Inszenierung im Wormser Heylshofpark beleuchtet den Menschen und Reformator Luther
Von David Zerfaß
Luthers Gedankengänge auf dem Wormser Reichstag: In einer Theaterinszenierung im Heylshofpark mit Schauspielerin Bettina Franke kamen die Gäste dem Reformator ganz nah. Foto: pa/Alessandro Balzarin
( Foto: pa/Alessandro Balzarin)
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WORMS - Noch ist es keine 500 Jahre her, dass Luther auf den Wormser Reichstag geladen wurde. Doch 500 Jahre ist es her, dass Luther seine 95 Thesen in Wittenberg anschlug. Zum Reformationsjahr 2017 findet sich in der Wormser Innenstadt ein Bildungs- und Erlebnisparcours, zu dem auch eine Installation gehört, an der in unregelmäßigen Abständen Theaterinszenierungen stattfinden.
An dieser Installation „Szene 1521“ im Heylshof erweckte Schauspielerin Bettina Franke nun am Sonntag den Besuch Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag zu neuem Leben. Nach der Bühnenfassung der Regisseurin Annette Weber hielt Franke eine Lesung ab und schlüpfte nach einer kurzen Einweisung zur Hintergrundgeschichte in die Rolle Martin Luthers. Nach dem Thesenanschlag sprach die katholische Kirche den Bann über Luther aus, durfte sich aber durch den Einsatz seines Freundes Kaiser Friedrich, des Weisen, von Sachsen auf dem Wormser Reichstag noch einmal zu seinen 95 Thesen äußern. Im Heylshof war es nun die Idee, mithilfe der Installation den Zuschauer in die Rolle Martin Luthers als Angeklagter oder in die Rolle Kaiser Karls V. als Ankläger schlüpfen zu lassen.
In der Inszenierung übernahm Franke die Rolle Martin Luthers und stellte sich auf die Anklagebank. Die Zuschauer durften sich entlang der Empore platzieren und in der Rolle des Kaisers auf Martin Luther herunter blicken.
TERMIN
Die nächste Aufführung findet am 7. Oktober, 12 Uhr, im Heylshofpark statt.
„Ich kann und will nicht widerrufen“, eröffnete Franke ihr Schauspiel. Die weltberühmten Zitate Luthers auf dem Reichstag wurden zitiert, scheinbar einfache Fragen aufgeworfen, wie: Wer gibt euch das Recht? Das Recht des Papstes, mit einem Ablassbrief Sünden unter den Teppich zu kehren. Das Recht der Kirche, über Ketzerei zu urteilen. Mit einem letzten Griff in die Luft ließ Franke die 95 Thesen herunterflattern. Luthers Gedankengänge zum Anfassen und hautnah mitzuerleben. Am Ende sollte Luther seine Thesen widerrufen. Bekanntermaßen tat er dies nicht und wurde daraufhin von Kaiser Karl V. für vogelfrei erklärt. Von Friedrich dem Weisen wurde er daraufhin zum Schein auf der Wartburg gefangen genommen, um ihn zu schützen. Franke brachte mit ihrer lebendigen Sprache ein rundes Konzept auf die Bühne. Ein Konzept, das Emotionen weckte, gezielt auf verblüffte Mienen aus war und nachdenklich stimmte.
Über den Wormser Reichstag hinaus zitierte Franke auch aus weiteren Schriften Luthers und gab so einen tieferen Einblick in seine Person. So rief Luther gar ganz offensiv zum Widerstand gegen die Krone auf. Er sprach davon, dass es keinen seligeren Tod gebe als den im Kampf gegen die Krone.
„Woran bin ich gebunden und woran bin ich frei?“, so laute die zentrale Frage, die sich der Besucher des Bildungs-und Erlebnisparcours’ stellen solle, wie Constanze Illig, Kuratorin des Projekts, erklärte. „Luther war bedeutend, aber seine Spuren sind verwischt“, weshalb Illig diese Spuren nun wieder neu aufleben lassen möchte. In Kooperation mit der Stadt erstellte sie den Parcours, dessen Stationen noch bis zum 31. Oktober von Passanten im Heylshof, auf dem Schlossplatz und an der Dreifaltigkeitskirche zu entdecken sind.