Für Schwimmer wird es eng im Mainzer Taubertsbergbad

Die Traglufthalle in Mombach öffnet am 19. September. Hier trainieren Schwimmer des Mainzer SV und der SG EWR Rheinhessen-Mainz.            Archivfoto:
© Archivfoto: hbz/Harry Braun

Nach dem Aus für die Traglufthalle müssen die Mainzer Schwimmer im Taubertsbergbad zusammenrücken. Was sagen die betroffenen Vereine und was fordert die Politik?

Anzeige

MAINZ. Über 17.000 Menschen sind im vergangenen Winter in der Traglufthalle des Taubertsbergbades geschwommen. Das hatte die Mainzer Stadtbad GmbH in ihrer Bilanz nach der Wintersaison vorgerechnet. Nun wurde mitgeteilt: Die Halle, die im Vorjahr ihre Premiere feierte, wird nicht aufgebaut. So sollen Energiekosten gespart werden. „Die Lüftung läuft bei einer solchen Anlage rund um die Uhr, die Luft muss erwärmt werden und das Wasser muss ebenfalls erwärmt werden“, hatte Stadtwerke-Sprecher Michael Theurer schon vor einigen Tagen gegenüber dieser Zeitung erklärt. In anderen Städten werde sogar diskutiert, ob man Hallenbäder ganz schließen solle. Das sei in Mainz nicht der Fall, so Theurer.

Vereine und Schulen kehren ins Sportbad zurück

Die Traglufthalle über dem Mehrzweckbecken des Freibads ist eigentlich für die Zeit gedacht, wenn das Sportbad im Taubertsbergbad saniert wird. Im vergangenen Winter wurde sie erstmals von Vereinen und Schulen genutzt. Die müssen jetzt wieder zurück ins Sportbad – und sich mit der Öffentlichkeit die Wasserfläche teilen.

Anzeige

Die SG EWR Rheinhessen-Mainz ist einer der beiden großen Schwimmvereine in Mainz und im Taubertsbergbad beheimatet. Im Gespräch mit dieser Zeitung ist SG-Präsidentin Nina Fiedler erst einmal optimistisch. „Die letzte Saison mit der Traglufthalle war schon Luxus.“ Die SG habe die Traglufthalle des Taubertsbergbad jeden Tag genutzt. Und natürlich breche ohne diese schon etwas weg. „Dadurch, dass wir mit unserer ersten und zweiten Mannschaft auch in Mombach in der Traglufthalle trainieren, ist der Leistungssport gut abgedeckt“, sagt Fiedler. Ein wenig Bedenken hat sie aber, wenn sie an die unteren Trainingsmannschaften denkt. „Wir müssen schauen, wie das im Sportbad wird. Aber das wird schon eng.“

Generalsanierung im ersten Halbjahr 2023 geplant

Auch die SG werde bei ihrem Programm abzwacken müssen. Ein massives Problem gebe es ohnehin im Nachwuchs-Bereich. „Für Kinder, die schwimmen lernen müssen, fehlt die Wasserfläche.“ Die SG weicht beispielsweise an zwei Tagen in der Woche nach Kostheim aus. „Mehr Wasser wäre immer schöner“, sagt Nina Fiedler. Die SG-Präsidentin denkt aber schon einen Schritt weiter: „Eine wirkliche Katastrophe wäre es, wenn die Traglufthalle zu wäre und das Sportbad saniert werden würde.“ Mit Beginn der Sanierung würde die Traglufthalle dringend benötigt. Für die Generalsanierung des Sport- und Erlebnisbades gibt es laut Stadtbad GmbH noch keinen exakten Termin – angepeilt werde das erste Halbjahr 2023.

Die Nachricht, dass die Traglufthalle im Winter nicht aufgebaut wird, sorgt auch im politischen Mainz für Diskussionen – und unterschiedliche Meinungen bei den sportpolitischen Sprechern der Fraktionen. Mareike von Jungenfeld (SPD) kann die Entscheidung „in der jetzigen Situation total nachvollziehen“. Man könne immer fragen, was Mainz mit den ganzen Millionen mache. Das sei ein Totschlagargument. „Aber keiner weiß, ob und wie sich die Krise noch verschärft.“ Sie finde es gut, dass der Schulsport aufrechterhalten werde, so die SPD-Vorsitzende.

Anzeige

Werden die Öffnungszeiten verlängert?

Sylvia Köbler-Gross (Grüne) ist vor allem froh, „dass die Halle in Mombach aufgebaut wird und wir nicht auf beide verzichten müssen“. Doch die Stadt sei gezwungen, zu handeln, um Energie zu sparen. „Wir haben keine andere Möglichkeit. Niemand kann vorausschauen, wie sich die Situation entwickelt.“ Für David Dietz (FDP) ist die Entscheidung auf der einen Seite zwar nachvollziehbar. „Weil Mainz ein 15-Prozent-Ziel bei den Einsparungen hat.“ Doch es sei immer fatal, wenn Wasserfläche nicht zur Verfügung stehe – vor allem mit Blick auf Kinder, die nach zweieinhalb Jahren Corona nun Schwimmen lernen müssten. Für Klaus Hafner (CDU) ist die Entscheidung ebenfalls richtig – vorausgesetzt, dass die Schwimmvereine nicht darunter leiden. Sollten Trainingszeiten doch verloren gehen, müsse über eine Verlängerung der Öffnungszeiten nachgedacht werden.

Kritischer ist die ÖDP. Dass sich die „normalen Badegäste“ das einzige städtische Mainzer Schwimmbad mit Schulen und Vereinen teilen müssten, sei ein „Albtraum für alle Beteiligten“, sagt Dagmar Wolf-Rammensee. Die ÖDP fordere deshalb den Aufbau der Traglufthalle sowie die Ausweiterung der Öffnungszeiten des Sportbades. Das von einem Verein geführte Mombacher Schwimmbad zeige der Mainzer Stadtbad GmbH, dass es trotz Wirtschafts- und Energiekrise möglich sei, die dortige Traglufthalle aufzubauen. „Gerade in der Corona-Pandemie ist der Schulschwimmsport häufig ausgefallen. Mit Blick auf das Schul- und Vereinsschwimmen brauchen wir auch im Winter ausreichend Kapazitäten“, sagte der ÖDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Claudius Moseler. Die ÖDP erinnerte an den gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen, FDP und CDU aus der Stadtratssitzung Anfang April, in dem der Ausbau der Sportstadt Mainz gefordert worden war. „Der Antrag liest sich wie ein verspäteter Aprilscherz”, hieß es nun von Seiten der ÖDP.

Im Mombacher Schwimmbad öffnet die Traglufthalle am 19. September. Dirk Natalis, der Sportliche Leiter des dort beheimateten Mainzer Schwimmverein, sagt: „Die Halle ist komplett ausgebucht. Wenn sie steht, ist sie voll.“ Mehr Kapazitäten könnten dort nicht mehr geschaffen werden.