13 neue Stolpersteine erinnern in Erfelden an drei Familien
Sie wurden vertrieben oder ermordet, die Mitglieder der Familien Sternfels. Am 25. März verlegt Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine. Insgesamt sind es dann 121 in Riedstadt.
Kerweborsch bei der Erfelder Fastnacht, 1928, mit Ludwig Sternfels (in der Kutsche links) und Peter Melchior (Kutsche vorne rechts).
(Archivfoto: „Verschwundene Nachbarn“ von Angelika Schleindl)
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ERFELDEN - (mam). Sie waren anerkannte Geschäftsleute, Nachbarn oder Schulfreunde. Erst von der Nazi-Ideologie verblendete Menschen sorgten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts dafür, dass die Juden auch in Erfelden verfolgt, zur Flucht getrieben oder gar ermordet wurden. Mit ihrer Synagoge in der heutigen Neugasse bereicherte die jüdische Gemeinde Erfelden bis zur vollständigen Auslöschung das gesellschaftliche Leben.
Am Montag, 25. März, um 15.30 Uhr, werden zum zweiten Mal Stolpersteine im Riedstädter Stadtteil verlegt, um an das Schicksal dreier jüdischer Familien zu erinnern, die alle Sternfels heißen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig will 13 Stolpersteine vor drei Häusern in der Wilhelm-Leuschner-Straße verlegen. Die Riedstädter Projektgruppe hat die Lebensschicksale der „verschwundenen Nachbarn“ recherchiert.
Bereits im Oktober 2018 waren in dem Stadtteil neun Steine verlegt worden. Insgesamt wird es dann in Riedstadt 121 Gedenksteine geben, erläutert der städtische Pressesprecher Rainer Fröhlich. Mit einer weiteren Gedenksteinverlegung im Herbst werde das im Februar 2014 begonnene Projekt beendet.
In der Wilhelm-Leuschner-Straße 18 betrieb Julius Sternfels ein Geschäft für Manufakturwaren. 1899 heiratete er Frieda Bruchfeld aus Crumstadt und bekam mit ihr zwei Söhne, Siegfried und Ludwig. Durch den Boykott von jüdischen Geschäften musste Julius Sternfels Mitte 1936 sein Geschäft aufgeben. Er verkaufte alles zu Schleuderpreisen und zog nach Frankfurt.
Siegfried starb früh. Ludwig stieg 1924 in das Geschäft seines Vaters in Erfelden ein. 1932 heiratete er Elisabeth Theresia Levi aus Haßloch in der Pfalz. Das Paar zog nach Haßloch, wo Tochter Luci geboren wurde. Am 7. Oktober 1936 gelang der jungen Familie die Flucht über Genua mit dem Dampfer Dunlio nach Kapstadt. Die Familie wohnte in Johannesburg und Ludwig eröffnete dort 1940 ein eigenes Geschäft. Doch erst nach 1945 verbesserten sich seine finanziellen Verhältnisse. Die Eltern Julius und Frieda flüchteten ebenfalls und lebten bis zu ihrem Tod in Johannesburg.
August Sternfels, der in der Wilhelm-Leuschner-Straße 40 wohnte, wurde dagegen am 10. November 1938 bei der Reichspogromnacht inhaftiert und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. 1942 kam er nach Theresienstadt, wo er am 27. Dezember 1942 ermordet wurde. Seine Frau Helene, geborene Fuld aus Schaafheim, war schon 1935 gestorben. Den vier überlebenden Kindern Arthur, Selma, Irma und Kary gelang die Flucht nach Amerika. Kary Sternfels, verheiratete Schönfeld, kam Jahre später nach Deutschland zurück und starb mit 101 Jahren in Frankfurt. An der dritten Adresse, Wilhelm-Leuschner-Straße 65, wohnten Abraham Sternfels IV. mit Frau Janette und drei Söhnen.
Die Feierstunde im Hof der Stiftung Soziale Gemeinschaft Riedstadt (Wilhelm-Leuschner-Straße 21) moderiert der Vorsitzende des Fördervereins für Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, Walter Ullrich. Auch Bürgermeister Marcus Kretschmann wird sprechen.