Kunst erobert auch Vertikos und Sessel: Mirjam Hess stellt im Café gleis 7 in Worms aus
Von Michaela Weber
Eindrücke ihrer Reisen verarbeitet Mirjam Hess in ihren Bildern, Fotos und Skulpturen. Titel der Ausstellung: „weit weg – ganz nah – mitten drin“. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf
( Foto: photoagenten/Andreas Stumpf)
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WORMS - Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht der Mensch. Dies zeigt sich bei fast allen 32 Arbeiten, die Mirjam Hess unter dem Titel „weit weg – ganz nah – mitten drin“ derzeit im Café gleis 7 des Caritasverbandes ausstellt. Kulturkoordinatorin Sigrid Spiegel begrüßte zur Eröffnung der 18. Ausstellung im psychosozialen Zentrum am Donnerstagabend neben zahlreichen Kunstinteressierten die junge Künstlerin selbst sowie als musikalische Gäste Ede Janson (E-Gitarre), Lutz Fischer (E-Bass) und Thorsten Wirthwein (Drums), die mit funkigem Jazzrock sowie groovigen Soul- und Bluestiteln für einen lockeren Auftakt sorgten.
In ihrer Einführung stellte Spiegel die 1990 in Worms geborene und zurzeit in Landau lebende Referendarin eingehend vor, die nach eigener Aussage male, seit sie einen Stift halten könne. Hess’ Interesse am Mensch als zentralem, verbindenden Element zwischen ihren Werken aus den Bereichen Fotografie, Malerei und Skulptur passe bestens zum Leitmotiv der Caritas „Im Mittelpunkt der Mensch“. In ihrer bevorzugt realistischen Ausdrucksweise und mit reduzierter Farbigkeit halte sie vor allem Eindrücke ihrer Reisen durch Indien, Thailand, Hongkong, Kambodscha und Myanmar sowie Marokko fest. Hess scheue auch nicht vor ungewöhnlichen Malunterlagen zurück, die dadurch von Alltagsgegenständen wie Kissen oder Sitzmöbeln zu Kunstobjekten würden, so Spiegel, die den Besuchern abschließend viel Spaß bei der Entdeckungsreise durch die Ausstellung wünschte.
Den Titel „Verwurzelt“ trägt eines dieser dekorativen Kunstobjekte und ist die Holzscheibe eines Blauglockenbaums mit einem Durchmesser von 90 Zentimetern, die die Lehramtsanwärterin (Kunst und Französisch) mit Acrylfarben bemalt hat. Ihr persönliches „Lieblingsstück“ erinnere sie an die dichten Urwälder Kambodschas, so Hess. Nicht nur in ihrer Motiv- und Themenwahl, sondern auch in der reduzierten Farbigkeit mit gedeckten Erd- und Naturtönen bleibt sie sich weitgehend treu – selbst bei ausgefallenen Malgründen. Passend zum Thema ihrer Masterarbeit lässt die ehemalige Waldorfschülerin ihrer Experimentierfreude gerne auch mal auf Holzvertikos („Weltmomente II“) und Leinensesseln („Weltmomente I“) freien Lauf, selbst wenn diese sie aufgrund ihres Materials und ihrer dreidimensionalen Beschaffenheit vor neue Herausforderungen stellten.
Auf ihren Fotos stehen ebenso Menschen und vor allem Kinder im Mittelpunkt. Die ausdrucksstarken Porträts halten besondere Momente fest, wie beispielsweise den kleinen „Mönch im roten Gewand“, der gerade in der Nase bohrt, oder das „Muslimische Mädchen“, das spontan in die Kamera lacht. Durch die Nachbearbeitung wird der Fokus des Betrachters vor allem auf die Gesichter und wenigen Farben gelenkt, die nicht vom Wesentlichen ablenken, sondern die Intensität des Moments unterstützen. „Mich fasziniert einfach die Andersartigkeit dieser für uns fremden Kulturen“, erklärte Mirjam Hess, deren nächste große Reise auf einen anderen Kontinent – vielleicht nach Kuba – führen soll.
Zu sehen bis 2. März, Café gleis 7, Renzstraße 3, erster Stock, montags bis freitags 9 bis 17.30 Uhr