. Regierungschef Boris Johnson wies jegliche Beteiligung von seiner Seite jedoch zurück. Er habe absolut keinen Einfluss auf einzelne Fälle, sagte Johnson am Donnerstag zu Journalisten.
Kramp-Karrenbauer: Terrordrohungen in Kabul "massiv verschärft"
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat vor einer immer weiter wachsenden Terrorgefahr um den Flughafen im afghanischen Kabul gewarnt. "Wir wissen, dass die Terrordrohungen sich massiv verschärft haben, dass sie deutlich konkreter geworden sind", sagte sie am Donnerstag in Berlin. "Wir befinden uns jetzt in der sicherlich hektischsten, in der gefährlichsten, in der sensibelsten Phase."
Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr soll wegen des bevorstehenden Abzugs der US-Streitkräfte vom Flughafen und der wachsenden Terrorgefahr in Kürze enden. Am Donnerstag flog die Bundeswehr aber Kabul noch an. Die deutsche Botschaft hat bereits am Mittwoch davor gewarnt, zum Flughafen zu kommen.
Rettungsflüge aus Kabul steuern auf Ende zu - Andrang noch größer
Unter Warnungen vor Terroranschlägen in der afghanischen Hauptstadt Kabul steuern die militärischen Rettungsflüge von dort auf ein Ende zu. Die Bundeswehr flog am Donnerstag mit einem ihrer letzten Evakuierungsflüge 150 weitere Menschen aus. Belgien, Dänemark und Polen stellten die Evakuierungen bereits ein, die Niederlande planten das noch für Donnerstag, Frankreich für Freitag. Der Andrang am Flughafen stieg noch einmal, wie ein Augenzeuge der Deutschen-Presse Agentur berichtete. Die Menschen stünden an einem Tor "so eng aneinander wie Ziegel einer Mauer", es gehe keinen Meter voran.
Die deutsche Botschaft in Afghanistan und andere Stellen warnen aktuell vor Terrorgefahr rund um den Flughafen. Die US-Botschaft forderte US-Bürger, die sich derzeit am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, dazu auf, das Gebiet "sofort" zu verlassen. Großbritanniens Staatssekretär im Verteidigungsministerium, James Heappey, sprach im TV-Sender Sky News von der Drohung eines "ernsthaften, unmittelbaren, tödlichen Angriffs" binnen Stunden auf den Flughafen oder die von westlichen Truppen genutzten Zentren.
Die Bundeswehr wollte am Donnerstag mit vier Flugzeugen Menschen aus Kabul ausfliegen. Bis Freitag sollten auch deren militärische Kräfte nach dpa-Informationen weitgehend abgezogen sein. Die Bundeswehr hat in anderthalb Wochen mehr als 5300 Menschen evakuiert, darunter mehr als 500 Deutsche. "Wir evakuieren bis zur letzten Sekunde", schrieb das Verteidigungsministerium auf Twitter. Der Einsatz wird nach dpa-Informationen ohne Unterbrechung auch von einem Team des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Kabul unterstützt.
Seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban versuchen Tausende Menschen, aus Afghanistan zu fliehen. Seit mehr als einer Woche versammeln sie sich rund um verschiedene Eingänge des Flughafens, um auf einen Evakuierungsflug zu kommen. Im übermittelten Video eines Augenzeugen sieht man in der prallen Sonne Menschen mit Dokumenten in der Hand winken. In der Menge sind auch Kinder und Frauen zu sehen, man hört Babys weinen.
Der letzte belgische Flug verließ Kabul am Mittwochabend, wie Premierminister Alexander de Croo mitteilte. Polen flog insgesamt 1300 Menschen aus, 200 davon auf Bitten anderer Länder und Organisationen, wie Vize-Außenminister Marcin Przydacz in Warschau sagte. Dänemarks Verteidigungsministerin Trine Bramsen sagte zum Ende der dänischen Mission, Flüge aus Kabul seien "nicht mehr sicher".
Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, machte die afghanische Armee für den Vormarsch der Taliban mitverantwortlich. Dieser warf er im Gespräch mit der "Rhein-Zeitung" Korruption, Vetternwirtschaft und Führungsversagen vor. Man habe die Bereitschaft dieser Soldaten überschätzt beim Kampf für einen Staat, der mit internationaler Unterstützung entstanden sei.
Die Balkanländer Albanien und Kosovo erklärten ihre Bereitschaft, tausende Afghanen zumindest vorübergehend aufzunehmen. Albanien werde etwa 4000 Menschen, die als sogenannte Ortskräfte für die Nato-Mission in Afghanistan tätig gewesen seien, sowie ihren Angehörigen Aufenthalt gewähren. Das erklärte Ministerpräsident Edi Rama dem US-Nachrichtensender CNN. Auch das Kosovo will 2000 evakuierte Afghanen aufnehmen. Das Nato-Mitglied Albanien beteiligte sich mit einem kleinen Kontingent am Afghanistan-Einsatz des Westens.
Evakuierungsmission in Afghanistan endet
Die militärische Evakuierungsmission für Deutsche und einheimische Mitarbeiter aus Afghanistan steuert auf ein Ende zu. Die Bundeswehr wollte am Donnerstag nochmals mit vier Flugzeugen Menschen aus Kabul ausfliegen. Bis Freitag sollten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch militärische Kräfte ganz weitgehend abgezogen sein.
Die aus mehreren Nationen stammenden Soldaten am Flughafen sind bei ihren Evakuierungsaktionen auf den Schutz durch US-Truppen angewiesen. US-Präsident Joe Biden hatte erklärt, dass er an dem Plan festhalte, die amerikanischen Truppen bis zum 31. August aus Kabul abzuziehen.
Gegen 8.35 Uhr MESZ landete in Kabul ein aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent kommendes Transportflugzeug A400M, wie das Einsatzführungskommando auf Twitter mitteilte. Es soll dort weitere Schutzsuchende aufnehmen.
Am Vorabend hatte die Bundeswehr mit dem letzten von mehreren Flügen am Mittwoch 167 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen. "Insgesamt 5193 Personen konnten seit Beginn der Evakuierungsmission durch die Bundeswehr in Sicherheit gebracht werden - allein gestern waren es 539 zu Schützende", schrieb das Verteidigungsministerium am Donnerstag auf Twitter. "Wir evakuieren bis zur letzten Sekunde."
Vor eineinhalb Wochen hatten die militant-islamistischen Taliban die afghanische Hauptstadt erobert und wieder die Macht übernommen. Zehntausende versuchen seitdem verzweifelt, außer Landes zu kommen.
Terrorgefahr am Flughafen Kabul - Zeit für Evakuierungen läuft davon
Die Sicherheitslage rund um den Flughafen von Kabul spitzt sich wenige Tage vor dem mutmaßlichen Ende der militärisch gesicherten Evakuierungen erheblich zu. Die deutsche Botschaft in Afghanistan und andere Stellen warnen vor Terrorgefahr rund um den Airport der afghanischen Hauptstadt. "Aufgrund der Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens Kabul raten wir US-Bürgern, derzeit nicht zum Flughafen zu reisen und die Tore des Flughafens zu meiden", teilte die US-Botschaft in der Nacht zu Donnerstag mit - ohne die Bedrohungslage genauer zu benennen. Gleichzeitig schwindet die Zeit für die Evakuierungen.
US-Bürger, die sich derzeit am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, sollten das Gebiet "sofort" verlassen, warnte die US-Vertretung in Kabul. Die britische Regierung forderte Bürgerinnen und Bürger in der Nähe des Flughafens auf, sich an einen sicheren Ort zu begeben und auf weitere Anweisungen zu warten. Sie sprach in ihren Reisehinweisen am Mittwoch von einer "weiterhin hohen Bedrohung durch Terroranschläge". Die deutsche Botschaft warnte in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger vor Schießereien und Terroranschlägen.
Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert. Praktisch täglich versuche ein örtlicher Ableger des IS, den Flughafen anzugreifen, hatte er erklärt. Die Terrormiliz sei auch ein "erklärter Feind" der militant-islamistischen Taliban.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wies auf den steigenden Zeitdruck hin. Das - von ihr nicht näher definierte - Zeitfenster für Evakuierungen werde auch deshalb kleiner, "weil die Bedrohungslage sehr konkret mit Blick auf terroristische Anschläge auf die, die evakuiert werden sollen, aber auch auf die Soldatinnen und Soldaten, größer wird", sagte die CDU-Politikerin am Mittwochabend im ZDF-"heute journal".
Die USA halten unterdessen weiter an ihrem Truppenabzug bis zum 31. August fest. Das bedeutet ein Ende der Evakuierungsflüge der Bundeswehr schon in den kommenden Tagen. Auch die Türkei hat damit begonnen, ihre Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Damit dürfte auch die zeitweise besprochene Option vom Tisch sein, dass türkische Truppen den internationalen Flughafen in Kabul über das Ende des Nato-Einsatzes hinaus sichern. Unklar ist, ob Menschen auch nach dem 31. August über den Flughafen ausreisen können. Die US-Regierung betonte, dass es keine "Frist" für ihre Bemühungen gebe, ausreisewilligen US-Amerikanern oder Afghanen zu helfen. Die Taliban hätten sich verpflicht, Menschen über den 31. August hinaus sicheres Geleit zu ermöglichen, sagte Außenminister Antony Blinken. "Und wir haben sicherlich Anreize und Druckmittel gegenüber einer zukünftigen afghanischen Regierung, um sicherzustellen, dass dies geschieht", sagte Blinken weiter ohne ins Detail zu gehen.
