Biontech will angepassten Corona-Impfstoff in Kürze ausliefern

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Forschende in einem Labor von Biontech. Symbolfoto: dpa

Im Wettlauf mit den Varianten wird nun erstmals mit der Zulassung von angepassten Impfstoffen gerechnet. Wann der neue Impfstoff auf den Markt kommt, erläutert Biontech-Chef Sahin.

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MAINZ. Erstmals wird in Kürze in der Europäischen Union ein an die Corona-Varianten angepasster Impfstoff zugelassen. Damit rechnet zumindest der Impfstoffhersteller Biontech in Mainz. „Wir könnten sehr zeitnah ausliefern, hoffentlich Anfang September“, berichtet Unternehmenschef Ugur Sahin dem „Spiegel“. Die Auslieferung sei logistisch aufwendig und benötige aber nur einige Tage Anlaufzeit. Damit stünde rechtzeitig vor dem Oktoberfest in München ein aktualisierter Impfstoff zur Verfügung.

Die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde EMA hatte zuvor angekündigt, dass der zuständige Ausschuss am 1. September über Anträge der Impfstoffhersteller Biontech und Moderna auf Zulassung ihrer angepassten Impfstoffe entscheiden will. „Es ist das erste Mal, dass ein adaptierter Impfstoff zugelassen wird“, betont Sahin. Die Behörden hätten eine ganze Reihe zusätzlicher klinischer Daten sehen wollen. Dabei sollte untersucht werden, ob ein Varianten-Impfstoff besser nur auf Omikron oder gleichzeitig auf Omikron und dem ursprünglichen Wildtyp zielen sollte.

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Zulassung für BA.1-Vakzin erwartet

Bei der erwarteten Zulassung in der nächsten Woche geht es nur um ein Vakzin, das auf den Corona-Subtyp BA.1 abzielt. Dieser spielt in Deutschland inzwischen allerdings keine Rolle mehr. Der angepasste Impfstoff zeigt nach Einschätzung von Biontech-Chef Sahin im Vergleich zum ursprünglichen Impfstoff aber trotzdem „eine klar überlegene Antikörperantwort“ auf den derzeit in Europa dominanten Omikron-Subtyp BA.5.

Parallel befindet sich darüber hinaus ein weiterer Impfstoff in der Entwicklung, der direkt auf den aktuellen Corona-Typ BA.5 zielt und noch besser wirken soll. „Da reichen wir gerade die letzten Dokumente ein. Dann kann es auch hier schnell gehen“, betont Sahin. Es hänge davon ab, wie schnell die EMA prüft.

Der neue Impfstoff werde eher in einigen Wochen als in einigen Monaten auf den Markt kommen. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA präferiert diesen Impfstoff und will auf das BA.1-Vakzin zunächst verzichten. „Es gibt aber auch Meinungen, dass in einigen Monaten eine Variante auftauchen könnte, die wieder näher an BA.1 liegt“, warnt der Biontech-Vorstandschef im „Spiegel“ vor voreiligen Schlüssen.

Das Virus verändert sich in hoher Geschwindigkeit weiter. „Wann es soweit sein wird, dass alle relevanten Positionen mutiert sind und damit vom Wildtyp-Impfstoff nicht mehr erkannt werden, ist schwer vorherzusagen“, meint Sahin. „Aber eher früher als später.“ Es sei deshalb wichtig, dass das Immunsystem mit aktualisierten Booster-Impfstoffen dazulernt und sich auf kommende Varianten vorbereitet. Omikron macht laut Biontech derzeit 99,8 Prozent der Erreger aus und mutiert ständig. Möglich seien jedoch außerdem „scheinbar aus dem Nichts auftauchende stark mutierte Varianten“. Ähnlich wie beim Grippe-Virus erscheinen vor diesem Hintergrund Auffrischungsimpfungen notwendig.

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Die Zulassungsprozesse müssten nach Ansicht des Biontech-Gründers angepasst werden. Bei Grippe-Impfstoffen müssen angepasste Vakzine nicht jedes Mal durch eine klinische Studie abgesichert werden. „Wir brauchen nicht nur weiter verbesserte Impfstoffe, sondern auch die Prozesse, um schneller reagieren zu können“, sagt Sahin. Der Forscher wäre nicht überrascht, wenn es im nächsten Jahr eine entsprechende internationale Lösung gibt.

Mit Omikron habe man doppelt Glück gehabt: Erstens habe der ursprüngliche Impfstoff einen Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe geboten. Zweitens führte Omikron ohnehin bereits zu milderen Verläufen. „Darauf sollten wir nicht noch mal setzen.“