Energie aus Wasser, Luft und Erde: Lohnt der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe? Nachgefragt beim Darmstädter Versorger Entega.
DARMSTADT. Ab 2025 sollen in Deutschland keine Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. Aber schon heute schwindelt manchem Immobilienbesitzer beim Blick auf seine mit fossilem Brennstoff betriebene Therme, nachdem er die aktuelle Abschlagszahlung seines Versorgers gelesen hat. Da sind die Preise oft mehr als verdoppelt, werden Nebenkosten zu Hauptkosten. Viele denken nun: Bloß weg von fossilen Brennstoffen!
Weg von Gas und Öl – was kann man da machen? Nachgefragt bei Sönke Seehaus, Senior Manager bei Entega plus: „Es gibt eine extreme Nachfrage von Gaskunden, bei Ölheizern sieht es kaum anders aus.“ Viele Leute wollen umrüsten. Seehaus weiß: Da bleiben einerseits Holzheizungen, andererseits Elektrosysteme wie Nachtspeicheröfen und strombetriebene Direktheizungen. Bei Leistung und Preis eher teurer als die Gasheizung. Massenhaft Pellets verfeuern ist irgendwann auch nicht mehr nachhaltig. Bleiben als große Alternative Wärmepumpen.
Wärmepumpen – wie geht das? Wärmepumpen haben das umgekehrte Prinzip von Kühlschränken, die Wärme innen entziehen und nach außen abgeben. Dies geschieht in einem Kältekreislauf mit Unterstützung eines strombetrieben Kompressors. Bei Wärmepumpen wird außerhalb des Hauses aus Wasser, Luft oder Erde Wärme aufgenommen und innen abgegeben.
Wasser, Erde, Luft – was ist besser? Um Erdwärme zu gewinnen, kann man Sonden in 100 Meter Tiefe setzen. Das ist teuer und aufwendig. Erdkollektoren werden nur bis zu zehn Meter tief gesetzt. Dafür aber braucht es relativ große Flächen. In der dicht bebauten Stadt ebenso schwer zu kriegen wie Wasserflächen für die Nutzung der dort gespeicherten Umweltwärme. Daher setzen sie bei der Entega vor allem auf Luftwärmetauscher. Längst nicht so effektiv wie Erdsonden, bei denen auf eine Einheit zugeführtem Strom drei bis vier Einheiten Energie durch Erdwärme kommen.
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Luftwärmepumpen schaffen da nur ein Verhältnis von eins zu zwei – im Idealfall. Und die Betriebsgeräusche des Gerätes können auch zum Problem werden. Drei Meter Abstand zur Grundstücksgrenze müssen mindestens sein. Bisweilen schwierig bei Reihenhausriegeln. Zwar können hier zusätzliche geräuschreduzierende Verkleidungen an der Wärmepumpe Abhilfe schaffen. Diese erhöhen jedoch den Preis für das System. Nicht billig – wo ist dann der Vorteil? Der Preis macht den großen Unterschied.
Unter Berücksichtigung von Förderungen können Anschaffung und Erschließung einer Erdwärmepumpe zwischen 16.000 und 27.000 Euro kosten. Bei Wasserwärmepumpen listet die Entega Preise zwischen 12.000 und 22.000 Euro auf. Bei Luftwärmepumpen sind es hingegen lediglich zwischen 9000 und 16.000 Euro. Damit sich Erdwärme rechnet, müssten die Strompreise noch weiter steigen, sagt Sönke Seehaus. Bei Luftwärmepumpen schaut die Bilanz am günstigsten aus. Zumal 35 Prozent der Investition durch Fördergelder wieder reinkommen, wenn man seine Ölheizung oder eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung demontiert. Bei jüngeren Gasthermen sind es 25 Prozent. „Das ist wie eine Abwrackprämie“, sagt Sönke Seehaus.
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Heißer wird‘s nicht – klappt das denn auch? Eine Wärmepumpe funktioniert nicht nur ganz anders als eine Verbrennerheizung, sie wird auch anders betrieben. Als Heizwassertemperatur sollte für einen effizienten Betrieb am kältesten Tag des Jahres nicht mehr als 55 Grad benötigt werden. Für eine Wohnung mit Fußbodenheizung, die nicht über 35 Grad benötigt, kein Problem. Wenn dann noch der Kessel im Keller oder Erdgeschoss und nicht unterm Dach montiert ist, sollte der Wechsel zur Wärmepumpe relativ einfach vonstattengehen.
Wenn es schwerig wird – wer hilft? Bei älteren, schlecht gedämmten Häusern kommt man nicht ohne Energieberatung aus. Das kann 1500 bis 2000 Euro kosten, wird aber auch gefördert, sodass die Kosten am Ende oft nur bei 500 Euro liegen, sagt Sönke Seehaus. Der Energieberater schaut, ob Rohrsysteme zur Wärmepumpe passen, ob die Heizflächen groß genug sind, was es an zusätzlicher Dämmung braucht, damit die Wärmepumpe den sanierten Altbau überhaupt warm kriegt.
Wärmepumpen im Alltag?
Wärmepumpe im Alltag – wie wird das? Wärmepumpen-Technik ist anders als eine Gas- oder Ölheizung und erfordert gleichmäßige Betriebsbedingungen. Ständig an Thermostaten regulieren sollte vermieden werden. Auch eine Nachtabsenkung empfiehlt sich nicht. Das morgendliche Hochheizen aus der Absenkung ist eine Situation, die der Effizienz und dem kostengünstigen Betrieb der Wärmepumpe schadet. „Eine Änderung des Heizverhaltens wird sich nicht verhindern lassen“, resümiert Sönke Seehaus.
Es kann also losgehen – was braucht es jetzt noch? Geduld! Wärmepumpen haben aktuell rund sechs Monate Lieferzeit. Energieberater sind rar, Heizungsbauer müssen sich vielfach erst auf den Nachfrageschub einstellen, brauchen Elektriker im Team. Die Energiewende wird nicht billig. Und sie wird Zeit brauchen.