Auch nach Angaben der Bundesregierung haben die Taliban zugesagt, dass Afghanen auch nach dem 31. August das Land verlassen dürfen. Das gab der deutsche Verhandlungsführer Markus Potzel nach Gesprächen mit Schir Mohammed Abbas Staneksai bekannt, dem Vizechef des politischen Büros der Taliban in Katar. Die Bundesregierung will weiterhin deutsche Staatsbürger und schutzbedürftige Afghanen mit zivilen Flügen von Kabul aus außer Landes bringen. Es geht um mehrere tausend Menschen.
Die USA gingen mit Stand Mittwochnachmittag (Ortszeit) davon aus, dass noch maximal 1500 US-Amerikaner in Afghanistan sind. Davon seien 500 bereits mit konkreten Anweisungen zu ihrer baldigen Evakuierung versorgt worden, erklärte das Außenministerium. Regierungsmitarbeiter versuchten weiter intensiv, die übrigen etwa 1000 Personen zu kontaktieren. Das Ministerium betonte, dass diese Zahl auch deutlich niedriger sein könnte. Biden hatte allen ausreisewilligen Amerikanern in Afghanistan die Ausreise aus dem Land versprochen und zugesichert, sie "nach Hause zu bringen".
Die US-Regierung hatte zuletzt immer wieder betont, dass sie ihre Mission bis zum 31. August abschließen könne. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte die Sprecherin des Weißen Haues, Jen Psaki, am Mittwoch erneut. Der Präsident sei aber über Notfallpläne informiert worden, falls man doch länger bleiben müsse. Biden hatte das Außen- und Verteidigungsministerium angewiesen, diese Alternativpläne zu erarbeiten.
Mittwoch, 25. August
Bei Helikoptereinsatz in Kabul 21 Deutsche in Sicherheit gebracht
Soldaten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte haben bei ihrem gemeinsamen Helikoptereinsatz in der afghanischen Hauptstadt Kabul 21 Deutsche in Sicherheit gebracht. Dabei hätten die US-Soldaten ihre eigenen Hubschrauber geflogen und die Bundeswehrsoldaten die Aufstellung an einem Sammelpunkt organisiert, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Mittwoch in Berlin. "Die Operation ist in der Nacht durchgeführt worden", sagte er. Nach früheren Informationen waren Spezialkräfte an dem Einsatz beteiligt.
Größte Sorge mache inzwischen die Anschlagsgefahr bei Evakuierungen aus der Stadt. "Und zwar nicht die Anschlagsgefahr, die von den Taliban ausgeht", sagte Zorn dazu. "Die Taliban gewährleisten im Grunde die Sicherheit, und zwar die Sicherheit rings um den Flugplatz durch ihre Checkpoints, aber auch bei den jeweiligen Konvois, die durchgeführt werden."
Bundestag stimmt Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul zu
Mehr als eine Woche nach Beginn der Evakuierungsaktion der Bundeswehr im afghanischen Kabul hat der Bundestag dem Einsatz von bis zu 600 Soldaten zugestimmt. Die Abgeordneten billigten das bis zum 30. September befristete Mandat am Mittwoch mit großer Mehrheit. 539 stimmten dafür, 9 dagegen, 90 enthielten sich.
Mit dem Mandat schafft der Bundestag nachträglich die rechtliche Grundlage für den Einsatz. Das Parlament muss jedem bewaffneten Einsatz der Bundeswehr zustimmen. In Ausnahmefällen ist das auch nachträglich möglich, vor allem, wenn Gefahr in Verzug ist. Das trifft nach Ansicht der Bundesregierung auf die Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Helfer von Bundeswehr und Bundesministerien zu.
Die große Mehrheit für den Einsatz war erwartet worden. Die Linksfraktion hatte allerdings am Dienstag wegen einiger Kritikpunkte am Mandatstext beschlossen, sich zu enthalten. Allerdings hatte sich schon vor der Abstimmung ein erster Abweichler zu Wort gemeldet und öffentlich seine Zustimmung angekündigt.
Es handelt sich um ein so genanntes robustes Mandat, das auch den Einsatz militärischer Gewalt erlaubt, "insbesondere zum Schutz der zu evakuierenden Personen und eigener Kräfte, sowie im Rahmen der Nothilfe". Die Zusatzausgaben für die Bundeswehr hat die Regierung mit 40 Millionen Euro veranschlagt. Der Einsatz hatte am Montag vergangener Woche mit der Entsendung von Evakuierungsmaschinen vom Typ A400M nach Kabul begonnen, die nun neben Bundesbürgern und Afghanen auch Menschen aus anderen Ländern ins Nachbarland Usbekistan ausfliegen. Dort steigen sie in zivile Maschinen der Lufthansa um.
Bis zum Mittwochnachmittag hat die Bundeswehr um die 5000 Menschen ausgeflogen - überwiegend schutzbedürftige Afghanen, aber auch mehr als 500 deutsche Staatsbürger. Weil die US-Streitkräfte bis zum 31. August das Land verlassen wollen, wird die Evakuierungsmission bereits in den nächsten Tagen beendet. Derzeit sind etwa 500 Soldaten in Kabul und Taschkent im Einsatz.
Zum Einsatz kommen für Evakuierungen ausgebildete Fallschirmjäger, die Eliteeinheit KSK, aber auch Feldjäger, Sanitäter und die Flugzeugbesatzungen der Luftwaffe. Der Einsatz gilt als bisher größte Evakuierungsmission der Bundeswehr.
Merkel will mit Taliban verhandeln - Ortskräfteverfahren verteidigt
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan über die Zeit nach dem Abzug der internationalen Truppen ausgesprochen. In einer Regierungserklärung im Bundestag betonte sie am Mittwoch aber auch, dass es "keine unkonditionierten Vereinbarungen" mit den neuen Machthabern in dem zentralasiatischen Krisenland geben dürfe. Die CDU-Politikerin räumte erneut ein, dass die Bundesregierung die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan falsch eingeschätzt hat und kündigte eine umfassende Aufarbeitung an. Sie verteidigte aber das umstrittene Vorgehen bei der Aufnahme ehemaliger afghanischer Mitarbeiter von Bundeswehr und Bundesministerien in Deutschland.
Die Taliban hatten Afghanistan Mitte August in wenigen Tagen und ohne größere Gegenwehr der Streitkräfte erobert. 26 westliche Staaten versuchen nun in einer Hauruck-Aktion, ihre eigenen Staatsbürger und schutzsuchende Afghanen auszufliegen. Dafür bleiben nur noch wenige Tage. "Die Entwicklungen der letzten Tage sind furchtbar, sie sind bitter", sagte Merkel dazu. "Für viele Menschen in Afghanistan sind sie eine einzige Tragödie." Merkel machte aber klar, dass man nun nicht mehr an den Taliban vorbeikomme, wenn man etwas in Afghanistan erreichen wolle. "Unser Ziel muss es sein, dass so viel wie möglich von dem, was wir in den letzten 20 Jahren in Afghanistan an Veränderungen erreicht haben, bewahrt wird", sagte sie. Darüber sei auch mit den Taliban zu sprechen. "Die Taliban sind jetzt Realität in Afghanistan. Diese neue Realität ist bitter, aber wir müssen uns mit ihr auseinandersetzen."
Der deutsche Diplomat Markus Potzel führt bereits seit einigen Tagen in Katar Gespräche mit Taliban-Vertretern über die Evakuierungsaktion. Da der Militärabzug wegen des Abzugs der US-Streitkräfte bis zum 31. August beendet werden muss, wird nun nach Wegen gesucht, auch danach noch Menschen außer Landes zu bringen.
Die massive Kritik an dem Umgang der Bundesregierung mit ehemaligen afghanischen Mitarbeitern wies Merkel weitgehend zurück. Man sei in einem Dilemma gewesen. "Stellen wir uns für einen Moment vor, Deutschland hätte im Frühjahr nicht nur mit dem Abzug der Bundeswehr begonnen, sondern gleich auch mit dem Abzug von Mitarbeitern und Ortskräften deutscher Hilfsorganisationen", sagte sie. "Manche hätten dies sicher als vorausschauende Vorsicht gewürdigt, andere dagegen als eine Haltung abgelehnt, mit der Menschen in Afghanistan im Stich gelassen und ihrem Schicksal überlassen werden." Beide Sichtweisen hätten ihre Berechtigung. Die Bundesregierung habe damals sehr gute Gründe dafür gesehen, den Menschen in Afghanistan nach dem Abzug der Truppen wenigstens in der Entwicklungszusammenarbeit weiter zu helfen - "ganz konkrete Basishilfe von Geburtsstationen bis zur Wasser- und Stromversorgung", sagte Merkel. Im Nachhinein sei es leicht, die Situation zu analysieren und zu bewerten. "Hinterher, im Nachhinein alles genau zu wissen und exakt vorherzusehen, das ist relativ mühelos." Doch die Entscheidung habe in der damaligen Situation getroffen werden müssen.
Für den schnellen Zusammenbruch in Afghanistan machte Merkel die Sicherheitskräfte des Landes und die politische Führung verantwortlich. Dass der gesamte Einsatz mit der Haltung der USA als militärisch Stärksten im Bündnis stehen und fallen werde, sei immer klar gewesen. "Auch dass es Kämpfe mit den erstarkten Taliban geben könnte, nachdem die internationalen Truppen abgezogen sein würden, haben wir als internationale Gemeinschaft erwartet", sagte Merkel. "Unterschätzt aber haben wir, wie umfassend und damit im Ergebnis wie atemberaubend schnell die afghanischen Sicherheitskräfte nach dem Truppenabzug ihren Widerstand gegen die Taliban aufgeben würden, beziehungsweise, dass sie einen solchen Widerstand gar nicht erst aufnehmen würden."
