150 Menschen demonstrieren in Mainz für das 9-Euro-Ticket

Menschen demonstrieren in Mainz vor der Theodor-Heuß-Brücke für eine Fortführung des 9-Euro-Tickets. Foto: hbz/Kristina Schäfer

Unter dem Motto "9-Euro-Ticket-Weiterfahren" haben am Samstag knapp 150 Menschen in Mainz demonstriert. Angekündigt waren ursprünglich 500 Teilnehmer.

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MAINZ. „Mehr Geld für Bus und Bahn, 9-Euro-Ticket weiterfahren!“ Christian, der Publizistikstudent, ruft unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke ins Mikrofon und aus etwa 100 Kehlen erhält er das gewünschte Echo. „Was wollen wir?“ – „9-Euro-Ticket: Jetzt und hier!“ Zum bundesweiten Aktionstag für die Beibehaltung des erfolgreichen Tickets im öffentlichen Nahverkehr haben auch in Mainz Vertreter von Naturschutzverbänden wie Greenpeace und BUND sowie von Fridays for Future und den Jugendorganisationen von Grünen, SPD und Linken zur Demo aufgerufen. Von der Theodor-Heuss-Brücke ging es am Samstagmittag durch die Neustadt und Altstadt und zurück an den Startpunkt.

„Mobilität ist ein Grundrecht, sie ist existentiell wichtig für alle, unabhängig vom Geldbeutel“, erklärte Nando Spicker von der Grünen Jugend, wieso es wichtig sei, dass das Ende August auslaufende „Geschenk der Regierung an die Bevölkerung“ unbedingt fortgesetzt werden sollte. Rund 38 Millionen Mal sei das Ticket verkauft worden, zitierte Spicker den Verband deutscher Verkehrsunternehmen. Und nach einer ebenfalls zitierten Spiegelumfrage wünschten sich 55 Prozent der Befragten eine Verlängerung des Tickets.

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Ein Student, der täglich von Nierstein nach Mainz fahre nannte in nüchternen Zahlen die Fakten: Ein Weg kostet mich 6,50 Euro. Hin und zurück zahle ich regulär also schon mehr als in drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket.“ Und er fügte hinzu, man müsse auch weg vom komplizierten Tarifsystem. „Damit man sich nicht mehr ständig fragen muss, gilt die Fahrkarte noch an der nächsten Haltestelle oder fahre ich da schon schwarz?“

Entlastung und Klimaschutz gefordert

„Günstige und klimafreundliche Mobilität, die sich alle leisten können, ist nicht nur als schwer ersetzbarer Teil unserer Klimaschutz-Vorhaben wichtig. In der heutigen vernetzten Welt ist Mobilität auch eine Frage der gesellschaftlichen Teilhabe. Egal ob es um Beruf, Bildung, Hobbies, Kultur oder Liebe geht: Ohne mobil zu sein, geht gar nichts“, war sich Spicker mit seinen Mitstreitern einig. Abgesehen von der „Mobilität für alle“ gehe auch um Entlastung und Klimaschutz. Christian skandiert: „Wie wollen wir den ÖPNV?“ – „Klimafreundlich und für lau!“ Neben dem dauerhaften Bestand des „9-Euro-Tickets“ gehe es vor allem aus Klimaschutzgründen um den massiven Ausbau von Bus und Bahn, und damit verbunden die Umschichtung der bundesweiten Haushaltsmittel weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum öffentlichen Verkehr. Spicker begrüßt die Diskussion um eine Reform oder komplette Abschaffung der privilegierten Besteuerung von Dienstwagen. „Dieses eingesparte Geld könnte für die Finanzierung des „9-Euro-Tickets“ genutzt werden.

"ÖPNV für alle" fordern Demonstranten unter dem Motto "9-Euro-Ticket-Weiterfahren" in Mainz. Foto: dpa
"ÖPNV für alle" fordern Demonstranten unter dem Motto "9-Euro-Ticket-Weiterfahren" in Mainz. (© dpa)

Es dürfe auch nicht länger an der Schiene gespart werden, der ÖPNV und damit auch die Bahn müsse ausgebaut und finanziert und das Personal besser bezahlt werden, waren sich die Sprecher von Fridays for Future, der Grünen und vom studentischen ASTA einig. Die Sprecherin der Grünen, Anabell Sola führte aus: „Das Auto kann man nur stehen lassen, wenn der öffentliche Personennahverkehr vernünftig ausgebaut wird. Deshalb muss jetzt in den Nah- und Fernverkehr investiert werden.“ Nur so ließe sich dann auch der CO2 Ausstoß deutlich minimieren und das Fortschreiten der Erderwärmung gebremst werden.

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Am Rande der Demonstration mit Auftakt- und Abschlusskundgebung am Rhein sammelten die Veranstalter noch Unterschriften. 14.000 Menschen etwa, so schätzte Spicker, hätten sich bereits auf den Listen eingetragen. Das zeige, wie wichtig den Menschen eine günstige, klimafreundliche Mobilität auch als Teil unserer Klimaschutz-Vorhaben sei.