Die Meldung über die Vergewaltigung einer 13-Jährigen hat für Aufsehen gesorgt. Mit einer Fälschung wurde jetzt eine Mainzer Realschule in Verruf gebracht. So reagiert die Schule.
MAINZ. Diese Meldung hatte sich am Mittwoch schnell verbreitet: Die Mainzer Kriminalpolizei ermittelt gegen einen 14-Jährigen, der vor einigen Wochen eine 13-Jährige vergewaltigt haben soll. Filmaufnahmen der Tat sollen zudem auf dem Schulhof herumgezeigt worden sein. Auch diese Zeitung berichtete über den Vorfall, im Sozialen Netzwerk Facebook hat der Artikel mittlerweile zu über 300 Reaktionen geführt.
In seiner Online-Fassung hat der Beitrag die Unterzeile „Ein 14 Jahre alter Schüler soll eine Bekannte missbraucht haben. Dabei habe er sich offenbar filmen lassen. Die Mainzer Kriminalpolizei ermittelt.“ Doch es gibt noch eine andere Variante dieses Textes. Die machte am Donnerstag unter den Schülern und Eltern der Kanonikus-Kir-Realschule plus (KKR) in Gonsenheim die Runde – und das rasend schnell.
Kanonikus-Kir-Realschule ist nicht betroffen
In dieser Meldung steht, dass der 14-Jährige an der KKR die Vergewaltigung begangen habe. Eine gefälschte und mit einem Computerprogramm nachträglich veränderte Nachricht, die sich rasant verbreitete. Dabei wurde ein abfotografiertes Bild mit Überschrift, veränderter Unterzeile (inklusive Rechtschreibfehler), sowie Name und Foto unseres Redakteurs in Chatgruppen und per Messenger verbreitet.
In der ersten Stunde zeigten mehrere Zehntklässlerinnen die vermeintliche Meldung ihrem Lehrer Sven Heinrich. „Wir waren entsetzt, weil wir nichts davon wussten“, sagt Heinrich, der auch Mitglied der Schulleitung ist. „Auf den ersten Blick ist das gut gemacht und täuschend echt. Vor allem, wenn man im ersten Moment emotional davon getroffen ist“, erzählt der Lehrer. Kurz darauf habe ihm ein Schüler jedoch den Original-Artikel geschickt – in dem kein Wort über die KKR zu lesen ist. Nach einem Anruf bei den Ermittlungsbehörden war klar: Es handelt sich um eine Fälschung. Die Kanonikus-Kir-Realschule ist von dem mehrere Wochen zurückliegenden Vergewaltigungsfall nicht betroffen.
„Aber zunächst hat uns das die Schuhe ausgezogen“, sagt Sven Heinrich, der vor allem den Zehntklässlerinnen dankbar ist. „So etwas brauchen wir: Dass nicht alles geglaubt, sondern auch kritisch hinterfragt wird.“ Andere hätten das Foto einfach weitergeleitet.
Schule will Anzeige erstatten
Die Schule reagierte schnell: Über ein schuleigenes Mitteilungssystem sei die gesamte Schulgemeinschaft benachrichtigt worden. „Wir haben geschrieben, dass es sich um Fake News und einen dreist gefälschten Artikel handelt“, sagt Sven Heinrich. Zudem habe man gebeten, dass Eltern und Schüler helfen sollen, die Nachricht über die Fälschung zu verbreiten. „Das war schon eine große Aufgabe, das wieder einzufangen“, sagt der Lehrer.
Er erklärt noch ein grundsätzliches Problem, das Schulen mit Nachrichtendiensten auf den Handys der Schüler haben. „Wir als Schule haben mit den privaten Chatgruppen nichts zu tun. Wir können und dürfen das nicht regeln.“ Vieles, was bei Whatsapp, Snapchat und Instagram passiere, sei nicht gut und führe zu Konflikten. Die wiederum würden dann in der Schule ausgetragen. „Wir machen viel Richtung Medienkompetenz, weil viele sehr unbedarft sind.“ Wie im Fall der Vergewaltigung, als die Nachricht von vielen ebenfalls einfach weitergeleitet wurde. Auch für Sven Heinrich eine neue Qualität. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt er. Die Schule will nun Anzeige erstatten.