Russland und China wollen in Afghanistan-Krise Zusammenarbeit stärken
Vor dem Hintergrund der Krise in Afghanistan wollen China und Russland ihre Zusammenarbeit stärken. Der chinesische Präsident Xi Jinping und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin tauschten sich dazu am Mittwoch in einem Telefonat aus. Das berichteten übereinstimmend der Kreml in Moskau und Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Der chinesische Staats- und Parteichef sagte Xinhua zufolge, dass China bereit sei, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Russland und der breiteren internationalen Gemeinschaft in der Afghanistan-Frage zu verstärken. Alle Parteien in Afghanistan sollten demnach ermutigt werden, eine offene politische Struktur aufzubauen, eine gemäßigte Innen- und Außenpolitik umzusetzen und sich von allen terroristischen Gruppen zu distanzieren.
Aus dem Kreml hieß es, die "Bemühungen im Kampf mit von afghanischem Gebiet ausgehenden Bedrohungen" sollten ausgebaut werden. Zudem sei es wichtig, so schnell wie möglich Frieden in Afghanistan zu schaffen sowie zu verhindern, dass sich die Instabilität auf angrenzende Staaten ausbreite. Moskau beobachtet den Siegeszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan auch deshalb mit Sorge, weil befürchtet wird, dass Kämpfer in ehemals sowjetisches Gebiet eindringen könnten. An den Norden Afghanistans grenzen die Ex-Sowjetrepubliken Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan.
Bundeswehr fliegt 218 weitere Menschen aus Kabul aus
Die Bundeswehr hat bei ihrer Evakuierungsmission in Afghanistan weitere 218 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Der Militärtransporter des Typs A400M landete am Mittwoch in Taschkent im Nachbarland Usbekistan, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten Fallschirmjäger und Feldjäger der Bundeswehr die Schutzbedürftigen am Flughafen von Kabul noch einmal kontrolliert. Insgesamt hat die Bundeswehr inzwischen auf gut 30 Flügen mehr als 4650 Bundesbürger, Afghanen und Bürger anderer Staaten aus Kabul evakuiert. Darunter seien Menschen aus mehr als 40 Ländern, teilte das Verteidigungsministerium mit. Am Sonntag vergangener Woche hatten die militant-islamistischen Taliban die afghanische Hauptstadt erobert und wieder die Macht übernommen.
USA fliegen binnen 24 Stunden mehr als 11.000 Menschen aus Kabul aus
Bei der Evakuierungsmission am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul haben die USA zuletzt innerhalb von 24 Stunden mehr als 11.000 Menschen außer Landes gebracht. Zwischen dem frühen Dienstagmorgen und dem frühen Mittwochmorgen hätten 42 Flugzeuge des US-Militärs rund 11.200 Menschen ausgeflogen, teilte das Weiße Haus am Mittwoch in Washington mit. Im gleichen Zeitraum hätten außerdem 48 Maschinen internationaler Partner rund 7800 Menschen evakuiert. Insgesamt waren es innerhalb der 24-Stunden-Spanne also etwa 19.000 Menschen.
Seit dem Start der Evakuierungsmission Mitte August haben die Vereinigten Staaten insgesamt rund 82 300 Menschen entweder selbst aus Afghanistan ausgeflogen oder deren Ausreise ermöglicht, wie es weiter hieß. Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hatten die USA und ihre Verbündeten begonnen, in großer Eile ihre Staatsbürger sowie afghanische Helfer und andere Schutzbedürftige außer Landes zu bringen. US-Präsident Joe Biden hatte am Dienstag nach einer Videoschalte mit den Staats- und Regierungschefs der G7-Länder erklärt, dass er an dem Plan festhalte, die amerikanischen Truppen bis zum 31. August aus Kabul abzuziehen. Ohne die Unterstützung der USA gilt auch eine Fortsetzung der Evakuierungsflüge anderer westlicher Staaten als undenkbar. Das US-Militär kontrolliert den Flughafen in Kabul und hat dort mehrere Tausend Soldaten stationiert, die den internationalen Evakuierungseinsatz absichern.
Dienstag, 24. August
Weißes Haus: USA wollen Truppen Ende August aus Afghanistan abziehen
Die USA halten vorerst an ihrem Ziel fest, ihre Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. Das erklärte US-Präsident Joe Bidens Sprecherin Jen Psaki am Dienstag nach einer Videoschalte der G7-Staats- und Regierungschefs. Der Präsident habe seinen Kollegen erklärt, dass der US-Einsatz gemessen am momentanen Fortschritt bis 31. August planmäßig beendet werden könne, hieß es. Er habe außerdem das Verteidigungsministerium und das Außenministerium um Notfallpläne gebeten, um den Zeitplan anzupassen, falls dies notwendig werden sollte.
Der Abschluss des Einsatzes hänge auch von der "anhaltenden Koordinierung mit den Taliban ab", inklusive des Zugangs zum Flughafen für jene, die evakuiert werden sollen, so Psaki weiter. Biden habe in dem Gespräch auch betont, dass das Risiko der Mission angesichts der zunehmenden Bedrohung durch einen örtlichen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat jeden Tag zunehme. Eine Fortsetzung der Evakuierungsflüge westlicher Staaten ohne die Unterstützung der USA gilt als undenkbar.
Die US-Regierung hatte zuletzt immer wieder betont, dass man sich bemühe, den Evakuierungseinsatz bis zum 31. August abzuschließen. Biden hatte ursprünglich versprochen, bis zu diesem Datum die US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Zwischenzeitlich hatte er nicht völlig ausgeschlossen, den Evakuierungseinsatz zu verlängern - gleichzeitig aber darauf gepocht, dass dies nicht das angestrebte Ziel sei. Das US-Militär hat für den Evakuierungseinsatz derzeit rund 5800 Soldatinnen und Soldaten am Flughafen in Kabul.
Die europäischen Verbündeten in London, Paris und Berlin dringen auf einen späteren Abzugstermin, weil nur so die Evakuierungsaktion in der jetzigen Form fortgesetzt werden kann. Es stehen noch viele Tausende Menschen, die das Land wegen der Machtübernahme der Taliban verlassen wollen, auf den Ausreiselisten der insgesamt 26 beteiligten Nationen. Die militanten Islamisten, die nun fast alle Landesteile sowie die Hauptstadt Kabul kontrollieren, hatten aber klar gemacht, dass sie eine weitere Präsenz westlicher Streitkräfte nicht akzeptieren würden.
Nach der G7-Schalte hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits erklärt, dass Biden während des virtuellen Treffens keinen neuen Zeitpunkt für den Abzug der US-Truppen genannt hatte. Was das genau "im Zeitablauf" bedeute, könne sie aber noch nicht sagen. Der britische Premierminister Boris Johnson forderte die Taliban auf, Ausreisewilligen auch nach dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan freies Geleit zu gewähren. EU-Ratspräsident Charles Michel betonte, dass es die Notwendigkeit gebe, den Flughafen so lange wie nötig zu sichern, um den Evakuierungseinsatz abzuschließen. Er forderte von Biden Flexibilität beim Ende des Afghanistan-Einsatzes.
Die Bundeswehr hat bereits fast 4000 Menschen mit mehreren Transportmaschinen ausgeflogen. Merkel betonte, dass man auch nach Ende des Militäreinsatzes versuchen wolle, Menschen aus Afghanistan auszufliegen. Deswegen gebe es jetzt "sehr intensive" Gespräche über den Weiterbetrieb des Flughafens. Außenminister Heiko Maas hatte zuvor gesagt, dass darüber auch mit den Taliban geredet werde.
Seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul vor einer Woche sind westliche Staaten unter Hochdruck dabei, ihre Staatsbürger, afghanische Ortskräfte, die für ihre Truppen gearbeitet haben, und weitere Schutzbedürftige auszufliegen. Zehntausende haben es bereits aus dem Land geschafft. Ein Rückzug der westlichen Truppen in wenigen Tagen dürfte bedeuten, dass unzählige Menschen zurückgelassen werden, die unter der Taliban-Herrschaft um ihr Leben fürchten.
Merkel: Biden hat kein neues Abzugsdatum für US-Truppen genannt
US-Präsident Joe Biden hat nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G7-Gipfel keinen neuen Zeitpunkt für den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan genannt. "Es sind heute keine neuen Daten über das bekannte Datum des 31.8. (hinaus) genannt worden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Merkel am Dienstag in Berlin. Was das genau "im Zeitablauf" bedeute, könne sie aber noch nicht sagen. Die europäischen Verbündeten in London, Paris und Berlin dringen auf einen späteren Abzugstermin, weil nur so die Evakuierungsaktion in der jetzigen Form fortgesetzt werden kann. Es stehen noch viele Tausende Menschen, die das Land wegen der Machtübernahme der Taliban verlassen wollen, auf den Ausreiselisten der insgesamt 26 beteiligten Nationen. Die militanten Islamisten, die nun fast alle Landesteile sowie die Hauptstadt Kabul kontrollieren, hatten aber klar gemacht, dass sie eine weitere Präsenz westlicher Streitkräfte nicht akzeptieren würden. Seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul vor einer Woche sind westliche Staaten unter Hochdruck dabei, ihre Staatsbürger, afghanische Ortskräfte, die für ihre Truppen gearbeitet haben, und weitere Schutzbedürftige auszufliegen. Zehntausende haben es bereits aus dem Land geschafft. Ein Rückzug der westlichen Truppen in wenigen Tagen dürfte bedeuten, dass unzählige Menschen zurückgelassen werden, die unter der Taliban-Herrschaft um ihr Leben fürchten.
Taliban: Evakuierungen müssen bis Monatsende abgeschlossen werden
Die militant-islamistischen Taliban bestehen darauf, dass die Rettungsmission westlicher Staaten aus Afghanistan bis Ende des Monats abgeschlossen ist. "Wir wollen, dass alle Ausländer bis zum 31. August evakuiert werden", sagte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag in seiner zweiten Pressekonferenz seit der Machtübernahme der Islamisten. Der Sprecher wandte sich zugleich dagegen, dass nun viele gebildete Afghanen und Fachkräfte das Land verließen. Man brauche diese, um Afghanistan wieder aufzubauen.
