WORMS/TIVOLI - Seit vielen Jahren organisiert Dr. Dietmar Schuth, künstlerischer Leiter der Kunstvereine Worms und Schwetzingen, Bildungsreisen in die Kulturregionen Europas, insbesondere nach Italien. Unterstützt wird er dabei von dem Architekturhistoriker Dr. Matthias Quast, der viele Jahre in Spoleto gelebt hat und Land, Leute und auch die gute Küche der Region bestens kennt.
Letzte Woche nun geleitete Quast eine 28-köpfige Gruppe aus Worms und Schwetzingen vom Flughafen Fiumicino/Rom zunächst nach Tivoli. Wer sich schon immer gefragt hat, warum Vergnügungsparks nach dieser Stadt benannt wurden, kann sich nach Besichtigung der Villa d’Este selbst die Antwort geben. Das ehemalige Benediktinerkloster wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Kardinal Hippolyte d’Este zum Palast umgebaut; der dazugehörige Park mit seinem prächtigen Baumbestand und seinen einzigartigen Wasserspielen inspirierten Franz Liszt zu seinen „Giochi d’acqua“. Aber auch die Hadrianvilla, ein gewaltiger Gebäudekomplex mit Palast, Tempel, Theater, Thermen, großer Teichanlage und Olivenhainen, erbaut im zweiten Jahrhundert, hat Tivoli zur Berühmtheit verholfen. Und schließlich lockte die romantische Schlucht des Aniene-Wasserfalls im 19. Jahrhundert die Maler an. Ein regnerischer Nachmittag wurde von den Mitgliedern der Kunstvereine dann genutzt, um das Städtchen Palestrina aufzusuchen, Geburtsort des bedeutenden Kirchenmusikers gleichen Namens. Die Altstadt erhebt sich auf den riesigen Terrassen eines einstigen Fortuna-Heiligtums, das gekrönt wird von einem Palast mit sehenswertem Museum.
Zu Besuch in Grosseto bei Niki de Saint Phalle
Übergeordnetes Thema der Kunstreise waren außergewöhnliche Parkanlagen. So wurden von Orvieto aus der Tarotpark der Niki de Saint Phalle bei Grosseto besucht, der manieristische Sacro Bosco mit den vielen skurrilen Steinungeheuern, den Graf Vicino Orsini Mitte des 16. Jahrhunderts in Bomarzo gestalten ließ, die Villa Lante mit symmetrisch gegliederter Parkanlage, die im gleichen Jahrhundert in Bagnaia entstand, und schließlich die reizvolle Miniaturstadt Buzzinda bei Montegiove, erdacht von Ingenieur Tomaso Buzzo, verschmitzt erläutert von dem Australier Brian.
Das alles war mit faszinierender Architektur verbunden, die Quast mit großer Sachkenntnis erläuterte, während Schuth nicht weniger versiert die Malereien der Innenräume interpretierte. Zu den Höhepunkten der Reise gehörte die Besichtigung zweier wunderbar ausgemalter romanischer Kirchen in Tuscania, des gotischen Doms von Orvieto mit seiner unvergleichlichen Fassade und den berühmten Fresken im Inneren sowie der Palast der Familie Farnese in Caprarola. Besonders beeindruckend war der Saal, in dem die Begegnungen berühmter Familienmitglieder mit den Herrschern ihrer Zeit abgebildet waren. Ja, auch das Treffen Kardinal Alexander Farneses, Enkel von Papst Paul III., 1544 mit Kaiser Karl V. und König Ferdinand in Worms, um den Schmalkaldischen Krieg in die Wege zu leiten, war zu sehen. Im aktuellen Lutherjahr freuten sich natürlich besonders die Wormser über diese Darstellung.