Digitale Verkehrslenkung bald auch an Südhessens Landstraßen

Digitale Schilderbrücken wie diese an der A3 sollen mit wechselnden Anzeigen und Warnungen zur Stauvermeidung beitragen - künftig auch an Landstraßen im Rhein-Main-Gebiet.
© Archiv/Kaliwoda

Im Rhein-Main-Gebiet entsteht eine Verkehrsmanagement-Zentrale, die mit aktuellen Hinweisen an Strecken in Südhessen zur Stauvermeidung beitragen soll.

Anzeige

Südhessen. Digitalanzeigen an Schilderbrücken mit Tempolimits oder Stauwarnungen an Autobahnen sind Autofahrern im Rhein-Main-Gebiet seit Jahren bekannt, insbesondere an den Fernverkehrs-Hauptachsen A3 und A5 rund ums Frankfurter Kreuz. Künftig sollen solche rechnergestützten Verkehrslenkungsmaßnahmen auch auf viel befahrene Bundes- und Landesstraßen in der Region ausgeweitet werden. Verkehrsplaner haben dafür sechs Korridore bestimmt, von denen drei durch Südhessen führen: Rhein-Main-Mitte, -Süd und -Südwest.

Die Landesagentur Hessen-Mobil und die Planungsgesellschaft IVM haben kurz vor dem Jahreswechsel eine Absichtserklärung unterzeichnet, eine Verkehrsmanagement-Zentrale aufzubauen und zu betreiben. Gemeinsames Ziel ist demnach „eine zuständigkeitsübergreifende, strategische Steuerung der Verkehre in der Region Frankfurt Rhein-Main außerhalb der Autobahnen. Außerdem sollen Verkehrsinformationen und -daten bereitgestellt und langfristig ein landesweites Verkehrsmanagement etabliert werden.”

Der wachsende und sich zunehmend selbst lahmlegende Autoverkehr ist längst als Problem und Entwicklungshindernis der Region erkannt worden. Zudem verschärfen sich die Konflikte mit gesetzlichen Grenzwerten für Verkehrslärm und Luftschadstoffe. Zwischen vielen betroffenen Kommunen zersplitterte Zuständigkeiten machten großräumige Lenkungsmaßnahmen abseits der Autobahnen bislang fast unmöglich.

Anzeige

„Lokale Maßnahmen und Strategien, die nicht aufeinander abgestimmt werden, verlagern die Belastungen nur”, erklärte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bereits Ende 2020. „Deswegen brauchen wir eine übergeordnete Steuerung unseres Verkehrs, die in Korridoren denkt und übergreifende Strategien entwickelt. Eine effiziente Verkehrssteuerung trägt auch dazu bei, die Schadstoffbelastung zu senken.“ Ergebnis der Überlegungen und Vorgespräche ist die jetzt unterzeichnete Absichtserklärung.

Wir brauchen eine übergeordnete Steuerung unseres Verkehrs, die in Korridoren denkt und übergeifende Strategien entwickelt.

TA
Tarek Al-Wazir Wirtschafts- und Verkehrsminister, Hessen

Ziel der Strategie ist laut Hessen-Mobil, auf Störungen im Straßennetz besser und schneller reagieren zu können und dadurch Staus, Gefahrensituationen und Umweltbelastungen zu verhindern. Die Steuerung der Maßnahmen soll zukünftig die neue Verkehrsmanagement-Zentrale übernehmen. „Verkehr endet nicht an den Stadtgrenzen oder an den Zu- und Abfahrten der Autobahnen. Diese Lücke schließen wir nun mit dem zuständigkeitsübergreifenden Verkehrsmanagement in der Region Frankfurt Rhein-Main“, sagte Hessen-Mobil-Präsident Heiko Durth.

Hier geht’s zur VRM-Story: So arbeitet die Verkehrszentrale

Stark belastete Strecken und „verkehrliche Problemsituationen” in den sechs Korridoren wurden im Vorfeld in Workshops mit Kommunalpolitikern ermittelt. In Südhessen wurden dabei folgende Streckenabschnitte bestimmt:

Anzeige

8,7 Millionen Euro vom Bund

Korridor Rhein-Main-Südwest: A3 Frankfurter Kreuz bis Mönchhofdreick, A5 Frankfurter Kreuz bis Darmstadt, A 60 südlich von Rüsselsheim, A67 Mönchhofdreieck bis Darmstädter Kreuz, B486/B43 Rüsselsheim-Mainspitze, L 3094/3482 Groß-Gerau-Bischofsheim, B44 Groß-Gerau-Gernsheim, B42 Darmstadt-Büttelborn, L3096 Wolfskehlen-Geinsheim.

Korridor Rhein-Main-Süd: A5 Darmstadt bis Landesgrenze, A67 Darmstadt bis Landesgrenze sowie Zubringer Darmstadt, B3 Darmstadt-Bensheim, B26 Darmstadt-Wolfskehlen sowie im Osten Darmstadt-Groß-Zimmern, Darmstadt-Roßdorf, B426 bei Pfungstadt.

Korridor Rhein-Main-Mitte: A3 Frankfurter Kreuz bis Aschaffenburg, A661 Offenbacher Kreuz-Langen, B26 Dieburg-Stockstadt sowie Verbindungen im Raum Neu-Isenburg, Dietzenbach, Rodgau, Seligenstadt,

Die Verkehrsmanagement-Zentrale wird eingerichtet im Rahmen des Förderprojekts „Zuständigkeitsübergreifendes Verkehrsmanagement Region Frankfurt Rhein-Main“, das durch das Bundesverkehrsministerium mit 8,7 Millionen Euro gefördert wird. Die Zentrale soll von Hessen Mobil betrieben werden. Das Land Hessen will sie in den Folgejahren schrittweise zur Verkehrsmanagement-Zentrale Hessen ausbauen. Sie soll auch Schnittstellen zu Informationen und Angeboten des Öffentlichen Nahverkehrs sowie des Radverkehrs bereitstellen.