Lumpentheater verzaubert in Worms mit Hampelmann-Aladin und...

Spannend, lustig, voller Wunder: Das Lumpentheater erzählt „Aladin und die Wunderlampe“.Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin  Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin

Gleich zweimal hintereinander spielte am Donnerstag das Lumpentheater aus Paderborn im Lincoln-Theater. Christina Seck und Antje Wenzel, beide zwillingsgleich orientalisch...

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WORMS. Gleich zweimal hintereinander spielte am Donnerstag das Lumpentheater aus Paderborn im Lincoln-Theater. Christina Seck und Antje Wenzel, beide zwillingsgleich orientalisch gekleidet, erzählten das Märchen „Aladin und die Wunderlampe“ wie einst Scheherazade: spannend, lustig und voller Wunder.

Christina Seck, das schickte sie dem etwa einstündigen Spiel voraus, hat ihr Lumpentheater von den Ur-ur-ur-ur-ur-Großeltern geerbt, die eine Wanderbühne besaßen und ihre Figuren und Requisiten aus Lumpen fertigten. Diese Tradition hat die Ur-ur-ur-ur-ur-Enkelin beibehalten. Aus ihren Koffern und Kisten holte sie immer wieder neue Anschauungsobjekte hervor, witzige Zeichnungen auf Stoff und Papier (Sven Aring), die ihre Erzählung wie ein Buch illustrierten. So konnte man anhand einiger Beispiel gut sehen, dass der junge Aladin, eine lustige Hampelfigur, zwei linke Hände hatte und für das Schneiderhandwerk absolut nicht taugte.

Wo die Mutter vor Freude schäumt

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Seine arbeitsame Mutter wurde als Waschmaschine namens Clementine dargestellt, in deren beleuchteter Trommel sich die Wäsche drehte, und wenn sie sich freute, schäumten bunte Seifenblasen aus ihrem Einspülfach – sprich Mund.

Aladin macht sein Glück, als er von dem bösen Zauberer in eine Höhle – ein Regenschirm mit gold- und edelsteinglitzerndem Innenleben – geschickt wird, um ihm die alte Öllampe zu holen. Im Stich gelassen von dem Bösewicht, malt er sich mit seinem Zauberstift den ersten Geist. Der kann mit den Augen rollen und beim Sprechen vergnüglich den Mund bewegen. Außerdem kann er Aladin nach Hause zurückbringen.

Besonders erfreute die kleinen Zuschauer, wie die Wunderlampe funktionierte. Kaum hatte die Erzählerin sie blank gerieben, da hob sich der Deckel und entließ einen Geist, der sich (ziemlich) riesig aufblähte. Er brachte Aladin und seiner Mutter wunderbare Speisen und Getränke, alle detailgetreu auf Küchenrollenpapier und Pappteller gemalt, und half ihm auch, die Lebkuchen-Prinzessin Praline zu gewinnen, die vor den Augen des Publikums mithilfe von Süßigkeiten zum Leben erweckt wurde. Dazu musste der Geist die Staatskasse ihres Vaters, des Sultans, füllen, einen Krieg gewinnen (er ließ die Playmobil-Krieger einfach tanzen) und ein Schloss aus Marzipan bauen. Zwar entlockte der böse Zauberer der jungen Frau die Wunderlampe und wünschte sich samt Schloss und Prinzessin in sein Reich. Aber noch gab es den Geist des Zauberstifts, der den Zauberer mit einem Schlafmittel, das ziemlich an Ketchup erinnerte und für viel Gelächter sorgte, für 100 Jahre unschädlich machte. So kehrten Aladin und seine Prinzessin wieder nach Hause zurück und lebten glücklich und in Freuden, ohne jemals wieder die Geister zu bemühen.

Das Lumpentheater gefiel nicht nur durch die lebendige Mimik Christina Secks und die vielen originellen Requisiten (Bühne: Rolf Bensel), sondern auch durch die hübschen Kompositionen Antje Wenzels. Die schwungvollen Lieder im aktuellen Sound begleitete sie gekonnt mit der Gitarre, setzte aber auch recht ungewöhnliche Instrumente ein.