Drohungen für den Fall, dass die USA oder andere Länder ihre Evakuierungen nicht bis Ende August abschließen sollten, sprach Mudschahid allerdings nicht aus. Verbündete der USA wie Deutschland oder Großbritannien dringen darauf, den Einsatz der US-Truppen über den 31. August hinaus noch eine Weile zu verlängern, damit weitere Evakuierungsflüge durchgeführt werden können. Für das Chaos am Flughafen machte Mudschahid die USA verantwortlich. Das Gedränge sei gefährlich und Menschen könnten ihr Leben verlieren.
Auf Berichte angesprochen, der Vize-Chef der Taliban Mullah Abdul Ghani Baradar habe CIA-Chef William Burns getroffen, sagte Mudschahid, er könne dies nicht bestätigen. Er könne nur sagen, dass die politische Führung der Taliban Treffen mit Repräsentanten verschiedener Botschaften abgehalten habe, darunter auch Vertretern der US-Botschaft.
Der afghanischen Bevölkerung versprach Mudschahid, dass Banken, Regierungsinstitutionen, Schulen und Universitäten demnächst wieder öffnen würden. Man garantiere den Beamten der Ministerien ihre Sicherheit, sie hätten nichts zu befürchten. Für weibliche Angestellte der Behörden arbeite man noch an genauen Regeln. Sie könnten erst an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wenn diese Regeln stünden, würden aber bis dahin weiter bezahlt.
Zuletzt hatten sich Frauen im öffentlichen wie im privaten Sektor darüber beschwert, dass Taliban-Kämpfer sie nicht mehr zu ihren Arbeitsstellen ließen und sie nach Hause schickten. Mudschahid erklärte zudem, Medien im Land könnten weiter frei arbeiten. Die meisten würden ihre Arbeit bereits normal weiterführen, andere hätten ihre Aktivitäten noch nicht wieder aufgenommen. Man werde Kämpfer in der Nähe von Medieneinrichtungen abziehen. Allerdings gibt es auch von Journalisten Berichte, sie seien von Taliban-Kämpfern bei ihrer Arbeit gestört oder belästigt worden.
Die Pandschir-Frage - die Provinz Pandschir ist die einzige, die bisher nicht unter Kontrolle der Taliban steht - sei zu 80 Prozent gelöst, sagte Mudschahid. Man wolle nicht kämpfen, sondern sich politisch einigen.
Montag, 23. August
Katar sieht sich bei Afghanistan-Evakuierung als Vermittler
Katar sieht sich bei den Bemühungen um eine Evakuierung Schutzbedürftiger aus Afghanistan als "unparteiischer Vermittler" zwischen den Taliban und den USA. "Wir pflegen Kontakte mit allen Parteien", sagte Katars Außenminister Mohammed bin Abdelrahman Al Thani dem US-Sender Fox am Sonntag (Ortszeit). "Im Moment versuchen wir, die Anreise der Menschen von ihren Aufenthaltsorten zum Flughafen zu ermöglichen." Katar übernehme "die volle Verantwortung" für die Sicherheit der Menschen, die Afghanistan verlassen wollten. Bislang hat das Emirat am Golf den Angaben zufolge 7000 afghanische Zivilisten ausgeflogen. Auch mehrere Deutsche holte Katar aus Afghanistan. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bedankte sich am Montag persönlich für die Unterstützung bei der Evakuierungsmission. "Katar hat eine echte Führungsrolle übernommen", sagte er nach Angaben des Auswärtigen Amtes in einem Telefon mit Al Thani.
Al Thani zufolge dringt der Golfstaat auf einen friedlichen Wandel in Afghanistan, eine Beteiligung aller Parteien an der Macht sowie auf die Wahrung der Grundrechte aller Menschen im Land. Der Außenminister betonte aber zugleich, dass Katar trotz seiner Vermittlerrolle keinerlei Einfluss auf die militant-islamistischen Taliban habe. Katar pflegt gute Kontakte zu den Taliban, die in Afghanistan die Macht übernommen haben. Mullah Abdul Ghani Baradar, Vize-Chef der Bewegung und Leiter des politischen Büros, hielt sich lange in Doha auf. Dort wurden auch die Verhandlungen mit den USA geführt, in denen das Golf-Emirat als Vermittler auftrat.
Pentagon: Bemühen uns um Abschluss der Evakuierungen bis Ende August
Das US-Verteidigungsministerium plant weiterhin einen Abzug aller amerikanischen Truppen vom Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul bis Ende August. Ziel sei, den Evakuierungseinsatz bis zu dieser Frist abzuschließen, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag in Washington. Darauf seien derzeit alle Kräfte konzentriert. Zu der Ankündigung der Taliban, sie würden einer potenziellen Verlängerung der Evakuierungsmission westlicher Staaten aus Afghanistan keinesfalls zustimmen, sagte Kirby, man habe die öffentlichen Äußerungen der Taliban gesehen und sei sich bewusst, dass dies ihr Wunsch sei.
Ein Sprecher der militant-islamistischen Taliban hatte dem britischen Nachrichtensender Sky News am Montag gesagt: "Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbitten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein", sagte Suhail Schahin, ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha. Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "rote Linie". Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Dazu gebe es keinen Grund. "Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen".
Der Pentagon-Sprecher wies wiederholte Nachfragen, wie sich eine mögliche Verlängerung der Frist gestalten könnte, als hypothetisch zurück und betonte, an diesem Punkt sei man nicht. Derzeit liege der Fokus darauf, an dem Zeitplan bis zum 31. August festzuhalten. Kirby wich auch Fragen aus, wann die USA in diesem Fall aufhören müssten, am Flughafen in Kabul Menschen für eine Evakuierung abzufertigen, um zum Schluss allein die Ausreise der mehreren Tausend US-Soldaten abzuwickeln. Dies werde bei den Planungen berücksichtigt, sagte Kirby lediglich. Zu Einzelheiten äußerte er sich aber nicht. Derzeit sind laut Pentagon rund 5800 US-Soldaten am Flughafen in Kabul im Einsatz, um die Evakuierungen abzusichern.
US-Präsident Joe Biden hatte eine Verlängerung der Evakuierungsmission nicht ausgeschlossen, aber klargemacht, er hoffe, sie werde nicht notwendig sein. Der britische Premierminister Boris Johnson will am Dienstag bei einer Videoschalte der G7-Staats- und Regierungschefs bei Biden für eine Ausweitung der Frist werben.
Gefecht am Flughafen Kabul: Afghanische Sicherheitskraft getötet
Bei Gefechten afghanischer Sicherheitskräfte sowie deutscher und US-amerikanischer Soldaten mit unbekannten Angreifern am Nordtor des Flughafens Kabul ist eine afghanische Sicherheitskraft getötet worden. Drei weitere wurden am Montagmorgen verletzt, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Alle Soldaten der Bundeswehr blieben demnach unverletzt.
Afghanin bekommt Baby an Bord von US-Flugzeug - In Ramstein gelandet
Eine afghanische Frau hat an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs ein Baby zur Welt gebracht. Ihre Wehen und zusätzliche gesundheitliche Beschwerden setzten auf dem Flug zum US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland ein, wie das Transportkommando der US-Luftwaffe am Sonntag mitteilte. Ihr Zustand habe sich verbessert, nachdem die C-17-Transportmaschine niedriger flog und der Luftdruck im Flugzeug sich dadurch erhöhte. Das Manöver habe geholfen, ihr Leben zu retten. Nach der Landung im pfälzischen Ramstein habe die Frau im Laderaum der Maschine mit Hilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht. Mutter und Kind gehe es gut.
Die Air Base in Ramstein ist der weltweit größte Luftwaffenstützpunkt der USA außerhalb der Heimat. Bis Samstagabend wurden 2300 Evakuierte aus Afghanistan mit 17 Maschinen dorthin gebracht. Auch für Sonntag und die folgenden Tage wurde die Ankunft weiterer Flüge erwartet. Die ehemaligen Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den militant-islamistischen Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Flugzeughangars der Air Base unter. Von dort sollen sie in die USA geflogen werden.
Sonntag, 22. August
5000 Evakuierte aus Afghanistan auf US-Stützpunkt Ramstein gelandet
Auf der Air Base im pfälzischen Ramstein sind an diesem Wochenende zahlreiche Evakuierte aus Afghanistan gelandet. Der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas ist seit Freitagabend ein Drehkreuz für Flüchtlinge aus dem zentralasiatischen Land. "Insgesamt sind bislang ungefähr 5000 Evakuierte mit 30 Maschinen angekommen", sagte eine Sprecherin des Stützpunkts der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagnachmittag.
Die ehemaligen Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den militant-islamistischen Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Zelten und Flugzeughangars der Air Base unter. Am Freitag und Samstag sei Stand gewesen, dass der Stützpunkt 5000 Menschen aufnehmen kann, sagte die Sprecherin. Die Kapazitäten sollten allerdings aufgestockt werden. "Wir bauen weiter auf", erläuterte sie. Zur konkreten Zahl der zusätzlichen Plätze, die geschaffen werden sollen, konnte sie keine Angaben machen. Aktuell seien für diesen Sonntag keine weiteren Maschinen angekündigt, das könne sich aber jederzeit ändern, erklärte die Sprecherin weiter. In den Folgetagen würden weitere Flüge erwartet. Die in Ramstein gelandeten Evakuierten kamen den Angaben zufolge in C-17-Transportmaschinen der US-Luftwaffe von einem Zwischenstopp auf deren Stützpunkt in Katar. Wie der Stützpunkt erklärte, sollen die Menschen nach ihren Registrierungen und medizinischen Erstleistungen in die USA geflogen werden. Details entscheide das US-Außenministerium.
