Mannheim und Heidelberg sind die Schauplätze des ersten deutschen Netflix-Films, der in 200 Ländern abrufbar ist. Erzählt wird die Geschichte von "Isi & Ossi".
Von Thomas Bremser
Filmdreh vor historischer Kulisse: Der Netflix-Film "Isi & Ossi" spielt in Heidelberg und dem benachbarten Mannheim. Foto: Netflix
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Nicht in der Weltmetropole Berlin. Nicht in der bei ausländischen Touristen beliebten Wiesn-Stadt München. Der erste deutsche Film des Streaminggiganten Netflix spielt in Mannheim und Heidelberg. Die beiden Städte in Baden-Württemberg, gerade mal 20 Kilometer voneinander entfernt, stehen in "Isi & Ossi" sinnbildlich für die turbulente Liebesromanze, die seit dem 14. Februar in knapp 200 Ländern abrufbar ist.
Der Film von "Bad Banks"-Autor Oliver Kienle spielt immer wieder mit Klischees. Hier die Milliardärstochter Isi (gespielt von Lisa Vicari), die auf einem Schloss im schönen Heidelberg lebt und lieber Köchin wäre. Nur wenige Kilometer weiter der aufgeweckte Ossi (Dennis Mojen), der in Mannheim an der Tankstelle seiner Mutter jobt und kein Geld für eine Boxkarriere hat. Beide begegnen sich eines Tages in einem Burgerladen. Isi sieht die Chance, ihre Eltern mit einem proletenhaften Freund aus der Arbeiterklasse zu provozieren. Für diese Scheinbeziehung verspricht sie Ossi das dringend benötigte Geld. Und - wenig überraschend - verliebt sich das ungleiche Paar dann auch in echt.
Ungewöhnlich gezeichnete Charaktere überzeugen
"Isi & Ossi" überzeugt denn auch weniger mit einer originellen Grundprämisse, sondern mit liebevoll und teils ungewöhnlich gezeichneten Charakteren. Dabei sticht vor allem der kriminelle, vulgär auf alles und jeden schimpfende Opa hervor, großartig gespielt von Ernst Stötzner ("Babylon Berlin"). Der Senior kommt gerade aus dem Knast, schimpft wild über "Kanaken" und "Schwuchteln" und wird so letztlich zum Gangster-Rapper. Der grantelnde Großvater, den Zuschauer auch von "Rick and Morty" oder "Zurück in die Zukunft" kennen, entwickelt sich zur schillernden Figur, die durchaus einen eigenen Film tragen könnte.
Für den 26-jährigen Mojen ("Traumfabrik"), der für den Film extra Boxunterricht nehmen musste, ist seine erste Netflix-Produktion etwas ganz Besonderes. "Du kannst gar nicht anders, als dir vorzustellen, dass das rund 167 Millionen Menschen sehen könnten. Das ist ein überragendes Gefühl", sagte der Hamburger der Deutschen Presse-Agentur. Seine Filmpartnerin hat bereits Erfahrungen damit, dank des Streamingdienstes weltweit angesprochen zu werden. Denn die 23-jährige Vicari spielt in der hochgelobten Mystery-Serie "Dark" die Rolle der jungen Martha Nielsen. "Ich war kürzlich im Urlaub und wurde am anderen Ende der Welt erkannt. Das ist schon absurd."
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Der erste Original-Film aus Deutschland (der deutsche Kriminalfilm "Kidnapping Stella" aus dem vergangenen Jahr basierte auf einem Stoff aus Großbritannien) liegt bei Kienle in erfahrenen Händen. Der Autor und Regisseur, der für die ZDF-Reihe "Bad Banks" 2019 einen Grimme-Preis bekam, hatte nach eigenen Angaben schon als Kind Comics und als Teenager ganze Romane geschrieben.
Der in Süddeutschland aufgewachsene Filmemacher erhebt die beiden ungleichen Drehorte zu eigenständigen Charakteren. "Ich finde Mannheim spannend, urban, modern und die coolste Stadt Baden-Württembergs. Bei den Recherchen zu ,Bad Banks' habe ich mich mit Reichtum beschäftigt und darüber Heidelberg kennengelernt." Er empfinde den Kontrast der beiden Nachbarstädte als extrem spannend und inspirierend. Und auch wenn "Isi & Ossi" recht vorhersehbar daherkommt, ist die Geschichte über Chancengleichheit durchaus global verständlich. Zumal die Romanze - wohl nicht ganz zufällig - am Valentinstag Premiere gefeiert hat. Und den feiert man schließlich auch in vielen anderen Ländern, in denen Netflix den Film ausstrahlt.