Mit Engeln gegen Depression: Sarah Rosenhahn stellt in der Galerie Schauraum in Worms aus
Von Michaela Weber
„Alles unter einem Hut“ ist Titel der Ausstellung von Sarah Rosenhahn, die sich in ihren Werken seelischen Befindlichkeiten widmet. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
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WORMS - Nach ihrer Teilnahme an der Comic-Ausstellung 2016 in der Galerie Schauraum zeigt Sarah Rosenhahn dort nun im Rahmen einer Soloschau eine Auswahl ihrer Werke. Unter dem Titel „Alles unter einem Hut“ finden sich als wiederkehrende Motive Dinosaurier, die als Schwarz-Weiß-Zeichnungen und als Acrylbilder zu finden sind, ebenso Comic-Panels mit Engeln, die als Selbsthilfeprojekt seit 2014 entstanden sind. Mit „Chega de Saudade“ (englisch „No more Blues“), einer melancholisch-sehnsüchtigen Komposition des brasilianischen Musikers Antonio Carlos Jobim, führte Schauraum-Kurator Michael Mahla thematisch passend auf seiner Violine in diese erste Ausstellung des Jahres ein. 1993 im Gebäude einer ehemaligen Textilfabrik gegründet, möchte die Galerie mit jährlich rund zehn Einzelausstellungen sowie ein bis zwei Gruppenausstellungen ein alternatives Forum für Kunst bieten.
Zwischentöne werden ausgelotet
Mahla hob den Mut der in Neuwied geborenen Künstlerin hervor, die sich nicht scheue, die Zwischentöne jenseits der Extreme Melancholie und Euphorie bildlich auszuloten und im Gegensatz zu vielen die Fähigkeit besitze, diese seelischen Befindlichkeiten auch zu Papier zu bringen. Ihre Engelfiguren, die ebenso wie die Künstlerin als Markenzeichen einen Strohhut tragen, offenbarten im Dialog stellvertretend die inneren Kämpfe während ihrer Depression. In den kleinteiligen Zeichnungen in Aquarelltechnik, die Titel wie beispielsweise „Überforderung“, „Privatsphäre“ oder „Diät & Schokolade“ tragen, verarbeitet Rosenhahn ihre Gedanken und Emotionen während der Therapie. Das Interesse am Kampf oder Konflikt und der Hang zum Detail wird auch bei ihren Zeichnungen urzeitlicher Raubsaurier – gerne zweckentfremdet zum Beispiel bei häuslichen Tätigkeiten – für das „Dinovember“-Projekt oder ihren neuesten, noch vorsichtigen Arbeiten mit Acrylfarbe sichtbar.
Nach einem Fachabitur in Grafikdesign hatte sich Rosenhahn zunächst als freischaffende Künstlerin versucht und begann dann ein fünfjähriges Informatikstudium, um sich seit vier Jahren doch ganz der Malerei zu widmen. Einem neuen Genre zuwenden möchte sie sich bei ihrem nächsten Projekt. Gemeinsam mit Assistenzhund Teddy als Weggefährten plant sie, nach der Ausstellung den Jakobsweg zu gehen mit dem Ziel „Reisen und Arbeiten zu verbinden und eine Routine in dieser Richtung zu erzwingen“. Vor allem Landschaftsaquarelle, aber auch Comiczeichnungen sollen auf der mehrmonatigen Wanderung entstehen. „Lernen und die Welt sehen“ sei dabei das Ziel ihrer Reise, so Sarah Rosenhahn, und meint damit nicht nur das Verbessern ihrer Aquarelltechnik.
TERMIN
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 25. März, in der Galerie Schauraum, Zornstraße 11 a, bei freiem Eintritt jeweils samstags und sonntags zwischen 19 und 21 Uhr zu besichtigen.