An Bord eines der bereits gelandeten US-Evakuierungsflugzeuge hat eine afghanische Frau ein Baby zur Welt gebracht. Wie das Transportkommando der US-Luftwaffe am Sonntag mitteilte, hatten ihre Wehen und zusätzliche gesundheitliche Beschwerden auf dem Flug nach Ramstein eingesetzt. Ihr Zustand habe sich verbessert, nachdem die Maschine niedriger flog und der Luftdruck im Flugzeug sich dadurch erhöhte. Das Manöver habe geholfen, ihr Leben zu retten. Nach der Landung in Ramstein habe die Frau im Laderaum der Maschine mithilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht. Mutter und Kind gehe es gut.
Bei der Versorgung der 5000 Evakuierten hilft inzwischen auch die Großküche des Congress Centrums Ramstein. "Der Flugplatz selbst und die Verantwortlichen haben sich gemeldet in den Umlandgemeinden und nach Unterstützung gefragt. Die Leute müssen versorgt werden mit Essen, Getränken und allem was dazu gehört", sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, Ralf Hechler (CDU), dem SWR. Man liefere gerade 1000 Portionen Gemüselasagne aus.
Humanitäre Helfer wollen Afghanistan mehrheitlich nicht verlassen
Der Großteil der humanitären Helfer will seine Arbeit in Afghanistan auch nach der Machtübernahme der Taliban fortsetzen. Alle Organisationen der Vereinten Nationen (UN), wie etwa das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), wollen nach Informationen der "Welt am Sonntag" weiter in dem krisengebeutelten Land bleiben. Nach Angaben des UN-Informationsbüros in Genf handle es sich dabei um etwa 300 ausländische und rund 3000 einheimische Mitarbeiter. "In vielen Provinzen wurden wir von den Taliban gebeten, dass wir bleiben und unsere nachweislich erfolgreiche Arbeit für Kinder fortsetzen", so das Kinderhilfswerk Unicef gegenüber der Zeitung.
Laut Einschätzung des UN-Büros in Kabul in dem "WamS"-Bericht wollen auch die meisten der über 150 nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGOs) vor Ort bleiben. Dies betreffe mehrere Tausend Mitarbeiter. Nach Angaben von Unicef würden - unabhängig von den politischen Entwicklungen - bereits fast zehn Millionen Mädchen und Jungen in Afghanistan humanitäre Hilfe benötigen.
Das Welternährungsprogramm (WFP) habe alleine in dieser Woche 80.000 Menschen mit Essen versorgen können. Insgesamt konnten 400.000 Flüchtlinge innerhalb des Landes verpflegt werden, so die Organisation gegenüber der dpa. Aktivitäten der Organisation mussten in einigen Gegenden kurzzeitig wegen Kämpfen und Gewalt unterbrochen werden. Die Hilfslieferungen sollen nach Angaben einer Sprecherin kommende Woche wieder fortgesetzt werden.
Samstag, 21. August
Bundeswehrhubschrauber sollen Menschen in Kabul retten
Die Bundeswehr steht in Afghanistan vor einer weiteren gefährlichen Mission. In der Hauptstadt Kabul sollen von diesem Samstag an zwei Hubschrauber einsatzbereit sein, die in der Lage sind, gefährdete Menschen in Sicherheit zu bringen, die es nicht aus eigener Kraft zum Flughafen schaffen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können die Maschinen dazu eingesetzt werden, einzelne Bundesbürger oder auch Ortskräfte aus Gefahrenlagen zu retten.
Bei den Hubschraubern handelt es sich um Maschinen des Typs H-145M mit insgesamt 13 Soldaten. Sie sind Spezialkräften zugeordnet und wurden von den USA angefordert. Die US-Truppen flögen hauptsächlich mit großvolumigen Hubschraubern und benötigten im städtischen Umfeld eine kleinere Maschine, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Freitag in Berlin. «Die haben wir.»
Im Einsatz sollen die Bundeswehrmaschinen immer von Hubschraubern der USA begleitet werden. Im Hintergrund gebe es zudem von US-Seite eine «luftbewegliche Eingreifreserve». «Das ist eine wirkliche Luftoperation. Das ist kein "Taxi-Service"», sagte Zorn. Zuerst hatte der «Spiegel» über den geplanten Einsatz berichtet. Die Helikopter des Kommandos Spezialkräfte (KSK) seien eigentlich auf die Befreiung von Geiseln ausgerichtet und sehr beweglich. Sie könnten selbst in eng bebauten Städten landen. Bisher ist die Bundeswehr nur innerhalb des Flughafens Kabul im Einsatz, der von US-Truppen abgesichert wird.
Rund um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Tausende Afghanen und ausländische Staatsbürger hoffen auf eine Gelegenheit, sich mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Die Lage ist extrem gefährlich. Auch einheimische Helfer deutscher Organisationen berichten von verstopften und teils unpassierbaren Straßen, an denen die Taliban Checkpoints errichtet haben.
Auf dem Weg zum Flughafen erlitt ein deutscher Zivilist eine Schussverletzung. Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte am Freitag in Berlin: «Er wird medizinisch versorgt, es besteht aber keine Lebensgefahr.» In der Nähe des Flughafens wurde ein weiterer Deutscher leicht verletzt, wie die Deutsche Presse-Agentur am Abend aus dem Auswärtigen Amt erfuhr. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, blieb zunächst unklar.
Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hielt sich am Freitagabend aber weiterhin in Kabul auf. Der Eingang zum Flughafen war am Freitag zeitweise geschlossen. Das führte dazu, dass die Bundeswehr am Nachmittag auf einem Flug nur 78 Menschen mitnehmen konnte, obwohl in die A400M mehr als doppelt so viele Passagiere passen.
Insgesamt brachte die Bundeswehr laut Verteidigungsministerium bis zum frühen Freitagabend mehr als 1700 gefährdete Menschen in Sicherheit. Am späten Abend brachte eine weitere Bundeswehr-Maschine noch 172 schutzbedürftige Personen nach Taschkent. Der Zeitdruck wächst, weil die USA eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abgeschlossen haben wollen. Vom Schutz durch die derzeit 5200 US-Soldaten hängen aber die Evakuierungen anderer Streitkräfte wie beispielsweise der Bundeswehr ab.
Die Entwicklungen bis zum 20. August lesen Sie hier im Live-Blog der dpa:
Freitag, 20. August
Deutscher auf dem Weg zum Flughafen Kabul angeschossen
Ein Deutscher hat auf dem Weg zum Flughafen Kabul in Afghanistan eine Schussverletzung erlitten. Das sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. Er sei aber nicht lebensbedrohlich verletzt und werde bald ausgeflogen. Nähere Details dazu liegen bislang nicht vor. Bei dem Verwundeten handelt es sich offenbar um einen Mann aus Mainz. Mehr dazu lesen Sie hier: Mainzer in Kabul angeschossen
Deutsche Welle: Taliban töten Angehörigen eines Mitarbeiters
Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, berichtete die Deutsche Welle am Donnerstag. Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden.
"Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht", hieß es in dem Bericht. Der Intendant des Senders, Peter Limbourg, sagte: "Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden. Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!"
Maas: Nicht über Rücktritt nachgedacht
Außenminister Heiko Maas denkt nach eigenen Angaben wegen des Afghanistan-Debakels nicht an Rücktritt. Auf die Frage, ob er darüber nachgedacht habe, sagte der SPD-Politiker dem Magazin "Der Spiegel": "In den vergangenen Tagen habe ich nur an eines gedacht, nämlich aus den Fehlern, die wir alle gemacht haben, die Konsequenz zu ziehen und dafür zu sorgen, so viele Leute aus Afghanistan rauszuholen wie möglich." Das sei "die verdammte Pflicht von jedem, der an der Entwicklung der letzten Tage und Wochen beteiligt war".
In den vergangenen Tagen hatte es von verschiedenen Seiten Forderungen nach einem Rücktritt des Außenministers gegeben. CSU-Chef Markus Söder sprach sich dafür aus, dass Maas nach der Bundestagswahl im September nicht mehr dem Kabinett angehört. Dazu sagte der SPD-Politiker in dem am Freitag veröffentlichten Interview: "Ich würde erstmal abwarten, welche Partei der nächsten Bundesregierung überhaupt angehört. Das ist ja offener als viele dachten. Und wie meine berufliche Zukunft aussieht, ist wirklich das Letzte, woran ich im Moment einen Gedanken verschwende."
Zugleich forderte Maas eine Debatte über den Sinn von Bundeswehr-Einsätzen. "Das Scheitern in Afghanistan darf nicht dazu führen, dass wir uns außen- und sicherheitspolitisch komplett der Verantwortung auf der Welt verweigern", sagte er. "Aber Afghanistan darf sich auch nicht noch einmal wiederholen." Die Nato-Partner müssten diskutieren, ob das Verteidigungsbündnis überhaupt geeignet sei, Einsätze außerhalb des eigentlichen Auftrags zu führen - auch, ob es Aufgabe der Nato sei, für Frieden und Menschenrechte zu sorgen.
Weiter plädierte Maas dafür, dass sich die europäischen Nato-Mitglieder eine größere Unabhängigkeit von den USA verschaffen. "Wir müssen viel politischer diskutieren, ehe wir unsere Soldaten irgendwo hinschicken. Sonst besteht die Gefahr, dass wir immer nur die Entscheidungen Washingtons nachvollziehen - egal, wer dort Präsident ist."
