Da staunten alle Beteiligten nicht schlecht: Auf der Suche nach möglichen Rattennestern im Keller der Kindertagesstätte (Kita) in Herborns Mozartstraße entdeckten Arbeiter...
Herborn. Da staunten alle Beteiligten nicht schlecht: Auf der Suche nach möglichen Rattennestern im Keller der Kindertagesstätte (Kita) in Herborns Mozartstraß;e entdeckten Arbeiter verborgene Räume. Die Kita ist derweil ins Gemeindehaus neben der Kirche umgezogen.
Nachdem Hinterlassenschaften von Ratten im Kellergeschoss der evangelischen Kita entdeckt worden waren, hatten Kirchengemeinde und Stadtverwaltung entschieden, den Kindergarten schon vor Ostern zu schließ;en. In der Woche nach Ostern gab es einen Notbetrieb, berichtet Pfarrer Andree Best, der auch Vorsitzender des Kirchenvorstands ist. Etwa 15 Kinder seien in dieser Zeit in anderen Kitas in der Stadt betreut worden.
In der Zwischenzeit hatten Stadt und Kirchengemeinde alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ein Ausweichquartier zu finden, derweil in der Kita Schädlingsbekämpfer gegen den Rattenbefall vorgehen. Seit Montag läuft nun der Ersatzbetrieb, erzählt Best: Die Kirche hat ihr Gemeindehaus vorübergehend zum Kindergarten umgewidmet. Dafür hat der Kreis eine Betriebserlaubnis erteilt, nachdem Bauaufsicht und Gesundheitsamt geprüft hatten, dass alle Auflagen in Sachen Brandschutz und Hygiene eingehalten werden können, berichtet der Pfarrer.
50 Kinder können die "Kita Gemeindehaus" besuchen. "Am Umfang der Betreuung hat sich fast nichts geändert", sagt Best. "Nur das Frühstücksbistro können wir derzeit nicht anbieten. Aber wir kochen nach wie vor Frischkost zum Mittagessen."
Weitere 30 Kinder sind auf zwei Waldgruppen aufgeteilt worden: Für eine ist am Wendehammer im Kallenbachswäldchen neben dem Wildgehege ein Container aufgestellt worden. Die andere Gruppe könne das "grüne Häuschen" zwischen Wein- und Dollenberg nutzen, dessen private Besitzer es dafür zur Verfügung stellen. Auch hierfür seien alle Genehmigungen eingeholt, sagt Best. Im Gemeindehaus, davor und drum herum herrscht derweil quirliges Leben: Während der Unterricht an der benachbarten Kirchbergschule läuft, können die Kinder und Erzieherinnen den Schulhof und die Spielgeräte dort nutzen.
"Natürlich ist das alles mit heiß;er Nadel gestrickt", sagt Best, "aber es funktioniert"
Der groß;e "Oleviansaal" im Gemeindehaus ist derweil mit einer Trennwand in einen Bewegungs- und einen Kreativraum aufgeteilt. Auch für einen Ruheraum ist gesorgt. Für Mahlzeiten stehen Tische und Stühle im Foyer.
"Natürlich ist das alles mit heiß;er Nadel gestrickt", gibt Best unumwunden zu. "Aber es funktioniert. Für die Kinder ist das alles ein groß;es Abenteuer – sowohl im Wald als auch im Gemeindehaus. Auch unter den Eltern ist die Stimmung noch gut. Natürlich sind die nicht alle begeistert. Die wichtigste Frage ist natürlich: ,Wie lange soll das alles gehen?’ Aber da haben wir noch keine Antwort drauf im Moment."
Die Eltern "mitzunehmen", wie er sagt, ist für den Pfarrer derzeit sehr wichtig. "Wir haben am Montag eine Fragerunde für die Eltern gemacht. Und wir haben einen E-Mail-Verteiler eingerichtet und Infobriefe rausgeschickt. Da muss man einfach im Gespräch bleiben."
Über die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung findet der Seelsorger nur lobende Worte: "Das läuft gut. Und das ist auch ein Stück Herborn, finde ich."
Im Kita-Gebäude in der Mozartstraß;e hat sich in der Zwischenzeit einiges getan: Arbeiter haben weitere Löcher in Zwischendecken geschlagen, um herauszufinden, ob und wo sich da Ratten aufhalten. Die Überraschung: Sowohl hinter einem Abstellraum als auch hinter dem Turnraum sind in Richtung der Mozartstraß;e verborgene Räume zum Vorschein gekommen, nachdem Arbeiter in der vergangenen Woche Durchbrüche in zwei Wände gestemmt hatten. "Da müssen wir aus Platznot schon ein paar Regale in den Flur stellen, und dann taucht da plötzlich so etwas auf", sagt Best.
Wie lange die Kinder und ihre Erzieherinnen noch ins Gemeindehaus und in den Wald ausweichen müssen, steht noch nicht fest. Klar ist allerdings schon jetzt, dass der Kita-Betrieb in absehbarer Zeit in Containern geregelt werden soll.
"Dafür wird gerade ein passender Standort gesucht, der alle Anschlussmöglichkeiten für Wasser, Abwasser und Strom bietet", sagt Best. Es gebe bereits mehrere Vorschläge. Am Freitag gebe es dazu noch einmal ein Gespräch im Rathaus, und dann werde die Entscheidung sicherlich fallen, wie es mit der Kita weitergeht.