Sarah Connor auf dem Hessentag: Ganz viel Gefühl auf Deutsch

aus Hessentag in Pfungstadt

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Zum Auftakt der Konzertreihe in der Sparkassen-Arena sang am Freitag Sarah Connor vor 6000 Zuschauer zum Auftakt der Festival-Saison auf dem Herssentag. Im Vorprogramm sang die Newcomerin Loi aus Mannheim. Foto: Guido Schiek / VRM Bild
© Guido Schiek

Die 42-Jährige bietet beim Auftakt der großen Open-Air-Konzerte in Pfungstadt ihren Fans einiges, streift aber ihre musikalische Vergangenheit nur am Rande.

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Pfungstadt. Bei ihrem Auftritt in der Sparkassen-Arena auf dem Hessentag in Pfungstadt kokettierte Sarah Connor schon ein bisschen mit der Provinz. Vor dem dritten Song „Bye bye“ plauderte sie los: „Pfungstadt? Pfungstadt? Ich war noch nie in Pfungstadt. Aber ich wollte den nächsten Song schon immer in Pfungstadt spielen.“ Zur Belohnung gingen Tausende Hände nach oben. Die Arena, die eine Kapazität von 7500 Zuschauern hat, war ausverkauft. Die ersten Fans waren schon morgens gegen 10 Uhr an dem Festival-Gelände im Norden der Stadt gewesen und belagerten den Eingang, um nach Einlass möglichst schnell direkt vor die Bühne zu kommen, um ihrem Idol nahe zu sein. Elf Stunden, bevor die 42-Jährige überhaupt die Bühne betrat. Allein deshalb sollte der Popstar Pfungstadt in guter Erinnerung behalten.

In der Arena bot sie einen absolut professionellen Auftritt mit exzellentem Sound: sechs Musiker und vier Background-Sänger sowie eine stimmlich gut aufgelegte Connor sorgten für einen ersten Konzertabend auf dem Hessentag, der niemand wirklich enttäuscht haben dürfte. Drei Videoscreens übertrugen die zum Teil perfekt choreografierte Bühnenshow. Dazu kam die Sängerin spontan und ungekünstelt rüber, was ihr zusätzliche Sympathien einbrachte. „Die Texte, die Lieder, das ganze Feeling“ seien super, sagte Jasmin Unge aus Ober-Roden. Sie schätzt, dass die Delmenhorsterin seitdem sie deutsch singt, „persönlicher“ geworden sei. „Sie schreibt ja ihre Texte selbst“, sagte Jasmin Unger. Sie hatte auch den ganzen Tag vor der Arena ausgeharrt, um einen guten Platz zu ergattern.

In der Tat bot Sarah Connor fast ausschließlich deutschsprachige Songs aus der Phase ab 2015. Mit „Halt mich“ ging es los, dann ging es mit „Deutsches Liebeslied“ weiter. Als hier schließlich die Männer mitsingen sollten und nichts kam, stimmte die Band, „um die Jungs aufzuwecken“, wie Connor sagte, einige Takte des Guns´n´Roses-Hits „Paradise City“ an. Connor sollte öfter Rock singen, das hörte sich richtig gut an. Ob das allerdings beim Großteil des doch schon im Schnitt reiferen Publikums angekommen wäre, bleibt dahingestellt. Sympathien sammelte die Sängerin immer wieder mit dem Bezug auf Pfungstadt. Bei „Bye bye“ wurde in der Textzeile „Ich will zurück nach Island“ natürlich das Land durch den Stadtnamen ersetzt.

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Loi überzeugt im Vorprogramm

Ihre musikalische Vergangenheit, die Anfang der 2000er ja auch immens erfolgreich war, streifte Sarah Connor nur mit einem Medley. Hier fanden sich damalige englischsprachige Hits wie „French Kissing“, „Let´s Get Back To Bed Boy“, „Bounce“ oder „One Night Stand“ wurden kurz abgehandelt und dann ging es weiter mit den neueren Liedern in Landessprache. Für Thomas Knöll aus Reinheim etwas, das nicht seinen Erwartungen entsprach. „Ich kenne die deutschen Sachen halt kaum“, sagte er. Ihm wäre ein „guter Mix aus Neu und Alt mit ein paar Coverversionen“ lieber gewesen. Die Coverversionen gab es zwar auch, aber halt auch überwiegend auf Deutsch: Bei „Anorak“ wurde „Ding“ von Seeed eingestreut und schließlich gab es noch „Keiner ist wie Du“, das ursprünglich aus der Feder von Gregor Meyle stammt. Bei „Das Leben ist schön“ wurde es ruhiger, Connor sang von einem Hocker aus, begleitet von nur einer Akustik-Gitarre. „Pfungstadt, wollt Ihr ein Lied über Freundschaft singen“, fragte sie vor „Bonnie & Clyde“. Die Antwort war deutlich. Und gemessen an dem Jubel zum Ende des Konzerts war klar, dass die 42-Jährige hier sich heute Abend jede Menge neue Freunde gemacht hatte. Den Namen der Hessentagsstadt von 2023 wird sie vorerst wohl nicht mehr vergessen.

Im Vorprogramm hatte sich die Mannheimer Sängerin „Loi“ redlich bemüht, das Publikum in Stimmung zu bringen. Leonie Greiner, wie sie richtig heißt, überzeugte stimmlich durchaus. Mehr als Höflichkeitsapplaus gab es aber kaum, denn die wenigsten dürften Songs wie „Gold“, „News“ oder „I follow“ gekannt haben. „Loi“ war mal zu Gast bei „The Voice Kids“ und ist mit ihren Songs auf TikTok bekannt geworden. Zu getragen waren die Lieder und minimalistisch war der Auftritt, die Begleitung bestand aus einem Keyboardspieler, um auf einem Sommer-Open-Air Stimmung zu erzeugen. Nach sechs Songs war dann auch schon Schluss. Lustig wurde es in der Umbaupause zu Sarah Connor, als eine Stimme aus dem Off verkündete, dass heute Circle Pits, Walls of Death oder Crowdsurfing im Publikum verboten seien. Allesamt Ausdrucksformen bei deutlich härteren Musikrichtungen. Hätte es das in Pfungstadt bei Sarah-Connor-Songs wie „Weißt Du noch Herz“ gegeben, sie hätte den Ort wohl nie im Leben mehr vergessen.