Berlin gibt 100 Millionen Soforthilfe für afghanische Flüchtlinge
Die Bundesregierung stellt 100 Millionen Euro Soforthilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan zur Verfügung. Dies teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die sich in den Nachbarländern um geflüchtete Afghanen kümmern. Weitere Hilfen sollen folgen. Seit der Machteroberung der militant-islamischen Taliban Mitte August versuchen viele Menschen verzweifelt, aus dem Land zu kommen.
Finanzminister Olaf Scholz hatte die Hilfe schon am Donnerstag angekündigt. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der SPD-Kanzlerkandidat: "Dies ist ein erster Schritt, der zeigt, dass wir uns verantwortlich fühlen und uns kümmern." Derweil flog die Bundeswehr weitere Menschen aus Kabul aus, neben Deutschen auch afghanische Helfer und andere EU-Bürger. Inzwischen wurden auf diese Weise seit Montag mehr als 1600 Menschen in Sicherheit gebracht.
Nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amt halten sich noch mehrere Hundert Deutsche in Afghanistan auf. Auf einer so genannten Krisenliste des Außenministeriums hat sich inzwischen "eine mittlere dreistellige Zahl" Deutscher registriert, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr.
Donnerstag, 19. August
Weitere Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 150 Menschen aus Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Donnerstagabend ein weiterer Evakuierungsflug der Bundeswehr in Richtung Usbekistan gestartet. An Bord seien mehr als 150 Menschen, teilte die Bundeswehr mit. Damit wurden nach einer Übersicht des Bundesverteidigungsministeriums seit Montag mehr als 1200 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Die Transportmaschinen mit Deutschen, afghanischen Ortskräften und anderen Hilfsbedürftigen an Bord landen zunächst in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland.
Weitere Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 230 Menschen aus Kabul
In Kabul ist am Donnerstagabend eine weitere Bundeswehr-Maschine mit mehr als 230 Menschen an Bord in Richtung Usbekistan gestartet. Die nächste Maschine sei bereits in der afghanischen Hauptstadt gelandet, um weitere Menschen zu evakuieren, teilte die Bundeswehr auf Twitter mit.
Damit seien seit Montag mehr als 1000 Menschen aus Afghanistan gerettet worden, schrieb Außenminister Heiko Maas auf Twitter. "Was die Soldatinnen und Soldaten, die Bundespolizei und unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort leisten, lässt sich kaum ermessen. Ich bin zutiefst dankbar."
Unter den Geretteten waren bis zum frühen Donnerstagabend neben afghanischen Ortskräften und anderen Hilfsbedürftigen 244 deutsche Staatsbürger - weit mehr als ursprünglich erwartet. Und immer noch könnten sich mehrere hundert im Land aufhalten. Auf der Krisenliste des Auswärtigen Amts hat sich inzwischen "eine mittlere dreistellige Zahl" Deutscher registriert, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr.
Afghanistan-Debakel könnte Untersuchungsausschuss nach sich ziehen
Die von der Bundesregierung bereits eingestandene Fehleinschätzung der Lage in Afghanistan könnte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss nach sich ziehen. Politiker von Grünen, FDP und Linken behielten sich am Donnerstag die Einsetzung eines solchen Gremiums im Bundestag nach der Wahl am 26. September vor.
Scholz: Bundesregierung plant Soforthilfe für Flüchtlinge
Die Bundesregierung will nach den Worten von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz eine millionenschwere finanzielle Hilfe für afghanischen Flüchtlinge auf den Weg bringen. "Die Bundesregierung beabsichtigt jetzt, eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen", sagte Scholz am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Mit diesem Geld unterstützen wir internationale Hilfsorganisationen in den Nachbarländern Afghanistans, die sich um die Geflüchteten kümmern werden", erklärte Scholz. "Dies ist ein erster Schritt, der zeigt, dass wir uns verantwortlich fühlen und uns kümmern. Weitere Schritte werden folgen."
Deutsche Welle: Taliban töten Angehörigen eines Mitarbeiters
Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, berichtete die Deutsche Welle am Donnerstag. Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. "Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht", hieß es in dem Bericht.
Afghanische Frauen: "Die Burka ist unser geringstes Problem"
In den vergangenen 20 Jahren haben Frauen in Afghanistan viel gekämpft, um minimale Rechte zu bekommen. Dafür haben sie hohe Opfer gebracht. Nun machen sie sich große Sorgen. Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Chaos rund um Kabuler Flughafen - "Dramatische Szenen"
Rund um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul herrscht weiter Chaos. Bundeswehrgeneral Jens Arlt sprach am Donnerstag von "dramatischen Szenen". Einheimische Helfer deutscher Organisationen berichteten von verstopften und teils unpassierbaren Straßen. US-Soldaten ließen sie bei den Eingängen nicht vor, sagten zwei Ortskräfte der Deutschen Presse-Agentur. CNN-Journalistin Clarissa Ward, die als eine von wenigen ausländischen Journalisten noch vor Ort ist, sprach von einem "Tornado des Wahnsinns". Ihr zufolge warfen Menschen Babys über den Zaun, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Taliban seien mit Peitschen und Waffen unterwegs, um die Menschen zurückzuhalten.
Proteste gegen die Taliban in Afghanistan - Evakuierungen dauern an
Wenige Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist es in mehreren Städten zu Protesten gegen die islamischen Extremisten gekommen. Am Unabhängigkeitstag am Donnerstag eröffneten Taliban-Kämpfer bei einer Kundgebung in der Stadt Asadabad im Nordosten des Landes das Feuer und töteten mehrere Menschen, wie der arabische Sender Al Dschasira berichtete. Die internationale Evakuierungsoperation am Flughafen der Hauptstadt Kabul dauerte derweil an.
Nur etwa 240 Visa-Berechtigungen für afghanische Ortskräfte seit Juli
Wegen umständlicher bürokratischer Verfahren sind Tausende afghanische Ortskräfte deutscher Organisationen nicht rechtzeitig an ein Visum für Deutschland gekommen. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) gingen im Zeitraum von Anfang Juli bis Mitte August mehr als 9.000 Gefahrenanzeigen von Afghaninnen und Afghanen bei den zuständigen Stellen ein. Nach Abzug von Duplikaten waren es knapp 4.200. Doch bis zum vergangenen Montag, also einen Tag nach der Machtübernahme der Taliban, hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) der dem epd vorliegenden Statistik zufolge nur in 237 Fällen eine Berechtigung zur Visa-Ausstellung erteilt. In 329 weiteren Fällen wurde dies wiederum abgelehnt.
Bundeswehrverband spricht bei Afghanistan von "politischem Desaster"
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, hat den politisch Verantwortlichen in der Afghanistan-Krise Versagen vorgeworfen. "Das ist ein politisches Desaster. Es ist eine Tragödie. Und ich kann dem Bundespräsidenten nur beipflichten: Es ist beschämend, was wir da sehen", sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, habe schon vor Monaten Evakuierungspläne ausarbeiten lassen. "Aber es ist immer eine Frage der politischen Lagebewertung, der politischen Entscheidung. Und die ist sehr spät gefallen."
Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 200 Menschen aus Kabul
Die Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.
Aus Afghanistan Geretteter berichtet von Toten und Schüssen
Aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen haben nach ihrer Landung in Deutschland von schlimmen Erlebnissen und chaotischen Verhältnissen am Flughafen in Kabul berichtet. Ein Passagier sagte am frühen Donnerstagmorgen am Frankfurter Flughafen, er habe Tote gesehen und Schüsse gehört. "Es ist schrecklich", sagte Mahmud Sadjadi. "Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Nur Chaos", beschrieb er die Zustände in Kabul. Der Mann aus dem Westerwald war zuvor mit einem Evakuierungsflug der Lufthansa aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Frankfurt geflogen worden. An Bord der Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen.
Mittwoch, 18. August
Weitere Lufthansa-Maschine mit Evakuierten in Taschkent gestartet
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist eine weitere Lufthansa-Maschine gestartet, um aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen nach Deutschland zu bringen. Das teilte ein Lufthansa-Sprecher am Mittwochabend mit. Die Landung des Airbus A340 wurde für den frühen Donnerstagmorgen in Frankfurt erwartet. An Bord sind nach Angaben der Lufthansa rund 250 Menschen. Die Menschen waren zuvor von der Bundeswehr von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion von Deutschen und Afghanen begonnen.
Afghanistan: Merkel und Biden vereinbaren enge Zusammenarbeit
Deutschland und die USA wollen mit Blick auf die Lage in Afghanistan weiter eng zusammenarbeiten. Kanzlerin Angela Merkel telefonierte dazu mit US-Präsident Joe Biden, wie ihr Sprecher Steffen Seibert am Mittwoch mitteilte. "Die Bundeskanzlerin und Präsident Biden vereinbarten weitere enge Zusammenarbeit, auch zwischen der Bundeswehr und amerikanischen Sicherheitskräften am Flughafen Kabul." Sie seien sich einig gewesen, möglichst viele schutzbedürftige Menschen auszufliegen. Merkel betonte demnach "aus deutscher Sicht die Notwendigkeit, möglichst vielen afghanischen Bürgerinnen und Bürgern, die Deutschland unterstützt haben, die Ausreise zu ermöglichen".
Evakuierte aus Afghanistan landen in Frankfurt
Die Rettungsmission gefährdeter Menschen aus Afghanistan nimmt Fahrt auf. So werden die Betroffenen nach der Ankunft am Frankfurter Flughafen weiter betreut. Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Taliban treffen politische Kräfte - Evakuierungen nehmen Fahrt auf
Wenige Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat der deutsche Evakuierungseinsatz Fahrt aufgenommen. Das Kabinett brachte nachträglich das für den Einsatz nötige Bundestagsmandat auf den Weg. In Afghanistan selbst führten die Taliban erste Gespräche mit politischen Kräften des Landes. Die Lage rund um den Flughafen der Hauptstadt Kabul blieb unübersichtlich.
