Ermittler fanden in der Unterkunft des Tatverdächtigen vom Messerangriff in Würzburg kein islamistisches Propagandamaterial. Ein psychiatrisches Gutachten soll Klarheit schaffen.
WÜRZBURG. Ermittler haben in der Unterkunft des Messerstechers von Würzburg nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise für ein islamistisches oder extremistisches Motiv entdeckt. "Bislang sind beim Tatverdächtigen noch keine Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte gefunden worden", teilten Generalstaatsanwaltschaft München und Landeskriminalamt am Dienstag mit.
Opfer waren dem Täter wohl unbekannt
Das Ermittlungsverfahren dauere an. Im Zuge dessen soll es ein psychiatrisches Gutachten geben, um zu klären, ob der 24 Jahre alte Somalier bei der Tat am Freitag schuldfähig war und in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden muss.
Der Migrant hatte in der Würzburger Innenstadt auf Menschen eingestochen, die er wohl gar nicht kannte. Drei Frauen starben, sieben Menschen wurden verletzt, darunter ein elfjähriges Mädchen. Der 24-Jährige wurde mit einem Polizeischuss gestoppt. Er sitzt in Untersuchungshaft - wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sowie vorsätzlicher Körperverletzung.
Verdächtiger nutzt nicht zum ersten Mal Messer in einem Streit
Der Tatverdächtige im Fall des tödlichen Angriffs von Würzburg hatte bereits 2015 in Sachsen einen Streit, in dem ein Messer eine Rolle spielte. Bei der Auseinandersetzung in einer Asylunterkunft Ende 2015 erlitten der heute 24-Jährige und sein Kontrahent leichte Schnittverletzungen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Chemnitz am Dienstag auf Anfrage sagte. Die Verletzungen seien aber nur oberflächig gewesen und hätten keiner ärztlichen Versorgung bedurft.
Bei dem Streit ging es um die Benutzung eines Kühlschranks. Die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung wurden laut Staatsanwaltschaft Anfang 2017 eingestellt, weil es den Angaben zufolge aufgrund widersprüchlicher Aussagen keinen Tatnachweis gab. Über die Ermittlungen in Sachsen berichtete am Montagabend zuerst die "Welt", die Staatsanwaltschaft Chemnitz äußerte sich daraufhin auf Anfrage.
Der 24 Jahre alte Somalier hatte am Freitagnachmittag in der Würzburger Innenstadt drei Frauen mit einem Messer getötet. Zudem verletzte er laut Polizei drei weitere Frauen, ein Mädchen und einen Jugendlichen lebensgefährlich sowie einen Mann und eine weitere Frau leicht. Die Hintergründe sind unklar. Der Verdächtige ist in Untersuchungshaft - wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sowie vorsätzlicher Körperverletzung. Der Tatverdächtige hatte von 2015 bis 2019 in Sachsen, anschließend in Bayern gelebt.
Von dpa