Rund 200.000 Sondertickets haben zum Verkaufsstart bereits Abnehmer gefunden. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz lief der Verkauf gut an. Ein Überblick.
RHEIN-MAIN. Mit dem Start des flächendeckenden Verkaufs des 9-Euro-Tickets ist auch in Hessen und Rheinland-Pfalz das Interesse groß. "In Hessen ist der Verkauf der günstigen Monatskarten sehr gut angelaufen", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
"Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut": Wer auf der Internetseite der Deutschen Bahn eine Fahrkarte kaufen wollte, dürfte öfter auf diesen Hinweis gestoßen sein. Die Nachfrage war so groß, dass die Seite immer wieder überlastet war. Dennoch seien allein bis zum Mittag über die digitalen Plattformen rund 200.000 der neuen Sondertickets verkauft worden, sagte der Chef der Bahn-Tochter DB Regio, Jörg Sandvoß.
Auch bei anderen Unternehmen lief der Verkauf gut an. Viele von ihnen hatten schon in den Tagen zuvor damit begonnen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft etwa meldete, zwischen Sonntag und Montagmittag seien 15.500 dieser bundesweit gültigen Tickets allein als Papierfahrschein verkauft worden. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben sind die Fahrkarten seit Freitag erhältlich. Hier seien bis einschließlich Sonntag 130.00 verkauft worden, rund 60 Prozent davon online, teilte ein Sprecher mit. Auch die Bayerische Regiobahn ist "mit den ersten Zahlen ganz zufrieden", wie Marketingleiterin Sabine Floßmann sagte. "Momentan nähern wir uns dem vierstelligen Bereich." Auch Verkehrsverbünde in Sachsen, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen meldeten eine starke Nachfrage. In Wuppertal hatten Kunden, die das Ticket auf Papier erwerben wollten, am Montagmorgen sogar Schlange gestanden, wie die "Westdeutsche Zeitung" berichtete.
"Was wir bisher dazu sagen können ist, dass die Nachfrage nach den 9-Euro-Tickets hoch ist", hieß es aus der Pressestelle der Bahn fürs Rhein-Main-Gebiet. Für besonders gefragte Verbindungen seien im Juni Sonderzüge geplant.
Wie attraktiv die vergünstigten Fahrten werden, hängt vor allem davon ab, wie voll es im Sommer in Bahnen und Bussen wird. "Wir haben keinen blassen Schimmer", sagte DB-Regio-Chef Sandvoß mit Blick auf die erwarteten Fahrgastzahlen. Viele Fachleute gehen davon aus, dass das Ticket vor allem für den Freizeit-, Wochenend- und Ferienverkehr genutzt wird - mit hoher Auslastung auf touristischen Strecken. Die Bahn will deshalb insbesondere dort 50 zusätzliche Züge einsetzen und das Personal verstärken. Mit den Fahrzeugen könnten 250 zusätzliche Fahrten angeboten werden, hieß es. Doch angesichts von durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag sind Fachleute skeptisch, ob das reicht. "50 zusätzliche Züge sind ja nicht viel", sagte etwa Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Zumal in den Sommermonaten zahlreiche Baustellen den Verkehr ausbremsen werden. Auch viele andere Verkehrsunternehmen haben angekündigt, nach Möglichkeit aufzustocken.
Dennoch ist auch für Bahnmanager Sandvoß angesichts der Engpässe klar: "Wir werden in den drei Monaten eine schlechtere Pünktlichkeit haben als wir sie davor hatten." Die Mitnahme von Fahrrädern könne nicht immer garantiert werden, "zumal viele Ausflüge spontan und wetterabhängig entschieden werden".
Und das haben unsere Reporter zum Verkauf des 9-Euro-Tickets in einzelnen Städten beobachtet:
9-Euro-Ticket-Verkauf in Wiesbaden Am Montagmorgen um 6 Uhr hat in Wiesbaden der Vorverkauf für das 9-Euro-Ticket in den Mobilitätsinfos von Eswe Verkehr am Hauptbahnhof und am Luisenplatz begonnen. Zwei Stunden später auch in der Mobilitätszentrale am Marktplatz. „Es haben sich früh morgens direkt kurze Schlangen gebildet. Die Nachfrage ist groß gewesen“, erklärt Wolfram Berkhan, Leiter der drei Vorverkaufsstellen. Neben diesen Anlaufstellen können die Wiesbadener das besondere Ticket auch am Fahrkartenautomaten kaufen.