Nach ihrem Eroberungszug und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben die Taliban am Sonntag faktisch die Macht im Land übernommen. Viele Afghanen befürchten eine Rückkehr der Schreckensherrschaft der Islamisten der 1990er-Jahre, während der etwa Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren und die Vorstellungen der Islamisten mit barbarischen Strafen durchgesetzt wurden.
Taliban-Vertreter treffen sich mit Karsai und Abdullah
In Afghanistan haben sich Vertreter der militant-islamistischen Taliban mit anderen politischen Kräften getroffen. Demnach sprachen am Mittwoch Ex-Präsident Hamid Karsai und der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung Abdullah Abdullah mit dem hochrangigen Taliban-Mitglied Anas Hakkani. Ein Mitarbeiter Karsais teilte danach mit, es sei um Pläne und weitere Treffen gegangen, wenn die politische Führung der Taliban-Bewegung in Kabul eingetroffen sein werde. Das Treffen habe im Haus von Abdullah Abdullah in Kabul stattgefunden.
Afghanen nach Landung in Frankfurt auf dem Weg nach Hamburg
Nach der Landung mit einer Lufthansa-Maschine in Frankfurt werden alle Afghanen an Bord in eine Aufnahmeeinrichtung nach Hamburg gebracht. Dies teilte ein Sprecher der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen am Mittwoch mit. Zuständig sei nun das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Der Bus sei auf dem Weg, sagte ein Sprecher der Bundeswehr Hamburg. Es handelt sich demnach um eine Gruppe von 19 Menschen. Am Morgen hatte es zunächst geheißen, es seien 17 Menschen, die am Mittwoch in die Hansestadt kommen sollten.
Hunderte Afghanen harren rund um Flughafen in Kabul aus
Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban harren in Afghanistans Hauptstadt Kabul weiterhin Hunderte Menschen rund um den Flughafen aus. Das berichteten Augenzeugen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Kinder, Frauen und Männer hielten sich in den Straßen um das Flughafengelände auf. Viele hätten dort auch übernachtet.
Viele Afghanen versuchen aktuell, das Land zu verlassen. Allerdings ist der Flughafen nur eingeschränkt in Betrieb. Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, die Angst vor Racheaktionen der Taliban haben, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Am Mittwoch startete von dort auch eine weitere Maschine der Bundeswehr mit etwa 180 Menschen an Bord.
In der Stadt kursieren fälschlicherweise Gerüchte, wonach alle, die es auf den Flughafen schaffen, auch evakuiert werden. Deshalb fahren viele Menschen dorthin. Sie versuchen über Sprengschutzmauern oder anderen Wegen, auf das Gelände zu kommen. Am Mittwoch hieß es, das US-Militär entscheide abhängig von der jeweiligen Lage über Öffnung und Schließung bestimmter Zugänge zum Flughafen.
Weitere Evakuierungsmaschine mit 180 Menschen in Kabul gestartet
In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Mittwoch eine weitere Bundeswehr-Maschine zur Evakuierung von Deutschen und Ortskräften gestartet. An Bord seien etwa 180 Menschen, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Damit seien insgesamt mehr als 400 Menschen in Sicherheit gebracht worden, so das Ministerium auf Twitter. Insgesamt sind an diesem Mittwoch vier solche Evakuierungsflüge aus Afghanistan ins Nachbarland Usbekistan geplant.
Dritte Bundeswehr-Maschine mit Evakuierten in Taschkent gelandet
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist in der Nacht zu Mittwoch die dritte Bundeswehr-Maschine mit aus Kabul evakuierten Deutschen und Ortskräften gelandet. Das teilte die Bundeswehr am frühen Mittwochmorgen via Twitter mit. "Von dort aus wird die Weiterreise der über 135 evakuierten Personen vorbereitet", hieß es weiter. An diesem Mittwoch seien vier weitere Flüge nach Kabul vorgesehen, um einen am Vortag nicht durchgeführten Flug zu kompensieren. Momentan sei die Flughafenfeuerwehr in Kabul nicht verfügbar.
Dienstag, 17. August
Weitere Evakuierungsmaschine mit 139 Menschen in Kabul gestartet
In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagabend eine dritte Bundeswehr-Maschine zur Evakuierung von Deutschen und Ortskräften gestartet. An Bord seien 139 Menschen, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) im "heute journal" des ZDF mit. Eine weitere Maschine stehe bereit. "Im Moment sind die Tore am Flughafen geschlossen, sobald die wieder geöffnet sind, werden wir diesen Betrieb fortsetzen."
Das in Kabul gestartete Transportflugzeug A400M fliegt zunächst in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Laut Auswärtigem Amt werden die Menschen von dort am Mittwoch mit der Lufthansa weiter nach Deutschland gebracht. Das Verteidigungsministerium teilte auf Twitter mit, nunmehr seien mehr als 260 Personen aus Afghanistan ausgeflogen worden. "Und wir evakuieren solange es geht weiter", betonte das Ministerium.
Bundeswehr-Hauptmann hat wenig Hoffnung für Ortskräfte in Afghanistan
Bundeswehr-Hauptmann Marcus Grotian hat wenig Hoffnungen, dass noch Ortskräfte aus Afghanistan nach Deutschland geholt werden können. "Wenn wir hier noch überhaupt jemanden retten, dann haben wir viel Glück", sagte Grotian vom Patenschafts-Netzwerk Afghanische Ortskräfte am Dienstag in Berlin. Die Taliban hätten den Flughafen in Kabul umzingelt. "Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde erreichen uns unzählige Nachrichten", sagte Grotian. Diese Hilferufe werde er nie vergessen.
Grotian, der für die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz war, spricht auch von einer Verantwortung der Politik. Politiker und Bürokraten hätten einfach nur die Regeln umgesetzt und nicht geholfen. "Bürokratie bis zum Schluss. Wenn Sie nicht den richtigen Antrag dreimal ausgefüllt haben, würde man Ihnen keinen Rettungsring zuwerfen", sagte Grotian. Hätte man stattdessen versucht Menschenleben zu retten, dann würde heute nicht von 8000 Menschen gesprochen werden, die zurückgelassen wurden, sondern vielleicht von 30.
Evakuierung aus Kabul läuft - Deutschland setzt Entwicklungshilfe aus
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Bundeswehr unter schwierigsten Bedingungen mit ihrer Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen. Ein Transportflugzeug brachte am Dienstag 129 Menschen in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Stunden zuvor hatte eine erste Maschine vom Typ A400M erst Fallschirmjäger in Kabul abgesetzt und auf dem Rückweg 7 Menschen außer Landes geflogen. Die Evakuierungsaktion sei jetzt "voll angelaufen", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) in Berlin. Als Reaktion auf den Machtwechsel stoppte die Bundesregierung die staatliche Entwicklungshilfe und alle anderen Hilfszahlungen für Afghanistan.
Bericht: Rund 640 Afghanen in einem einzigen Evakuierungsflug
Ein Flugzeug der US-Luftwaffe hat einem Medienbericht zufolge mit einem einzigen Flug rund 640 afghanische Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die Internetseite "Defense One" veröffentlichte ein Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen - der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums wollte am Dienstag keine Einzelheiten zu dem Vorfall nennen. Generalmajor Henry Hank Taylor erklärte aber unter Bezug auf das Foto, die Aktion zeige die "Menschlichkeit unserer Truppen bei dem Einsatz, die Fähigkeit und die Professionalität des US-Militärs".
Erste Evakuierte aus Kabul zurück in Deutschland
Die ersten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul sind nach ihrer Evakuierung aus Afghanistan zurück in Deutschland. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur landeten sie am Dienstagnachmittag mit einer Linienmaschine auf dem Berliner Flughafen Schönefeld. In der Nacht zu Montag waren sie unter den ersten 40 deutschen Staatsbürgern, die mit einem US-Flugzeug nach Doha im Golfemirat Katar ausgeflogen worden waren. Wieviele genau von ihnen mit der Linienmaschine in Schönefeld ankamen, war zunächst unklar.
Zweite Bundeswehrmaschine holt 125 Menschen aus Afghanistan
Mit einem zweiten Bundeswehrflugzeug sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums 125 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden. "Mit 125 Evakuierten ist der A400M von Kabul wieder auf dem Weg nach Taschkent/Usbekistan", schrieb das Ministerium am Dienstagnachmittag auf Twitter. "An Bord sind deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sowie weitere zu Schützende." Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter davon, dass "mehr als 120 Personen, Deutsche, Afghanen und Angehörige anderer Nationen" an Bord seien. "Die Luftbrücke ist angelaufen und wird intensiv fortgesetzt, sofern die Sicherheitslage dies irgendwie zulässt."
Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban hatte eine erste Maschine in der vorangegangenen Nacht die ersten fünf Deutschen sowie einen Europäer und einen Afghanen aus Kabul unter schwierigen Bedingungen ins Nachbarland Usbekistan ausgeflogen. Der Transportflieger vom Typ A400M war zuvor fünf Stunden lang über dem Flughafen Kabul gekreist, der wegen chaotischer Zustände auf dem Rollfeld gesperrt war. Das Benzin hätte nicht mehr lange gereicht.
Bundeswehr fliegt erstmals Menschen aus Kabul aus
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Bundeswehr unter schwierigsten Bedingungen erste Menschen aus Kabul ausgeflogen. In der Nacht zum Dienstag landete auf dem Flughafen der Hauptstadt ein Flugzeug der Luftwaffe, setzte Fallschirmjäger ab und nahm sieben Menschen mit zurück. Als Reaktion auf den Machtwechsel setzte die Bundesregierung die staatliche Entwicklungshilfe für Afghanistan aus, wie der zuständige Minister Gerd Müller (CSU) der Deutschen Presse-Agentur und der "Rheinischen Post" sagte. Für dieses Jahr waren 250 Millionen Euro veranschlagt, von denen aber noch nichts ausbezahlt wurde.
