Die hessischen Wähler haben am Sonntag auch über 15 Änderungen der Landesverfassung abgestimmt. Mittlerweile sind die Ergebnisse für die beiden Wahlkreise im Lahn-Dill-Kreis...
WETZLAR/DILLENBURG. Die hessischen Wähler haben am Sonntag auch über 15 Änderungen der Landesverfassung abgestimmt. Mittlerweile sind die Ergebnisse für die beiden Wahlkreise im Lahn-Dill-Kreis ausgezählt. Ein Resultat: Jeder fünfte Bürger im Kreis ist für die Todesstrafe.
Die deutliche Mehrheit stimmte allerdings für die 15 geplanten Reformen, somit auch für die Abschaffung der Todesstrafe in der hessischen Verfassung. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen in ganz Hessen.
Auffällig bei der Auswertung der Ergebnisse im Lahn-Dill-Kreis: Etwa ein Drittel lehnt es ab, dass Erwachsene bereits ab 18 Jahren Landtagsabgeordnete werden dürfen und nicht wie bislang erst mit 21 Jahren. Etwa 20 Prozent sind gegen ein Bekenntnis zur Europa. Allerdings deckt sich auch dies deckt mit den Resultaten im übrigen Hessen.
Die Forderung für die Todesstrafe ist dort am größ;ten, wo die AfD die meisten Prozente holte
Betrachtet man die Ergebnisse in den 23 Städten und Gemeinden im Lahn-Dill-Kreis, fällt auf: Die Forderung für den Erhalt der Todesstrafe ist dort am größ;ten, wo auch die AfD die meisten Prozente bei der Landtagswahl am Sonntag erzielte. Spitzenreiter ist in beiden Fällen Driedorf (23,9 Prozent für die Todesstrafe, 22,0 Prozent für die AfD). In beiden Fällen auf Platz zwei: Leun (23,6 Prozent für die Todesstrafe, 19,8 Prozent für die AfD). In beiden Fällen auf Platz drei: Bischoffen (22,7 Prozent für die Todesstrafe, 17,9 Prozent für die AfD).
In Driedorf ist auch das Bekenntnis zu Europa am geringsten, 26,8 Prozent der Wähler waren dagegen. Danach folgt die CDU-Hochburg Breitscheid (24,9 Prozent gegen ein Bekenntnis zu Europa) und die SPD-Hochburg Siegbach (24,4 Prozent), hier hatte auch die AfD relativ stark abgeschnitten.
Das stärkste Bekenntnis zu Europa gibt es in Schöffengrund und Lahnau (nur 18,5 Prozent Ablehnung), Herborn (18,7 Prozent Ablehnung), Hüttenberg (18,8 Prozent) und Wetzlar (18,9 Prozent).
Die Ablehnung der Todesstrafe ist am größ;ten in Hüttenberg (nur 16,8 Prozent für die Todesstrafe), Herborn (nur 17,3 Prozent dafür) und Wetzlar (nur 18,9 Prozent dafür).
Auch die Ergebnisse der Volksabstimmung wurden getrennt nach den beiden Wahlkreisen ausgewertet – Wahlkreis 16 (alter Dillkreis inklusive Bischoffen und Greifenstein, plus Ehringshausen; Wahlbeteiligung: 59,7 Prozent) sowie Wahlkreis 17 (restlicher Altkreis Wetzlar; Wahlbeteiligung: 62,8 Prozent).
Die Resultate zu den 15 Reformen im Einzelnen:
1. Stärkung und Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern:
- Ja (im alten Dillkreis): 86,0 Prozent
- Ja (im Altkreis Wetzlar): 87,6 Prozent
2. Stärkung der Kinderrechte:
- Ja (Dillkreis): 84,9 Prozent
- Ja (Wetzlar): 88,0 Prozent
3. Recht auf informationelle Selbstbestimmung und Schutz informationstechnischer Systeme (Datenschutz):
- Ja (Dillkreis): 88,2 Prozent
- Ja (Wetzlar): 89,9 Prozent
4. Aufhebung der Regelungen zur Todesstrafe:
- Ja (Dillkreis): 79,6 Prozent
- Ja (Wetzlar): 81,2 Prozent
5. Aufnahme eines Staatszielbegriffs in die Landesverfassung:
- Ja (Dillkreis): 82,3 Prozent
- Ja (Wetzlar): 84,0 Prozent
6. Staatsziel zur stärkeren Berücksichtigung der Nachhaltigkeit:
- Ja (Dillkreis): 86,8 Prozent
- Ja (Wetzlar): 88,3 Prozent
7. Staatsziel zur Förderung der Infrastruktur:
- Ja (Dillkreis): 88,1 Prozent
- Ja (Wetzlar): 89,3 Prozent
8. Staatsziel zum Schutz und zur Förderung der Kultur:
- Ja (Dillkreis): 85,6 Prozent
- Ja (Wetzlar): 87,1 Prozent
9. Staatsziel zum Schutz und zur Förderung des Ehrenamtes:
- Ja (Dillkreis): 87,6 Prozent
- Ja (Wetzlar): 88,4 Prozent
10. Staatsziel zum Schutz und zur Förderung des Sports:
- Ja (Dillkreis): 85,9 Prozent
- Ja (Wetzlar): 87,4 Prozent
11. Bekenntnis zur Europäischen Integration:
- Ja (Dillkreis): 78,0 Prozent
- Ja (Wetzlar): 80,4 Prozent
12. Herabsetzung des Wählbarkeitsalters (Landtagsmandat ab 18 Jahren):
- Ja (Dillkreis): 66,9 Prozent
- Ja (Wetzlar): 68,9 Prozent
13. Digitale Verkündung von Gesetzen:
- Ja (Dillkreis): 78,3 Prozent
- Ja (Wetzlar): 80,1 Prozent
14. Stärkung der Volksgesetzgebung (Direkte Demokratie):
- Ja (Dillkreis): 85,0 Prozent
- Ja (Wetzlar): 86,1 Prozent
15. Stärkung der Unabhängigkeit des Rechnungshofs:
- Ja (Dillkreis): 85,3 Prozent
- Ja (Wetzlar): 87,0 Prozent
Stimme für "Borussia" und Dank an Wahlhelfer
Die Ergebnisse aus dem Lahn-Dill-Kreis wurden am Donnerstag veröffentlicht. Von 55 hessischen Wahlkreisen waren am Mittwoch nur diejenigen in Frankfurt, im Landkreis Marburg-Biedenkopf und im Lahn-Dill-Kreis noch nicht ausgezählt.Die Auszählung dauerte etwas länger, da nach Angaben von Kreiswahlleiter Reinhard Strack-Schmalor etliche Wähler nicht nur Kreuze gemacht, sondern ihre Stimmzettel auch noch mit Kommentaren versehen und somit ungültig gemacht haben. So ergänzte ein Wähler die Kandidatenliste bei den Erststimmen, fügte ein "Borussia" hinzu und gab ihr seine Stimme. Ein anderer strich alle Parteien und Politiker durch, dankte auf dem Wahlzettel schriftlich den Wahlhelfern für die "tolle Arbeit an ihrem freien Tag" und wünschte ihnen einen baldigen, schönen Feierabend. (jli)