Ukrainischer Botschafter diskutiert an Uni Mainz

aus Krieg in der Ukraine

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Mainz: Botschafter der Ukraine Oleksii Makeiev zu Besuch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, er wird begleitet vom Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt am Main, Vadym Kostiuk

Den Antrittsbesuch in Rheinland-Pfalz verband Oleksii Makeiev mit einem Besuch an der JGU. Es ging nicht nur um Hochschul-Partnerschaften, auch Krieg und EU-Beitritt waren Thema.

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Mainz. Sein Antrittsbesuch in Rheinland-Pfalz hat den neuen ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, auch an die Johannes Gutenberg-Universität (JGU) geführt. Nach seinem Besuch des Präsidiums und dem Eintrag in das Goldene Buch der JGU kam er mit Studierenden und Mitarbeitenden über die aktuelle Situation in der Ukraine ins Gespräch.

Begleitet wurde er vom Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt am Main, Vadym Kostiuk. „Studierende und Wissenschaftler entwickeln das Land weiter“, sagte Botschafter Oleksii Makeiev. „Wir wollen denjenigen, die noch zweifeln, zeigen, dass es richtig ist, der Ukraine zu helfen.“ Eine Million Ukrainer seien in Deutschland integriert worden. „Wir haben 45.000 Menschen aus der Ukraine hier, davon 15.000 Kinder und Jugendliche“, sagte Staatssekretärin Heike Raab. Die Integration laufe sehr gut.

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In den Jahren 2021/2022 waren 166 ukrainische Studierende an der JGU eingeschrieben. „Da ist auf jeden Fall Luft nach oben“, bemerkte Vizepräsident Stefan Müller-Stach. Unmittelbar nach Kriegsbeginn habe die JGU alle ukrainischen Hochschulinstitutionen zu ihren Partnern erklärt. Internationale Studiengänge und Programme wie Erasmus, Forthem und die Mainzer Sprachbrücke hülfen bei der Integration, erklärte Vizepräsident Stephan Jolie. „Weitere wissenschaftliche Kooperationen sind möglich“, sagte Müller-Stach, „uns fehlt Fachpersonal in verschiedenen Bereichen.“ Eine Verbindung der JGU mit ukrainischen Universitäten, Studierenden und Wissenschaftlern könne er sich gut vorstellen, antwortete Makeiev.

Kontakte zwischen Russen und Ukrainern gänzlich zerbrochen?

„Was braucht es, um den Krieg zu beenden?“, fragte ein Student in der anschließenden Diskussion. „Es ist nicht Putin, der vergewaltigt und foltert. Es ist nicht Putin, der ukrainische Soldaten exekutiert. Das ist die russische Bevölkerung“, sagte Makeiev. Russland müsse den Krieg beenden, Soldaten zurückziehen und Kriegsgefangene austauschen. Die ganze Ukraine kämpfe, auch die Jugend. Er sei dankbar für die Lieferung deutscher Panzer und Flugabwehrsysteme. „Aber viele Russen unterstützen diesen Krieg nicht“, meinte ein Student. Die Ukraine sei auch lange Teil der Sowjetunion gewesen, sicher gebe noch Kontakte zwischen Russen und Ukrainern. „Ich habe noch keinen guten Russen getroffen“, entgegnete Makeiev. „99 Prozent dieser Kontakte sind zerbrochen.“ Ukrainer gut, Russen schlecht: eine polarisierende Ansicht, meinte eine JGU-Mitarbeiterin. Das sei sein Eindruck, antwortete Makeiev, denn selbst einfache Entschuldigungen russischer Bürger blieben aus.

Tweet der Landesregierung Rheinland-Pfalz

Auf die Frage, wie er zur Verlesung des „Manifests für Frieden“ von Sahra Wagenknecht (Linke) stehe, antwortete er: „Ich kann nicht verstehen, warum sie am Brandenburger Tor dazu auffordert, keine Waffen in die Ukraine zu liefern.“ Sie könne genauso gut ein paar Hundert Meter weitergehen und Putin vor der russischen Botschaft dazu auffordern, den Krieg zu beenden. Die Ukraine sei durch die Handelsbeziehungen schon halb in der EU, antwortete Makeiev auf die Frage eines Studenten, was den EU-Beitritt verhindere. „Wir werden die Bedingungen alle erfüllen, aber wir brauchen etwas Hilfe“, so Makeiev. Die beste Sicherheitsmaßnahme sei eine Nato-Mitgliedschaft. „Umarmen Sie die Ukrainer!“, forderte er auf. „Aber versuchen Sie sie auch zu bewundern, denn das ist das einzige Land, das für den EU-Beitritt kämpft.“

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