Taliban bemühen sich in Kabul um Normalität
Nach den chaotischen Zuständen in Afghanistan am Vortag hat sich die Taliban-Führung am Dienstag bemüht, ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Aus dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul wies sie ihre Kämpfer an, nicht in fremde Häuser einzudringen und das Eigentum der Menschen zu respektieren, wie der TV-Sender Tolo berichtete. Zudem erklärten die Aufständischen dem arabischen Sender Al-Dschasira zufolge eine "Amnestie" und riefen Frauen auf, am politischen Leben teilzunehmen.
Steinmeier: Sind für Tragödie in Afghanistan mitverantwortlich
Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wird nach Einschätzung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier langfristige weltpolitische Folgen haben. "Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen, und eine politische Zäsur, die uns erschüttert und die Welt verändern wird", sagte das Staatsoberhaupt am Dienstag in Berlin.
Deutschland müsse jetzt alles daransetzen, die eigenen Landsleute und die Afghanen, die ihnen jahrelang zur Seite gestanden hätten, in Sicherheit zu bringen. "Darüber hinaus müssen wir gemeinsam mit unseren Verbündeten nach Möglichkeiten suchen, auch denjenigen zu helfen, die in Afghanistan jetzt von Gewalt oder Tod bedroht sind, darunter viele mutige Frauen."
Nato-Offizieller: Flüge landen am Flughafen Kabul
Die Start- und Landebahn des Flughafens Kabul in Afghanistan ist nach Angaben eines Nato-Vertreters wieder geöffnet. Der zivile Repräsentant der Nato in Afghanistan, Stefano Pontecorvo, schrieb am Dienstag auf Twitter, er sehe Flugzeuge landen und abheben. Zuletzt war der Flugverkehr eingestellt, da sich Menschentrauben auf dem Flugfeld aufhielten. Viele Afghanen versuchen, nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban das Land zu verlassen.
Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, an denen Racheaktionen der Taliban befürchtet werden, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Es ist allerdings unklar, ob die zu Evakuierenden ohne Probleme auf das Flughafengelände gelangen können.
Erste Bundeswehrmaschine transportierte nur sieben Passagiere
Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen Kabul konnte die erste Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr am Montag nur sieben Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausfliegen. "Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag zur Begründung.
Dienstag, 16. August
Biden: Entwicklung in Afghanistan schneller als von uns erwartet
Die US-Regierung hat das Tempo des Vormarsches der Taliban in Afghanistan nach Angaben von Präsident Joe Biden unterschätzt. "Dies hat sich schneller entwickelt, als wir erwartet hatten", sagte Biden am Montag bei einer Ansprache im Weißen Haus. Das Militär des Landes sei kollabiert, "zum Teil ohne den Versuch zu kämpfen". Die USA hätten die afghanischen Sicherheitskräfte ausgebildet und ausgerüstet. Die Vereinigten Staaten hätten ihnen aber nicht den Willen geben können, für ihre Zukunft zu kämpfen. Bereits in der vergangenen Woche hatte Biden den afghanischen Sicherheitskräften mangelnde Kampfbereitschaft vorgeworfen.
Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen nach dem Abzug der ausländischen Truppen in rasantem Tempo praktisch alle Provinzhauptstädte des Landes eingenommen - viele kampflos. Am Sonntag rückten sie auch in Kabul ein. Kämpfe gab es keine. Der blitzartige Vormarsch überraschte viele Beobachter, Experten und auch die US-Regierung.
Erste Bundeswehrmaschine in Kabul gelandet
Das erste Militärflugzeug der Bundeswehr für den Evakuierungseinsatz in Afghanistan ist nach stundenlanger Verzögerung unter schwierigen Bedingungen auf dem Flughafen Kabul gelandet. Die Maschine vom Typ A400M war zuvor fünf Stunden lang über dem Flughafen gekreist, der wegen chaotischer Zustände auf dem Rollfeld vorübergehend gesperrt war, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen erfuhr. Das Benzin hätte nicht mehr lange gereicht. Zuvor hatte bereits eine andere Transportmaschine der Bundeswehr den Anflug auf Kabul abbrechen und zum Nachtanken ins usbekische Taschkent fliegen müssen.
Die beiden Flugzeuge sollen deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder noch arbeiten, zunächst nach Taschkent ausfliegen. Von dem dortigen Drehkreuz soll es dann mit einer Chartermaschine weiter nach Deutschland gehen. Die beiden Maschinen waren am Morgen vom niedersächsischen Wunstorf Richtung Kabul gestartet und in Baku in Aserbaidschan zwischengelandet.
Merkel: Lage in Afghanistan ist "bitter, dramatisch und furchtbar"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bestürzt über die Machtübernahme durch die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan geäußert. "Seit dem Abzug der ausländischen Truppen müssen wir erleben, wie die Taliban in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit Provinz für Provinz, Stadt für Stadt wiedererobern und das ganze Land erneut unter ihre Kontrolle gebracht haben", sagte sie am Montag nach einer Unterrichtung der Bundestagsfraktionen in Berlin. "Das ist eine überaus bittere Entwicklung. Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung natürlich ganz besonders für die Menschen in Afghanistan", ergänzte sie.
Maas zu Afghanistan: "Wir haben die Lage falsch eingeschätzt"
Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) Fehler eingeräumt. "Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle - die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft - wir haben die Lage falsch eingeschätzt", räumte er am Montag ein. Zuvor hatte es massive Kritik an der Bundesregierung gegeben. Ihr wird vorgeworfen, den schnellen Vormarsch der Taliban unterschätzt und die Evakuierung afghanischer Ortskräfte zu schleppend vorangetrieben zu haben. Auch die Evakuierung deutscher Staatsbürger begann in der Nacht zum Montag erst, nachdem die Taliban schon bis in den Präsidentenpalast in Kabul vorgerückt waren.
Man habe nicht vorhergesehen, dass die afghanischen Streitkräfte nicht bereit gewesen seien, sich den Taliban entgegenzustellen. "Das ist eine Fehleinschätzung gewesen von uns allen. Darüber werden wir sicherlich auch zu reden haben", sagte Maas.
Evakuierungsmission der Bundeswehr angelaufen
Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der von den Taliban übernommenen afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. Wenige Stunden später starteten am Morgen die ersten drei Militärmaschinen der Bundeswehr mit Fallschirmjägern an Bord Richtung Kabul. Sie sollen die Evakuierung absichern.
Es ist die bislang wohl größte Mission dieser Art der Bundeswehr - und eine besonders brisante. "Fest steht: Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten", schrieb das Verteidigungsministerium am Montag auf Twitter. Die Bundeswehr war erst Ende Juni nach einem 20-jährigen Einsatz aus Afghanistan abgezogen.
Montag, 15. August
Bundeswehrmaschinen starten in der Nacht zu Montag nach Kabul
Die Bundeswehr schickt in der Nacht zu Montag die ersten Transportflugzeuge vom Typ A400M nach Afghanistan, um deutsche Staatsbürger aus der Hauptstadt Kabul zu evakuieren. Die Maschinen würden vom Militärflughafen Wunstorf in der Nähe von Hannover aus starten, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Sonntag dem Fernsehsender n-tv. Von dort würden die Maschinen unter anderem das Personal der deutschen Botschaft in ein "Drittland" ausfliegen, das sie nicht nannte. Dort werde eine "Drehscheibe" eingerichtet, von der aus es dann eine "Luftbrücke" nach Deutschland geben werde. Der Transport aus dem Drittland nach Deutschland erfolge mit zivilen Maschinen.
Präsident flieht aus Afghanistan - Deutsche Botschaft geräumt
In einem rasanten Feldzug haben die Taliban innerhalb einer guten Woche ganz Afghanistan quasi komplett erobert. Präsident Aschraf Ghani floh am Sonntag aus dem Land. Die islamistischen Aufständischen erteilten ihren Kämpfern die Anweisung, in der Hauptstadt Kabul für Sicherheit zu sorgen. Deutschland und andere Staaten versuchten, ihr verbliebenes Personal möglichst schnell auszufliegen.
Die Bundesregierung machte am Sonntag ihre Botschaft in Kabul dicht und verlegte die Mitarbeiter zum militärischen Teil des dortigen Flughafens. Auch die USA begannen mit der Räumung ihrer Botschaft.
Taliban dringen bis nach Kabul vor
Die Lage in Afghanistan spitzt sich immer weiter zu. Während die radikalislamischen Taliban am Sonntag bis nach Kabul vorrückten, herrschte in der Bevölkerung Panik. Präsident Aschraf Ghani soll angesichts der Situation Medienberichten zufolge das Land verlassen haben. In einer Erklärung versicherten die Taliban, ihre Kämpfer würden die Vier-Millionen-Metropole nicht mit Gewalt einnehmen und den Menschen eine Ausreise ermöglichen. Das Personal der deutschen Botschaft wurde zum militärischen Teil des Flughafens in Kabul verlegt, wie Außenminister Heiko Maas (SPD) bei Twitter mitteilte. Am Sonntagnachmittag sollte nach seinen Angaben der Krisenstab der Bundesregierung zusammenkommen.
Innerhalb kürzester Zeit hatten die Taliban alle großen Städte unter ihre Kontrolle gebracht, oftmals ohne Gegenwehr. Derzeit seien Verhandlungen über einen friedlichen Machtwechsel im Gange, teilten die Aufständischen in den sozialen Netzwerken mit. Sie kontrollieren inzwischen fast alle der 34 Provinzen.
Von dpa und epd