Verbraucherfreundlich findet man das 9-Euro-Ticket direkt farblich markiert auf der Startseite der Benutzeroberfläche. Nach zwei Klicks gelangt man zur Auswahl, für welchen Monat der Fahrschein gelten soll. Innerhalb weniger Sekunden und wenigen Klicks hielten wir den Fahrschein für Juni in unseren Händen. Kunden sollten sich nicht wundern, dass sie zwei Ausdrucke erhalten. Zunächst kommt der Kaufbeleg, ehe einige Sekunden später der richtige Fahrschein herunterfällt.
9-Euro-Ticket-Verkauf in Darmstadt Rund 2000 der neuen Karten haben Fahrgäste bereits am Samstag in Darmstadt erworben, als der Vorverkauf startete. Allein 1000 9-Euro-Tickets gingen an dem Tag an der Verkaufsstelle am zentralen Luisenplatz über die Theke – zum Vergleich: Sonst gehen dort am Samstag rund 50 Zeitkarten über den Tresen. Zusätzliche Kräfte für den Verkauf heuerte die Heag Mobilo an, um den Andrang zu bewältigen. Könnte also enger werden in Bussen und Bahnen ab Monatsbeginn - das örtliche Verkehrsunternehmen hofft daher schon mal, „dass die Kundinnen und Kunden das Ticket vor allem am Wochenende nutzen und nicht unbedingt im Berufsverkehr an den Werktagen“, sagte ein Sprecher am Montag.
9-Euro-Ticket-Verkauf in Mainz Als die ersten Fotos der druckfrischen 9-Euro-Tickets am Sonntag gegen Abend die Runde machen, ist der Rheinland-Pfalz-Tag noch in vollem Gange. Menschen auf dem Heimweg entdecken die pinke Werbung im Display der Fahrkartenautomaten der Mainzer Mobilität, klicken neugierig auf den Button und stellen fest: „Huch, geht ja schon!“
Und wie es geht: 2300 der 9 Euro-Tickets haben die Mainzer Fahrkartenautomaten allein übers Wochenende ausgespuckt, weitere 170 Tickets sind vergangenen Samstag im Verkehrscenter der Mainzer Mobilität am Hauptbahnhof verkauft worden. „Die weit überwiegende Zahl der Käufer hat gleich Tickets für alle drei Monate erworben“, weiß Pressesprecher Michael Theurer. Er geht also von etwa 700 bis 900 Käufern am ersten Wochenende aus.
Offiziell startet der Vorverkauf am heutigen Montag. Damit dann aber auch wirklich alles reibungslos funktioniert, hatte die Mainzer Mobilität am Samstag und Sonntag schon Testläufe gestartet. Das sei vor einer solchen Aktion nichts Ungewöhnliches, so Theurer, das hätten andere Verkehrsbetriebe ebenso gehandhabt. Theurer rechnete noch vergangene Woche ohnehin nicht mit dem großen Ansturm. Schon gar nicht im Verkehrscenter der Mainzer Mobilität am Hauptbahnhof. Nicht, weil keiner das Ticket kaufen wolle, sondern weil es ja auch an allen Automaten erhältlich sei. Da werde sich die Nachfrage gut verteilen, war Theurer sicher.
So kommt es dann auch. Der Vorverkaufsmontag startet ruhig. Während die einen die Aufbauten des Rheinland-Pfalz-Tages aus dem Weg schaffen, klicken sich andere durch das Menü am Fahrkartenautomaten, etwa am Höfchen. Lange Schlangen? Fehlanzeige. Gleiches Bild vor dem Verkehrscenter am Hauptbahnhof. Erst am späten Vormittag bilden sich hier kleinere Warteschlangen. Rund 800 Tickets haben die Mitarbeiter im Verkehrscenter am Montagvormittag verkauft. Weil auch hier viele gleich mehrere Tickets erworben haben, geht Theurer von 270 bis 400 Kunden aus. Seit 8 Uhr seien alle Ticketschalter besetzt, so Theurer, teilweise hätten sich schon einzelne Schlangen gebildet. Wie viele Tickets am Montag an den Automaten verkauft wurden, kann Theurer erst am Dienstag sagen. Die Auswertung liegt noch nicht vor.
9-Euro-Ticket-Verkauf in Worms Beim Betreten der Bahnhofshalle in Worms ist die Schlange vor dem Reisezentrum kaum zu übersehen. Auch vor den wenigen Fahrkartenautomaten tummeln sich einige Menschen, die sich das begehrte 9-Euro-Ticket sichern wollen.
Im DB-Reisezentrum berichten die Mitarbeiter, dass ein Großteil der Kunden am Montagmorgen wegen des 9-Euro-Tickets dort sei. Insgesamt verlaufe der Verkauf aber ohne Probleme. Die Technik funktioniere, und auch an den Automaten ließen sich die Tickets leicht auswählen und kaufen. Vereinzelt herrsche lediglich ein wenig Frust, weil die Automaten keine 20-Euro-Scheine annehmen: „Das wusste ich vorher nicht und jetzt muss ich mich auch beim Reisezentrum anstellen“, erzählt ein Kunde. Die Schlange vor dem Reisezentrum dürfte nicht kürzer werden.
9-Euro-Ticket-Verkauf in Alzey Der Andrang ist da, aber zu bewältigen: Rund 150 Tickets sind bis 10 Uhr am Montagmorgen bereits über den Schalter der Vlexx-Servicestelle im Alzeyer Bahnhof gelaufen. Die Schlange vor der Servicestelle aber ist überschaubar. Stoßweise kommen die Kunden in das Bahngebäude. Länger als zehn Minuten etwa muss hier kaum jemand warten.
Etwas anders sieht es da schon auf dem Bahnsteig aus. Wer nicht über die Servicestelle das begehrte Billig-Ticket kaufen möchte, reiht sich in die Schlange vor dem Automaten der Deutschen Bahn ein. Mit wenigen Klicks fallen hier die 9-Euro-Tickets aus dem Automaten. Nicht jedoch aus dem grünen Automaten von Vlexx. Der bleibt am Montagmorgen ziemlich verwaist zurück. Denn hier können die Tickets derzeit noch nicht gekauft werden. Erst ab dem 30. Mai soll es dann auch bei dem regionalen Eisenbahnunternehmer die Tickets am Automaten geben. Bis dahin bleibt den Bahnnutzern nur der Weg zur Servicestelle, um über Vlexx an die günstigen Monatsfahrkarten zu kommen.
9-Euro-Ticket-Verkauf in Ingelheim An den beiden Ticketautomaten der Deutschen Bahn, die vor dem Ingelheimer Bahnhof stehen, hat sich am Montagvormittag tatsächlich eine kleine Schlange gebildet. Die hat allerdings weniger mit der neuen Nahverkehrs-Flatrate zu tun – sondern mit der durchaus aufwendigen Suche am Automaten nach einer passenden Verbindung im Fernverkehr. Das Neun-Euro-Ticket wiederum ist an den Fahrschein-Spendern schnell und übersichtlich zu finden. Direkt auf dem Startbildschirm ist das neue Angebot prominent platziert. Einmal draufklicken, den gewünschten Monat wählen, bezahlen – fertig.
Neben den Bahnunternehmen Deutsche Bahn und Vlexx soll das Ticket in Ingelheim auch beim städtischen Busanbieter INGmobil erhältlich und nutzbar sein. Dort erwartet man, dass das Neun-Euro-Ticket in den kommenden Tagen zwar auf eine rege Nachfrage stößt, mit überfüllten Bussen im Stadtgebiet rechnet INGmobil nach Angaben einer Sprecherin dennoch nicht. Ziemlich voll könnte es ab Anfang Juni hingegen in den Zügen werden, vermutet die Sprecherin – eine Einschätzung, die man auch beim Bahnunternehmen Vlexx teilt. Das Unternehmen will gegebenenfalls versuchen, weitere Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Einfach an jeden Zug einen zusätzlichen Waggon zu hängen werde allerdings nicht funktionieren, da viele Bahnhöfe dafür gar nicht ausgelegt seien, erklärt eine Vlexx-Sprecherin.
Von unseren Reportern